Ich habe ja schon mal den Weißabgleich der OM-1 thematisiert. Hier und Hier. Jetzt war ich auf Schloss Runkelstein. Das war mal eine Ritterburg, ist aber schon im Mittelalter zum Schloss umgebaut worden und bei der Gelegenheit heftig bemalt worden. Ende des 19Jhd hat dann Kaiser Franz Joseph der Erste – der, der den ersten Weltkrieg vom Zaun gebrochen hat – das Schloss restaurieren lassen und anschließend Bozen geschenkt.
Vor etwa 20 Jahren ist das Schloss nochmal ertüchtigt worden und seitdem kann man es besuchen. Man kann da drin ganz unkontrolliert die alten Fresken knipsen so viel man will. Wenn man eine Kurkarte hat, ist der Eintritt inbegriffen. Ansonsten 8 Euronen.
Die Fresken werden von höchst unterschiedlichen Lichtquellen beleuchtet. LED-Scheinwerfer vom Boden, teilweise habe ich auch Halogenlampen ausgemacht – und natürlich Licht aus den Fenstern, das seinerseits die unterschiedlichsten Farben haben kann. Dazu noch bunte Reflexionen von Boden oder Decke.
Das ist ein Teil des sogenannten „Sommerhauses“. Interessanterweise das einzige Zimmer mit einem amtlichen Kamin. Der Rest der Bude scheint mit Kachelöfen beheizt worden zu sein. Aber man sieht die verschiedenen Farbstiche und Beleuchtungsprobleme. Und das Problem ist, dass sich die Beleuchtung alle paar Meter ändert.
Der erste Impuls ist „WB Auto“. Das ist aber eine nur begrenzt gute Idee.
Das ist WB Auto.
Das ist 2700Kelvin mit +3 ins Rot. Das kommt deutlich besser hin. Der WB Auto macht einen deutlichen Grünstich. (Und ja, ich habe die Highlights noch einen Kick heller und die Schatten einen Kick dunkler gemacht.)
Hier haben wir noch ein Beispiel:
WB Auto. Und nein, die Wand war nicht weiß.
5900K, Rot+3, das kommt besser hin, ist aber nicht perfekt. Dazu wäre wieder eine Graukarte notwendig.
Auch hier wieder: der automatische Weißabgleich der OM-1 macht irgendwas, aber sobald es darauf ankommt, eine Farbe tatsächlich zu reproduzieren, wird es haarig. Sehr oft kommt der Weißabgleich sehr nah an die tatsächliche Farbe ran, aber oft genug kommt schlicht Quatsch raus. Hier mal eines:
Das ist der automatische Weißabgleich. Und jetzt stellen wir mal auf das b/w-Bild aka Graukarte ein, das da unter dem Fenster steht.
Klar – auf einmal sind die Bänke und der Boden blau – so gehört das auch, weil wir hier extrem kaltes Licht von draußen haben. Dafür stimmt der Rest der Farben. Beim Bild oben sind zwar die Extreme abgemildert, aber dafür stimmt halt gar keine Farbe.
Also: Wanderer, kommst Du nach Runkelstein, gedenke Deiner Graukarte….
Bei diesen schwierigen Verhältnissen kommt sicher nicht nur die OM-1 an ihre Grenzen. Kann das irgend eine andere Kamera besser? Ich fotografiere so was in RAW und ziehe bei Bedarf in Lightroom sogar einen Verlaufsfilter mit geändertem Weißabgleich über Teile des Bildes.
Hallo
Licht in Museen, Ausstellungen, Historischen Gebäuden ist ein endloses Thema. Ich schlage mich bei jeder Ausstellung, mit Kuratoren, Leihgebern, Presse usw rum. Licht ist fast immer zerstörerisch ( Zeit, Intensität, Farbe, usw). Oft kommen auch wirklich falsche vorgaben von Leihgebern. Deshalb kann es durchaus vorkommen das zum Beispiel bei Bildern das eine so ausgeleuchtet ist das die Farbwiedergabe stimmt, das andere eben nicht weil, irgend ein Parameter das Bild schädigen würde.
Ein Thema ohne Ende
Gruß aus dem Museum
Gerd
Bei solchem Mischlicht von richtigem bzw. falschen Weißabgleich zu reden, halte ich für fragwürdig. Stellt man die (imaginäre) Graukarte mal nach links, mal nach recht vom Bildausschnitt, kommt was anderes raus.
Bei allem OoC-Lobgesang: auch hier kommt de Stärke von RAW zum Tragen. Wenn man will, kann man zu Hause selektiv korrigieren.
Das Problem mit dem „Zuhause korrigieren“ ist, dass Du Zuhause die Farbe nicht mehr genau kennst. Wenn es nur um „kuckt gut aus“ geht, ist das kein Problem. Wenn aber die Farbe stimmen muss, ist das ein NoGo.
Was heißt denn hier „Farbe stimmen“?
Dann müsstest Du theoretisch jede Ecke separat mit Graukarte eichen, oder mit Colormeter und dann die Bilder zu Hause überblenden. Es gibt hier für das Gesamtbild kein richtig.
„Eichen“ ist ein amtlicher Vorgang…… Das Wort lautet „kalibrieren“. Und ja, man hält seine Graukarte genau dort hin, wo man die Farbe gerne passend hätte. Und wenn man sie in allen Punkten eines Mischlichtbildes passend haben will, muss man das mehrfach machen und dann überblenden. Exaktemente. Aber so schlimm ist das nicht. Meistens kriegt man das mit einer Grauwertbestimmung so in den Griff, dass es passt.
Lichtsituationen die keine schnellen Bilder zulassen. Meistens macht man sich vor Ort zu wenig Mühe. Die EBV Zuhause wird es schon richten. Oft weiß man auch nicht wie es funktioniert.
Meine nächsten Bilder unter diesen Bedingungen werden besser erstellt, versprochen.
HG
Wolfgang
Aber ist das jetzt nicht so, daß der WB auf dem letzten Bild nur für den Bereich unterhalb des Fensters paßt? Je weiter weg vom Fenster, umso anders das Licht, WB wieder daneben, oder nicht?
Wobei, in dem Bild gibt es fast nur zwei Lichtsituationen parallel: Die Wandflächen, die zur Kamera zeigen, haben das Licht von hinten, die Wände nach oben, unten und seitlich haben überwiegend das Licht aus dem Fenster. Mit der Graukarte am Boden oder auf einer der Bänke würde der WB dann wohl für das Licht durchs Fenster passen.
So oder so, man muß sich überlegen, wo man eine Graukarte platziert.