150-400 parfokal?

Das 150-400 ist ja nicht ganz billig und es hat eine ganz anständige Zoomrange. Also warum die weiße Röhre nicht als Videoobjektiv nutzen? Wer selber Videos dreht, weiß, wie wichtig parfokale Zooms sind. (Wem der Begriff nichts sagt: Es geht darum, dass der Fokus beim Zoomen nicht verloren geht – Es kommt nicht so gut, wenn man in ein Gesicht zoomt und auf halbem Weg das Gesicht nur noch unscharfe Matsche ist. )

Also habe ich das 150-400 auf meine Hintergrundwand losgelassen und wieder mein Baulineal davorgestellt.

Bei Blende 4,5 wandert der Fokus von 400 bis 150mm langsam nach vorne. Und zwar ziemlich genau um eine Schärfentiefe. Das bedeutet, wenn man beim Beginn des Zooms bei 150mm (!) auf die Augen scharf gestellt hat, so dass die Ohren gerade noch scharf sind, dann wandert der Zoom bis 400mm so weit nach hinten, dass die Ohren gerade nicht mehr scharf sind.

150mm – Das rechte Auge ist scharf, die Haare links sind es nicht mehr.
400mm – das rechte Auge ist nicht mehr scharf, dafür das linke Auge und die Haare links. Auch die Stirnlocken sind aus der Schärfentiefe draußen.

Das Zoom ist also nicht parfokal. Aber wenn man ne Blende abblendet reicht die Schärfentiefe aus, so dass es nicht auffällt. Und wenn man weiß, wo die Schärfe beim Einzoomen hinwandert – nämlich in Richtung Backfokus- dann kann man den Schärfepunkt am Anfang gleich so setzen, dass das 150-400 wie ein parfokales Objektiv nutzbar ist.

Bei den Tests und den folgenden Auswertungen ist mir wieder negativ aufgefallen, dass die Brennweitensensoren der Objektive nicht genau sind. Es gibt 400mm, 378mm und 367mm. Dazwischen nichts. Dass der Zoomring des 150-400 alles andere als leichtgängig ist – OK, das ist eher ein Feature und kein Bug. Aber der MF-Ring macht graue Haare – gerade bei den ultraknappen Schärfentiefen wäre ein längerer Verstellweg – sprich ein feinfühligerer MF – angesagt. Mit MF auf den Punkt scharf stellen ist beim 150-400 was für Fortgeschrittene.

8 Replies to “150-400 parfokal?”

  1. Puh, Reinhard, danke für das Teilen deiner Erfahrungen.
    Das tröstet diejenigen unter uns, denen das gute Stück dann doch zu teuer ist 😉

  2. Nachdem die Fokussierung nur elektronisch übertragen wird sollte es doch kein Problem sein den Fokussierweg per Softwareupdate etwas länger zu gestalten, oder ?

    Lg
    Wolfgang

  3. Hallo Reinhard, das Objektiv ist für mich außer Reichweite. Aber etwas anderes: Hast Du die „Geräte“ im Hintergrund früher tatsächlich genutzt? Das sieht in etwa so aus, wie mein Elektro – und Funkschrank als Jugendlicher vor ca. 50 Jahren.

    1. Ein paar davon habe ich genutzt. Und die, die ich öfter genutzt habe – ne große Wheatstone-Brücke zum Beispiel – die stehen nicht in der Deko. Eigentlich ist das das Zeug, das mein Vater im Laufe seiner Tätigkeit angesammelt hat. Da sind Wehrmachtsröhren dabei, alte Edison-Sammler samt Ladegerät, die abgefahrensten Messinstrumente und zum Beispiel auch alte Wehrmachtskopfhörer. Der hatte Zeug im Keller, was mittlerweile im Fundus des Ohm Polytechnikums ist – das sind Geräte, die aussehen wie ne Mischung aus Drehmomentschlüssel und Baseballschläger, die dienten angeblich zum Abgleich von Mittelwellensendern. Da musste ich beim Prof vorstellig werden – der kannte das auch nur aus der Literatur und hatte das noch nie gesehen.

      1. Und vor der schönen Instrumententafel steht ein großes Objektiv.
        Es hat eine weise Farbe und passend zum musealen Hintergrund antiquarische schwarze Streifen. Das scheint ja ein „spezielles“ Objektiv zu sein…

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