Ich bin nicht qualifiziert.

Wie sich vielleicht schon rumgesprochen hat, bietet OMDS „Check-and-Clean“ nur noch in Portugal an. Also bitte die Kamera nach Coimbra bringen und vorher Termin ausmachen. Wie viele Gerätschaften man da mitbringen darf, habe ich noch nicht in Erfahrung gebracht, aber bei früheren Check & Cleans waren es immer zwei Teile, soweit ich mich erinnern kann.

Wenn man nicht persönlich hinkommen kann, sondern die Kamera einschicken musss, wird die Pauschale fällig. Im Falle der OM-1 624,75. Da wird dann halt alles gemacht. Im Zweifel dann halt nur geputzt. (Warum eigentlich so eine horrende Summe? Das waren die ursprünglichen Herstellungskosten der Kamera. Der Preis muss so hoch sein, dass man auch eine richtig kaputte Kamera einfach austauschen kann.)

Ich habe mir nun gedacht – wenn es OMDS zu teuer ist, einen Techniker alle halbe Jahre mal nach Deutschland zu schicken, damit der ein bisschen putzt, biete ich doch mal an, dass ich das mache. Ich sitze in Rocksdorf ziemlich zentral, hatte jede Kamera der letzten 20 Jahre schon in der Hand, habe alle schon geputzt, weiß, wie man die Kamera auf Schäden testet und Firmware aufspielen kann ich auch. Ich habe sogar die notwendigen Kabel alle da. Und ein Pixelmapping kann ich auch. Also habe ich dem Cheffe in Portugal vorgeschlagen, ich übernehme DACH und fahre zwei mal im Jahr rum und geh putzen. Und wenn ich Schäden finde, schicke ich die Kunden zum Service. Ich hatte das vorher ein paar Leuten erzählt, die fanden das prima.

Die Antwort kam erfreulich prompt:

vielen Dank, dass Sie sich an uns wenden, um uns Ihre Unterstützung bei den OMDS Check and Clean Services anzubieten.

Unsere Strategie und Ausrichtung bei OMDS diktiert jedoch, wann und wo unsere Check and Clean Services besser zu unserem Ansatz und den Kundenbedürfnissen passen.

Unser qualifiziertes Team bringt dann seine eigenen zugelassenen Werkzeuge sowie Ersatzteile mit, um die richtige Qualität der durchgeführten Arbeiten zu gewährleisten. Diese Erfahrung haben wir in den vielen Jahren unserer Tätigkeit in dieser Art von Tätigkeit gesammelt und das kann nicht in wenigen Sitzungen vermittelt werden.

Ich habe dann mal meine Liste bezüglich der Erfahrungen der „Customer Support Specialists“ und Reparateure in Coimbra durchgekuckt. Bei einigen kenne ich das Eintrittsdatum. Durchschnitt: sieben Jahre bei der Firma. Klingt beeindruckend? Das Problem: es sind vier Leute dabei, die richtig alte Hasen sind und die meisten sind Frischlinge. Teilweise Quereinsteiger aus Gastro und Einzelhandel. Da ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, es gibt keinen Studiengang „Olys reparieren“.

Aber – hier geht es um Sensorputzen, Kamera testen und Staub abfeudeln. Dazu braucht es kein „zugelassenes Spezialwerkzeug“ oder Ersatzteile. Canon- und Nikonbesitzer haben das jede Woche einmal gemacht.

Ich habe 2010 -das ist jetzt 13 Jahre her – ganz ohne „zugelassenes Werkzeug“ mein auseinandergefallenes Fisheye wieder geflickt. Hier gibt’s ein Foto davon. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub habe ich das geflickte Objektiv zu Olympus geschickt, sie sollten es reparieren. Ich dachte mir, die tauschen sicher das von mir notdürftig gelötete Flachbandkabel aus. Da das Objektiv nach der Rückkunft genauso funktionierte wie vorher, habe ich es die letzten 13 Jahre eben verwendet. Heute habe ich mal das Bajonett abgeschraubt – und siehe da. Das Flachbandkabel hat immer noch die Überbrückungen, die ich seinerzeit in Kandersteg reingelötet habe. Die haben seinerzeit einfach die drei fehlenden Schrauben am Bajonett reingeschraubt, das Objektiv wieder eingepackt und mir geschickt. Ende der Geschichte.

Wahrscheinlich fehlt innen drin immer noch die eine Schraube, die ich seinerzeit nicht reingeschraubt habe, damit ich ausreichend Schrauben für das Bajonett hatte.

Aber nein, ich bin nicht qualifiziert, ein Objektiv außen zu putzen oder einen Sensor zu putzen. Verstehe ich.

Übrigens: es wird ja immer behauptet, dass Olympus bei einer Sensorreinigung immer auch den Klebestreifen austauscht, der unten im Kameraboden liegt und den Staub vom Sensor aufnimmt. Nur – wenn man sich die ganzen Schnittbilder der Kameras ankuckt – da kann gar nichts durchfallen, da ist nämlich der Verschlussmechanismus. Und davor ist die Lichtfalle. Und habt ihr schon mal jemandem bei Check-and-Clean zugesehen? Konnte man auf der Photokina und in Zingst. Niemand hat da die Kameras zerlegt und die Hauptplatine samt Sensor und Verschluss rausgenommen um diesen mythischen Klebestreifen am Kameraboden auszutauschen. Dann wären nämlich neue Belederungen fällig gewesen. Dieser Klebestreifen war bei den alten DSLRs drin, und da konnte er auch ausgetauscht werden – bei den Systemkameras existiert der gar nicht mehr.

Ich habe zwecks der Gaudi bei meinen Anfragen gebeten, mir dann einen Vorrat an Klebestreifen mitzugeben, damit ich die bei den Kunden austauschen könnte. Ist scheint’s niemand aufgefallen, oder das ist bei denen mittlerweile ein Running Gag wie die Kolbenrückholfeder oder die Gewichte für die Wasserwaage. „Da ist ein Neuer? Den lassen wir mal die Klebestreifen für den SSWF aus dem Lager holen….“

18 Replies to “Ich bin nicht qualifiziert.”

  1. Jetzt weiß ich wo ich kreisförmige Umschläge für Rundschreiben bekommen kann. Die haben bestimmt noch einen Schrank voll im Büromateriallager 😀

    1. Da habe ich doch gleich mal recherchiert – man kriegt tatsächlich runde Briefumschläge, aber verschickt werden müssen sie in eckigen Briefumschlägen, weil die Post sagt, rund geht nicht…… (In den 80ern haben wir öfter mal auf Bierdeckel ne Briefmarke draufgeklebt und verschickt. Damals ging das noch….)

  2. Mal wieder eine richtig “schöne“ Nachricht, Reinhard. Danke! Passt ja irgendwie gerade zur sogenannten “närrischen“ Jahreszeit… Was mich daran beruhigt: Wenn es tatsächlich gar keine Klebestreifen gibt, oder man dort eh nicht dran kommt, brauche ich mir auch keine Gedanken mehr zu machen, wie und wann und wo mein Klebestreifen in der EM1 Mark II mal gewechselt werden sollte… ein echter Beitrag zur Entspannung 😉 Hellau und Alaaf …

  3. sowas kann man sich nicht ausdenken. Ich bringe dann mal meine EM-1.I zum FOLYFOS mit, da kannst du dann der Welt beweisen ob du qualifiziert bist oder nicht. Reicht ne Rohrzange als Spezialwerkzeug?

  4. Eine Sensorreinigung – wenn notwendig – sollte doch wenigstens im Punkt „Sensorprüfung“ der beiden kostenpflichtigen Pro-Serviceverträge enthalten sein. Das wäre mit 99€ bzw 149€ zwar noch teurer als beim Fachhändler Deines Vertrauens, aber zumindest fällt da hoffentlich nicht die Reparatur-Pauschale an.

    https://explore.omsystem.com/de/de/pro-service

    Ich habe aktuell allerdings nicht den Kaufprozess vollständig durchlaufen. Also erstmal ohne Gewähr.

    Viele Grüße
    Frank

    1. Sehr nett ist bei den Wartungsverträgen die Möglichkeit, ein „Darlehen für Kamerareparaturen“ aufnehmen zu können – was ja gut zu den unverschämt teuren Reparaturpauschalen passen würde.
      Gemeint ist wahrscheinlich eine Leihkamera…
      Pro-Service-Nutzer erhalten auch „informative, anregende Newsletter“. Ich sag mal nichts dazu.
      Herzenswunsch: Mögen meine Olys und die OM-1 niemals streiken oder Staub auf dem Sensor haben!

    2. Gekniffen sind natürlich die 5er und 10er-Kunden. Da hier keine Serviceverträge angeboten werden. Für die PEN-F könnte man hingegen mal überlegen, ob man eine Wartung zur Reparaturpauschale in Betracht zieht. Ist halt ein Pokerspiel, wie lange man das hinausschieben will.

      1. Hallo zusammen,
        na ja. Sensorreinigung ist mit den DSLM viel einfacher geworden, als noch bei den DSLR.
        Verschluss immer offen, wenn ausgeschaltet, Sensor viel näher an der Kameraoberfläche. Da muss man nicht durch ein „Nadelöhr“ arbeiten wie bei der DSLR. Angst braucht man wegen der Batterie auch keine mehr haben, dass dann der Verschluss zu macht, weil zu wenig Strom drauf ist.
        Ob man dann lieber wischt, oder wie ich, lieber mit Film arbeitet ist dann eine ganz andere Geschichte.
        Wenn man offenblendig fotografiert, ist es sowieso selten notwendig. Ab Blende 8 muss ich dann schon 1-2x im Jahr ran. Blende 10 …. Da habe ich gelegentlich noch Flecken auf dem Sensor, die ich nicht weg bekomme. Brauche ich aber nie. Bei Tests halt… also stört es mich nicht.

        Schönen Gruß
        Werner

        PS: Bei der E-620 habe ich 2 Stellen, die am Sensor beschädigt sind. Fällt nicht auf, wenn man nicht mit Blende 10 fotografiert. Keine Ahnung, wann und wie die Schadstellen aufgetreten sind. IdR stören sie nicht, jetzt schon gar nicht mehr, seit die Nachfolgerin ihren Dienst angetreten hat. Beim Reinigen rein gefallen ist mir zumindest nie was.

        1. Da ist nicht der Sensor beschädigt, sondern der SSWF. Solche Stellen habe ich bei älteren Kameras schon öfter gesehen. Da gibt’s mehrere Theorien dazu. Die eine sind mit hoher Gewalt ins Gehäuse geschleuderte Sandpartikel. Die andere Theorie ist noch wüster: Diese Glasplatten hatten eine Zeit lang Fertigungsmängel und durch die dauernde Belastung durch die hohen Schwingungsfrequenzen sind eben Teile abgeplatzt. (Da gab’s ein paarmal Stress mit dem Service, weil der genau solche Stellen als Beschädigungen durch den User interpretiert und die Garantie abgelehnt hat.)

    3. Hallo Frank. In der jährlichen Wartung ist nur eine äußerliche Reinigung enthalten. Der SSWF liegt innen. Größtes Problem: Man kann vor Abschluss dieses Servicevertrags die Vertragsbedingungen nicht lesen. Es gibt zwar eine FAQ, die widerspricht sich aber mit der Hauptseite. (In der FAQ ist die OM-5 nicht genannt, in der Hauptseite schon.)
      Der Wartungsvertrag Pro und Elite ist im Endeffekt nur ein kostenpflichtiges Check&Clean. Mehr nicht. Es steht auch nirgendwo, dass Leihgeräte kostenlos wären.
      Da ist natürlich klar, dass die keinerlei Interesse daran haben, dass da jemand in der Gegend rumfährt und Kameras checkt und putzt. Wer interessiert sich denn dann noch für Wartungsverträge, wenn er zweimal im Jahr nen Typen vor der Haustür hat, der das gleiche gratis macht????

  5. Ich frag mich nur, mit welche Ersatzteilen die Techniker anrücken wollen, wenn doch fast alles von den älteren Kameras verschollen ist.
    Vielleicht doch ein Koffer voll mit Ersatzkameras und Objektiven. Dann spart man sich auch den Techniker, weil austauschen kann schnell jemand. Spart außerdem Personalkosten und bringt maximalen Gewinn, wenn man gleich auf Totalschaden kalkuliert. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

  6. Es gibt von Rollei ein Reinigungsset für mft, 12 Swabs und 15 ml Saft für wenig Geld. Ich verwende das und habe keine Probleme bekommen. Wie man es macht: im FolyFos-Archiv nachhören, es war dort Thema. Oder hier nachfragen. So schwierig ist es nicht und dauert auch nicht lange. Spiegellose müssen eher auf den Tisch, weil sie keinen Spiegel als Schutzschild vor dem Sensor haben. FT-ler mit Adapter sind auch im Vorteil, weil der Adapter eine Hürde für Schmutz ist.

    Wenn wirklich etwas schief läuft, hilft die Reparaturpauschale, dann halt nicht nur für Clean sondern auch noch Repair.

    Das die Antwort auf das Cleanangebot so ausgefallen ist, erstaunt mich nicht. Das hätte ja mit Kundenbetreuung zu tun und diesbezüglich wird alles verweigert. Ich denke an Rechnungen aus dem Shop, Updates, fehlerlose Cashbacküberweisungen und FT-Reparaturen. Die ehrlichste Aussage wäre. „Sie können uns Ihr Geld auch so schicken, Sie müssen nicht unbedingt auch noch eine Kamera dafür entgegen nehmen“

  7. Hallo Reinhard, du schreibst „Pixelmapping kann ich auch“. Gibt es da noch mehr als nur die Einstellung im Menü aufrufen? Ich habe bei Langzeitaufnahmen etliche fiese rote und blaue pixel in meinen Bildern. Wenn ich den Eintrag im Menü aufrufe ändert sich daran aber gar nichts…
    Ich dachte durch diesen Check werden diese Pixel „aussortiert“.

    1. Es gibt ein erweitertes Pixelmapping im Servicemenü. Das wird aber dazu verwendet, eventuelle Schäden durch Laser auszublenden. (Das sind Dauerschäden, die ein normales Pixelmapping nicht erwischt.) Deine roten- und blauen Pixel, die erst bei Langzeitbelichtung auftreten, wirst Du am besten durch einen Darkframe los.

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