Kennt die noch wer? Hier in der Version „Acadiane“. In den Vierzigern des letzten Jahrhunderts hat Citroen ein damals revolutionäres Auto gebaut. Nicht mit ganz viel PS oder so, sondern praktisch. Ein Fahrzeug, das vier Personen und Gepäck von A nach B bringen sollte. Zuverlässig und reparierbar. Ressourcenschonend. Wegen der französischen Steuergesetzgebung hieß das Ding schlicht „2CV“. Und die deutsche Autopresse, die nur über schneller größer schwerer berichten konnte, hatte für das Auto schnell einen Spottnamen parat: „hässliche Ente“.

Dieses Auto wurde mit kleinen Firmwareupdates bis 1990 verkauft. Mittlerweile kosten 2CV im guten Zustand das Vierfache vom damaligen Neupreis. Obwohl sie millionenfach gebaut wurden. Wer die Geschichte der Firma Citroen kennt, dem fällt auf, dass der 2CV schon bald einen „großen Bruder“ bekam – den Ami 6.

Ein etwas aufgepimpter Sensor – äh – Motor des 2CV, andere Karosserie, In Frankreich verkaufte sich das Auto gut, nicht so gut wie der 2CV, also war nach ein paar Jahren Schluss. Zwischenzeitlich baute Citroen den 2CV zur Kastenente um – vorne 2CV, hinten eine Wellblechkiste. Der erste Hochdachkombi. Die Handwerker waren begeistert. Der nächste Versuch, den 2CV loszuwerden war eben die Dyane. Neues Blech, geringfügig aufgepimpter Motor, Nach ein paar Jahren war dann Schluss, die einzige Version, die überlebte war eben die Acadiane. Bis 1987. Dann war auch das vorbei. Der Citroen Visa sollte die Ente beerben. Erstmal ein aufgepimpter Motor, neue Karosserie – 1988 war das vorbei. 1975 wurde Citroen von Peugeot geschluckt und der neue Besitzer versuchte den Peugeot 104Z mit dem Sensor äh Motor des 2CV auszustatten und als Citroen LN anzupreisen. 1986 war Schluss damit. Der 2CV wurde immer noch gekauft.

Schließlich wurde die Produktion nach Portugal (!) verlagert und die Qualität des Fahrzeugs heruntergefahren. Es wurde verbaut, was rumlag, die Rahmen, die man vorher mit schneller Rostvorsorge gut konservieren konnte, waren nun bereits beim Händler so zusammengerostet, dass kaum noch eine Portugalente den originalen Rahmen hat.

Endlich, 1990, hatte es PSA geschafft, den Ruf der Ente in der Community zu ruinieren und die Proteste zur Einstellung der Produktion hielten sich in ignorierbaren Grenzen. Verschiedene Versuche, vom Image her an die Ente und den DS anzuknüpfen – Pluriel und Cactus – scheiterten. Schließlich entschlossen sich die kümmerlichen Reste von Citroen, die Hydropneumatik über Bord zu werfen und ins „Premium-Segment“ zu wechseln. Man versah die Standardautos mit BlingBling und höherem Preis, klebte „DS“ drauf und versuchte so sein Heil in der Flucht nach vorne. Welches Auto war allerdings das „Brot-und-Butter-Auto“ von Citroen? Der Berlingo. Jawohl – der immer weiterentwickelte Nachfolger der Kastenente. Mittlerweile sind aber auch andere Hersteller auf die Idee gekommen, kurze Autos mit Platz zu entwickeln und Citroen hatte sich ja darauf konzentriert, Bling-Autos im „Premium“-Segment zu bauen.

Seit Frühjahr dieses Jahres gibt es auch PSA nicht mehr. Das ist jetzt alles Fiat. Oder genauer: „Stellantis“.

Warum ich das ausgerechnet heute poste?

Tja…

28 Replies to “Die Dyane”

  1. Hat wohl was mit bestimmten Motoren / Sensoren in neuen Karosserien / Gehäusen zu tun – Stichwort Sensor der E1.2 in der E-P7???
    Fragend der Uwe 😉

      1. …und ich dachte, dass in der PEN-F und der EM-1.2 der gleiche Sensor verbaut wurde…
        Gruß Uwe (der Ende der 80er einens Citroen GSA special fuhr und mit dem OM-System fotografierte)

        1. Der Sensor der M1 hat Phasen-AF-Sensoren, der der PEN-F nicht. Als ich las, dass die P7 nur Phasen-AF hat, war es eigentlich klar.

  2. Ja, lieber Reinhard, da erinnerst Du an lange vergangene Zeiten… Von 1978 bis 2015 habe ich der Marke Citroen mit einem kleinen Zwischenausflug zu BMW die Treue gehalten – „fahren wie Gott in Frankreich“. Du siehst, Fan der legendären Hydropneumatic, ein Alleinstellungsmerkmal an dem sich nur einmal Mercedes Benz versucht hat (Kunden mit Problemen an der Hydraulik wurden konsequent zu Citroen geschickt). Demzufolge habe ich sie fast alle gefahren: GS, GSA, CX, BX, XM, Xantia und C5. Ausflüge auf der Ente, die legendäre Göttin (was für ein Sofa) und leider viel zu selten, den SM (was für ein Geschoß) kamen hinzu.
    Qualitativ der Beste war der Xantia – der hat unseren Sohn dann noch durch das ganze Studium begleitet. Die Hydraulik hatte ihren unumstrittenen Höhepunkt hinsichtlich der Performance im XM – Schweben eben. Und eine Straßenlage, die zu dem Zeitpunkt von keinem anderen Fahrzeug erreicht wurde. Wobei der CX hier hinsichtlich „Schweben“ noch etwas mehr zu bieten hatte – Schimanskis Jagd durch das Maisfeld bleibt wohl auch in Erinnerung (er fuhr das Ding übrigens auch privat).
    Dann kam Peugeot und der PSA-Konzern und der schon fast lächerliche Versuch mit der Marke „DS“ an eine Legende anknüpfen zu wollen… Ohne Hydraulik. Andre Citroen muß in seinem Grab rotiert sein. Nun gut, ich fahre heute Audi A6 allroad mit Luftfederung (und fast 400.000 km auf der Uhr – das ist mir mit einem Citroen nie gelungen) und erinnere mich hin und wieder, wenn ich noch einen CX oder XM sehe, an ein Gefühl von Lebensart, „fahren wie Gott in Frankreich“ eben…
    Und an die legendären Stories, wie auf drei Rädern durch das Parkhaus – die Hydraulik glich das aus und ich hatte eine Kiste Mumm-Sekt gewonnen, ha, war das schön! Und an die Wette, dass man eine Ente nicht auf die Seite legen kann – ich habe es auch nicht geschafft.
    Und daran sehen wir, dass wir alt werden…
    Liebe Grüße in die Runde
    Hans-Joachim

  3. Trefflich das Timing und Specs die echt Spass machen zu lesen.

    Übrigens, hat ja ‚ nichts‘ mit dem Thema zu tun. Meine Pen EPL7 kann sogar Aufstecksucher und biegsamen Aufstecklicht
    LG Thomas

  4. Die Geschichte des Käfers (und auch VWs) ist ja ähnlich gelaufen, nur dass der in Mexiko landete.
    Hauptursache für das Ende werden aber auch die Vorschriften sein, die die 2CV nicht mehr einhalten konnte.

    Luftgekühlte Citroen-Motoren im Visa oder LN – das passte irgendwie nicht zusammen. Klingt wie eine Ente, sieht aber nicht aus wie eine Ente.

    Der Ami erinnert mich an meine Frankreich-Urlaube in der Jugendzeit. Wir waren mehrmals am gleichen Ort mit einer einheimischen Jugend-Clique, und eine Familie hatte den Ami. Unsere befreundete Familie stand eher auf Renault, 5 und 6, wenn ich mich recht erinnere.

    Und wir im Audi, beim ersten Mal war es, glaube ich, sogar ein VW 1500 — der Ami von VW, außen modern, innen Käfer.

    Damals gab’s noch Autos mit Charakter, das muss man heute suchen. Es gibt zwar immer mehr Modelle, aber das sind meist „Me toos“.

  5. Hach ja, nach exakt 199.999 Kilometern (wirklich auf den Kilometer genau, hab noch ein Beweisbild) habe ich meinen C5 mit Hydropneumatik auf den Hof meines Händlers gestellt. Die 200k durfte er voll machen. Einen Ersatz konnte er mir nicht verkaufen, es gab schlicht keinen Kombi mehr. Hätte die dieses Auto weiterentwickelt hätte ich wohl wieder einen genommen. Einen DS7 wollte ich mal Probefahren, da man aber bei PSA der Meinung ist, das DS gaaaaaanz toll ist, darf den mein Händler nicht verkaufen, sondern nur Exklusive Händler. Dort angerufen und um ein Angebot gebeten (einmal alles bitte, Firmenleasing und 20k Kilometer), auf das Angebot warte ich heute noch…

    Naja, jetzt ist es halt ein Audi, auch schick, wenn auch bei weitem nicht so individuell wie mit dem C5. Und die Hydropneumatik mit allen Problem kann man halt nicht ersetzten. Wer schon mal nen fehlerhaften Dämpfer hatte und mit durchlagendem Dämpfer zum Händler gefahren ist weis was ich meine. Spaß macht das nur bedingt 🙂 Aber das Schweben über die Straße war halt schon eine Nummer für sich.

    Erinnere mich trotzdem gerne zurück. Mein Citröen Händler hat übrigens auch ne Ente im Showroom stehen, bewundere ich immer, wenn ich Sachen am Audi zu schrauben habe, das macht er nämlich auch.

  6. Zu: „Warum ich dies heute poste?“

    Weil heute mit der Ankündingung eines neuen Objektivs auch für Olympus ein neuer Abschnitt, ev. eine neue Ära anfängt.

  7. Einfach tolle und charismatische Fahrzeuge.
    Anfang der 80er konnte ich im Studium öfters Ente fahren – ein WG Genosse hatte eine taubenblaue Ente.
    Eine Kastenente oder Dyane kenne ich bislang leider nur von außen!

    Das Thema hat mich mal zu einer Bildersuche verleitet – unglaublich welche Kuriositäten man da findet:
    Nicht vorenthalten will ich Euch die Seite „Dit is De 2pk en AcADIANE pagina“
    http://www.citrobe.org/truckettesned.htm

  8. Mit der Dyane meiner großen Schwester bin ich immer zur Fahrschule gefahren.
    Als ich dann den Autoführerschein hatte, gab es einen abgelegten R4.
    Seitdem kenne ich alle Schrottplätze der Umgebung.

  9. Tausende von Posts, unzählige Aufrufe in Olyforen – dann endlich der offizielle Tag der Auflösung: Von jemandem, der endlich sagen darf, was er schon weiss und immer die aktuellsten Infos und Kommentare liefert, kommt kein Wort zum grossen Tag. Thema ist „Ente“, unglückliche Produkthistorien, am Markt vorbei entwickelte Produkte, schlechte Verkaufszahlen, Rettungsversuche via Blingbling mit Preiserhöhungen, Aufkleber statt Innovation, schon beim Händler schrottige Qualität , Resterampe statt innere Werte, Portugalmisere, ruinierter Ruf, Auflösung der Firma, verschwundener Name. Da war doch mal was, woran erinnert mich das bloss?

    Hoffentlich hat das beschriebene Watscheltier nicht zu viel gemein mit dem ehemaligen Götterberg. Nur – wo bleibt die Kamera, die man doch ankündigte, sie haben zu wollen? (Oder täuscht mich die Erinnerung?) Was soll ein Objektiv, das von einem seit langem erhältlichen Konkurrenten in fast allen Bereichen übertroffen wird?

    Wenn alle Olynauten die vorgestellte Kamera (eine Spar-Verschnitt-Pen F) ihren Frauen schenken, dann kommen vielleicht die Zahlen zusammen, die es braucht für eine verbesserte Neuauflage der Pen F.

    1. Lieber Ruedi,
      Sie haben verstanden, was uns der Dichter sagen möchte.

      Lieber Reinhard Wagner,
      haben Sie manchmal das Gefühl, nicht verstanden zu werden?

      Liebe Grüße
      Wilhelm

  10. Mein erster war ein Ami6, ein sehr ungewöhnliches Auto, auch damals, und wahrscheinlich ist mein jetziger, mein letztes Auto, ein DS4,
    HG Frank

  11. Na klar kenne ich die Dyane! Die war mit der ganzen französischen Bande Traum meiner unmotorisierten Jugend; die DS ist bis heute mein Traumwagen, ein Jahrhundert-Auto, einfach göttlich. Nur zum Ami hatte ich damals kein so freundliches Verhältnis, inzwischen läuft der bei mir unter „hübsch häßlich“. Mein erstes Auto wurde dann ein R6, gefolgt von einem R4F6 lang (mit einer unglaublichen Erosdynamik). Dann ein klokachelgrüner Kadett C war das beste Auto was ich je hatte, ein Kadett D das schlechteste. Einen Käfer fand ich nie anziehend, Karman Ghia und Nasenbär ganz nett. Mit geplanter Obsoleszenz in gleich 3 Bereichen am Golf II wurde der hiesige Marktführer für mich zur verbrecherischen Vereinigung, lange vor dem Dieselbetrug (völlig OT, nur der Vollständigkeit wegen).

    Warum ich das poste? Weil ich nicht weiß, warum Olympus für mich so positiv besetzt ist. Wegen früher Prägung jedenfalls nicht, das wäre Yashica. Eine nur für ebay-Fotos und gelegentliche Schnappschüsse unterwegs gekauft Knipse hat mich mit ihren eingeschränkten Möglichkeiten irgendwann so sehr genervt, daß ich einfach keine „Canonikon“ wollte. Jetzt wachse ich aus der E-M5 langsam raus (kein Focus-peaking, mit den piseligen Tasten nicht blind zu bedienen). Von Pana, Sony oder Fuji würde ich mich erbarmungslos trennen, aber an Olympus hängt mein Herz…

    1. …aber an Olympus hängt mein Herz…

      Tja, das ist es wohl. Zu den geschilderten Zeiten lagen in den Citronen auf dem Rücksitz oder griffbereit auf dem Beifahresitz eine OM 1n respektive später eine OM 4. Manchmal nehme ich die alten Schätzchen, die mich gut 30 Jahre fotografisch begleitet haben, aus der Vitrine und freue mich über das Handling. Heute kann eine Kamera nach sechs Jahren nicht mehr repariert werden…
      Viele Grüße
      Hans-Joachim

      1. Ja, vor meinem geistigen Auge tauchen OM-fragmichnicht auf. Keine Ahnung woher… Aus meinem persönlichem Umfeld jedenfalls nicht. Werbeanzeigen vielleicht, oder waren die mal in Filmen zu sehen?

  12. Hallo Reinhard,

    ich bin genügend Enten gefahren: Fast immer abgestellte Fahrzeuge, welche wirtschaftlich tot waren. Das extrem simple Baukasten-System hat mir als (nicht gesponserter!) Schüler schon diesen Wagen ermöglicht. Eine einzige Dyane war dazwischen – nie wieder. Während es z.B. beim 2CV rechts und links je sieben Kotflügel-Schrauben gelöst werden mussten um den gesamten Vorderbau zur Seite zu stellen, waren es bei der Dyane 20 Karossierschrauben allein für jeden Kotflügel. Und die Remontage war nicht fehlertolerant. Daher: Das Original schlägt das „Upgrade“.

    Beste Grüße,
    Andreas

  13. Ich bin nicht die Zielgruppe für die Kamera.
    Die einzige Kamera, die bei mir ohne Sucher eine Chance hätte wäre eine E-PM3 (Die nicht größer als die E-PM2 ist).
    Bei dieser fände ich die Features mit den Farbprofilen (aka PEN F lite) sogar ziemlich cool.

  14. Schöne Bilder – schöne Erinnerungen…. hatte mir 1981 für 500 DMark eine alte ausgelutschte Ente zugelegt. Herrlich, dieses Fahrgefühl. Seitenfenster leicht ausgeklappt, Ellenbogen lässig zwischen Türrahmen und aufliegendem Fenster gelegt…. Meine hatte sogar einen Drehzahlmesser…. Bei einer ersten Überlandfahrt von München nach Essen ist mir unterwegs das Textildach weggeflogen…. das neue Dach kostet etwa genauso viel wie ich vorher für das ganze Auto bezahlt hatte…. Mein Freund hatte eine Kastenente … innen mit spartanischer, aber vollzähliger „Wohn-/Schlaf-Einrichtung“, hinten drauf ein Aufkleber „Falls das Fahrzeug anfängt, sich urplötzlich in rhythmische Schwingungen zu begeben, bitte weitergehen und NICHT HINEINSCHAUEN“… So waren damals die locker-liebenswerten Zeiten. Mit meiner damaligen Freundin haben wir in der Ente tolle Urlaubsreisen mit Zelt ans MIttelmeer gemacht und sogar den Col-de-la-Bonette (2.715 M.ü.N.N.) erklommen…. Schöne Zeiten….
    Citroen bin ich bis heute treu geblieben. Meinen vorletzten XM mußte ich leider im Januar 2020 endgültig abstellen. Mein letzter XM steht seit drei Jahren in Starnberg bei einem liebenswerten und absolut fähigen XM-Meister und wartet auf seine Reanimation…. ich gebe die Hoffnung noch nicht auf….
    Danke Reinhard für diese wohligen Assoziationen! Bei Olympus werde ich es wie bei Citroen machen: Ich bewahre und erhalte mir die guten Exemplare aus „alter“ Zeit – und beobachte weniger inspirierende Entwicklungen aus der Ferne – und mit der Gelassenheit des Alters (wir werden ja auch nicht ewig auf diesem Planeten wandeln).

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