Olympus macht in Südkorea zu.

Die Meldung war von letzter Woche, und ist im Rahmen von Corona ein bisschen untergegangen. Olympus stellt seinen Imaging-Vertrieb in Südkorea ein und leistet dort auch nur noch bis 2026 Support.

Eine Pressemitteilung von Olympus zu diesem Vorgang gibt es nicht, also habe ich einen Kommentar angefragt und habe dieses hier bekommen:

Wir haben uns entschlossen, uns aus dem südkoreanischen Kameramarkt zurückzuziehen. Der Markt hat sich dort in letzter Zeit stark rückläufig entwickelt. Damit einher geht ein extremer Konkurrenzdruck – nicht zuletzt durch Smartphones. Daher ist aus unserer Sicht eine profitable Weiterführung des Kamerageschäfts in diesem Markt nicht möglich.
Wir setzen weiterhin strukturelle Reformen fort, um sicherzustellen, dass der Imaging-Bereich ein positives Geschäftsergebnis erzielen kann. Hierbei ist es wichtig, für jeden Markt die besten Vertriebs- und Marketingmodelle anzuwenden.
Selbstverständlich werden wir alles tun, um diesen Rückzug für unsere Partner und Kunden so reibungslos wie möglich zu gestalten. Bis 2026 bieten wir auch weiterhin Service und Reparaturen an.
Diese Entscheidung steht nicht im Widerspruch zur Aussage, dass im Rahmen der Konzernstrategie der Imaging-Bereich weiterhin eine wichtige Rolle spielt und dass es keine Bestrebungen gibt, diesen Bereich zu veräußern.

Südkorea ist für die japanischen Firmen gerade ein schwieriges Pflaster, weil die japanische Regierung ein Problem damit hat, seine Rolle während der Besetzung Koreas von 1910 bis 1945 aufzuarbeiten. Es geht dabei vordergründig um die Entschädigung von Zwangsprostituierten Koreanerinnen. Tatsächlich geht es vor allem um wirtschaftliche Interessen – Japan hat die Belieferung von südkoreanischen Handyherstellern mit Rohmaterialien beschränkt. Daraufhin hat Korea Japan von der Liste der bevorzugten Handelspartner gestrichen. Das Thema Zwangsprostitution und der Umgang damit ist natürlich ein toller Aufreger – und so sackt der Verkauf auch von japanischen Fahrzeugen in Südkorea in den Keller. Es geht so weit, dass gegen die japanische Regierung demonstriert wird und Mitarbeiter japanischer Firmen bedroht werden.

Kennt die noch wer? Das ist die Samsung NX-20 von 2012.

Vor diesem nationalistischen Hintergrund muss man sehen, dass davon ausgegangen wird, dass Samsung wieder ins Kamerabusiness zurückkehrt um den zusammengebrochenen Markt der japanischen Hersteller aufzuwischen. Es sind also nicht nur die Smartphones, sondern vor allem der Smartphonehersteller und Platzhirsch, der hier die Aussichten eintrübt.

Während Samsung ja seinerzeit sukzessive sein Kamerageschäft zurückgefahren hatte – begleitet von Dementis – ist das bei Olympus nicht zu befürchten. Gerade der deutschsprachige Markt ist für Olympus extrem wichtig um Sensoren in Stückzahlen absetzen zu können. Ohne das Kamerabusiness sind die notwendigen Stückzahlen für die Medizintechnik nicht zu erreichen. Zudem sind aus der Kameraentwicklung in den letzten Jahren dutzendweise Patente für die Medizintechnik entstanden. Olympus braucht also die Imaging-Sparte.

Aber wenn eben die Stückzahlen in Südkorea zu gering sind, dann muss man das ja nicht unbedingt von den Deutschen subventionieren lassen…

Der Stand von Samsung auf der PK 2012. PK bedeutet Photokina. Eine große Messe, die früher regelmäßig alle zwei Jahre in Köln stattfand…

9 Replies to “Olympus macht in Südkorea zu.”

  1. Ich freue mich jetzt schon auf eine in Japan hergestellte PEN-F III.
    Die Bilder sind dann so scharf wie ein Samurai Schwert.
    Wer braucht noch etwas aus Korea oder China…
    Tradition und Qualität geht nur im Mutterland!

    LG Andreas

      1. Die Fabrik in Vietnam ist mittlerweile etwa ein Jahrzehnt alt. Es geht bei dem Umzug gar nicht so sehr um Kostensparung, denn der Umzug – der längst abgeschlossen ist – hat ziemlich viel Geld gekostet. (Viele Maschinen konnten nicht mitgenommen werden, also wurden sie vor Ort verschrottet.) Es geht vor allem darum, dass in Vietnam das Qualitätslevel höher ist und die Mitarbeiter eine höhere Bindung an die Firma haben – was vor allem im High-Tech-Consumer-Bereich wichtig ist. Seit dem Umzug nach Vietnam sind die Leaks gewaltig zurückgegangen.

  2. Tradition bedeutet nicht an einem Fehlverhalten und sei es auch aus einer vergangenen Zeit begangen, festzuhalten. Die Moral von der Geschicht, Moral haben wir nicht.
    Fast überall zu beobachten. Bevor man Fehler zugibt, läuft man lieber gegen die Wand oder ins verderben. Hier Wirtschaftlich gesehen.
    Sich auf Qualität im Mutterland zu berufen, eine Kopie ist mitunter das bessere Original.
    Global Player sind wir alle.
    Grüße Wolfgang

  3. Für mich schwer zu erfassen, welche Auswirkungen solche Strategien oder Notwendigkeiten in einem globalisierten Markt überhaupt noch haben. Was nicht im Laden präsentiert wird findet keinen Absatz, ist ja nur noch die halbe Geschichte.

    Als interessierter Kunde kann ich heute rund um den Erdball einkaufen und selbst ein Händler könnte zum Importeur werden. Reparaturen und Service könnten über Händler aus den Nachbarländern abgewickelt werden, falls Olympus Japan eine Einsendung/ Rücksendung mit internationaler Garantiekarte nicht durchführen würde/ könnte.

    Ob man sich dann als Kunde mit Produkten aus Japan in Korea auf die Straße traut oder man dabei sein Ansehen einbüßt ist ja wieder eine andere Frage.

    Beste Grüße
    Frank

  4. Lieber Reinhard
    vielen Dank für den für mich sehr aufschlussreichen Bericht. Schön zu wissen, dass Service/Reparatur vorerst gesichert sind – auch wenn dort gelegentlich unverständliche Dinge passieren wie der Tausch eines nur zur Überprüfung hingeschickten FT 55-200 SWD in ein „ungebrauchtes“ in China produziertes Exemplar.
    Viele Grüße
    Lutz.

    1. Die Story in Südkorea hat mit Deutschland exakt nichts zu tun. (Auch wenn in manchen Foren schon wieder Olympusuntergangspropheten unterwegs sind.) Das ist eine sehr spezielle Nummer. Zum Service in Portugal recherchiere ich seit mehreren Wochen, da wird noch was kommen. Aber der Service in Europa bleibt. Und auch der Vertrieb in Europa bleibt. (Auch wenn man manchmal nen anderen Eindruck hat.) Korea ist aus absout nachvollziehbaren Gründen zugemacht worden. Der Absatz von Nissan in Südkorea ist um 60% eingebrochen. Olympus bleibt ja dort, aber vertreibt eben derzeit keine Kameras. Das kann sich ändern, wenn sich die politische Lage ändert, aber derzeit ist es vernünftig.

  5. Ist wahrscheinlich ein weiser Blick in die Glaskugel 🙂 … wenn Samsung Nikon übernimmt, dann ist es die gutbürgerliche Pflicht, in Zukunft mit Samsung Z50 rumzulaufen 🙂

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