Ab und zu bekomme ich von Fotografen Dinge zugesandt – Kalender, Bücher, Karten, so Zeug mit Fotos drauf halt. Meistens reagiere ich nicht drauf, weil das Paket/Brief mitten in eine Stresssituation reinrutscht und ich gerade irgendwas anderes dringendst erledigen muss.

Aber die Dinge liegen bei mir rum – und werden vom linken Stapel auf den rechten Stapel gelegt und 2022 ist ein neues Jahr und da kann man ja mal versuchen, gute Vorsätze und so….

Letztes Jahr im März habe ich das „Fotoromanzo“ Nummer 1 zugeschickt bekommen. Von „Delta Kapa“ – den mancher aus den verschiedenen Foren kennen dürfte. Es war im März 2021 eine surreale Erfahrung, ein Heft über den Kölner Karneval zu bekommen. Keine Masken, keine Abstände. Wie aus einer anderen Zeit. Limitiert auf 100 Exemplare – meines ist Nummer 80.

Das Heft beinhaltet ausschließlich Streetfotografie. In Schwarz/weiß.

Ich habe schon vor einem Jahr lange in dem Heft geblättert und habe geschwankt zwischen „geiler Fotograf“ und „von allen guten Geistern verlassen.“ Weil er natürlich – is ja Karneval – Menschen in intimen Situationen abgelichtet hat. Und im Vorwort auch deutlich macht, dass er „nichts über die abgebildeten Personen weiß.“ Mithin auch eher keine schriftliche Einwilligung eingeholt hat.

Das Heft wurde nicht verkauft. Es wurde an einige Leute verschickt, die Delta-Kapa bekannt sind. Reproduktion und Weiterverbreitung ist streng verboten. Deswegen kann ich hier auch das Titelbild nicht zeigen. Auf die Tour umgeht er das Problem mit der „Veröffentlichung“. Weil er das Bildmaterial eben der Öffentlichkeit NICHT zugänglich macht.

Es ist ein seltsames Gefühl, Voyeur zu sein und aus dem nächsten De-Facto-Lockdown glückliche Menschen aus einer anderen Zeit zu sehen. Die Fotos sind fast alle von 2018. Und Delta-Kapa blendet den Alkohol nicht aus, verkneift sich aber, abgestürzte Betrunkene zu zeigen. Er hat Respekt vor den Menschen und zeigt die fröhliche, unbeschwerte Seite des Karnevals, ganz ohne Narrenkappen und Prunksitzungen. Ohne sich mit fremden Federn – Karnevalswagen – zu schmücken. Auf der letzten Seite ist ein kleines Bild eines Mannes mit Trump-Maske und einem Schild „Make Carnival great again“. Eine Aufforderung, die ich als Fränkischer-Faschings-Ignorant bis zur Lektüre dieses Heftes ziemlich platt und albern gefunden habe. Aber Delta-Kapa nähert sich dem Kölner Karneval mit so viel Zuneigung und Verständnis, dass ich geneigt bin, der Sache doch etwas abzugewinnen.

Einfach mal ein bisschen auf seiner Seite stöbern…..

Danke für dieses Heft und das Augen öffnen!

Und falls sich jemand wünscht, dass ich zu dem, was er mir schickt, was schreibe, dann brauche ich halt auch eine Genehmigung, was ich davon zeigen kann. Ist ja alles Copyrighted…. Delta-Kapa hat mir in dem Fall nichts geschrieben – aber ich musste einfach meinen Senf dazugeben….

2 Replies to “Fotoromanzo”

  1. Moin Renhard,

    liest sich sehr spannend und macht wirklich Lust auf mehr. Schade, dass es hier keine Veröffentlichung geben wird, aber auch verständlich. Ich konnte den Kölner Karneval zumindest ansatzweise aus eigener Anschauung miterleben, allerdings ohne Kamera. Bei mir haben die Eindrücke damals einen ziemlich bitteren Beigeschmack erzeugt. Wäre spannend zu sehen, wie Delta-Kapa das umsetzt.

    Herzliche Grüße
    Martin

  2. Hallo,
    einen sehr interessanten Link hast du hier eingestellt. Finde es sehr anschaulich, wie „Allerwelts“ Motive gesehen und ohne übertriebene Effekthascherei umgesetzt werden.
    Der Link im Link über warum Berufsfotografen Honorar brauchen… ist lesenswert, das kenne ich aus meinen Bereich auch zur Genüge.
    Gruß Ernst

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