Wer die Ereignisse des letzten Jahres verfolgt hat, dem ist aufgefallen, dass OMDS in Europa vor allem Rabattaktionen gestartet hat. Cashback, Objektive verschenkt und dergleichen. Das ging so weit, dass man nicht mehr wusste, ob man nun eine Kamera zum Objektiv bekam – oder ein Objektiv zur Kamera. Andererseits war das 150-400 kaum zu kriegen, die Werbung für die E-P7 glänzte durch Abwesenheit, die Produktion des 8-25 wurde schon wieder eingestellt und Akkus für PEN,F, E-M5II und E-M1 sind seit einem Jahr nicht lieferbar. (Die letzte Zusage war „im Januar 2022“ – der ist allerdings bald rum….)

Vermutungen, dass es sich bei den Rabattaktionen um Lagerräumung handelt, wurden im offiziellen „Olympus-Forum“ „moderiert“.

Tatsächlich ist es so, dass OMDS das Lager von Olympus „gratis“ bekommen hat. Natürlich, TANSTAFFL, nichts ist umsonst, aber rein buchhalterisch hat OMDS das Lager für lau gekriegt. Und zwar nicht nur das Ersatzteillager in Portugal, sondern auch das Lager an Fertigprodukten und sogar das Lager an Bauteilen in Vietnam. OMDS ist also in der komfortablen Position, nahezu beliebige Rabatte geben zu können.

Weniger komfortabel ist der Einkauf aufgestellt. OMDS produziert ja so gut wie nichts und muss kaum was einkaufen, weil ja das Meiste schon von Olympus auf Lager gelegt wurde. Wer jemals im Einkauf gearbeitet hat, weiß, was es bedeutet, kein Volumen einkaufen zu können. Gerade wenn Ware knapp ist, bezahlt man mangelndes Volumen sofort mit hohen Preisen, teilweise wird man vom Hersteller an Distributoren verwiesen – was die Preise nochmals anhebt. Während man als Händler eine Steigerung der Einkaufspreise noch verkraften kann, wird das für Hersteller extrem bitter. Die Kalkulation in der Kamerabranche liegt bei x4. Wenn ein Sensor nicht mehr 50 Dollar, sondern 75 Dollar kostet, dann kostet die resultierende Kamera nur deswegen 100 Dollar im VK mehr. Ist eine Kamera für 2999,- kalkuliert (Herstellungskosten 600 Euro) und die Materialkosten steigen nur um 25%, dann liegt der VK auf einmal bei 3600,-. Selbst wenn OMDS die besten Einkäufer Asiens hätte – wenn kein Volumen da ist, gibt’s keine Ware.

Und natürlich hätte OMDS es wissen können. Toyota hat nach Fukushima die Lagerbestände hochgefahren und erntet jetzt. Sie sind jetzt Nummer 1 in Amerika und haben GM nach 70 Jahren Marktführerschaft abgelöst. Auch der Einkauf in Tokio wusste rechtzeitig Bescheid, aber sie haben halt nicht hingehört. Klar, da hätte sich jemand hinstellen müssen und sagen „wir nehmen jetzt Geld in die Hand und ballern uns die Regale voll“. Und im Zweifelsfall halt aushalten, dass sie ihn als durchgeknallt wahrnehmen. Aber die Firmen, in denen sich die Durchgeknallten durchgesetzt haben, die sind jetzt lieferfähig und räumen ab.

Was die beiden Fotos mit OMDS zu tun haben? Nichts. Auf beiden ist es kalt und es hat wenig Wasser und viel Matsch.

Olympus Medical, bei denen noch ausreichend Durchgeknallte im Einkauf sitzen, hat rechtzeitig gebunkert und ist lieferfähig.

Was bleibt also OMDS übrig? Lagerbestände verticken. Fast alles davon ist ja Technik von gestern, also raus damit. Positiver Nebeneffekt: das EBITDA steigt. Da kann man die Betriebswirtschaftler von JIP mit beeindrucken. Dass die Ware dann fehlt, wenn die WOW tatsächlich einschlägt, und auf einmal alle WOW-Kunden sich noch ne 1,2er Linse kaufen wollen – das ist dann ein sogenanntes PAL. Ein Problem Anderer Leute.

Ich habe eine Story von einem Typen gehört, der spontan von einem Bekannten von den Qualitäten des Olympus-Krams überzeugt wurde und, da er buchstäblich Geld ohne Ende hat, mal eben alles gekauft hat, was es gab. Nur das 150-400 bekam er nicht. Gar nicht. Fast ein Jahr nach Vorstellung ist das Objektiv immer noch nicht lieferbar. Ja, ich weiß, dass vor ein paar Wochen drei von den vier Linsenmeistern, die das Objektiv herstellen können, mit Corona ausfielen. Aber dieses Problem ist ja nun nicht erst seit Dezember bekannt. Die Pandemie ist jetzt zwei Jahre alt und dass die Linsenmeister von Olympus irgendwann das Rentenalter erreicht haben ist jetzt auch kein urplötzlich auftauchendes Problem. (Wo wir wieder bei Corona sind. Die Ausbildung einer Intensivschwester dauert fünf Jahre. Seit Jahrzehnten machen die Berufsverbände darauf aufmerksam, dass das so ist, und der Mangel immer heftiger wird und man vielleicht langsam mal was tun sollte. Überraschung – es ist nichts passiert. Ausbildung kostet Geld und senkt das EBITDA…..)

Was fängt man nun als Kunde mit den Infos an? Alles verticken und zu nem anderen Hersteller wechseln? Kann man natürlich machen. Wenn man akzeptiert, dass man Umstellungsverluste hat – und zwar nicht nur finanzieller Art, sondern sich natürlich auch in das neue System einfuchsen muss. Oder Prinzip Hoffnung? Dass die sich schon sortieren werden? Oder dass Olympus den Laden in ein paar Jahren wieder übernimmt, dabei alle Helden entsorgt und wieder anständige Gerätschaften baut?

Im Augenblick macht OMDS Hamburg so weiter wie bisher. Der Facebook-Account läuft „automatisiert“ mit Standard „Call to action“- Posts und die Spezialisten haben es immerhin schon geschafft, die Adresse im FB-Profil auf die Domstraße umzustellen, leider geht der Link, der dahintersteckt, noch auf die Amsinck-Straße. Ist ja auch erst ein Jahr her, dass sie umgezogen sind. Und der Account heißt ja immer noch „Olympus DACH“, wie ich ihn damals, als ich ihn anno 2011 erstellt habe, benannt habe. (Der Kollege, mit dem ich damals da zusammengearbeitet habe, ist nun bei OMDS Key Account Manager EMEA – Europa, naher Osten und Afrika.)

An diesem Notebook ist damals die FB-Seite von Olympus DACH entstanden. Mit USB-WLAN-Stick. Unterwegs von Hamburg. Damals gab’s in der ersten Klasse noch vernünftige, leere Abteile. Mit Bahncard und Spezialpreis auch absolut bezahlbar. Foto vom 16.6.2011.

Also Butter bei die Fische. Was tun? Das nächste halbe Jahr noch mit dem alten Rempel knipsen, auf oly-e bei Wochen- und Monatsthemen zukucken und mitmachen, lernen und das Geld zusammenhalten. Wenn die Wau eher eine Miau-Kamera wird. kann man immer noch wechseln. Wenn man partout will. Oder dann den ganzen gebrauchten mFT-Kram abgreifen, den die Umsteiger loswerden wollen.

12 Replies to “OMDS und Rabatt”

  1. Ich finde, am bequemsten ist es, wenn man eine E-M1II und lauter Top-Pros hat, und dazu, für den Alltag, noch etwas kleineres wie eine E-M5II mit kompakten MFT-Objektiven. Über Wow und andere Hersteller denke ich kein bißchen nach. Das einzige, das mich noch interessiert, ist ein guter Service für die Top-Pros.

  2. Moin,
    ich halte mich schon seit Jahren meistens an letztere Option, also gebrauchten Krempel kaufen.
    Bin damit ganz gut gefahren, und habe zumindest deswegen keine schlaflosen Nächte.
    Nachhaltigkeit statt Wegwerfgesellschaft.

    Der Rest ist ja Business as usual, also seit die BWL’er in den meisten Läden das Ansagen der Richtung übernommen haben. Bleibt einem nur „face it“ wie es im englischen so schön passend heisst.
    Entweder das Spiel mitmachen und die Gewinnertypen fürstlich bezahlen, oder es sein lassen und seine Ruhe haben.

    Verzicht, was ja letzteres auch letztendlich bedeutet, ist aber anscheinend zum Fremdwort geworden in dieser schönen höherschnellerweiter Welt

    Gruß Uwe

    1. Moin,

      so mache ich das mittlerweile auch, gebrauchten Krempel kaufen (und auch verkaufen). Aber bei der aktuellen (gerade beendeten) Rabattaktion konnte ich doch nicht widerstehen, mal etwas Neues zu kaufen. Das 12-45mm f4 war doch mit den 200 € Rabatt ca. 100 € günstiger als ein gutes gebrauchtes. Da bin ich ausnahmsweise mal wieder zum Neukäufer geworden.

      Viele Grüße
      Manfred

  3. Rabattaktionen machen derzeit alle Kamerahersteller zur Genüge. Das scheint mir kein OMDS-spezifisches `problem zu sein. Genauso wenig, wie die mangelnde Lagerhaltung. Auch bei den anderen Kameraherstellern sind viele Produkte – insbesondere die neueren – nicht, oder nur mit langen Wartezeiten lieferbar.

    Das sieht mir mehr nach einem generellen Problem der ganzen Branche aus, als nach einem, das nur bei OMDS vorkommt.

    1. Völlig korrekt. Bei Nikon gibt es etwa 5% Cashback, bei Fuji bis über 10%. Canon liegt etwa im gleichen Level und Sony auch. Bei OMDS betragen die Rabatte bis über 40%. Das ist schon ne andere Hausnummer.

  4. Ich habe persönlich kein Problem damit, daß es zu der Wau-Kamera nach wie vor keine Details gibt, und auch nicht daß die Kamera in diesem Jahr uU nicht in größeren Stückzahlen lieferbar / erhältlich sein wird.

    Was mir mehr Sorgen macht, ob OMDS – so wie aktuell unterwegs sind – überhaupt lebensfähig bleibt. Größere Zweifel daran wären für mich ein Grund, keine deutlich vierstellige Summe mehr in das System zu investieren, und zumindest für Wildlife einen Systemwechsel in Betracht zu ziehen.

  5. Systemwechsel (?) : zumindest das 150-400er ist in meinen Augen ziemlich alternativlos, wenn ich mir die technischen Daten ansehe und wenn ich sehe, was z.B. Nikon da im Bereich Spiegellos für Perspektiven anbietet (preislich, vom Gewicht her, zum Thema Nahgrenze etc.) – daher warte ich notgedrungen einfach weiter.

    Zu den Rabatt-Aktionen: ist nicht repräsentativ, aber (m)ein Händler mit einem Ladengeschäft in einer Universitätsstadt Stadt mit über 300.000 Einwohnern sagt (klagt), dass die Rabattaktionen zum Weihnachtsfest , egal, welcher Mitbewerber, genau eins gebracht haben, nämlich nichts (meine Einkäufe von Objektiven mit Olympus-Schriftzug hat er jetzt mal beiseite gelassen) …

    Grüße M. Lindner

  6. und:
    andere Hersteller machen es auch nicht so toll; denn wenn das (Kameras ohne Spiegel) die neue Rettungs-Strategie sein soll als alleiniger Ausweg aus der Corona-Einbahnstraße, dann sind Zeit-Horizonte bis Oktober 2022, wie sich das Nikon zur Abarbeitung ihrer Vorbestellungen der Z9 so vorstellt, natürlich genauso ein Desaster.
    Mal sehen, wer das wie lange durchhält.

    Grüße M. Lindner

  7. Wenn Reinhard Recht hat, dann kann OMD System eigentlich gar keine gescheiten Produkte mehr herstellen, weil die Einkaufsmarge fehlt und die Geräte zu teuer werden. Da tut sich nichts mehr.

    1. Immer locker bleiben. Viel liegt längst auf Lager und viel ist auch bereits produziert. Es geht immer nur um einzelne Bauteile. Und wenn die dann da sind, kann das Zeug fertig gemacht werden….

  8. Mir geht es mit Olympus/OMDS da so ein bisschen wie mit meiner fast schon lebenslangen Auto-Lieblingsmarke Citroen: einstmals schillernde Exoten mit sensationellem Fahrwerk (DS, CX, XM) gilt die Marke Citroen heute im Konzern als Sparsam-Flügel des Weltkonzerns STELLANTIS. Nachdem wohl auch mein letzter noch verbliebene XM (Baujahr 1996) auf absehbare Zeit nicht mehr zum Leben erweckt werden kann, habe ich mich an meine schönen Zeiten und Reisen mit der Ente erinnert und deren genetischen Enkel Pluriell erstanden (für erfreulich kleines Geld). Damit fahre ich jetzt bescheiden und glücklich über die Lande und vermisse eigentlich nichts… Immerhin auch noch ein Citroen, im Sommer sogar Frischluft-tauglich…
    Durch die kuriose Preis- und Rabattpolitik von OMDS konnte ich vor knapp einem Jahr mit der EM-1 Mk II mir einen lang gehegten Traum erfüllen. Zusammen mit dem 12-100 bin ich damit wahrscheinlich für die nächsten 10 bis 15 Jahre gut aufgestellt, meine Lebenskerze wird ja auch irgendwann mal kleiner leuchten. Was mich im Moment natürlich ganz besonders umtreibt, ist die Frage, wie zuverlässig und schnell der Service noch arbeitet. Denn meine E-M1 Mk II hat ganz offenbar einen massiven Fokusfehler und ist nicht mehr nutzbar. Schön, dass ich noch Garantie habe. Aber es stellt sich eben die Frage, wie die abgewickelt wird. Ich bin wirklich gespannt.
    Wenn Robin Wong auch empfiehlt, kein Fanboy zu sein und keine Fanboys zufüttern, so erkläre ich nach wie vor, dass sich ein bis in die Wolle gefärbter Olympus Fanboy bin (nicht von OMDS) und mir diese innere Verbundenheit auch über das Ende dieser tollen Kameramarke auch über deren Ende hinaus erhalten werde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert