Das 12-100 f/4 Pro

Ein Kollege hat mir heute ein paar Bilder von seiner Sensorreinigung zugeschickt – er war verblüfft, dass die Flecken wanderten, wenn er die Brennweite änderte. Verwendet wurde das 12-100 f/4. Mein erster Impuls war „Na ja, klar, das Objektiv wird ja auch krass korrigiert, habe ich doch geschrieben!“ Kurz nachgesehen. Habe ich nicht. Das 12-100 f/4 ist das einzige Objektiv, das ich hier noch nie im Test hatte. Ich hatte es zwei mal in der Hand, zuerst, als es frisch rauskam, und dann noch mal im September 2017.

Also habe ich den Kollegen gebeten, doch mal ne Zeitung mit 12mm abzulichten – das ist das Titelbild. Beim JPG ist außen um die halbwegs gerade Zeitung nur ein schmaler Rand. Also habe ich ein paar Bilder aus dem „Real Life“ zusammengesucht und stelle jetzt korrigiert und unkorrigiert untereinander.

Oben korrigiert, unten unkorrigiert. Ich habe bewusst eines genommen, das nicht so krass rüberkommt wie das Zeitungsfoto. Aber auch hier: die Fenster links sind schon verdächtig.

Dass 12mm krumm sind, ist jetzt aber nix außergewöhnliches. Die ganzen mFTs, die Olympus rausgebracht hat, sind bei 12mm gruselig. Aber leider ist es bei Olympus mittlerweile auch üblich, dass man am langen Ende Kissen produziert:

100mm, oben korrigiert, unten unkorrigiert. Gerade am Fenster oben oder unten am Rinnstein sieht man das.

Wirklich krass ist es, dass das Objektiv nicht mal in der Mitte neutral abbildet. Hier bei 54mm:

Das ist peinlich. Und hier wird dann auch klar, warum das 12-100 so eine „Schärfe“ hat. Das ist digitale Schärfe. Da wird die vollkommen verbogene Bildgeometrie über die ganze Fläche ausgeglichen. Im Normalfall sorgt das für flächige Unschärfe – damit das nicht alles Matsch ist, wird da nachgeschärft, bis der Arzt kommt.

Bei einem Gaul würde man sagen, das ist ein „Blender“. Bei einem Objektiv ist die einhellige Meinung „Das schärfste Objektiv, das ich habe! Mein Immerdrauf!“

Wenn’s schee macht…..

35 Replies to “Das 12-100 f/4 Pro”

  1. und die Leute kaufen es und sind begeistert…
    Da behalte ich lieber mein olles FT 12-60 und wenn ich die 100mm brauche, habe ich was zum drauf schrauben dabei.

  2. „Blender“ ist ein starkes Wort! Das 12-100 ist ein Mädchen für (fast) alles und macht seinen Job mehr als gut genug. Korrigiert sehen die Bilder sehr gut aus. Mir ist digitale Korrektur lieber als ein deutlich schwererer verzeichnungsfreier Glasklotz. Irgendeinen Kompromiss muss man immer machen, Perfektion ist meistens unbezahlbar und wäre im konkreten Fall wahrscheinlich auch untragbar, wenn überhaupt erreichbar.
    Die meisten Objektive für MFT werden im Weitwinkel digital entzerrt und die Vignettierung korrigiert. Dass ein 8-fach Zoom auch am langen Ende verzeichnet, ist nicht verwunderlich. Irgendwo dazwischen ist der „Nulldurchgang“ zwischen negativer und positiver Verzeichnung. Das muss nicht zwingend bei 54mm sein, beim 12-100 ist er irgendwo zwischen 25 und 50mm. Messwerte gibt es z.B. bei Optical Limits. Neben der Verzeichnung gibt es bei 12mm übrigens auch sichtbare Vignettierung.
    Das 2,8/12-40 verzeichnet bei 12mm noch stärker als das 12-100, dafür bei 40mm weniger als das 12-100 bei 100mm.
    Die Konkurrenz ist übrigens auch nicht besser

    @Blende 8: Wenn ich ein 12-60 hätte und damit zufrieden wäre, würde ich es auch behalten, solange die Blende noch funktioniert.

    1. Wenn du lieber auf einem hübschen Gaul sitzt, als auf einem schnellen, dann ist das völlig OK. Aber ich denke, man sollte beim Pferdeverkauf darauf hinweisen: „Der ist gut gestriegelt und vor der Disko kannst Du damit Eindruck schinden, aber geh damit nicht auf die Rennbahn. Und aufs Feld besser auch nicht und Deine Kutsche – da würde ich auch was anderes empfehlen.“ Schließlich kriegst Du für den Preis eines Pferdes auch ein anständiges Objektiv. Und ja, auch andere Pferdehändler bescheissen. Habe ich hier schon mal gezeigt. https://pen-and-tell.de/2020/01/e-m5iii-vs-rx100vii/
      Und bezüglich der Blende. Ja. Reden wir in zehn Jahren noch mal drüber, wenn das 12-100 so alt ist wie die 12-60 jetzt….

      Deine Links habe ich entfernt. Auf der Seite wird erklärt: „Please note that the tests results are not comparable across the different systems!“ Außerdem wird dort auch nicht auf der optischen Bank „gemessen“, sondern man verlässt sich auf das, was der Sensor rausgibt. Und da wird nicht genau erklärt, wie das zustandekommt. Beim 45 1,2 verurteilen Sie den Snapshot-Ring – weil sie nicht mal verstanden haben, wozu der da ist. Und sie haben bei ihrer ganzen Messerei nicht gemerkt, dass das 1,2er in Wirklichkeit ein 1,4er ist…… (Auch beim Panasonic haben sie es nicht gemerkt….)

      1. In deinem Buch „Objektive für FT und mFT“ war dein Urteil freundlicher:
        “ Ideales Reisezoom mit beeindruckender Bildqualität.“

        OK, du magst das Objektiv nicht (mehr?) und hast es nur „zweimal kurz in der Hand“ gehabt. Viele andere Leute benutzen es ständig und sind sehr zufrieden, mich eingeschlossen.

        Zu Opticallimits: Die Aussage „Please note that the tests results are not comparable across the different systems!“ bezieht sich ausdrücklich auf MTF Tests. Ich dachte, wir reden hier über Verzeichnung. Da ist es auch irrelevant, ob eine optische Bank verwendet wird oder mit der Kamera gearbeitet wird, solange die Verzeichnung nicht schon in den RAW-Dateien korrigiert wird, was aber ganz offensichtlich nicht der Fall ist.

        1. Hey, es ist doch ein tolles Reisezoom. Oder nicht? Kuck Dir die Kommentare an. Und ich mochte das Objektiv nie und habe nie einen Hehl daraus gemacht. Das ist aber eine persönliche Sache. Und wenn Du es magst – ist doch Supi! So soll das sein! Wenn Dir die elektronische Korrektur egal ist, ist doch alles senkrecht. Es gibt Leute, denen ist sie nicht egal und es gibt Leute, die die digitale Schärfe nicht mögen. Das sind keine schlechten Menschen – die haben halt einen anderen Geschmack. (Und bezüglich der Verzeichniskorrektur in den RAWs: In den RAWs wird bereits ganz erheblich alles mögliche korrigiert, aber das ist ne andere Baustelle… )

      2. Das Thema kamerainterne digitale Korrektur ist hier nun gut am Kochen.
        Stutzig geworden, habe ich mir (nach Deinem Vergleich E-M5III vs. Sony RX 100 VII von 2020) meine diesbez. Sony nochmal vorgenommen. Wie ich damals kommentiert habe, verwende ich diese Kamera, wenn es auf schwierigen und langen Bergtouren auf das letzte Gramm ankommt.
        Was mich aber immer schon gestört hat, ist die groteske schwarze Abschattung aller Bildecken bei voll ausgefahrenem WW auf die nominellen 12mm in den RAW`s. Im JPEG wird das kameraintern damit korrigiert, dass soviel Bildbreite (mehr Breite als Höhe) links u. rechts einfach abgeschnitten wird, dass die schwarzen Bildecken nicht mehr sichtbar sind und auch die gewaltige Tonnenverzeichnung verschwindet.
        Habe die Sony nun bei 12mm mit dem Oly 12mm f2.0 (an der M1-MarkII) vom Stativ aus verglichen und festgestellt, dass der Sony im direkten Vergleich deutlich einiges an Bildwinkel fehlt.
        Welche Kombi hat nun recht? Anders ausgdrückt, auf welche Angabe kann man sich verlassen? Und nochmal nachgelegt: mir sind keine Tests in der Kamerabranche bekannt, wo Objektive auf ihren tatsächlichen Bildwinkel kontrolliert werden.
        Dieses Thema interferiert nun tatsächlich mit der digitalen Korrektur, interessiert aber offenbar niemand.

        1. Die Oly hat recht. Ich habe den Vergleich mit alten Festbrennweiten an der Pen F gemacht, alle Faktoren richtig berechnet. Das 12/2 bringt einen winzigen Hauch mehr Winkel als ein entsprechendes Canon FD und scheint wirklich den richtigen Winkel zu bringen. Bei Kompakten habe ich schon bei WW bis 2mm/Tele 5mm zuwenig beobachtet, wahrscheinlich weil die Konstruktionen dann billiger werden. Peinlich ist der Vergleich: Das Canon 17mm am Metabones 0.71 hat fast gerade Linien am Rand, trotz fehlender Korrekturmöglichkeit durch die Kamera.

          Wahrscheinlich interessiert das nur wenige, weil man für technische Fotoaufgaben keine Oly nimmt oder weil man eh keine Wahl hat. Wenn man ein bestimmtes Mass an Weitwinkel will, kann man nicht den genauen Bildwinkel aussuchen. Man ist froh, wenn das Sortiment ein Objektiv enthält, das der gewünschten Qualität und dem Budget entspricht. Bei Fototests in früheren Tests wurde die genaue Brennweite gemessen, heute gibt es nur noch Sternchen und wenig Text.

          1. Das Problem dabei ist, dass die Zooms heutzutage je nach Fokusabstand erheblich unterschiedliche Brennweiten haben. Je kompakter die gebaut werden, desto kürzer sind die Brennweiten an der Naheinstellgrenze – bei gleicher Nominalbrennweite. Und da die meisten „Objektivtester“ in den Fachzeitschriften gerade mal ein paar Meter vom Chart weg stehen, ist eine Brennweitenmessung oder Bildwinkelmessung tatsächlich nicht sinnvoll. Man müsste quasi drei Werte ermitteln: Naheinstellgrenze, meinetwegen 5 Meter und unendlich. Und dann wird es noch haariger – nimmt man das, was das RAW rausschickt, oder die Kamerakorrektur? Und was sagen die Hersteller dazu, wenn wir zeigen, welche Grütze die Objektive liefern? Kriegen wir dann noch die aktuellen Sachen?

        2. Ein Teil der schwarzen Ecken verschwindet durch das Entzerren, der Rest wird in der Tat abgeschnitten. Wie groß der dann resultierende Bildwinkel des JPGs ist, könnte man durch Messung der Entfernung und der Diagonale mit ein wenig Trigonometrie ermitteln. Dazu kommt natürlich noch, dass die Brennweitenangaben der Hersteller gewisse Toleranzen haben dürfen. Aber wenn man das als Anwender bei der RX100 nachmisst gehört man wohl nicht mehr zur Zielgruppe der Kamera.

          1. Immer wieder ein neues Thema mit unerwarteten Eigenschaften von Objektiven. Wenn Brennweiten kürzer sind als angegeben, ist das gut für den Anwender. Wenn der zusätzliche Bereich allerdings genutzt wird für Fehlerkorrektur, dann ist es sehr schlecht. Denn je mehr weggerechnet wird, desto grösser werden die Nebenwirkungen sein.

            Das Thema mit „falschen“ Brennweitenangaben gibt es auch bei Festbrennweiten mit Innenfokus und bei Kompaktbauweisen. Ich erinnere mich an einen Fotografen mit Canon FD Makro 50 mm, der sich ein 90er Makro besorgt hat, weil er mehr Abstand zu seinen Insektenmotiven wollte und dann feststellte, dass er mit dem 90er bei gleichem maximalen Abbildungsmassstab fast den gleichen freien Abstand zum Motiv hatte wie mit dem 50er. Das 90er ist grösser und hat die Brennweite massiv reduziert, damit der Auszug kleiner wird und dass der Lichtstärkentribut bei grösseren Abbildungsmassstäben nicht so gross ist wie physikalisch gegeben. Auch ein Hinweis auf „falsche“ Brennweitenangaben. Bei einem 90er müsste bei 1:2 der Auszug 45 mm sein, wenn die Brennweite bleibt wie bei symmetrischen Optiken und eine Blende Lichtverlust.

            Daraufhin habe ich bei einem 200er Makro mit Innenfokus nachgerechnet und festgestellt, dass es dort im Nahbreich sogar auf nur 140 mm zurückgeht, wahrscheinlich dem Innenfokus geschuldet.

            Ich bin mal gespannt, was das künftige Oly Telemakro diesbezüglich bringt: viel Abstand zum Motiv mit ordentlich Auszug oder kompakt und das Motiv klebt fast an der Frontlinse wegen reduzierter Brennweite.

        3. Autokorrektur.
          Habe Bock geschossen mit der Benennung nominelle 12mm bei Sony, was eigentlich heissen müsste 9mm. Wir haben uns aber alle verstanden mit der Interpretation auf 24mm KB bei beiden Systemen. Danke für die Nachsicht.

    2. so halte ich das auch, das kommt aber nur noch mit, wenn ich nur 1 Glas brauchen kann.
      Standard sind sonst 14-35 und 35-100. Ich mag die ollen Glasbausteine.

  3. Beim 12-100 gehört doch – wie bei den anderen Oly/OMDS-Objektiven – die digitale Korrektur als wesentlicher Bestandteil der Rechnung mit dazu.
    So gesehen glaube ich gerne, dass das Objektiv OHNE diese Korrekturen bei allen Brennweiten deutlich sichtbare Verzeichnungen produziert. Es fehlt einfach ein wichtiger Faktor.

    Wenn man das 12-100 viel verwendet und die automatischen Korrekturen wie vorgesehen anwendet, sind die Bilder überhaupt nicht gruslig verwurstet oder völlig überschärft, sondern sehen einfach nur ziemlich gut aus.
    In meinem Fall auch deutlich besser als mein 12-60, das vorher viele Jahre lang mein Brot- und Butter Objektiv war. Deshalb habe ich das 12-60 mittlerweile auch verkauft.

  4. Was mich bei der ganzen Diskussion über die software-korrigierten und scharf gerechneten Linsen von Oly/OMDS interessiert – hat jemand den Überblick wie andere Hersteller das handhaben? Ist das ein allgemeiner „Zeitgeist“, oder ist da Oly/OMDS „führend“?

    Danke und Grüße
    Martin

    1. Das ist völlig normal. Wie ich bei der Sony-Kompakten gezeigt habe, machen das andere noch schlimmer und auch die „hochlichtstarken“ Optiken verlassen sich bei allen Herstellern auf die „digitale Optimierung“. Das erste 1,4er Objektiv, das wirklich auch 1,4 hat, das mir untergekommen ist, ist das 20mm 1,4.
      Das ist, wie auch Acahaya sagt, ja kein Problem, wenn man auf den Look steht. Aber man sollte halt als Hersteller ehrlich sein. Aber das ist wieder Beamtenmikado. Der erste, der zugibt, dass das alles nur aufgehübscht ist, kriegt den Shitstorm ab.

  5. Geht mir ähnlich. Ich bekenne mich schuldig: es ist mein „Immerdrauf“ wenn ich unterwegs bin, ergänzt durch etwas Lichtstärkeres für Dämmerung, etwas mehr Weitwinkel bzw. Fish in Form des alten Olympus FT 9-18 bzw. des MFT 8mm Fish, ein Macro und ggfs. noch ein Telezoom. Und schon ist die Fototasche gepackt.
    Es hat damit die Nachfolge meines auch nicht unumstrittenen 12-60 angetreten (auch meines hatte die „Welle“).
    Alternativen für Reisen? Schwierig. Das 14-150 oder das Pana 2,8-3,5/12-60. Das war es dann aber auch schon.
    Für spezielle Anlässe bleiben die optisch korrigierten alten Olympus TopPros. Aber mit denen mache ich dann eher doch keinen Roadtrip nach Nord oder Süd.

  6. Ich habe den Vergleich M5 iii gegen RX100 vii nochmals angeschaut. Dort zeigt ein unkorrigiertes Sonyfoto extrem dunkle Ecken, besonders schlimm oben links. Heisst das, dass das Objektiv nicht richtig zentriert ist?

    Wenn ich solch dunkle Stellen in Fotos so stark hochziehen möchte wie es die Sony macht für die Korrektur, dann bekomme matschige und verrauschte Resultate. Da erstaunt mich, dass ein Test „nur“ einen Auflösungsabfall von 30% misst.

    Nun ist mir auch klar, warum meine Fotos mit dem 12-100 f4 bei DxO beim geringsten Schärfen (Standardeinstellung für Objektivkorrektur) sofort völlig überschärft aussahen. Wenn in der Kamera schon so vorgeschärft wurde, geht nichts mehr.

    Wenn ich Reinhards Berichte im Gesammten erinnere, wird eine gute Objektivkombi schwierig. Alle 12 – xx Zooms fallen raus (12-40 schlechtes Bokeh, 12-45 nur für Video wegen Zuvielkorrektur und zu kleinem Bildkreis, 12-100 siehe oben). Die 1.2er sind überzahlt, weil sie bei der Lichtstärke mogeln, die 1.8er sind billig konstruiert (Blendenbericht). Ausweichen auf Lumix ist schwierig wegen schwankender Qualität und schlechtem Service. Die MMF sind nicht mehr zu bekommen, weshalb ein Weiterverwenden von FT-Beständen nur für schon Ausgerüstete möglich ist und nur solange Oly noch repariert. Da ist es ein kleiner Trost, dass alle anderen Hersteller auch schwerwiegende Probleme mitbringen (unbezahlbare Glastrümmer, Staubanziehende Sensoren, Weitwinkelzooms für 1500.- mit zu kleinem Bildkreis trotz f4, Fehlfokus oder Fokusveränderung beim Abblenden usw. – ich nenne keine Namen, aber die grossen KB- und MF-Firmen sind alle mitgemeint).

    1. Was meinst Du, warum ich immer noch mit den FT-Optiken rumrenne? Weil ich Spaß dran habe, zu schleppen? Ich liege denen bei Olympus / OMDS seit Jahren in den Ohren, sie müssen anständige Objektiv bauen, und nicht nur billig produzieren und „Pro“ draufnageln, dass sie’s teuer verkaufen können. Die können das. Das ist ja das Frustrierende. Die KÖNNEN! Deshalb bin ich ja noch dabei. Aber solange sie mit Tricksereien durchkommen, sagt das Marketing „macht’s billiger, merkt doch keiner.“ Doch. Wir merken es. Macht’s anständig. Macht’s so gut wie ihr könnt!

    2. “Wenn ich Reinhards Berichte im Gesammten erinnere, wird eine gute Objektivkombi schwierig.”

      Das fällt unter Sturgeons Gesetz (“90% von allem ist Mist”).

      Ich persönlich halte große Stücke auf das 12–100/4. Die Gesetze der Physik sind so, wie sie sind, und wenn die Olympus-Ingenieure trotzdem einen tragbaren – durchaus auch im ureigenen Sinne des Wortes – Kompromiss zwischen Optik und digitaler Korrektur hingekriegt haben, dann ist mir das recht. Anderswo stören uns die digitalen Eingriffe ins Bild ja auch nicht (Stichwort “Live Composite”, zum Beispiel). Und zumindest von den Leuten, die sich meine Fotos anschauen, hat sich noch niemand beschwert.

  7. Bei Wanderung und auf Reisen ist das 12-100 und das 60 Makro auch in meinem Rucksack. Das 14-150 ist mir zu weich und unscharf und das mFT 12-60 Kitobjektiv ebenso. Das 40-150 mit einem Weitwinkel schleppt sich einfach zu schwer..

  8. Ich nutze das 12-100mm F4 auch. Mir ist klar, dass dieses Objektiv stark verzeichnet. Das sieht man im Post bei den raws; wenn ich dann zusätzlich auch noch Keystone Korrekturen anbringe, ist es machmal zum Verzweifeln. Aber, Alternative ? Für dass das 12-100mm einen so extremen Zoombereich in einem relativ kompakten Format abdeckt, ist es ein gutes Objektiv u. somit für mich z.Z. DAS Reisezoom. Vorher habe ich das mit 2 Kameras, versehen mit 12-35mm f2.8 u. dem Oly 40-150mm f2.8 abgedeckt. Reinhard hat aber recht; mir wären optisch besser korrigierte (in vernünftigem, machbaren Rahmen) Objektive auch lieber, würde auch gerne dafür mehr bezahlen – es müsste jedoch vom Hersteller dann auch so (offen) kommuniziert werden.

    1. Manchmal gibt es diese Info von Herstellern, aber selten: Ich habe neben meiner MFT Ausrüstung auch eine Lumix S1R. Zu dieser Vollformat habe ich das Sigma Art 1,4/85 DG DN. Das Objektiv wird von vielen für die Verzeichnung durch den Dreck geschoben, weil es stark digital korrigiert wird. Dafür ist diese Linse aber nur deutlich kleiner und leichter als das ältere Art 1,4/85, welches für DSLR gerechnet wurde. Die alte Version hatte ich einmal in der Hand und habe sie dankend wieder zurückgegeben. Die S1R ist ja schon ein Pfund (oder besser zwei), aber das alte 85er ist ein fast unglaublicher Panzer (für ein 85er).
      Auf diesen Unterschied hat Sigma selbst hingewiesen, dass die kleinere Bauweise auch ganz bewusst unter Berücksichtigung von digitaler Korrektur der Verzeihung ermöglicht wurde. Wer das nicht will, kann weiterhin die alte (optisch korrigierte) Linse kaufen. Ich habe mit Freude die neue Version im Einsatz.

      Ich bin mit dem 12-100 ebenfalls sehr zufrieden. Wenn es wegen besserer optischer Korrektur größer und schwerer ausfallen würde, hätte ich es nicht gekauft und auf allen Reisen dabei!

      1. Also ich habe aus meiner Analogfotografie-Zeit hier noch ein Minolta MD-Rokkor 85mm/2 herumliegen. Ein sehr schönes Objektiv, solide aus Metall gebaut, dabei eigentlich noch recht kompakt und das alles ohne “digitale Korrektur”. Die heutigen “Vollformat”-Linsen sind vermutlich so, wie sie sind, weil die Kunden in ihrem Freistell-Wahn auf 85mm/1,4 (oder weniger) bestehen, und das führt anscheinend entweder zu großen, schweren Objektiven oder zu solchen, die aufwendig digital korrigiert werden müssen.

        Bei mFT bin ich für mein Teil ja ganz zufrieden mit dem 45mm/1,8; die f/1,2-Festbrennweiten von Olympus bzw. OMD reizen mich überhaupt nicht.

  9. Ja, ich bekenne mich schuldig:
    Das 12-100/4 hat für mich das FT12-60 bzw. 14-54II bei Reportagen und im Urlaub als Fast-Immer-Drauf abgelöst.
    Obwohl ich immer wusste, dass es digital korrigiert ist (wie stark es korrigiert wird hat mich verblüfft, dass es korrigiert wird war mir klar).
    Es ist mir zu scharf, zu „digital“, eben weil es korrigiert und nachgeschärft wird…
    Warum ist´s trotzdem drauf? Es ist ideal für ooc-Bilder, die dem Kunden direkt übergeben werden. Noch in vivid fotografiert bekomme ich genau die bunten, knackigen Bilder, die heute gefragt sind. Dto. für Urlaubsbilder auf dem iPad. Und selbst mit der „ohne MK“-E-M1 ist der Stabi so ne Macht, dass ich aus dem fahrenden Schlauchboot oder Bus/PickUp scharfe Bilder bekomme, die mit dem FT12-60 einfach selten etwas werden.
    Wenn´s schön werden soll, ich mich nicht bewege und die Zeit dafür habe, kommen FT12-60 oder 14-54II auf die Cam.
    Im Studio sowieso die ollen FT TopPros:
    https://portfolio.fotocommunity.de/martinwieprecht/folder/1036044
    Das Ergebnis zählt!
    jm2c, Martin

    PS.: was mich am meisten verblüfft ist, dass 12/2 und 12-100@12mm offensichtlich exakt gleich korrigiert werden!

    1. Noch mal: Ich mache hier niemand einen Vorwurf, dass er das Objektiv verwendet. Das hat seine Vorteile. Aber man sollte seine Grenzen kennen – und die wurden ja hier in den Kommentaren auch prima diskutiert. Und wenn man weiß, worin die Grenzen liegen, hat man von dem Objektiv auch mehr, weil man nicht Dinge versucht, die das Objektiv eben nicht leisten kann und für die es auch nicht gebaut ist.
      Das richtige Equipment für den eigenen Zweck verwenden – darum geht es. Und je genauer man sein Werkzeug kennt, desto besser kann man arbeiten.

  10. Die Eigenschaft der digitalen Korrektur wäre ein interessanter und von daher erwähnenswerter Punkt für das Buch „Objektive für FT und mFT“, hätte mich gefreut das da neben oder anstatt dem Satz, dass es nicht mit nervenden Eigenheiten aufgefallen ist zu lesen. Nichtsdestotrotz zählt wie schon erwähnt das Ergebnis, ob einem das dann den Preis wert ist muss ja jeder selbst entscheiden.

    1. Ja, ich weiß, das Buch steht auf meiner Update-Liste ganz oben….
      Da muss aber eben auch das neue Layout umgesetzt werden. Das dauert noch ein bisschen….

  11. Ich habe vor Jahrzehnten mal ein Buch in die Finger gekriegt von einem deutschen Objektivhersteller, der seit ewigen Zeiten aber keine Linsen mehr herstellt; es ging um die Berechnung von Kameraobjektiven. Auch wenn die Technik inzwischen meilenweite Fortschritte gemacht hat, gilt sicher noch immer die Kernaussage, dass nämlich ein Objektiv immer eine Angelegenheit von Kompromissen ist. Korrigiert man einen Bildfehler, wird dafür ein anderer stärker. Will man schärfere Ecken, wird die Bildmitte weicher. Es gibt ja so viele Abbildungsfehler, die einer einfachen Glaslinse anhaften, und die man alle irgendwie in den Griff kriegen will. Und dann soll das Bokeh noch schön aussehen! Die Digitalfotografie hat sicher einige Verschärfungen in den Anforderungen gebracht (z.B. Bildfeldwölbung war in der vergleichsweise dicken chemischen Emulsion der Filme nicht ganz so problematisch wie auf dem topfebenen Sensor der Digitalkameras), aber auch Chancen der Vereinfachung: eine Verzeichnung lässt sich einfach rausrechnen. Dass die Hersteller heutzutage die digitale Korrektur als Konstruktionsbestandteil nutzen, ist nur konsequent, wenn im Tausch dafür digital kaum korrigierbare Fehler leichter rein optisch kompensiert werden können. Der Wunsch zur Verkleinerung der Ausrüstung als Verkaufsargument bringt ja noch mal andere Vorgaben für die Entwickler der Optiken. Dass da manchmal ganz schön getrickst wird, darf nicht verwundern. Wenn ich beispielsweise ein unkorrigiertes Weitwinkelbild meiner kleinen Sony RX 100 VI sehe (RAW-Datei im alten Picasa), dann wundere ich mich, wie gut die von der Kamera ausgespuckten JPGs werden. Tatsächlich leuchtet das Objektiv die Sensorecken gar nicht aus und es besteht eine irrsinnige Verzeichnung, die fast an ein Fischauge erinnert.
    Wie andere in diesem Thread auch schon schreiben: für mich ist das M.Zuiko 12-100 auch das ideale Reiseobjektiv und eigentlich auch DAS Argument für mich, dieses System zu favorisieren. Wie oft habe ich vor Reisen schon vorgehabt, meine Canon DSLR-Ausrüstung mal wieder mitzunehmen, habe alles zusammengepackt, hochgehoben, und wieder die Oly-Ausrüstung genommen.
    Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass die durchgehende Anfangsöffnung von f/4 auch getrickst ist? Richtig offen wird die Blende nur bei längeren Brennweiten, im WW ist die Blende immer ein bisschen geschlossen. Ob das nun so gemacht wird, damit es sich als „durchgehende Lichtstärke“ besser verkauft, oder ob die Vignettierung bzw. optische Leistung verbessert werden soll, weiß ich nicht.
    Wer es nicht glaubt: Objektiv auf 100mm und Blende 4 stellen, Batterie rausnehmen und auf 12 zurückzoomen. Vorn ins Objektiv gucken und dabei den Akku wieder reinstecken: Blende schließt sich ein bisschen!

    1. Mit der getricksten Lichstärke – das ist ein alter Hut. Das alte 7-14 war kein f/4 sondern ein 2,8-4. Mit den FT-Kameras konnte man sogar mit 7mm f/2,8 fotografieren. Die Fotos waren… naja…. lustig. Die Abbildungsfehler bei f/2,8 eine Katastrophe. (Stand in meinen Büchern unter „Der Trick mit dem Klick“.)
      Und natürlich sind Objektive ein Kompromiss. Und es geht noch nicht mal nur um die optische Rechnung sondern auch um die Stabilität bei der Serienfertigung. OMDS hat allein vier Mathematiker, die die guten Linsen berechnen. Und die machen das nicht nur drei mal im Jahr an einem Nachmittag. Und es gibt ja gar nichts dagegen zu sagen, dass man in gewissem Umfang auf digitale Korrektur setzt. Aber man sollte es dem Kunden sagen. Bevor er Geld auf den Tisch legt. Und ihm auch die Alternative sagen: „Hier kriegste eine Abbildung, die hat feinste Zeichnung und Farbverläufe. Kostet das Fünffache. Wiegt das Dreifache. Ist ein Klopper. Ist es Dir wert? Dann stapel hier die Scheine…“ Zu FT-Zeiten gab es das 50-200 2,/8-3,5 und das 90-250 f/2,8. Etwa 8000 Euro und 2,2 Kilo Unterschied. Die Meinung in den Foren: Hey, sooo groß ist der Unterschied nicht. Fast die gleiche Blende und die 50mm mehr Brennweite. Dafür untenrum kürzer. Und passt in die Fototasche. Völlig OK. Trotzdem ist das 90-250 verkauft worden. Weil es Leute gibt, die den Look zum Niederknien fanden und finden.

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