Brillante Idee

Kennt jemand von euch Jennifer Colucci? Nein? Die ist für die genialen Newsletter von OM-System verantwortlich. Sie ist “Senior Marketing Manager” zuständig für “Global Public Relations”, “Brand Ambassador Recruitment und Admininstration” und “Professional Creative Writing”. Gelernt hat sie Büroautomation in den 90ern. Am “Cittone Institut” , das für 10.000 Dollar etwa ein Jahr lang Sekretärinnen ausbildet. Flow Charts und Bürosoftware. Danach hat sie sechs Jahre für RCN, einem Telekommunikations-Startup, die “Incentives” an die Verkäufer verteilt. RCN ist 2004 pleite gegangen. Danach hat sie kurze Zeit versucht Hummelfiguren und anderen Kitschkram in Amerika an den Mann/Frau /Divers zu bringen. Dann hatte sie einen befristeten Bürojob in der Personalabteilung von Aventis (Aventis war 2004 dann auch schon wieder weg – Fusion mit sanofi) Sie hat noch die Fusion mitgemacht, ist als Sekretärin ins PR-Team gewechselt und ist dann kurz nach der Fusion 2005 zu Olympus America. Dort war sie erst mal ein paar Jahre dafür zuständig, Leihgeräte an Journalisten zu schicken und die positive Berichterstattung sicherzustellen. Das war der Job, den in Hamburg im Allgemeinen der Praktikant/die Praktikantin gemacht hat. Ab 2011 hat sie dann selber Pressemitteilungen geschrieben und die Visionaries betreut.

Ab 2014 war sie dann bei “Olympus Imaging”. Für den sagenhaften Fail bei der E-M1X-Einführung – man erinnere sich an das berühmte Jared-Polin-Video und den folgenden Shitstorm – hat sie vom japanischen Marketingchef den “Global Business Award” bekommen. (Wer das seinerzeit nicht mitbekommen hat: Es ist ein Foto von Jared Polin mit der E-M1X und dem 300 f/4 vor der offiziellen Präsentation im Netz aufgetaucht. Worauf Polin Ärger bekam. Also hat er ein Video gemacht, wo er erklärt hat, wie das ablief: Die ganzen Journalisten bekamen die E-M1X und das Objektiv ohne Erklärungen in die Hand gedrückt und sollten mit der Festbrennweite(!) in einer öffentlich zugänglichen (!) Halle(!) Football (!) fotografieren. Das ging erwartungsgemäß schief – denn 300mm sind für die Halle einfach zu lang. Ist halt blöd, wenn die PR-Tante keinen Plan von Fotografie hat.)

Ab April 2020 war sie dann zuständig unter anderem für “Fan Relations” und hat ein Millionenbudget rausgehauen, hatte eine Abteilung mit drei HiWis und organisierte 30 Markenbotschafter. In der Zeit kamen die E-M10IV, das 12-45 f/4 und das 100-400 raus, das erstmal gaaanz schlecht lieferbar war.

Bei OMDS war sie zuerst Public Relations Manager und Ende 2021 dann Senior Marketing Manager.

Und jetzt leitet sie “das Marketingteam, das für die Umsetzung globaler und regionaler (!) Marketingstrategien verantwortlich ist, mit Schwerpunkt auf Kommunikation, Asset-Produktion, soziale Medien, Sponsoring, Content Marketing, Webdesign, Markenbotschafter und Influencer Initiativen und Marktentwicklung.” Also für alles. Wenn ihr das Marketing von OMDS Scheiße findet – hier ist die Dame, die dafür verantwortlich ist – auf LinkedIn ist sie zu finden.

Und was hat das mit einer brillanten Idee zu tun?

Frau Colucci ist auf die Knalleridee gekommen, die “Lindblad Expedition” – einen Veranstalter von Luxuskreuzfahrten – mit OM-System-Kameras auszustatten. Man kann sich da jetzt an Bord die Knipsen und Objektive ausleihen. Auf LinkedIn hat ein MBA Candidate dazu geschrieben “Brillante Idee! Endlich können die Kreuzfahrer gute Fotos machen, man sieht die immer mit den Smartphones rumstehen.”

Ja. Brillant. Wie bei Polin. Man gebe einem Smartphoneknipser, der keine Ahnung von Blende, Belichtungszeit, Brennweite, ISO, Weißabgleich hat, der genug Kohle in der Portokasse hat, um sich ne Hasselblad um den Hals zu hängen eine Kamera, die neben den Millionärsclubkollegen mit den Nikon und Canon-Boliden wie Spielzeug aussieht. Und erwarte, dass der dann Geschmack an der Knipserei findet und gleich das ganze Portfolio kauft. Ach, diese weiße Tüte ist nicht lieferbar? So ein Pech aber auch.

Aber die Fotografen in Zingst kriegen keine Leihgeräte.

Briliant.

15 Replies to “Brillante Idee”

    1. Jaja, ich hab schon verstanden. Ich dachte, die Spitze gegen die “Wir kommunizieren nur in Englisch” würde verstanden. Ich hab es auf die deutsche Rechtschreibung geändert.

    2. Reinhard, langsam musst du dir den Satire an/aus Schalter angewöhnen. Sonst nehmen die Leute das alles irgendwann ernst.

  1. Hattest Du nicht geschrieben, der US-Chef ist ein sehr intelligenter Mensch?
    Das Szenario, das Du hier beschreibst, passt irgendwie nicht so recht dazu…

  2. Das mit dem goldenen Tor kommt mir bekannt vor, hoffentl. erleidet OMDS nicht das gleiche Schicksal
    Jm2c AndyT

  3. Mal wieder ein geiler Artikel über die Hintergründe bei Olympus/OMDS. Danke.

    “Aber die Fotografen in Zingst kriegen keine Leihgeräte.”

    Dabei scheint Olympus dort beliebt zu sein, z.B. hat der Foto-Verleihservice in Zingst
    mehr Kamera-Modelle von Olympus, als Kamera-Modelle von anderen Firmen (Anzahl
    unabhängig vom Modell ist unbekannt).

    In Zingst gibt es einen fotografischen Schwerpunkt. Abgesehen vom Foto-Verleihservice
    gibt es ja noch das Foto-Festival, eine Foto-Schule und diverse Foto-Ausstellungen.

    Wenn die Frau Colucci nicht verstanden hat, dass man in solche Orten investieren muss,
    dann ist OMDS nicht mehr zu helfen. Warum macht man eigentlich eine Sekretärin fürs
    Marketing zuständig? Ich habe nichts dagegen, dass eine Sekretärin solche Aufgaben
    übernimmt. Wenn sie es kann – why not. Von mir aus kann diese Aufgabe sogar von dem
    OMDS-Hausmeister/Facility Manager übernommen werden – wenn sie wissen wie man es macht.

    Ich frage mich, wie es dazu kam, dass eine Sekretärin diesen Job bekam. Ich meine, es
    gibt Menschen, die Marketing als Beruf erlernen und das ist den Chefs bei Olympus und
    OMDS bewusst. Und anstatt die Marketing-Arbeit einem ausgebildeten Marketing-Menschen zu
    geben, sagt man: Lassen wir diese Arbeit doch von einer Sekretärin machen, die Marketing
    nicht beruflich gelernt hat.

    Vielleicht sollte ich mich auch bei OMDS in der Marketing-Abteilung bewerben.

    P.S.:
    Beim Foto-Festival ist sogar Leica als Marketing-Partner dabei. Wo bleiben Panasonic und OMDS?

    1. RaniT sagte: Warum macht man eigentlich eine Sekretärin fürs Marketing zuständig?
      Da muss man jetzt aufpassen und ggfsl. Deutsch und English auseinanderhalten: Auf English ist Secretary ein(e) Geschäftsführer(in).

      1. Jo – aber ich habe nicht “Secretary” stumpf übersetzt (das da nirgends steht), sondern die Ausbildungsbeschreibung des Instituts gelesen.
        Übrigens: Frau Colucci hat offensichtlich diesen Post gelesen und ihren LinkedIn-Lebenslauf verändert. Auf einmal fängt sie ihre Karriere bei RCN an. Die Ausbildung ist auf einmal weg.

    1. Danke für den Link auf den Artikel. Da wird auch Sarah Moon als Canon- Ambassador genannt. Hier habe ich sie als “überzeugte” Olympus-Benutzerin geknipst: https://pen-and-tell.de/2015/12/hamburg-im-dezember/
      Was man von der ganzen Bäumchen-Wechsle-Dich-Nummer halten soll, kann sich jeder selbst ausmalen. Ich halte das für völligen Bullshit. Wer von den Neukunden weiß, wer Sarah Moon ist? Oder gar Adrian Rohnfelder? Wieviel Fotografen lassen sich von einem Herrn Bitesnich dazu verführen, auf mFT umzusteigen? Ralph Man zeigt auf Insta, wie er mit Fachkameras durch die Gegend rennt. Der hat mal die E-M1 promotet. Einen ganzen Haufen Leute, die für Olympus Werbung gemacht haben, haben, sobald die Kamera abgeschaltet war, mit irgendwas völlig anderem fotografiert. Meistens Kleinbild. Der Knüller ist ja immer noch, dass das Werbefoto der E-M10 mit den Startrails aus einer Nikon war…..

  4. Einfach herrlich Dein Bericht, dazu die Fotospezialistin in London, das erklärt alles, die Frage die ich mir stelle, wer hat die hochspezialisierten Damen eingestellt, gibt es in Japan nicht so eine Sache mit den Fingern, von der Nils immer gesprochen hat.
    Wer sind die Chefs der Mädels, tragen die zu stark getönte Sonnenbrillen, anders kann ich mir die Situation nicht erklären. Wo bleibt Europa, ist das auf einmal kein Markt mehr, auf den man nicht eingehen muß, sollte.
    Die hätten mal das ehemalige Dreigestirn aus Hamburg übernehmen sollen, die kannten sich in Europa aus, die hätten sicherlich auch Global alles auf die Reihe bekommen.
    Gruß Frank

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