Leben prägt. Und während man lebt, lernt man auch. Und umgekehrt. (In UK haben sie gelernt, dass Kippenwerbung auf Bussen eine dumme Idee ist. Auch Londoner sind lernfähig.)
Was habe ich gelernt?
In der Schule hat mir ein Deutschlehrer beigebracht, dass es Dinge gibt, die jemand anderes nichts angehen. Ja, dass es Dinge gibt, die man auch als Lehrer nicht fragen darf. Ein Moment der Erkenntnis, als das Wort Datenschutz noch ziemlich neu war.
Bei der Bundeswehr in Pfreimd hat mir der Oberleutnant den Unterschied zwischen Respekt und Gehorsam beigebracht. Ziemlich schräg, dass man ausgerechnet in der Armee den aufrechten Gang gelehrt bekommt. Scheint aber auch eine Ausnahme gewesen zu sein.
Empathie lernt man im Altenheim und im Sozialdienst. Oder man wird Zyniker. Oder beides.
In meiner Zeit im Verkauf habe ich gelernt, dass die erste Frage immer sein muss „was wollen sie mit dem Teil machen“. Dass man manche Kunden besser zur Konkurrenz schickt – und dass man niemals einem Kunden bewusst Mist verkaufen sollte – man könnte ihm mal privat über den Weg laufen. Und dass Kunden, die mit „Ich hätt da mal a Frach, und zwar möchd ich mich da mal umfassend beraten lassen.“ beginnen, in den wenigsten Fällen mit Kaufabsicht im Laden stehen. Und dass mein rührigster Verkäufer am wenigsten Ahnung von Computern hatte. Aber dass die Kunden, die immer wieder kamen und die zuverlässige Basis des Umsatzes lieferten, die waren, die auf Kompetenz Wert legten.
Und dass man mit der Simulation von Kompetenz sehr weit kommt. Bis einem einer über den Weg läuft, der dann doch weiß, wovon ich keine Ahnung habe.
1993 habe ich meinen Verlag gegründet, der mittlerweile 27 Jahre auf dem Buckel hat. In den ersten Jahren habe ich neben der Verlagsgeschichte noch Datenbanken programmiert und war auch mal eineinhalb Jahre im EDV-Support einer Versicherung, denen ich ein Helpdesk-System geschrieben habe. Ich habe Novell- und Linux-Netzwerke aufgebaut, eine lokale Verlagsauslieferung angeschoben, hatte mit Filemaker Deutschland einen Stand auf der Systems in München und einen ganzen Schwung Lokalliteratur auf den Markt gebracht. Und mit der Jahr 2000-Umstellung habe ich richtig Umsatz gemacht, weil eine Versicherung haarklein von jeder noch so kleinen EDV-Komponente wissen wollte, ob sie Jahr-2000-fähig sein. Inklusive Mäusen und Tastaturen.
Was habe ich gelernt? Dass das beste Buch ohne Vertriebsstruktur nicht an den Leser zu bringen ist. Dass Lösungen, die die Grenzen eines Systems ausreizen, eine dumme Idee sind – weil die Grenzen nach dem nächsten Update eventuell woanders laufen. Und dass es nichts hilft, mit den Chefs eines internationalen Konzerns auf einer Messe zu stehen. Ein aufrechter Gang gibt da zwar hundert Haltungspunkte aber Null Punkte auf dem Konto. Und Recht behalten wird auch nicht bezahlt.
So weit war alles in bester Ordnung, Kleinverleger, Netzwerke, Datenbanken, drei Angestellte, feste Kundschaft. Dann kam der Herbst 1999.
Und ich habe in meiner Zeit beim Fernsehen (HINTER der Kamera bzw. de facto hinter dem Mikrofon…) gelernt, was ein guter „Cliffhanger“ ist…
Dein letzter Absatz ist einer!
😉
Bin auch gespannt …
Warte auf die Fortsetzung…
HG Jürgen