Kleingeld ist tödlich

Das war anno 2007/2008 das Thema eines Videowettbewerbs auf der Plattform sevenload.com. Da hat Geldkarte.de ein paar tausend Euro in die Hand genommen und einen Contest gestartet. Ich hatte eine blöde Idee, ne Panasonic DV-Cam, eine E-3, nen grünen Hintergrund, ne Playmobil-Burg und mit meinem Sohn etwas Zeit in den Weihnachtsferien.

Ehrlicherweise war ich absolut nicht der Meinung, irgendeine Gewinnchance zu haben. Es war ein Fun-Projekt um die Ferien rumzukriegen – im Endeffekt genau die gleiche Situation, die wir gerade haben. Zeit totschlagen.

Naja, was passiert: Ersten Preis abgeräumt. Was mir vor allem im Amateurvideo-Forum böse Kommentare eingebracht hat, weil die für ihre Beiträge richtig Aufwand betrieben haben. Eigenen Komponisten für die Hintergrundmusik und nen Abschleppwagen organisiert und so. Und natürlich haben sie mit ihrer Kritik ja auch recht – das Ding ist ja als Beschäftigungstherapie eines zehnjährigen Jungen mit seinem Papa entstanden.

Das Video ist noch 4:3 und ich war damals unglaublich stolz darauf, dass wir immerhin ein halbes Tausend Einzelbilder gemacht haben. Alle mit dem Infrarot-Fernauslöser (was nervig war, weil der Fernauslöser ja nur von vorne ging und man ewig aufpassen musste, dass man nicht im Licht stand. ) Das Ganze wurde im Keller mit ner Blitzanlage gemacht. Die alte Multiblitz hatte bei jedem Blitz nen Sound, dass man dachte, jetzt fliegt einem die Blitzröhre um die Ohren.

Ein echtes Problem waren die Bewegtbilder. Die wurden mit der Panasonic DV-Cam gedreht, die ja mit dem Blitzlicht nichts anfangen konnte und mit dem Einstelllicht gedreht werden musste. Schlechtere Dynamik, andere Farben. Und das Ganze mit der damaligen Version von Pinnacle geschnitten. Immerhin konnte das schon Greenscreen, so dass ich die anrückenden Truppen in einen echten fränkischen Steckerleswald verfrachten konnte. Heute wäre das mit zwei Olys super easy zu lösen – und man müsste auch die Perspektive nicht zwischen Stop-Motion und Bewegtbild wechseln.

Warum ich den Uralt-Schinken gerade jetzt wieder ausgrabe? Weil das Thema auf einmal brandaktuell ist. In doppelter Hinsicht: Ich versuche mittlerweile aus Rücksicht auf das Kassenpersonal wo möglich bargeldlos zu zahlen – und weil ein solcher Stop-Motion-Streifen unendliche Beschäftigung für Familien unter Hausarrest bietet. Lego oder Playmobil hat doch jeder zu Hause. Ein grünes Tuch für den Hintergrund, ein Stativ, ne Kamera. Und der Rest ist einfach nur blöde Ideen haben und loslegen.

Wir haben seinerzeit als Fingerübungen reihenweise Wikingerüberfälle inszeniert. Das Problem war, die Wikinger echt wirkend von den Pferden fallen zu lassen. Tip von Andy: die Figuren auf Plexi-Platten kleben, dann kann man sie effektvoll zu Boden gleiten lassen.

4 Replies to “Kleingeld ist tödlich”

  1. “Und natürlich haben sie mit ihrer Kritik ja auch recht – das Ding ist ja als Beschäftigungstherapie eines zehnjährigen Jungen mit seinem Papa entstanden.”

    Nee, haben sie nicht. Es kommt doch nicht auf den Aufwand an. Die Idee war/ist Spitze und die Ausführung gelungen. Hab mich köstlich amüsiert. Und das vor 13 Jahren. Das war doch digitaltechnisch die mittlere Bronzezeit. Gratulation zu der Idee und dem Preis.

  2. Herrlich was alles geht, wenn man nur will, natürlich auch kann.
    Groß das kann jeder. Aber mit kleinen Dingen die Leute zum Lachen zu bringen.
    Hier steckt nicht wenig Arbeit im Film und er hat verdammt viel Humor und Witz in der musikalischen Geschichte. Dies fand vermutlich auch das damalige Preisrichter Komitee.
    Die haben sicherlich hinter den verschlossenen Türen gelacht und gedacht…Preiswürdig.
    Mir hat es den Tag gerettet.
    Grüße Wolfgang

  3. Schließe mich meinen Vorrednern an: Die Idee ist witzig und das Ganze toll umgesetzt. Die Filme beim Sandmännchen (Der kleine Seeräuber und der dicke Kapitän) waren auch super und technisch nicht aufwändiger.

  4. Pingback: Corona-Rabatt… – pen-and-tell

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *