HDR und der Elch auf dem Sognefjell…

Wer meinen Blog pen-te.blogspot.com seinerzeit verfolgt hat, weiß, was es mit Borgund auf sich hat. Ich habe seinerzeit dort das erste HDR-Kugelpano des Kircheninneren gemacht – und zwar vor der umfassenden Renovierung. Das war damals ein ziemlicher Aufstand, weil alle Bilder per Hand eingestellt werden mussten und ich gut zwei Stunden in der winzigen Kirche gestanden bin und die Touristen draußen halten musste.  Die Stabkirche in Borgund ist nicht die älteste, und nicht die größte und eigentlich gar keine besondere Stabkirche – aber sie ist die einzige, die unverändert erhalten ist, weil die lokalen Kirchenleute nach dem Mittelalter kein Geld hatten, die Kirche umzubauen. So kriegt die Kirche genau durch die zwei Türen Licht – und durch ein paar winzige Löcher unterm First. Die Kirche ist also zappenduster. Blende 5,6, ISO 100 und 20 Sekunden Belichtungszeit brauchte ich damals. Dass die Kirchen damals so finster waren, war Absicht. Beleuchtet war nur der Altar, die unerleuchteten Laien saßen im Finsteren und durften dem Pfarrer bei geheimnisvollen Handlungen zukucken. So ähnlich wie bei den Schamanen – das waren sie gewohnt. Nach einer halben Stunde war alles rum und das Volk durfte wieder heim. Nach der Reformation änderte sich die Sache grundlegend. Die Gottesdienste dauerten drei Stunden und auf einmal musste man Kirchenbänke einbauen, weil die drei Stunden niemand stehend durchhielt. Nur fing dann die Gemeinde an, im Dunkeln ihr Schläfchen zu halten. Also mussten Fenster in die Kirchen eingebaut werden, damit man die Schnarcher wenigstens sah….

Das oben ist die Stabkirche in LOM. Alles außerhalb der Stützpfeiler ist späteren Datums. Original sind aber die sechs Lichtlöcher oben. In Borgund gibt’s keine Fenster und Anbauten und deshalb: Dunkel. So sieht Borgund von außen aus:

Wie man sieht: Keine Fenster. Und außen werden Stabkirchen geteert. Mit Pinienteer. Schwarz. Wenn eine Stabkirche braun ist, dann ist sie fällig für den Neuanstrich. So alle sieben Jahre. Fotografisch ein Alptraum. Die Innenaufnahme zeigt es: Das Dach ist unterbelichtet und die Bänke fressen bereits aus. Auch Borgund von außen: die Spitze (übrigens KEIN Glockenturm, der steht extra) ist noch von der Sonne beschienen, der Rest ist im Schatten. Dies ist hier ist ein HDR aus der Kamera, ohne ist entweder der Himmel und die Spitze zu hell oder die Kirche selbst ein schwarzer Fleck. Hier noch Lom von außen:

Dies ist die Nordseite, die noch vollständig schwarz ist. Und jetzt kriege ich die Kurve zu Olympus: Die HDR-Funktion, die wir in unseren Kameras haben, hat nämlich mit Borgund zu tun. Mit HDRs aus dieser Kirche habe ich damals Olympus überzeugt, dass so eine HDR-Funktion eine brauchbare Sache wäre. Der Kreis schließt sich also… Während ich im normalen Fotoalltag HDR kaum noch benötige, bin ich hier in Norwegen ohne HDR ziemlich aufgeschmissen. Und das nicht nur in Stabkirchen, sondern auch bei hypermoderner Architektur:

Das hier ist der neue Aufenthaltsraum der Sognefjellhütte, mit dem sie die Lücke zwischen der alten Hütte und dem Bettenhaus geschlossen haben. Bei Sonne besteht der Raum nur aus hellen Flecken und schwarzen Schatten. HDR aus der Kamera hilft…. Falls es übrigens jemand in diese Hütte verschlägt: Das Dinner am Abend ist extrem zu empfehlen. Suppe, Hauptspeise, Dessert, alles vom Allerfeinsten und All-You-Can-Eat. OK, es ist nicht „Erbsen an Weißweinparfait mit Hummerzungen“ oder sowas. Gestern gab’s Lachssuppe mit Knoblauchbrot, Rinderbraten mit Kartoffeln, Brokkoli und Sauce Bernaise und danach Schokokuchen mit Panacotta. Aber das ist einfach extrem lecker. Feinste Zutaten und perfekt zubereitet. Dafür verantwortlich ist der da:

Das ist Juho Nasi, Chef de Cuisine und seit frühester Jugend Orientierungsläufer beim Frühsport auf dem Fjell. Leider nur von hinten. Diese Steinmännchen sind übrigens keine Deko sondern unentbehrliche Orientierungspunkte auf dem Fjell. Ohne geht gar nichts, denn wenn es, wie derzeit, überall bis zu zwei Meter Schnee hat, gibt es nur sporadisch Wege – und wenn man sich versteigt, steht man recht schnell an der entschieden falschen Stelle.

Und da oben gibt es kein sicheres Wetter. Selbst bester Sonnenschein ist gefährlich: Er weicht den Schnee auf und macht aus sicheren, festen Schneefeldern im Handumdrehen bodenlose Sulzmatsche. Wolken sind aber auch nicht so dolle:

Da geht die Sicht innerhalb von Minuten auf Minimum und es wird heftig kalt. Auch wenn es „nur“ 1400 Meter sind – gestern nacht war es deutlich unter Null.
Wir haben auf jeden Fall heute vormittag versucht, auf den lokalen Gletscher zu kommen und haben dann mangels Weg aufgegeben – auf einem der Flecken ohne Schnee habe ich dann mal den Elchgurt samt 35-100 und E-M1 drapiert – damit mein Presse-Elch mal wieder ein Foto kriegt…

Und ja, ich war mit dem großen Besteck unterwegs: 35-100 und 7-14. Ich habe es jetzt lange genug mit 12-50, 8er Fish, 25mm, 75mm versucht – und das war auch absolut OK. Aber die TopPros machen einfach Spaß. Und das 14-35, das noch meistens mit dabei ist, ist halt doch noch eine Klasse für sich…
Na, zum Schluß noch was Tierisches…

Diese Pfosten sind übrigens Markierungspfosten für die Straßenbegrenzung – knapp drei Meter lang. Aber für die Schafe mangels Weidezäunen und Bäumen prima zum Kratzen juckender Stellen geeignet…..

3 Replies to “HDR und der Elch auf dem Sognefjell…”

  1. Frag PAT

    Gibt es eine Möglichkeit, HDR-Sequenzen mit Auslöseverzögerung aufzunehmen?
    Bisher musste ich dazu immer entweder die OI.Share App als Fernauslöser, einen Funkauslöser oder einen Kabelauslöser verwenden.
    Wenn ich mit kleinem Gepäck unterwegs bin, wäre es schön, vor dem Beginn der HDR-Reihe eine Pause zu haben, damit die ersten Bilder nicht verwackelt werden. Meines Wissens geht das weder über Antischock noch über eine Selbstauslöserfunktion.
    Hat Olympus / OMDS das vergessen oder gibt es einen Wagnerschen Zaubertrick? Falls das hier schon mal ein Thema war, bitte ich um Entschuldigung.

    Vielen Dank und einen schönen Tag
    Gregor

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