Die Krise als Chance

Auf jedem popeligen Motivationskalender steht was drauf, dass man eine Krise als Chance begreifen muss.

Die Corona-Krise ist jetzt in Deutschland drei Monate alt. Und einen Haufen große Unternehmen haben es fertiggebracht, in der Krise ihre Kunden sowas von in die Weichteile zu treten, dass die richtig, richtig sauer geworden sind. Versicherungen, Fluggesellschaften, Autobauer usw….

Aber auch die Kleinen haben es geschafft, sich richtig unbeliebt zu machen. Kneipenwirte haben es fertig gebracht, ihre treuen Kunden, die das „ToGo“-Angebot angenommen haben, mit labbrigen Pommes, zähem Fleisch und Pappdeckelpizza zu Corona-Preisen zu erfreuen. Kamerahersteller steigerten ihre Kundenbindung durch kostenpflichtige Webinare für Leute, die mangels Fachhändler niemanden mehr fragen konnten. Und alternative Medien erhöhten ihre Reichweite durch gequirlte Fäkalien. (Da kommt der Ausdruck „Das stinkt zum Himmel“ her….)

Henne Strand

Aber es gibt auch Leute, die es in der Krise geschafft haben, Kunden an Land zu ziehen. Einer davon ist Henrick Ranch von einer dänischen Ferienhausvermittlung. Als sowas ähnliches wie ein Reiseunternehmer wäre er eigentlich prädestiniert dafür gewesen, um Staatshilfe zu betteln und sein trauriges Schicksal zu beklagen. Nein. Er hat seinen Verteiler verwendet um seine ganzen Kunden – auch die von vor vielen Jahren – über die aktuelle Situation in Dänemark zu informieren. Die Mails waren aktueller als der Spiegel – und nützlicher.

SO geht das. Hilfe in schweren Zeiten. Wenn es dann wieder besser wird, erinnert man sich daran, wer einem aus der Patsche geholfen hat. Oder zumindest man sollte es. Denn sonst läuft man Gefahr, dass man in der nächsten Patsche alleine sitzt.

Corona ist noch längst nicht rum. Und wir sehen jeden Tag, dass eine einzige Party mit einem einzigen Infektiösen ausreicht, um einen ganzen Landkreis zu blockieren. Und bei 150 Infizierten wird einer sterben. Vielleicht der, der die Party veranstaltet hat.

Gänsegeier

In den Krankenhäusern haben die Pfennigfuchser und Profitgeier wieder die Oberhand bekommen. Das Pflegepersonal wird mit unbezahlten Bereitschaftsdiensten on Top auf ihre reguläre Arbeitszeit traktiert und da ja „Notstand“ ist, werden Vergütungen von Springerdiensten gestrichen. HomeOffice für Krankenschwestern wär doch mal was. Die würden sich dann mit Freuden an die Fenster stellen und den Controllern und Vorständen applaudieren, wenn die zur Arbeit gehen.

2 Replies to “Die Krise als Chance”

  1. Dänemark ist ein tolles Land; Menschen; Natur; endlose Sandstrände und Dünen, endlose Craft-Brauereien… nur leider für mich arg weit weg.
    Und bei uns? Hier bekommt das Blaue, das man uns als sanitäres Personal in der Krise vom Himmel versprochen hat, schon massive Kondensstreifen, noch bevor der erste Flieger gestartet ist. Risikozulage, ein bißchen Sonderurlaub, das ganze Geschwafle ist vergessen oder wird solange hinausgeschoben, bis die nächste Krise eine Kompensation an Zeit und Motivationsförderung von vorneherein erstickt. Es ist dumm von mir (denn vermutlich bald einmal werde ich aufgrund von Demografie selber Patient und auf diese Berufsgruppen angewiesen sein), aber ich kann den jungen Leuten derzeit von einer medizinischen Karriere jegliche Richtung nur abraten. Die Belastung wird immer größer (gewiß, auch in den nichtsanitären Berufen), aber das persönliche Risiko in diesen Jobs wird nochmal größer (siehe Infektions-und Sterbezahlen von Pflegern und Ärzten), die Pandemien immer kurzfristiger und die wirtschaftliche Life Balance (entschuldige Anglizismus, wollte nur cool rüberkommen) geht sich aufgrund der langen Ausbildung (und damit verspätetem Pensionsantritt) nicht mehr aus. Ich verstehe nicht, daß diese Entwicklung der Politik nicht klar ist.
    Noch was. Alle derzeitigen Corona-Statistiken zeigen leider nur Schwarzweiß (an der Pen F vorne das kleine Rädchen). Hast recht Reinhard, die Mortalität liegt irgendwo zwischen 0,5 und 1 %, aber es gibt bis jetzt keine populärwissenschaftliche Statistik (und damit verklickerbar dem Boulevard), welche die postinkektiöse Morbidität, also die Defektheilung von geringen bleibenden Beschwerden bis hin zur Invalidität, klar darstellt.
    Von den Infizierten, die symptomatisch werden, landen 15% im Krankenhaus und davon nochmal ein kleiner Teil auf Intensivstation. ABER- von all diesen sogenannten „Genesenen“- heroisch als Überleber gefeiert – ist kaum jemand „gesund“ ausgestiegen, praktisch haben alle irgendeinen Folgeschaden. Ein Kollege aus der Chirurgie ( 50, Marathonläufer, Boston, New York) mit irgendwann ein bißchen Kopf-und Halsschmerzen (immer durchgearbeitet im KH), hat jetzt Luftprobleme an jedem kleinen Hügel; RX Thorax bis jetzt verweigert, weil er weiß, was er sehen würde.
    DIESE Statistik wird interessant und sollte als Fanal auch für die Jugend gelten, diese Krankheit ist unheimlich.

  2. Meine Idee war eine andere -bezieht sich auch einen Zeltplatz und zwar auf einen sehr kleinen in Norwegen der auch wenige kleine Hütten vermietet. Ein Einmann Betrieb, nachdem seine Frau als bisherige Hilfe im vergangenen Jahr sehr schwer erkrankt ist:
    Der Zeltplatzinhaber hatte für mich (für Anfang Mai) eine kleine Hütte reserviert, die außerhalb des Geländes liegt. Dort wollte ich u.a. einige fotografische „Hirngepinste“ versuchen zu realisieren. Durch Corona konnte ich zum einen nicht anreisen – nur mit Bahn, Fähre und Bus. Zum anderen war der Zeltplatz gesperrt und damit die Einnahmequelle für den Betreiber weg. Ich hatte ihn gebeten, mir eine Bankverbindung zu nennen und habe ihm die Miete für die von mir leider nicht genutze Hütte überwiesen.
    Er war sehr dankbar für diese Spritze
    Lutz

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