Corona im Studio

Ich werde in letzter Zeit öfter mal gefragt, wie das denn nun so mit der Knipserei bei Corona so ist. Die Vorschriften sind da natürlich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern haben derzeit die Hobbyknipser die Nase vorn: die können sich privat mit einem weiteren Haushalt treffen – und was sie da machen, geht niemand was an. Berufsfotografen in Bayern dürfen indoor lediglich Bewerbungsfotos und Passbilder machen. Außer:

  • die Inzidenz liegt unter 50.
  • Die Inzidenz liegt zwischen 50 und 100, dann dürfen sie für vorangemeldete Privatkunden öffnen (click&meet)
  • Sie dürfen im Freien Privatpersonen knipsen so weit es nicht mehr Privatpersonen sind, als sich treffen dürfen wobei der Fotograf nicht mitgezählt wird.
  • Sie dürfen sogar BEIM Kunden in der Privatwohnung knipsen, soweit es da halt nicht mehr Personen sind, als sich treffen dürfen, auch da wird der Fotograf nicht mitgezählt.
  • Berufliche Gruppen dürfen überall fotografiert werden, solange die Personen Abstand einhalten.
  • Professionelle Models dürfen auch im Studio fotografiert werden. Nicht jedoch Hobby-Models.

Im Rest der Republik sollte man sich als Berufsfotograf an die jeweilige Handwerkskammer wenden. Die haben da die aktuellsten Bestimmungen. In den meisten Bundesländern ist das berufliche Fotografieren erlaubt, allerdings muss ein Hygienekonzept vorliegen – entsprechende Konzepte gibt es bei den Handwerkskammern. Und das Konzept muss auch durchgehalten werden. Denn – und hier wird es tricky – wenn sich jemand ansteckt, weil das Konzept eben NICHT funktioniert hat, so ist der Cheffe dafür haftbar. Das kann teuer werden, weil sich dann auch die Berufsgenossenschaft bisweilen einen schlanken Fuß macht.

Kunden/Models sollte man idealerweise gleich beim Betreten der Räumlichkeiten erstmal mit einem Schnelltest versorgen. Einerseits natürlich, um die Anwesenden vor Infektionen zu schützen und andererseits, wenn’ schief geht, könnte einem die Unterlassung des Tests aufs Butterbrot geschmiert werden.

Teil des Konzepts müssen natürlich Abstände, Masken und Lüftung sein. Gerade bei aufwendigen MakeUps kann das schwierig werden, weil da natürlich die Leute über längere Zeit nah aufeinander hocken. Auch hier: wenn’s schiefgeht, gibt’s keine Ausrede. Am Anfang der Pandemie haben Visas oft mit Gesichtsschild gearbeitet: Das dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben, dass das allein lediglich Folklore ist. Eine Visa sollte mittlerweile FFP2-Maske tragen (selbstverständlich OHNE Ventil) UND ein Gesichtsschild oder eine Schutzbrille. Mittlerweile hat sich nämlich rausgestellt, dass auch die Augen Eintrittskanäle für das Virus sind.

In manchen Gegenden muss man solche Konzepte beim Gesundheitsamt zur Genehmigung vorlegen, in anderen müssen die Konzepte nur “vorgelegt werden können”.

Wie sieht das nun bei LiveStreams aus? Nicht anders. Alle vorher testen, Händedesinfektion, Masken tragen, außer eben vor der Kamera, Abstand halten, Lüftung, maximale Anzahl von Personen pro Quadratmeter beachten. Schriftliches Hygienekonzept. Desinfektion.

Mittlerweile sind schon einige geimpft (ja, man glaubt es kaum, aber ich kenne selbst schon nen ganzen Schwung die geimpft sind. ) aber für die gibt es keine Ausnahmeregelung. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine geimpfte Person so schwer Corona kriegt, dass das finanziell bedeutend wird, irgendwo in der Nähe der Wahrscheinlichkeit, dass ein Studioblitz spontan in die Luft fliegt. (Ich hoffe, ihr habt alle eine Haftpflichtversicherung für euren Studiokram.) Wenn man also zwei Personen aus einem Haushalt hat und eine geimpfte Person, dann kann man das Ganze etwas entspannter angehen.

Für alle, die ihr Studio in der Stadt haben: so nett das mit den Öffis ist – aber derzeit ist jeder, der aus nem Bus oder der U-Bahn kommt, potenziell infektiös. Also auch innerhalb des Studios darauf reagieren. Was schwierig ist, weil die Infektiösen vielleicht ultranett sind. Aber trotzdem: Maske, Abstand, Desinfektion.

Wer noch niemanden kennt, der den Mist hatte: das macht keinen Spaß und die britischen Mutanten machen 65% weniger Spaß als gar keinen. Also seid vorsichtig. Auch wenn ihr als Privatleute von den strengen Vorschriften für die Profis nicht betroffen seid. Haltet euch trotzdem dran. Und verzichtet lieber auf die echten Models und übt noch ein paar Wochen mit den Plaste-Models. Denkt auch immer dran: ihr merkt es nicht, wenn ihr es habt. Und wenn ihr es habt, habt ihr vielleicht schon ein Dutzend andere Leute angesteckt.

Und noch ein Hinweis für die “Semiprofis” unter euch, die hin und wieder “mal ne Hochzeit machen” oder mal im Homestudio einen Porträtshoot. Wenn da irgendwas schief geht, hängt ihr. Und bei Corona fragt da niemand danach, ob ihr das nur macht, um eure Ausrüstung zu finanzieren, sondern ihr werdet dann als Profis eingestuft. Denn da geht’s dann ganz schnell um sechsstellige Summen – und die zahlt keine Versicherung gerne. Die augenblickliche Zeit ist nicht günstig dafür, Tricks zu versuchen. Das Virus kann nicht lesen und das Virus lässt sich auch nicht verarschen.

3 Replies to “Corona im Studio”

  1. Humor, trotz der Bitternis, wäre doch gewesen, wenn die “Modells” eine FFP2 Maske tragen täten … 😉

    1. Die drei habe ich schon so oft mit Maske abgelichtet – da hatte ich jetzt keine Lust mehr zu….

  2. Danke für die Erläuterungen.
    Musste mich gerade selber mit dem Thema auseinandersetzen.
    Hygienekonzept beim Ordnungsamt vorgelegt. Abgenickt.

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