Firmwareupdate E-M1X

Im Winter soll es ein Firmwareupdate für die E-M1X geben. Für die Vögelfotografen. Dann kann man nicht nur Autos, Züge und Flugzeuge erkennen, sondern auch Vögel.

Und schon kommen die Spekulanten, die sagen „das muss auch in die E-M1III eingebaut werden.“

Vielleicht dazu mal ein bisschen Background:

Als die E-M10 mit LiveComposite rauskam wollten alle die Funktion auch in der E-M1. Es hieß „geht derzeit nicht.“ Dann ging es doch. Elektronischer Verschluss ging erst nicht, dann doch. Bracketing ging erst nicht, dann doch.

Und jetzt denken alle, jaja, Olympus wiegelt erst mal ab – und dann bauen sie’s doch ein.

Warum ging anfangs kein LiveComposite mit der E-M1? Weil der Sensor nicht schnell genug war. Die Synchronzeit des elektronischen Verschlusses der E-M1 liegt bei 1/15s. Das bedeutet, die Lücke zwischen den einzelnen LiveComposite-Belichtungen ist deutlich sichtbar. Die Techniker haben gesagt „das schaut Scheiße aus, das geht nicht“. Das Marketing hat gesagt „Das ist egal, macht!“ Also haben sie dann doch gemacht, der Rest ist Geschichte.

LiveComposite

Bei der Nummer mit dem AI-Autofokus liegt es aber anders. Bei der X ist der eine Prozessor überhaupt nur für den AI-Autofokus zuständig. Für nichts anderes. Und wenn der nicht eingebaut ist, kann man so viel Firmware reinkloppen wie geht – es fehlt der Prozessor zum abarbeiten.

Nun heißt es, da ist doch ein Truepic IX drin, in der E-M1III. Jo. Nur ist dieser Truepic IX eigentlich ein Truepic8einhalb. Die E-M1III hat weniger Pufferspeicher als die E-M1II, dafür einen größeren Cachespeicher als die E-M1II. Das ist der wesentliche Unterschied, der für die bessere Performance sorgt. Schnellerer Cache. Das reicht dafür, um grob Live die Sternchen des Sternchenfilters zu berechnen – aber nicht für eine anspruchsvolle Objekterkennung in Echtzeit.

Also, nein, es wird für die E-M1III ziemlich sicher ein Firmwareupdate geben – aber keines mit einem AI-Autofokus. (Und nach meinen Erfahrungen damit, bin ich da auch nicht traurig drüber.)

Das größte Problem im Kamerabau ist längst nicht mehr, irgendwelche Rechenleistung und irgendwelche Pixelmonster reinzuklatschen. Das größte Problem ist die Wärmeentwicklung und der Stromverbrauch. Es gibt ultraschnelle Speicher, und schnelle Prozessoren und schnelle, hochauflösende Sensoren. Könnte man Monsterkameras draus bauen. Wenn man eine Batterie Lüfter und ein Netzkabel reinbaut. Geht aber nicht.

Die X ist die einzige Kamera von Olympus, die wirklich „auf Zuwachs“ gebaut ist. Da ist noch längst nicht alles ausgereizt und da das Gehäuse und die Kühlung eigentlich für eine ganz andere Nummer ausgelegt ist, kann da Olympus noch einiges reinpacken – wenn sie wollen. Der Formfaktor der X könnte also auch für zukünftige, leistungsfähige Technologieträger funktionieren – es ist die Frage ob ein Markt dafür da ist.

Und weil es ja derzeit immer und immer wieder aufgewärmt wird – anscheinend gibt’s derzeit keinen anderen Clickbait – Jaaaa – das hat auch damit zu tun, dass Olympus weiterhin Kameras bauen wird – und welche.

Relaxen ist angesagt….

Ich bin ja nach wie vor hinter den Kulissen unterwegs und versuche rauszukriegen, wie es weitergeht, wo der Laden hinläuft. Im Gegensatz zu den ganzen Gerüchteverbreitern, die am besten leben, wenn sie viele Katastrophen prophezeien um ihre Affiliate-Links zu promoten, bin ich existenziell von der Sache betroffen. Ich habe Hardware im Neuwert eines Mittelklasseautos rumliegen und verdiene einen Teil meines Geldes mit Büchern zu diesen Kameras. Ich weiß, dass ich einen eventuellen Untergang der Marke nicht aufhalten kann – und würde mich natürlich blitzartig umorientieren, wenn da ernsthafte Zweifel auftauchen. Aus diesem Grund ist es für mich essentiell, meine Fühler überall zu haben.

Was ich derzeit höre stimmt mich einerseits optimistisch – weil offensichtlich ein paar Leute, die in Zukunft was zu sagen haben, verstanden haben, was Fotografie ist und was Kameras ausmacht, mit denen man kreativ fotografieren kann. Andererseits werden wir wohl erst mal mit etwas höheren Preisen für diese Traumkameras leben müssen. Kameras, die schon zur Einführung mit Rabatten am Markt verprügelt werden, sind dann wohl Vergangenheit.

28 Replies to “Firmwareupdate E-M1X”

  1. „Kameras, die schon zur Einführung mit Rabatten am Markt verprügelt werden, sind dann wohl Vergangenheit.“
    .
    Das ist jetzt nichts, was mich irgendwie stört. Ganz im Gegenteil…
    .
    jm2c,
    Martin W.

  2. Qualität hat ihren Preis und spätestens auf dem zweiten Blick erkennt man (leider erst) auch den Nutzen den man daraus ziehen kann. Solche Kameras sind auch heute noch keine Wegwerfartikel, sondern langfristige Begleiter (zumindest für den Amateur).

    Was wird in Foren nicht alles gefordert, was das neue Modell mit sich bringen muss. Wenn Du dann aber anmerkst, dass Du Dir auch als Hobbyknipser eher ein solides Werkzeug wünschen würdest, dass auch etwas kosten darf – da man es ja auch länger nutzt – dann gibt es mächtig was auf den Hut.

    Ich hoffe, dass wir Zeiten entgegensehen, wo sich die Konstrukteure nicht mehr so stark von den lauten Rufen einzelner Kunden treiben lassen, sondern wieder die Kamera als Ganzes sehen und weiterentwickeln. Ich hatte noch nie soviel Spaß daran eine Kamera in die Hand zu nehmen wie bei der E-M1X. Auch wenn sie als Klotz, zusammengesetzt aus der Restekiste betitelt wurde. Es hat eine Weile gebraucht, aber man vernimmt nun vermehrt Stimmen, die ihre Qualitäten zu schätzen wissen und sich einen festen Platz im Portfolio wünschen.

    1. „zumindest für den Amateur“ ?!?

      Für den Profi müssen Kameras noch viel mehr „langfristige Begleiter“ sein als für den Amateur.
      Ein Amateur kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten, so viel Geld für sein Hobby ausgeben, wie er will.
      Ein Profi muss rechnen, dass er mit dem Werkzeug auch sein Geld verdient. Alle zwei Jahre ein neues Modell, mindestens zwei Exemplare (damit Haupt- und Backup-Kamera identisch sind), ggf. Hochkant-Griffe, einen Stapel Akkus, Ladegräte, etc. Einarbeitungszeit in das doch leicht veränderte Handling, die neuen Funktionen… Das muss sich rechnen! Und lohnen!

      Nicht ohne Grund fotografiere ich, auch beruflich, nach wie vor mit meinen E-M1 der 1. Generation (ohne MK!). Bis jetzt hat kein Kunde gemeckert, die Bilder kämen ja aus einer „alten“ Kamera. DAS rechnet sich – selbst wenn die allererste E-M1, die ich erworben habe, definitiv keinen Grabbeltisch-Preis hatte…

      jm2c
      Martin W.

      1. Martin, das rechnet sich aber nicht für den Hersteller 🙂
        Der lebt hauptsächlich von den Amateuren, die ihm das Leben durch immer neue Forderungen und Erwartungen schwer machen.

        1. Schon klar: der Massenmarkt muss den Umsatz bringen!

          Mein Statement bezog sich auf meinen Vorschreiber, der die weit verbreitete Irrmeinung äußerte, Amateure wären diejenigen, die ihre Kameras langfristig nutzten…

          Meine Beobachtung ist genau umgekehrt:
          Profis nutzen ihr Equipment zum allergrößten Teil deutlich länger, intensiver und „preisbewusster“, als Amateure, die statt Modelleisenbahn (oder zusätzlich) ihr überschüssiges Geld in fototechnisches Spielzeug anlegen.

          Und deine Aussage bestätigt meine Beobachtung:
          Von den Profis kann die Marke nicht leben, denn den Umsatz bringen die Amateure.
          Andererseits braucht die Firma die Profis für ihr Image…

          😉

  3. Hallo Reinhard,

    ich kann vestehen, dass Funktionen aus technischen Gründen nicht in alle Kameras übertragen werden können. Kannst du mir trotzdem (aus deinem Erfahrungsschatz heraus) sagen, ob der Sternen-Autofokus von der E-M1III in die E-M5 III übertragen werden kann?

    Im Moment nutze ich die E-M1 (vor MII), überlege aber auf eine M5 III zu wechseln. Kleiner, leichter und soweit für mich ausreichend. Allerdings habe ich immer wieder Probleme, Nachts scharf zu stellen (wie letzte Woche für den neowise) und erhoffe mir mit diesem Sternen-Autofokus eine Erleichterung.

    Danke,
    Carsten

    1. Der Sternenautofokus braucht keine sonderliche Rechenleistung. Der macht nichts anderes, als tatsächlich Mikroschritte durchführen, mit Restlichtverstärker aufhellen und fertig. Das könnte prinzipiell auch eine E-M1 – allerdings nicht so gut, weil der Sensor bei extremem LowLight schlechter ist. Aber alle mit dem 20MP-Sensor der E-M1II könnten das.
      Aber eine Kamera zu kaufen, weil sie vielleicht mal ein Update mit einer gewünschten neuen Funktion bekommen könnte – ganz schlechte Idee. Vorläufig ist es so, dass die E-M1 zum Beispiel den Capture-Anschluss hat, den sie der E-M5III weggenommen haben. Also ist die Wahrscheinlichkeit, dass die E-M5III das einzige neue Feature der E-M1III bekommt, ziemlich gering.

      1. Vielen Dank für deine Antwort. Und keine Sorge, nur wegen einem Feature, welches vielleicht mal kommt, werde ich mich nicht für ein Modell entscheiden. Im Moment bin ich mit der E-M1 zufrieden. Die E-M5III lag nur so gut in der Hand. 🙂

    2. Hallo Carsten
      was das Problem der Scharfstellung von Sternen anbelangt (z.B. bei meiner Aufnahme von Neowise im oly-e forum) gehe ich so vor: Objektiv im MF Modus auf unendlich stellen. Das muss erstmal nicht genau stimmen. Nun sind einige Sterne recht gut erkennbar. Schiebe den grünen Rahmen zum Vergrößern so, dass er einen nicht zu hellen Stern enthält und vergrößere z.B. 10 fach. Durch Fokusieren machst du den Sternpunkt möglichst klein. Nah der optimalen Schärfe ändert sich die Farbe des Pünktchens von rötlich auf grünlich (oder umgekehrt). In dem „Moment“ in dem die Farbe „umspringt“ stimmt der Fokus.
      Viel Erfolg.
      LG Lutz

      1. Hallo Lutz,

        den Neowise habe ich auch versucht, abzulichten. Einmal mit dem Oly 75-300 und mit einem 25mm Panasonic. Bei beiden ist die Herausforderung, dass keine Skala vorhanden ist, die mir unendlich anzeigt. Wenn ich dann per Lupe versuche scharf zu stellen, kommt mir die Reaktion im Display immer verzögert vor. Ich drehe so vorsichtig wie möglich und durch die Verzögerung übers vermeintlich scharfe Bild hinaus.

        Da muss ich wohl weiter üben.

        Carsten

        1. LV-Erweiterung An2 – da fährt die Bildwiederholfrequenz des Suchers nach unten. Gewaltig. Abhilfe: Gaaaaaanz langsam drehen.

  4. Back to FW-Update 1X:
    Danke fürs Fühler rausstrecken Reinhard.
    Ein Prozessor ausschließlich für den intelligent Fokus zuständig, wusste ich gar nicht? D.h. Falls man diese Fokusverfolgung deaktiviert hat, nuckelt lediglich eine CPU an immer nur gerade einen speisenden Akku?
    Somit darf man aus Powermanagement/Potenz der 1X durchaus ableiten, dass diese locker für zukünftige Erweiterungen genügend Hubraum unter der Haube hat – also auch noch nach Ende 2020 AF AI etc. FWUpdates? Alles nur begrenzt vom Arbeitsspeicher/Cache?
    Ebenso stünde aber auch einem Starry Sky update nix im Wege – locker verdaubar? Wohlbemerkt in Anlehnung was Oly den künftigen Modellen anvertraut und an Kannibalismus untereinander zulässt… 😉
    Von der haptischen Anmutung, Bildqualität, V6 Zylinder und analogen Bedienbarkeit brauch ich mit meiner PenF nix mehr( die E-M1.1 lauert noch immer stets brav funktionierend im Hintergrund als Backup) – für alle Wetterlagen gerüstet 🙂 Hoch die Tassen und Daumen Oly – ich lausche weiter an Deinen Insights und lass mich überraschen!

      1. Ich habe im letzten Jahr immer wieder was von Firmwareupdates läuten hören, aber es kam nichts. Es kamen immer nur neue Rabattaktionen. Also kurzfristiger Umsatz statt langfristige Kundenbindung. Ich hoffe, das ändert sich im Winter….

  5. @Reinhard: Weißt Du, ob die Prozessoren in den Kameras (oder die Elektronik an sich?) ASICs sind? Gibt es überhaupt eine andere Möglichkeit?

    1. Ob die Truepics nun ASICs oder ASIPs sind, ist IMHO egal – es sind auf jeden Fall keine Standardprozessoren a la AMD Ryzen. Und ich weiß auch nicht, wozu das interessant wäre. Das Betriebssystem der Olys ist ein Linux.
      Aber es ist ziemlich egal, was da drinsteckt. Das ist eine Kamera. Dient zum Knipsen. und im Allgemeinen kann man den ASIP hinter dem Sucher schneller und effektiver umprogrammieren als einen Truepic.

          1. Auf sowas habe ich gewartet.
            Dann erklär mir mal, wozu Du beim Fotografieren wissen musst, welches Betriebsystem in Deiner Knipse werkelt. Und ob der Truepic nun ein ASIC oder ASIP ist. Das müssen Leute wissen, die Firmware programmieren – und die wissen es, die müssen hier nicht nachfragen.
            Diese ganzen „Tekkies“, die sich über Details in der Kamera den Kopf heißdiskutieren, bevorzugt anonym, aber noch nie ein Bild aus ihrer Kamera gezeigt haben, gehen mir schon in Foren auf den Senkel. Brauche ich hier nicht auch noch.

  6. Hallo Reinhard,
    Vogelautofocus ist schön und gut. Was mich aber wesentlich mehr interessieren würde, wäre ein Tieraugenautofocus. Andere Hersteller scheinen den recht gut hinbekommen zu haben, auch ohne 2 Prozessoren in der Kamera. Woran hakt es da bei Olympus?

  7. @Ulrich Prantl —> Kommentar: Vogel-Augen-Fokus
    Wenn Du weißt wie klein Vogelaugen sind und wie klein erst aus der Distanz, würde ich gerne wissen welche Camera das momentan praxistauglich beherrscht. Beispiele bitte!
    Danach kannst Du Deine Frage ev. nochmals präzisieren – Vielen Dank und lieben Gruß, Jo

    1. Pana kann/konnte Hundeaugen erkennen. Schon seit zehn Jahren. Damals hat man vor allem japanische Rassen in die Kamera gespeichert. Das war aber genauso ein Flop wie die Personenerkennung, bei der man Name und Adresse der Person in die Kamera speichern konnte, so dass er beim Knipsen bevorzugt auf den Bürgermeister scharf gestellt hat. Nicht alles, was technologisch möglich ist, ist fotografisch sinnvoll. Keine Ahnung ob das Feature noch in den Kameras drin ist.

    2. Dann schau dir mal die neuen Canon R5 + R6 auf Youtube an. Da scheint das wirklich hervorragend zu funktionieren. Mit einem Prozessor in der Kamera.

      Vielleicht kommt ja noch die grosse Oly-Überraschung zu Weihnachten. Schön wär’s………

      1. Die neuen Canons sind gerade nicht wirklich ein tolles Beispiel für irgendwas Funktionierendes. Im Augenblick scheinen sie vom heißen Wetter deutlich überrascht worden zu sein.

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