Frag PAT: Polarlichter

Ja, es ist zu spät, aber die Frage kam erst Sonntag abend rein. Wie stellt man auf die Polarlichter scharf, wenn man keinen Star-AF hat? Und am Samstag kamen die Fragen „LiveTime“ oder „Weißabgleich“?

  • Scharf stellen ohne Star-AF?

Umstellen auf MF, Sucherlupe anwerfen, gaanz langsam auf einen Stern scharf stellen, bis der so klein wie möglich ist. Nicht mehr ans Objektiv fassen. Auslösen. Wenn man wegen der Warterei die Kamera zwischendrin ausschalten will, den Parameter „Objektiv rücksetzen“ abschalten.

Noch besser: nicht auf die Sterne scharf stellen, sondern auf Lichter am Horizont. Es kann nämlich passieren, dass die Sterne knackescharf sind, aber der Vordergrund unscharf. Das sieht doof aus. Der Grund? Viele Objektive können „hinter unendlich“ stellen. Da können die Sterne noch scharf sein, aber im Vordergrund ist nichts mehr scharf. Also vielleicht mal den Schärfetieferechner anwerfen und für das geplante Objektiv die Offenblenden-Hyperfokaldistanzen berechnen.

Wenn man StarAF hat, den unbedingt auf „Genauigkeit“, nicht auf „Geschwindigkeit“ stellen. Geschwindigkeit ist für Freihand-Aufnahmen. Vom Stativ nur „Genauigkeit“.

  • LiveTime?

Jein. Beim Warten auf die Polarlichter kann man mit LiveTime die Belichtungszeit checken. Aber meistens sind es dann doch zwischen 8 und 13 s. Zwischen ISO 400 und ISO 800 bei Blende 2,8. Aber kommt wie immer auf die Helligkeit des Polarlichtes an. Ideal ist es, wenn man zwei Kameras am Start hat, die man abwechselnd auslöst, so dass eine gerade immer den Darkframe macht, während die andere auslöst. Stabiles Stativ und guter Untergrund ist natürlich Pflicht. Ich habe mal von einem Fotografen ein Bild bekommen, bei dem der nicht wusste, warum das unscharf ist – er hatte sein Objektiv in den Schnee gestellt – der hat nachgegeben. Sand ist auch verdächtig.

  • Weißabgleich?

Weißabgleich Auto oder Tageslichtweißabgleich ist meistens passend. Wenn man in Richtung 3000K geht, wird es sehr blau und die Farben verschwinden:

Das hier sind 4400Kelvin. Farbenfroher wird es mit 6500 Kelvin:

Aber das wird eben auch deutlich rotstichiger. WB Auto wie beim Titelbild ist da also mal gar nicht so verkehrt. Der hat da knapp 5400 Kelvin ermittelt.

9 Replies to “Frag PAT: Polarlichter”

  1. Tja, das mit dem stabilen Untergrund ist so eine Sache. Ich hatte mal Polarlichter vom Schiff aus. Hab dann gleich freihand gemacht 😉
    Vergangenes Wochenende hatte ich leider zu viel Licht rundum.

    1. Meine Polarlichtaufnahmen habe ich 2018 vom ruhig fahrenden Schiff aus gemacht.
      Stativ, 12mm, Blende 2.0 oder 2.2 und ISO1600, Belichtungszeit 2s. Die Aufnahmen sind recht gut geworden.
      Gruß Lutz L.

  2. Darkframe:
    Lässt man der Kamera machen wenn man Zeit hat. Ansonsten kann man ja mit gleicher Belichtungszeit und ISO den Objektivdeckel von Innen Fotografieren, also ein Darkframe machen, wenn Zeit ist. Im OMDs Workspace kann man das z.b bei RAW entwickeln abziehen lassen.

    Die Temperatur sollte natürlich in etwa gleich sein, also Darkframe bei 5 Grad aber vorher 30 Grad fotografieren ist nicht ganz so gut 😉 aber ein paar Grad machen nicht viel aus. Mit dem EXIFToolGUI kann man auch Sensortemperaturen auslesen (gang ganz unten) und wenn ca. die Temperatur passt, Darkframes auch zu einem späteren Zeitpunkt machen, wenn man feststellt da sind zu viele defekte Pixel.

    Scharfstellen:
    Man kann ja auch anderswo am Himmel einen hellen Stern/Planeten oder vielleicht den Mond finden und da mal scharfstellen und dann später sein Bildfeld einstellen.

    Beim Polarlicht am Freitag/Samstag hatte ich aus dem Bauch heraus bei F/2 und ISO1600 5 Sec gewählt. Da war der rote Kanal schon fast gesättigt. Ich lass mir bei Serienbildern wenn es speichert gerne das Histogramm auch anzeigen Dann sieht man es kurz ob sich viel geändert hat.

    Siegfried/Wien

  3. Hallo zusammen, um auf Sterne scharf zu stellen soll einen Bahtinov Maske helfen. Meine ist ganz neu und kam noch nicht zum Einsatz.

    1. Meine Erfahrung mit Bahtinovmasken sind die:

      Beim 800mm Newton und 432 APO ein absolutes muß.

      Bei Brennweiten so 135 bis so 50-60mm fein, aber worst Case geht das auch mit dem manuellen Fokus indem man den den Stern möglichst klein bekommt.

      Bei erweiterter Rotempfindlichkeit durch Modifikation) sieht man dann deutlich den roten Saum um den Stern (der verbaute Filter in unseren OLY-Kameras setzt ja schon ab 550nm eine um bei 650nm nur noch ca 50% bei H-Alpha 33% durchzulassen) und man geht einen Kompromiss ein: Rot mit dem Stern zu vereinigen. Damit ist aber grün und blau noch etwas unscharf.

      Bei Brennweiten <25mm wird es generell schwierig, weil die Sterne schon winzig sind. Da würde der große Mond helfen oder Jupiter mit seinen Monden – wenn man die sieht ist scharf.

      Passende Bahtinovmasken funktionieren wohl aber mit zunehmenden Weitwinkel wird es schnell zu klein. wird man wohl nur bei extrem hellen Sternen sehen. Da habe ich eben keine passende.
      Da spiel ich mich oft mehr als eine Minute was jetzt scharf und was nicht ist ….. Da ist halt der Starry AF ein Segen, aber kontrollieren würde ich es trotzdem. Beim 75mm bin ich manuell besser.

      Wer einen 3D Drucker hat kann sich für sein Objektiv optimale Masken drucken, da gibt es Vorlagenrechner am Internet dazu. Man muß nur recht fein drucken.

      Geritzte/gelaserte mit Plexiglas haben sich zumindest in der Astrofotografie nicht bewährt – leider: Die wären ja recht hell. Aber entweder bekommen wir die Präzision nicht hin oder es hat sonst wie Effekte, die wir nicht berücksichtigt haben/wissen. Die Bilder sind jedenfalls unscharf….

      Siegfried

  4. Ich habe am letzten WE auch Polarlicht über dem Chiemsee fotografiert. Belichtung auf M, Lupe auf 14x und dann manuell scharf gestellt. Das Problem sowohl am Oly 12/2 als auch am 17/1.8: Der Unterschied zwischen scharf und unscharf sind gefühlt nur 10tel Grad am Verstellring und alles andere als komfortabel und präzise einzustellen.

    Bei einer Belichtung in Richtung 2s waren noch die Strukturen im Himmel gut zu erkennen. Bei 8…15s schöne aber verwaschene Farben am Himmel.

  5. Sternen Af nur wenn kein Vordergrund im Bild ist oder wenn man ein Bild mit scharfen Sternen mit einem mit korrekt fokussierem und belichtetem Vordergrund machen will.
    Je nach Brennweite muss man eh auf die Belichtungszeit aufpassen, damit die Sterne nicht verwischen, in dem Fall müssen sie nicht knackscharf sein.

    Bei manchen mFt Objektiv- Kamera-Kombinationen funktioniert das Rücksetzen auf Unendlich beim Ausschalten noch. Z.B. mit Om1 und 8/1.8 Fish. Einfach mal ausprobieren.

    Bei LiveTime, Live Composite und längeren Belichtungszeiten verwischen die Strahlen und es wird suppig. kann gut aussehen oder nicht. Hat den Vorteil, dass die ISO niedriger bleiben kann. Mir haben bei meiner Ausbeute kürzer belichtete Aufnahmen mit ISO 1600 besser gefallen, weil da die Strukturen besser raus kommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert