Frag PAT: Modus A oder P?

Der Modus „P“ an den Kameras, also die „Vollautomatik“ hat einen schlechten Ruf bei den Nerds „P“ wie „Profi“.

Tatsächlich habe ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie in „P“ gearbeitet, außer ich musste für Bücher demonstrieren, dass das ne blöde Idee ist.

Grundsätzlich sieht man einem Bild hinterher nicht an, ob es in S,A,P oder M gemacht wurde. Wenn es richtig belichtet ist, die Schärfentiefe und die Schärfe von bewegten Motiven passt, ist es völlig egal, mit welchem Modus das gemacht wurde. Der Grund für einen bestimmten Automatikmodus liegt also in der Geschwindigkeit, mit der ich zum Ergebnis komme.

Nun fotografieren wir mit einem „etwas speziellen“ System. Nämlich mFT. Da ist, was die Kleinbildfraktion nicht müde wird zu bemängeln, die Schärfentiefe größer. Das hat nicht nur zur Folge, dass man angeblich „nicht freistellen“ kann, sondern auch, dass die Schärfentiefe normalerweise für das Motiv ausreicht. Einfach so. Wenn Kleinbildfotografen ihre 2,8er Optiken auf f/5,6 abblenden müssen, dass beim Brautpaar auch beide scharf sind, da fotografieren wir gemütlich Offenblende mit 2,8. Dazu kommt, dass unsere Objektive bereits offenblendig so scharf sind, dass man das verkaufen kann.

Sprich: Entgegen des von Hauke zu Recht kritisiertem „Offenblendenwahn“ können wir tatsächlich dauernd Offenblende knipsen – außer wir wollen partout mehr Schärfentiefe. Wir können also unsere Schärfentiefe frei kontrollieren. Das ist einer der großen Vorteile des FT/mFT-Systems. Wenn wir mehr Schärfentiefe wollen, blenden wir ab und wenn wir Mitzieher machen wollen, auch. Die Kontrolle der Blende ist also für uns das A und O der Fotografie.

17mm, f/2, 1/1250s, P hätte hier niemals f/2 eingestellt. Eher f/4 und damit wäre der Hintergrund scharf.

Bei „P“ geben wir die Kontrolle über die Blende an die Kamera ab. Ja, wir können über den „ProgramShift“ die Kennlinie verschieben, so dass wir über den Program-Shift auch offenblendig fotografieren können.

Nur: Wenn wir die Kamera im A auf Offenblende stellen – sprich, das Zoom ans kurze Ende drehen und aufblenden – dann brauche ich mich um die Sache nichts kümmern. Kamera einschalten, auslösen. Da muss nichts mehr eingestellt oder geshiftet werden.

Beispiel: Wir nehmen mal ein 50-200 her (weil ich kein 12-100 oder 12-200 da habe, da wäre es noch krasser.)

  • A: 50mm: f/2,8 1/3200s
  • P: 50mm: f/6,3 1/500s

Wenn ich damit einen Hund im Lauf fotografiere, ist der Hund bewegungsunscharf, aber der Hintergrund des Hundes ist scharf. Bei A ist der Hund scharf, der Hintergrund unscharf.

  • P: 200mm: f/5, 1/1000s
  • A: 200mm: f/3,5 1/2000s

Durch einen Programshift kann ich das umgehen und auf Offenblende drehen, aber sobald sich die Belichtung ändert, kann es sein, dass ich wieder nicht auf Offenblende bin.

Die Programmautomatik kümmert sich nicht darum, dass ich eventuell ein schnelles Motiv einfrieren oder mitziehen möchte. Die interessiert sich nur für die Brennweite und versucht mindestens den Kehrwert der doppelten Brennweite als Verschlusszeit einzustellen. Wenn das erreicht ist, wird die Blende hochgeregelt. Und zwar völlig egal, ob da ein Stabi ist, oder nicht.

Verschiebe ich per Programshift die Kennlinie, so dass ich bei Offenblende bin und die Belichtung ändert sich, so ändert sich auch die Blende wieder und ich muss nachregeln.

Mit „A“ spart man sich das alles. Offenblende und gut ist. Will ich mehr Schärfentiefe? Abblenden und gut ist.

Korsika. Nicht immer ist Offenblende richtig. Hier gibt f/5 die richtige Schärfebalance zwischen Vorder- und Hintergrund.

Hier noch ein Insidertipp: Bei gleichem Abbildungsmaßstab ändert sich die Schärfentiefe bei gleicher Blende aber geänderter Brennweite nicht. (Nur die Hintergrundunschärfe ändert sich etwas, wenn sich die Brennweite sehr stark ändert.) Habe ich also ein Zoom und will zum Beispiel ein Porträt machen, für das ich eine bestimmte Schärfentiefe brauche – nämlich nicht nur ein Auge, sondern beide Augen – dann kann ich mit A einfach mit den Füßen die Perspektive wählen, mit dem Zoom den Ausschnitt und den Rest macht die Kamera. Bei P muss ich zusätzlich noch checken ob die Belichtungszeit und die Blende noch passt, weil ja die Kamera bei geänderter Brennweite auf einmal – vielleicht – die Blende ändert.

„P“ ist also bei bewusster Bildgestaltung ein Klotz am Bein. Und wenn man einfach schnell knipsen will, auch, denn es geht mit A genauso schnell. Nur hübscher.

Es geht allerdings noch schlimmer: P mit AutoISO. Sehe ich immer wieder. Meistens mit dem Kommentar „Die Bilder sind kacke. Die Kamera taugt nichts. Da ist mein Handy besser.“ Ich stelle ihnen dann die Kamera auf A, erkläre ihnen, wie sie Offenblende knipsen können, schalte ihnen AutoISO ab und siehe da! Von Stund an ward Friede, Freude, Eierkuchen.

Meine Lieblingsstory: Ich war mit Moni, meinem Stamm-Model, mit der E-M10III in Korsika, habe ihr die Knipse in die Hand gedrückt und gesagt „Du bist die Zielgruppe, also knipst Du jetzt damit. Mit iAUTO.“ (iAuto ist nichts anderes als P mit AutoISO, allerdings besser, weil da die Kamera noch versucht, in das passende Szeneprogramm zu wechseln.) Nach einem Tag hat sie gesagt „Du, ich stelle jetzt die Kamera auf „A“ um, da kriege ich die Krise.“

Korsika. 100mm f/2, 1/1600s. P hätte hier die Blende geschlossen.

Das Titelbild? Nordkorsika bei Lama. 19mm, f/2,8, 1/12000s. Da gibt es absolut keinen Grund, abzublenden – was P natürlich gemacht hätte.

15 Replies to “Frag PAT: Modus A oder P?”

  1. Mein Weg, sofern ich nicht spezielle Vorgaben benötige,wie im Modus, nutze ich sehr gern den P Modus unter Verwendung des Shift Modus am hinteren Wahlrad. Ist so drin bei mir und die Kamera ist beim schnell betriebsbereit.
    S und A stelle ich für bestimmte Situationen der Umgebungsanforderung ein, wenn ich diese schnell abrufen möchte. Z.B. Langzeit ode sehr kurze Verschlusszeiten..

    1. Nochmal: Mit A ist die Kamera genauso schnell „betriebsbereit“ – und Du kannst schneller fotografieren, weil Du Dich nicht um einen Programshift kümmern musst, der die Blende verändert, wenn sich das Licht im Bild verändert. Ich weiß, dass man nichts so bedauert wie den Verlust von Gewohnheiten. (Oscar Wilde) Aber probier’s mal aus….

  2. Also ich verwende die allermeiste Zeit den “A”-Modus. Allerdings ertappe ich mich auch gelegentlich im “P” bzw. “Ps”. Beides funktioniert für mich grundsätzlich. Reinhards Ausführungen über die Schärfentiefe finde ich aber sehr einleuchtend und sie bestärken mich in meiner Vorliebe für “A”, auch wenn ich mir das bisher nicht so konsequent durchüberlegt habe.

  3. P und iAuto sind ein Segen, wenn man mit einer fremden Kamera schnell mal ein Paar Bilder machen will/muss oder jemand die eigene Kamera in die Hand drückt, weil der Arm für ein Selfie mit Partnerin/Hund/Fahrrad/… einfach nicht lang genug ist. Damit entstehen in aller Regel brauchbare Bilder. Für alles andere gibt es A und M.
    Besonders schön hat das Fuji gelöst und vor vielen Jahren Pentax mit der MZ-5:
    Blendenring mit A-Stellung am Objektiv, Zeitenrad ebenfalls mit A-Stellung.
    Wenn man mit den SLRs der 70er Jahre sozialisiert werden ist, fühlt man sich damit sofort wohl.

  4. Sorry Albrecht, aber auch dafür braucht man bei unseren Kameras kein P!
    Ich stelle die Kamera passend auf A ein und drücke sie dann jemand anders in die Hand. Mit dem Hinweis, das, was im Display zu sehen ist, ist auch auf dem Bild und da ist der Auslöseknopf. Den Fokuspunkt setze ich normalerweise auch schon. Dann mehrfach auslösen lassen.. Funktioniert, ehrlich! Ich benutze auch oft den Selbstauslöser Modus C: die Kamera auf eine passende Auflage, die Zeit bis zur ersten Auslösung so stellen, daß ich ins Motiv zurückflitzen kann und mind 5x auslösen lassen. Da habe ich sogar noch mehr Kontrolle, weil sich der Ausschnitt nicht mehr ändert.

    Christine

    1. Albrecht hat ausdrücklich geschrieben „bei fremder Kamera“. Da ist die Vollautomatik gar nicht so schlecht. Vor allem, wenn man die Leute nie mehr wieder sieht und die nicht wissen, wer man ist….. Ich habe mal den Fehler begangen, auf einer fremden Kamera vor Ort einen Funkauslöser für ein Blitzsetup zu montieren. Modus M. Blende einstellen ging ja noch. Aber wo zum Geier wird die Belichtungszeit eingestellt? Der Kamerabesitzer konnte mir das nicht sagen, weil – „M“? Nie verwendet – hat etwas gedauert, bis ich die Tastenkombi raushatte. Das war am Nordkapp (https://pen-and-tell.de/2011/08/nordkapp-2/) Umgekehrt war ich mal mit zwei Pentax Ambassadoren unterwegs, die mir die Kleinbild-Pentax in die Hand gedrückt haben. „Wie stell ich da jetzt einen einzelnen AF-Punkt ein?“ – „Ähhhhhh……“
      iAuto hat den Nachteil, dass es auf „Alle AF-Felder“ einstellt. Das kann gerade bei Kontrast-AF in die Hose gehen, wenn die Knipse auf den Hintergrund scharf stellt. Die Idee von C-Oly ist gar nicht schlecht. Auch den AF-Punkt gleich korrekt stellen, bevor man die Knipse wem in die Hand drückt.

      1. Manchmal fragt man sich wirklich, welche Leute zu Ambassadoren ernannt werden..wer als Pentax Fotograf da keine Antwort geben kann, dem sollte man zur Strafe die Kamera entziehen und ihm nur noch ein Smartphone erlauben 😉
        Gruss
        Landus

  5. Danke,
    nur beim langen (Panasonic-)Telezoom treibt mich A in den Wahnsinn: Natürlich geht es bei Offenblende am langen Ende auf f/6,3. Zoome ich dann wieder raus bleibt die Blende in A auf dem Wert. In P geht sie zumindest bei wenig Licht wieder auf f/4.
    A ist hat nix für Menschen, die nicht drauf achten, die Blende versehentlich verstellen und sich dann wundern, dass sie den ganzen Tag mit f/22 fotografieren. Als meine Liebste noch ein System mit Spiegel nutzte, konnte ich zumindest hören, dass ihre Belichtungszeit zu lang wurde. (Ja, kann in P auch passieren, merkt sich die Kamera aber nicht nach dem Ausschalten.)

    1. Wenn man ein Zoom mit veränderlicher Blende hat, am kurzen Ende aufblenden, dann nimmt die Kamera IMMER die gerade verfügbare offenste Blende. Auch beim Pana.
      Und ja, ein kurzer Blick auf die Parameter im Sucher oder im Display lohnt immer…. 😉

  6. Wo Pentax schon erwähnt wurde, dort wurde P bei den DSLRs völlig anders umgesetzt, man konnte im Menü seine Priorität vorgeben ( Kurze Verschlusszeit, Schärfentiefe Prio und die vom Objektiv übermittelelte förderliche Blende des jeweiligen Objektivs), dazu waren Verschlusszeit und Blende auf den Drehrädern getrennt, also mit einem Dreh hatte man A oder S , mit der berühmten grünen Taste bei Pentax konnte man dann wieder in P wechseln…der P Modus bei Oly ist insofern, zumindestens für mich, unbrauchbar, auch bei mir überwiegend deswegen A bei meinen Oly’s.
    Gruss
    Landus

  7. Ich gestehe… ich bin ein P mit Auto ISO „knipser“. Ich behalte vom abdrücken immer alle Parameter im Auge und habe sowohl Ps als auch ISO auf die Drehrädchen gelegt um schnell anzupassen. Ich fühle mich so flexibel, weil ich 1. bei ganz wenig Zeit einfach durchdrücken kann und ein ggf. schlechtes Bild bekomme und 2. wenn noch ne Sekunde ist, drehe ich mir die Parameter fix zurecht. Einzig die Fokuspunktverschiebung bringt mich dabei manchmal aus dem Tritt. hmmm…sollte ichs am Ende wirklich mal mit A versuchen? Versprochen, ich probiers!

  8. Guten Tag aus Wien Reinhard,
    und wann und wie nutzt Du ISOAuto (sofern überhaupt) und mit welchen Grenzwerten, wenn Du situationsbezogen schnell fotografieren musst/willst?

    1. ISO Auto benutze ich, wenn überhaupt, bei M. Wenn ich eine bestimmte Belichtungszeit einhalten muss, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden, aber andererseits auch eine bestimmte Blende brauche, um eine definierte Schärfentiefe zu haben. Und aber trotzdem wechselnde Beleuchtungsverhältnisse habe. Also bei Bühnenevents. Grenzwert ist bei der OM-1 6400 und bei den E-M1II/III/X 3200. Wenn diese Grenze aber erreicht wird, breche ich den Shoot ab – denn dann ist einfach kein Licht auf der Bühne. Und wer sich kein Licht auf der Bühne leisten kann, der kann mich auch nicht zahlen.

  9. P kann Sinn machen bei einer XZ und ähnlichen Kameras, weil sie bei sehr hellem Licht mit A bei den Zeiten an den Anschlag kommen, wenn man mit fast offener Blende arbeitet. Die Blinkerei der Zeitangabe aufgrund von Überbelichtung habe ich schon übersehen.

    Ich hatte mal eine analoge Canon T 90, bei der man bei P verschiedene Varianten für Sport/Portrait oder Landschaft einstellen konnte. Da machte P das Leben einfacher, weil die Kamera auch nach dem Wechsel von Zoom mit f 4 auf ein lichtstarkes Objektiv ohne Zutun die offenen Blenden einstellte. Für Reportagen war das gut, wo man keine Zeit hatte für Hintergrundschärfendetails. Bei Helligkeitkeitsveränderungen bekam man mit P auch scharfe Fotos, wenn die vorgewählte Blende Fotos mit zu langen Belichtungszeiten verursacht hätte. Heute gibt es Stabi und ein paar ISO mehr als damals, was das damalige Problem aus der Welt schafft.

    Für Aufnahmen ohne Zeitdruck habe ich immer A verwendet, da sehe ich es genau so wie Reinhard. Mit den neueren System-Olys habe ich P seit Jahren nicht mehr verwendet. Auto-ISO finde ich mit Oly nachteilig, weil man die höheren ISO sehr schnell sieht, weil sie mehr Rauschen und weniger Dynamik bewirken. Mit einer Kamera, die mit echten 16 Bit arbeitet (kleines Mittelformat), kann man es verwenden, weil dort Dynamik und Rauschen kaum mehr Thema sind.

    Gegen P spricht auch die kameraseitige Wahl von Einstellungen, die zu Beugungsverlusten führen. Die Automatik scheint nichts von dieser Thematik zu wissen.

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