Olympus 2004-2008

2004 kam die E-300 raus. Das Brikett. 8 Megapixel. Für 1000 Euro zur damaligen Zeit fast ein Schnäppchen. Für die Kamera gab es sogar einen Batteriegriff, den HLD-3 und Olympus spendierte nach Protesten der User der E-300 mit FW 1.2 nicht nur eine Spiegelvorauslösung (Anti-Schock) sondern auch die auch heute noch in allen Kameras vorhandene Auslösepriorität für S-AF und C-AF getrennt. Die Kamera war ein Achtungserfolg, aber das Design mit dem seitlichen Sucher war vielen doch etwas zu abgefahren.

„Abgefahren“ war auch die Ferrari Digital 2004, eine knallrot lackierte Kompaktknipse mit 3,2 MP und 3-fach Zoom , die beim Einschalten auf dem Display einen Ferrari 2004-F1-Boliden zeigte und einen original Ferrari-Sound abspielte. Auflage 10.000 Stück. Für die Kamera werden mittlerweile bis zu 400 Euro aufgerufen.

2005 dann änderte sich alles – Olympus beschloss, die E-300 mit einem Standardgehäuse zu versehen, leichteres Plastik zu verwenden und das Resultat – die E-500 mit dem 14-45 und dem 40-150 als „Double-Zoom-Kit“ für unter 1000 Euro auf den Markt zu werfen.

Hier ist nicht das 14-45 montiert, sondern das 17,5-45, ein Objektiv, das Olympus am liebsten totschweigen würde, dabei ist es eigentlich gar nicht schlecht. Klein, leicht und selbst mit Offenblende absolut brauchbar. Es wurde nie einzeln verkauft, sondern immer nur als Kitoptik, zuerst eben mit der E-500.

Die E-500 schlug ein und war ein ziemlicher Erfolg. Trotz Plastebody waren die Kameras kaum kaputt zu kriegen. Der Verschluss war gegenüber der E-300 geändert worden und das einzige Problem der Kamera war der CCD, der ab ISO 800 etwas rauschte und nach einigen Jahren Hotpixel bekam. Der Bildprozessor lieferte tolle Farben und mit guten Optiken eine hervorragende Qualität.   Die matt-silberne Variante war dagegen ein Flop. Das „Silber“ sah einfach nach billigem Plastik aus.

2006 kamen zwei Kameras, die Rekorde aufstellten. Einerseits die E-400, damals die kleinste digitale Spiegelreflexkamera der Welt, mit der auch der BLS-1-Akku das Licht der Welt erblickte – der heute noch in den PENs verwendet werden kann. Die Kamera hatte einen 10MP-Sensor drin, damals die hochauflösendste Kamera von Olympus, so dass viele Profis zur E-1 eine E-400 kauften. Da die Kamera richtig, richtig klein war – kaum größer als eine aktuelle PEN – entwickelte Helge Süss einen Handgriff für die Kamera mit oly-e.de -Logo drauf.

Die andere Kamera war die E-330. Die Kamera war die erste voll schnappschusstaugliche DSLR mit LiveView – und ist das bis zur Entwicklung der Sonys mit feststehendem, halbdurchlässigen Spiegel auch geblieben. Sie hatte zwar nur 7,5 Megapixel und auch keinen Kodak-Sensor, sondern einen Panasonic-Sensor, lieferte aber saubere Fotos und war gerade wegen des LiveView und des klappbaren Displays eine Bank. Leider war die Kamera kein Preisbrecher wie die E-500 sondern kostete wieder um die 1000 Euro. In den Zeiten des Megapixelwahns bewerteten viele Kunden dann wohl den Komfort des LiveView geringer als eine höhere Anzahl Megapixel. Da niemand wusste, was man mit LiveView anstellen konnte, war der Kamera nur ein beschränkter Erfolg vergönnt .Nichtsdestotrotz wurde sie die am längsten produzierte Kamera in den letzten Jahren, da sie noch Jahre später für die hauseigenen Mikroskope verwendet wurde.

Hier ist die Kamera mit montiertem 14-45 und ausgeklapptem Display und Blitz.  In meinem ersten Buch, das bei Franzis herauskam, dem E-520-Buch, habe ich ein Foto aus einer E-330 auf Doppelseite ausdrucken lassen. Es war von Pamela Bogorinsky mit einem 14-150 bei 25mm gemacht worden. Selbst kritische Betrachter haben sich bisher noch nicht über zu wenig Megapixel beschwert.

Kurz nach der E-330 kam Panasonic mit der Lumix DMC-1 heraus, die ähnlich aussah, ein ähnliches Innenleben hatte und nur vom Preis her deutlich ambitionierter war. Noch frecher war nur die einzige jemals produzierte FT-Leica, die Digilux 3, die eben nur eine Pana im Leica-Gehäuse war, aber dafür 2500 Euro kosten sollte.

2007 dann kam der lang erwartete Nachfolger der E-1 auf den Markt, die E-3. 10 Megapixel, neuer Sensor, Live View – wenn auch ein etwas umständlicher, Schwenkdisplay und Stabilisator. E-1 User schimpften über die andere Ergonomie – und kauften sie trotzdem. Der Geschwindigkeitsunterschied zur E-1 war allein schon ein Kaufgrund.

Hier ist sie mit Batteriegriff und dem 14-35 f/2, das ebenfalls 2007 herauskam, aber lediglich in winzigen Stückzahlen. Das Objektiv war bereits 2005 angekündigt worden, das bereits fertig entwickelte Objektiv wurde jedoch eingestampft und komplett neu mit einem SWD-Antrieb (Ultraschallantrieb) entwickelt. Neben dem 14-35 kamen in dem Jahr auch das legendäre 12-60 und das 50-200 SWD heraus, beide ebenfalls mit Ultraschallantrieb. In der Folge sanken die Gebrauchtpreise für das 11-22 und das 14-54 ins Bodenlose. Das 14-35 war das letzte Top-Pro-Objektiv, das entwickelt wurde und die beiden SWD-Objektive 12-60 und 50-200 waren die beiden letzten reinen Phasen-AF-Objektive.

Denn im Jahr 2008 kamen zwei Kameras heraus, die ganz unauffällig eine Zeitenwende einleiteten: Die E-420 und die E-520.

Diese beiden Kameras waren die ersten beiden DSLRs mit Kontrast-Autofokus und LiveView. Der LiveView war noch lange nicht so leistungsfähig wie bei der E-330, aber die Sache funktionierte. Die gleichzeitig herausgekommen Objektive 14-42 und 40-150 waren klein, leicht, schnell und leise – das 40-150 sollte später zusammen mit einem Adapter in den Double-Zoom-Kits der PENs verkauft werden, da das mFT-40-150 noch nicht verfügbar war.

Die letzte Innovation, die bis heute nachwirkt, war die E-30. Eine etwas abgespeckte E-3, an die aber der gleiche Handgriff passte und die durch mehr Kunststoff und den Verzicht auf die Wetterfestigkeit leichter und billiger war. Dafür hatte die E-30 etwas Neues, das man bisher noch nicht kannte: ArtFilter.

Auf englisch hießen die ArtFilter seinerzeit: Pop Art, Fantastical Focus (Soft Focus), Day Dream (Blasse Farben), Light Tone (Weiches Licht), Rough Monochrome (Monochrome) und Toy Photo (Lochkamera). Die E-30 wurde seinerzeit von den E-3-Besitzern ausgesprochen skeptisch beäugt, sie hatte einen neuen 12,3MP-Sensor, Kontrast-AF und erstmals eine Basis-Empfindlichkeit von ISO 200, was zur Folge hatte, dass bei ISO 100 die Lichter sehr schnell ausbrannten.

Auch bei den Mikroskopen tat sich noch was:

Das DP71 wurde 2006 vorgestellt. Gekühltes CCD. Konnte hoch auflösende Bilder von floureszierenden Strukturen abbilden. Der CCD hatte eigentlich nur 1,41 Megapixel, die Bilder erreichten aber eine Auflösung von 12,5 Megapixel, weil man den Sensor per Piezo verschob, also mit einem Ultraschallmotor. Der HighRes-Shot der aktuellen Kameras hat also seine Grundlagen beim DP71 von 2006.

War noch was? Ach ja, die Geschichte von Yamada und Mori geht weiter.

Die drei Unternehmen Altis, Humalabo und NEWS CHEF wurden auserkoren um mittels der toxischen Wertpapiere aufgekauft zu werden.  Alle drei waren Startups, Altis recycelte Medizinmüll, Humalabo stellte Gesichtscreme her und NEWS CHEF Mikrowellengeschirr.  Mit etwas Phantasie konnte man das noch in einer Medizin-Company verargumentieren.  Innerhalb eines Jahres wurden drei Viertel der Investition abgeschrieben – nämlich der Wert der toxischen Papiere. Das war damals weiter nichts Besonderes, Startups machten reihenweise pleite und es wurden ganz andere Summen in den Sand gesetzt, man erinnere sich an den deutschen Cargo-Lifter.  Als 2007 die Abrechnungsstandards geändert wurden, beendeten Yamada und Mori die „asiatische Schiene“ und beschränkten sich in ihren Aktivitäten aufs Ausland. Sie hatten Angst, dass die Sache aufflog, so lange sie noch Toxisches im Portfolio hatten.

2004 nahmen die beiden Kontakt mit Axes America auf, die wiederum Kontakt zu Gyrus herstellten, einem englischen Hersteller von Medizintechnik.  Über wilde Konstruktionen auf den Caymans und eine Tochtergesellschaft der Axes wurde das schließlich abgewickelt, auch hier wieder nominell natürlich zu einem grotesk überhöhten Preis. Die Beraterhonorare waren natürlich ebenfalls etwas höher als normal – schließlich sollten die entsprechenden Berater nicht mit ihren Infos an die nächste Zeitung gehen.  Im November 2008 war dann schließlich das Verfahren in trockenen Tüchern, schlussendlich abgeschlossen war die Transaktion dann im März 2010.

6 Replies to “Olympus 2004-2008”

  1. Ich hatte sie alle und habe sie noch. Bekloppt ,nö. Meist weit unter Wert von denen gekauft die immer schnell dss neuste haben wollten.Die Kameras unterscheiden sich und jede hat ein technisches Alleinstellungsmerkmal an der sich andere Firmen abmühten, oder erst gar nicht auf die Idee kamen so etwas zu produzieren. In Zeiten der E-M1 sorgt eine E-4xx immer noch für erstaunen.Alle Kameras werden noch benutzt, mitunter auch von Jugendlichen Anfängern, die lernen dass man auch mit weniger Pixel Bilder machen kann.
    Grüße Wolfgang

  2. Nach zwei kleineren Olympus-Modellen für den Nebenbei-Gebrauch und einer brauchbaren Fuji mit 9 MP war die E-30 mit ihrem klappbaren Display der Grund, Nikon und dem Kleinbildfilm endgültig tschüss zu sagen. Denn Nikon hatte bis dahin immer noch keine Spiegelreflexkamera mit beweglichem Display, ich hatte bei dieser (noch immer) stockkonservativen Firma jede Hoffnung verloren. Die E-30 hatte rückblickend keine so gute AWB wie die Olympus-Kameras heute und neigte zu leichten Farbstichen in Richtung Rosa und Orange. Doch sie lieferte Bilder, die in der sechsspaltigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fünfspaltig gedruckt wurden. Ich bin später auf die super-robuste E-5 umgestiegen. Und nein, liebe Nikon- und Canon-Fotografen: Die beweglichen Displays sind auch bei harten Stößen und heruntergefallenen Kameras nie abgebrochen, sind bis heute ohne Kratzer und brauchten keinen Displayschutz.

  3. Hallo Reinhard,
    ich begann (nach der E-10) im Oktober 2007 mit einer E-510. Die kam m. E. einige Monate/Wochen VOR der E-3 auf den Markt und hatte auch schon Live View.
    Ansonsten eine ganz tolle Artikel-Reihe – warte schon auf die Fortsetzung.

    1. Immer diese genauen Leser.. 😉 Die E-510 kam im Juli raus, die E-3 im November. Aber ich habe die 510 mal locker unter den Tisch fallen lassen, weil die nur ein Jahr verfügbar war. Und sie hatte noch keine RC-Blitzsteuerung und der Live View musste zum Fokussieren mit dem Spiegel klappern. Die 410, die 420 und die 450 habe ich auch nicht erwähnt…

Schreibe einen Kommentar zu Detlef Meinke Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert