222 Monate Olypedia

Es begab sich im Jahre 2005, mitten im Sommer, als Stefan Hendricks, seinerzeit Moderator von oly-e, die Nase voll hatte, dauernd die FAQ auf oly-e zu pflegen. Also hat er ein Wiki aufgesetzt und es „olypedia“ getauft. Am 14. Juli 2005 um 12:38 (und 24 Sekunden) entließ er sein Baby in die Wildnis. Zeitgleich wurden die Ergebnisse der Pisa-Studie diskutiert, Fantastic Four kam ins Kino, in London wurden erstmals Öl-Wertpapiere gehandelt und Karstadt Quelle rechnete mit 150 Millionen Euro weniger Gewinn, Middelhoff hatte sich ein 100 Tage-Programm vorgenommen, um den Konzern möglichst schnell in die Pleite zu führen, drei Viertel der Zeit waren schon rum, aber wie wir wissen, hat er es schließlich geschafft.

London ist mittlerweile EU-Ausland, aber die Olypedia existiert immer noch. Und wächst. Sie wird im In-und Ausland als Referenz wahrgenommen, was im Wesentlichen zwei oder drei Personen zu verdanken ist, die fleißig fast täglich daran arbeiten. Gelegentlich bekomme ich Mails mit Bestellungen – ich möge doch bitte eine OM-10 wie in der Olypedia angeboten, an XYZ schicken, freundlicherweise kommen die Mails oder Briefe meist mit Screenshots. Und ich bekomme Mails aus der ganzen Welt mit Detailberichtigungen. Gerade eben wieder zum Thema OM-101PF. Das wird dann eingepflegt.

Dass die Olypedia kein offenes Wiki ist, liegt schlicht daran, dass der Vandalismus in der Olypedia sonst nicht mehr zu beherrschen ist. Also haben wir eben nur eine Handvoll phantastische Autoren – und brauchen dafür keine Armee an Moderatoren. Wer nur einen kleinen Fakt berichtigen möchte, einfach mit Quelle an mich schicken, ich klopf das dann rein – soweit ich rein technisch selbst dazu in der Lage bin, weil Wikimedia-Sprache nicht mein bevorzugter Dialekt ist.

Warum ich ausgerechnet heute draufkomme? Weil mich eben jemand mit dieser OM-101PF-Info aus dem englischen Sprachraum angeschrieben hat und bei der Gelegenheit auf das Webarchiv verlinkt hat, denn die Website mit der Quelle ist eben nur noch dort zu finden. Denn, wie im vorherigen Artikel besprochen: nichts ist Gratis im Internet und wenn ein Idealist stirbt, aus dem Netz gekegelt wird oder einfach pleite geht, dann ist die Website weg. Archive.org ist auch nicht in Stein gemeißelt. Erst kürzlich wollte eine Reihe amerikanischer Verlage archive.org mit einer Urheberrechtsklage ruinieren.

Ich werde also in den nächsten Wochen hier die meisten Artikel von Maitani-Fan übersetzen und einstellen (und natürlich die englischen Originale ebenfalls veröffentlichen.) Hoffen wir mal, dass mir niemand daraus einen Strick dreht.

Ach ja, auch die Olypedia ist nicht betoniert: sie stand in den letzten 222 Monaten schon mehrmals auf der Kippe. Das erste mal 2008, als Stefan sich von oly-e zurückzog und damit auch die olypedia abgeschaltet werden sollte. Einige Jahre später, als der Vandalismus die Olypedia unwartbar machte und dann als die alte Wikimedia-Version nicht mehr funktionierte. Und natürlich, sollte ich morgen von einem Container mit FT-Ersatzteilen erschlagen werden, ist ebenfalls Schluss….

7 Replies to “222 Monate Olypedia”

  1. „London ist mittlerweile EU-Ausland“, sagt man da nicht Nicht-EU-Ausland? Nur interesse halber, mir ist das ja egal, ist eh meine 2. Heimat – die Insel.

  2. „Und natürlich, sollte ich morgen von einem Container mit FT-Ersatzteilen erschlagen werden, ist ebenfalls Schluss….“

    Gott bewahre!
    Olypedia ist die beste Adresse für alle Olympus – Liebhaber, und überhaupt für alle Fotografiefans im deutschsprachigen Raum!
    Danke dafür.
    Also Reinhard! Obacht vor den FT Containern…
    Pellix

  3. Hallo Reinhard,

    wie du im Artikel selbst geschrieben hast, stand Olypedia
    in der Vergangenheit bereits mehrmals vor dem Ende. Wenn
    man nun bedenkt, dass es weltweit vmtl. nichts Ähnliches
    gibt, sodass du sogar aus dem Ausland angeschrieben wirst,
    dann wird klar, wie wichtig Olypedia für diese Welt ist.

    Und wenn du morgen von einem Container mit FT-Ersatzteilen
    erschlagen werden solltest, dann werden viele Menschen auf
    das Olypedia-Wissen verzichten müssen, was ein eindeutiger
    Rückschritt für die Wissensgesellschaft bedeuten würde.

    Ist ein Olypedia-Fortbetrieb im Container-Fall gesichert?

    P.S.: PAT und Oly-E beinhalten auch sehr viele wertvolle
    Informationen, sodass diese beiden Internet-Seiten auch
    an einen neuen Betreiber vererbt werden sollten.

    1. Es gibt keinen „Erben“. Das war seinerzeit bei Stefan Hendricks genauso . oly-e und die olypedia standen buchstäblich Minuten vor dem Aus und absolut niemand hat sich bereit erklärt, weiterzumachen. Alle saßen an den Computern und haben drauf gewartet, dass abgeschaltet wird.
      Solange ich nicht unterm Container liege, wird sich niemand das Zeug ans Bein binden wollen. Und hinterher hört man dann „Ach, das ist aber schade, tja, kann man nix machen“.
      Es muss jemand sein, der sich grob mit Wikimedia auskennt, der sich grob mit WordPress und den Plugins auskennt, der zumindest halbwegs mit den verschiedenen Fallstricken rechtlicher Art vertraut ist, der bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen, sich von Containern fernhält und am besten gleich seinen eigenen Nachfolger findet. Nur um das zu bewahren. Und der es toleriert auf Jahre hinaus verleumdet zu werden, weil die Hater verbreiten werden, er würde sich ne goldene Nase mit dem Content anderer Leute verdienen. Und dabei natürlich nie einen Cent verdient, sondern nur Zeit und Geld reinbuttert.
      Find mal so jemand.

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