Neben der VEB Kino+Film gab es in der DDR noch einige andere Betriebe, zum Beispiel den Braunkohletagebau in Berzdorf, der im Wesentlichen das Kraftwerk Hagenwerder mit Kohle versorgt hat. Den Tagebau gibt’s nicht mehr, der wurde 1997 eingestellt – ansonsten hätten sie noch bis 2013 weiter Kohle fördern können.
Ein Braunkohlebagger des Tagebaus, der 1452, steht noch rum und wird als Touristenattraktion genutzt. Man kann sich das 2000-Tonnen-Trumm ansehen und auch bis in eine Höhe von 24m hochklettern. Der 1452, Baujahr 1961, war keineswegs der größte Braunkohlebagger in Berzdorf, er ist halt der Einzige, der nicht demontiert wurde und rein mechanisch bis heute noch funktionsfähig ist. Die Führung macht Herr Altmann, der Herr im karierten Hemd, der selbst jahrzehntelang den Bagger geführt hat und eine Fundgrube von Geschichten zum Bagger und zum Braunkohleabbau ist.
Das ist die Kantine im Bagger, inklusive einem Original-DDR-Kühlschrank. Da der Bagger mehr oder weniger Tag und Nacht lief, damit das Kraftwerk versorgt werden konnte, gab es in dem Sinne keine Mittagspause. Man machte sich im Ofen das Essen warm und aß es auf Station – oder warf es weg, wenn man nicht zum Essen kam. Die Kantine war im Bagger selbst, weil man nicht einfach den Bagger verlassen und im Tagebau herumspazieren und in eine externe Kantine gehen konnte.
Die Besucher bekommen „Knitterfreie“ verpasst, die man auch tunlichst nutzen sollte – nicht weil was von oben runterkommt, sondern damit man sich den Kopf nicht an einem der tausend Querträger einrennt.
Die Dimensionen des Geräts sind nicht so ganz ohne – am faszinierendsten ist, dass irgendwer diese Maschine durchblickt, denn irgendwer hat diese ganze Maschine gebaut. Der Bagger steht auf einem Kettenlaufwerk, mit der es sich mit vollen 360 Metern pro Stunde vorwärtsbewegen kann, wenn’s drauf ankommt. Als Kettenfahrzeug kann das Trumm fast auf dem Teller drehen. Und was am faszinierendsten ist: Oben auf dem Fahrwerk sind drei Ausleger montiert, die jeweils 25 Meter nach außen ragen – ohne Abstützung. Wird vorne der Ausleger ausgefahren, fahren automatisch Gewichte am Heckausleger nach außen, damit die ganze Konstruktion nicht umkippt.
So sieht das von hinten aus- das ist der hintere Ausleger des Baggers.
Und das hier ist der Platz des Baggerführers. Damit es etwas eleganter aussieht, hat man einen Stuhl reingebaut und Fenster eingesetzt. Früher gab’s beides nicht. Der Grund ist recht simpel: Die Schichten waren lang, und wer keinen Stuhl hatte, konnte in diesem auch nicht einschlafen. Und die Fenster wurden weggelassen, weil sie durch den dauernden Staub und Dreck vom Bagger sowieso innerhalb kürzester Zeit so verdreckt gewesen wären, dass man nichts mehr gesehen hätte. Also hat’s halt ein bisschen gezogen in der Bude.
Außen um den Koloss waren allerhand andere Fahrzeuge im Einsatz, alles irgendwie Sonderkonstruktionen oder Eigenbauten des Tagebaus. Das hier ist ein „Band- und Gleisrückgerät“ – also ein Dingens, mit dem man Gleise und Förderbänder verlegen konnte. Eigentlich war es ein russischer T55T-Bergepanzer, den man in Eigenarbeit ein bisschen modifiziert hat.
Und zum Schluss noch ein Teil des Leitstandes des alten Tagebaus.
Wer sich für solche King-Size-Technik interessiert, für den ist der Bagger ernsthaft eine Fahrt wert – und Herr Altmann, auch bekannt als „Der kleine Willi“, ist eine unerschöpfliche Quelle von Geschichten rund um den Tagebau und die Kohleverstromung.
Kamera einstellen auf partielle Farben…… Wir hatten graues Wetter, da habe ich dann mit Dramatic Tone experimentiert, bei gutem Wetter sieht das natürlich anders aus – und da gibt’s dann auch tolle Motive und Aussicht vom Bagger aus auf den See und die Lausitz.