Der, dessen Name nicht genannt werden darf.

Das literarische Konzept des absolut Bösen und seiner unwiderstehlichen Heerscharen ist weit verbreitet, aber in Realität untauglich. Eine Organisation aus lauter fiesen Böslingen kann schon prinzipiell nicht funktionieren. Es braucht grundsätzlich ein bestimmtes Mindestmaß an Zusammenhalt, selbst in der übelsten Organisation, sonst ist die Organisation selbst das erste Opfer des Bösen. Eine absolut böse Leibwache ist ein Widerspruch in sich.

Rowlings Todesser sind da keine Ausnahme. Selbst Voldemort ist nicht durchgehend fies.

Das Konzept, den Feind nur noch bei Synonymen zu benennen, ist allerdings interessant. Das hatten wir schon in der Diskussion um das „N-Wort“. Bezeichner sind eben flexibel, ebenso wie Wortbedeutungen. Frau Dr. Angela Merkel wurde je nach dem, wo der Bezeichner herkommt, Mutti, Äinschi, Kanzlerin, Merkel, Frau aus der Uckermark oder IM Erika genannt. Die Liste ist unvollständig. Meist ist der Zweck der Synonyme eine direkte Diskreditierung der Person. So gab es für Herrn Dr. Kohl die Namen „Birne“ (Pit Knorr) oder „Pfälzer Umpf“ (Eckhard Henscheid)

Im Zeitalter des Internet gibt es einen neuen Grund für Synonyme. Wenn man Dinge mit Ersatznamen nennt, kann man nur schwer rechtlich belangt werden. Gerade wenn man risikolos Verleumdungen, Beleidigungen und Falschmeldungen posten will, empfiehlt es sich, nicht den bürgerlichen Namen zu verwenden, sondern die Person über Synonyme zu beschreiben. Am besten Bezeichner, die über Suchmaschinen nicht aufzuspüren sind.

Einige Jahre wurde ich in den verschiedenen Foren noch als „Reinhard Wagner“ bezeichnet, das hat sich geändert, als ich ein paar Admins angeschrieben habe und darum gebeten habe, strafrechtlich relevante Texte zu entfernen. Denn die Admins haben natürlich gegen die Hater nichts unternommen – die sind ja wertvolle Mitglieder der Community. Genauer: die Admins haben Schiss, dass sie nun ihrerseits Ziel der Hater werden. Also: ich wurde von Stund an nur noch mit Kürzel bezeichnet: „RW“. Jeder wusste, wer gemeint war und eine google-Suche ist hoffnungslos. Aber auch das gab Ärger.

Dann versuchten es welche mit „grumpy old man“ – das wurde leider vom Admin unterbunden, weil sich User beschwert haben. Wobei ich mir schon ernsthaft überlegt habe, eine eigene YT-Serie „Notes of the grumpy old man“ aufzulegen. Bukowski war schließlich ein Genie. Neuerdings bin ich jetzt der „Blogger aus Bayern“. Auch nicht schlecht, klingt aber mehr nach Lederhose und auf dem Oktoberfest war ich noch nie. Und es gibt ja noch andere Blogger aus Bayern. Wenn ich irgendwann mal der „europäische Oly-Blogger“ bin, habe ich es geschafft. Derzeit bin ich der „besser ungenannte Blogger.“ oder nur noch „Der Blogger“. Auch nicht schlecht.

Dann ist es mir auch ziemlich egal, wenn die Hater Scheiße schreiben. Die wenigsten davon haben genug Cojones um mir ihren Hass persönlich vorzutragen. Zumindest solange sie nüchtern sind. Ich habe einen mal angemailt, den ich persönlich kannte und der mich früher oft wegen Rat und Hilfe angeschrieben hatte (und immer prompt auch von mir Hilfe bekommen hat.). Ich habe ihn gefragt, warum er so gegen mich hetzt. Antwort „Da fragst Du noch?“ Naja, da kann ich nicht allzuviel mit anfangen. Aber wenn’s ihm Spaß macht….. Vielleicht hätte ich ihm für die Hilfe seinerzeit Rechnung stellen sollen….

Aber ein paar Urban Legends will ich denn doch noch debunken:

Olympus hat den Beratervertrag mit mir nicht gekündigt. Den habe ICH gekündigt. Ich bin also nicht „gegangen worden“. Im Gegenteil. Wenige Wochen vorher wurde mir noch ganz klar gesagt, dass man weitere 5 Jahre mit mir rechnen würde. Ich habe den Vertrag aufgrund eines Marketing-Videos gekündigt, das Modelknipsereien auf Schienen zum Thema hatte. Und das von Olympus nicht mit einem Warnhinweis versehen wurde. Es ist mir klar, dass es Leute gibt, für die eine solche Entscheidung nicht nachvollziehbar ist, vielleicht weil sie moralisch so flexibel sind, dass ihnen so etwas egal ist. Mir nicht. (Meine Kündigung hatte noch einen anderen Grund, den werde ich in einem Extra-Beitrag mal ausbreiten….)

Ich bin kein Alkoholiker. Safe. Ich trinke so gut wie nie Alkohol und alle, die mich in den letzten Jahren in Rocksdorf besucht haben, dürften das bestätigen können.

Ich habe meine Berichte nach meinem Ausscheiden bei Olympus nicht wesentlich geändert. Was sich geändert hat, sind die Produkte von Olympus. Zeitgleich mit meinem Ausscheiden kam die E-M10III auf den Markt, die gegenüber der E-M10II erheblich kastriert war. Und ich stellte fest, dass die lichtstarken Objektive mit Blenden größer 1,8 alle digital gepusht werden. Dass das meine positive Grundhaltung gegenüber Produkten aus dem Hause Olympus etwas beeinträchtigt hat, dürfte klar sein.

Ich „bashe“ Olympus oder OMDS nicht. Im Gegenteil, als der Verkauf ruchbar wurde, habe ich den als Chance begriffen, dass die verkrusteten Strukturen von Olympus Imaging aufgebrochen werden. Und das habe ich auch kommuniziert. Und war damit auf Linie der OMDS- und JIP-Chefs. Ich berichte über Produkte. Und OMDS weiß selbst, dass das, was in den letzten Jahren rausgekommen ist, suboptimal war. Der dafür Verantwortliche wurde ja auch gefeuert – ganz bestimmt nicht, weil er gute Arbeit gemacht hätte.

Von einem Helden wurde mir Frauenfeindlichkeit unterstellt. Da kann ich nichts dazu sagen, nur, dass der Herr da bisher die einzige Quelle ist und er diesen Vorwurf nicht belegt hat.

Einer beschwerte sich öffentlich, dass ich ihn in persönlichen Mails bedroht hätte. Auch hier natürlich ohne Beleg, aber er dürfte recht haben. Ich habe ihm vermutlich mitgeteilt, dass er, wenn er sich im Forum nicht am Riemen reißt, sein Account gesperrt wird. Jo. Drohung. Böse. Ist der Job eines Admins. Leider.

Und einer wollte mir vorschreiben, doch bitte beim Fotothema zu bleiben, als „Virologe sei ich ja völlig daneben gelegen.“ Da wäre ich natürlich über einen Hinweis mit entsprechenden Belegen dankbar gewesen. Aber eventuell hat der Kollege die unter seinen Aluhüten nicht gefunden. Und ich poste hier, was ich will. Und wenn ich über das Liebesleben der Pflasterschnecken berichte. Lest, oder lasst bleiben. Ich bin hier nicht auf Zugriffszahlen oder Klicks angewiesen. Wenn ich das wäre, müsste ich nur alle paar Tage ein paar nackte Frauen posten – schon gingen die Zugriffe durch die Decke. Auch von Leuten mit Alupimmeln.

Wenn noch jemand Dinge über mich erfahren hat, zu denen er den Wahrheitsgehalt wissen will – gerne an mich wenden.

Ja klar, wenn man die Nase aus dem Fenster streckt, gibt’s Leute, die aus der Deckung Scheiße schmeißen. Das Internet funktioniert so. Und es gibt Leute, die gerne beim Scheiße schmeißen zukucken. Genauso wie es Leute gibt, die gerne Leichen auf der Autobahn knipsen. Ich merke das ja selbst – wenn ich einen besonders unterhaltsamen Verriss poste, gehen meine Zugriffszahlen in die Höhe. Dieses Publikum interessiert mich aber nicht. Ich schreibe für Leute, die an Fotografie interessiert sind. An mFT. Die wissen wollen, was wann mit was möglich ist. Und da gehören auch Posts zu anderen Themen dazu. Wen’s nicht interessiert – nicht lesen.

Aber dieses „Ich konsumiere Deinen Gratis-Content, aber wehe Du schreibst was, was mir nicht passt“ – hey, das ist soooooo lame. Werdet erwachsen.

14 Replies to “Der, dessen Name nicht genannt werden darf.”

  1. Das geschriebene kommt mir so bekannt vor und wiederholt sich ständig in vielen Bereichen des alltäglichen Leben. Es ist zum Ko…..n
    Weiterhin beobachte ich im Arbeitsumfeld wie im privaten eine Staubsauger Mentalität, alles aufnehmen und nichts zurück geben.
    Grüße
    Wolfgang

  2. Hallo Reinhard!
    Du schreibst deinen Blog praktisch alleine und du hast keine Leibwache. Du erfüllst also schon zwei der Kriterien um für das absolut Böse zu kanditieren!
    Weiter so 😉

    1. Hallo Helge,
      bei dem Text hätte ich wohl auch ohne Unterschrift an dich als möglichen Verfasser gedacht .
      Liebe Grüße nach Wien
      Rainer

  3. Danke! Das sind mal wieder fast schon erwartbare klare authentische Worte von Reinhard! Dafür schätze ich dich! Dafür war ich ein echter Fanboy von Dir im anderen Forum und lese jetzt hier um so lieber mit! Toll, dass du deine Zeit, Kraft, Kenntnisse und Kreativität hier so selbstlos für uns und die Allgemeinheit bereitstellst. Mein allergrößter Respekt! Bringt mir immer wieder viel Freude! Ist ja sonst leider auch nicht mehr so verbreitet… (daran merke ich, dass ich älter werde und hin und wieder unserer zeitgeistlichen Vergangenheit anhänge)
    LG, Saint-Ex

    1. Hallo Reinhard
      das was Saint Ex über Dich schreibt, kann ich ohne Abstriche unterschreiben. Bleib wie Du bist und lass Dir Deine Art zu schreiben, Sachverhalte zu komentieren oder etwas auf den Punkt zu bringen von niemand „verbieten“.
      Gruß Lutz

  4. „Ich habe den Vertrag aufgrund eines Marketing-Videos gekündigt, das Modelknipsereien auf Schienen zum Thema hatte. Und das von Olympus nicht mit einem Warnhinweis versehen wurde.“

    Ich habe diese Zeit nicht miterlebt bzw. kenne auch nicht dieses Marketing-Video, deswegen würde ich gerne folgendes wissen:
    Was meinst du mit „Modelknipsereien auf Schienen“ und wovor sollte Olympus mit einem Warnhinweis warnen?

    P.S.: Lass dich nicht unterkriegen. Du machst gute Arbeit.

    1. „Was meinst du mit „Modelknipsereien auf Schienen“
      Es gibt Fotografen, die ihre Models auf stillgelegten Gleisen fotografieren und auch „Mode“ war. Nebenbei haben viele junge Leute ihr Leben lassen müssen, weil sie auch solche Bilder mit ihren Smartphones knipsen und ins Sozialnetz stellten. Die überhören die ankommenden Zügen und ein ICE hat nicht genügend Zeit, rechtzeitig abzubremsen.

      Auch Lokführer haben danach mit dem Trauma zu leben und können Ihren Beruf nicht mehr ausüben.

      Es ist auch ausdrücklich untersagt, auch auf stillgelegten Schienen zu fotografieren.
      Bei der Einführung des Objektivs mit der Lichtstärke f/1,2 gab es ein Video, in dem die Models auf Schienengelände am Wagon fotografiert wurden. Ohne das Olympus einen Warnhinweis einblenden ließ, dass man sowas nicht nachmachen sollte.

  5. Pit hat es grob erklärt. Es ging um die Vorstellung des 17mm f/1,2. Dafür wurde in Hamburg bei einem Museum ein in Betrieb befindlicher Rangierbahnhof gemietet und dort, unter einem Portalkran, ein Modelshoot gezeigt.
    Unter einem Portalkran haben Models nichts verloren. Auf einem Rangierbahnhof nicht und auf Gleiskörpern schon dreimal nicht. Erst vor kurzem ist ein Mädel, das für einen Shpot auf einen Güterwaggon geklettert ist, von der Oberleitung gegrillt worden. Der Fotograf hat sich aus dem Staub gemacht.
    Die Bahn versucht seit Jahren verzweifelt, diese Schienenknipserei auszurotten. Sie hat deshalb das Betreten des Gleiskörpers auf allen ihren Anlagen verboten. Auch auf vermeintlich oder wirklich stillgelegten Strecken. Als ich damals Olympus deshalb angeschrieben habe, haben sie nur geschrieben, sie hätten alle Vorschriften befolgt. Ein Jahr später haben sie dann das Video mit einem Hinweis versehen.

    1. Chapeau!
      Hut ab
      alle Achtung

      Nicht Jeder würde so einen großen Schritt machen, um anderen Menschen zu helfen.
      Man sieht – du hast Überzeugungen.
      Ich wünschte, mehr Menschen würden sich so verhalten wie du.

    2. Moin moin,
      Das Motiv des 17ner 1,2 kenne ich gut und da habe ich auch schon häufiger Models privat fotografiert. Und das auch schon vor Olympus. In Hamburg ist das Motiv bei Hafeninteresierten bestens bekannt.
      Es handelt sich um Schuppen 51. Der Bereich gehört zur Stiftung-Hamburg-Maritim die sich mit Marinen Museumsthemen beschäftige. Dazu gehören auch Exponate der Hafenbahn und deren Umschlagsorte und genau ein solcher ist hier ausgestellt. Er ist seit Jahrzehnten außer Betrieb und für die Bahn außer zum einmaligen abstellen von Museumswagen unbefahrbar. Desgleichen die Kräne darüber. Diese gehören zu einer respektablen Sammlung von Hafenkränen die vor einem halben Jahrhundert (oder früher) bei Kampnagel (heute ein alternatives Eventgelände in Barmbek) produziert wurden.
      Direkt daneben liegt das Museumsschiff Peking. Also komplett keine Gefahr möglich außer nebenan ins Wasser zu fallen oder zu stolpern. Hier hätte also ein Hinweis auf das Museum was gebracht.
      Viele Grüße noch
      Lutz

      1. Es war kein Hinweis an dem Video. Und – laut Homepage des Museums damals (!) war der Rangierbahnhof in Betrieb. Ich habe das extra recherchiert. Klar, wenn man das für einen Modelshoot bucht, ist da keine Gefahr. Aber es geht hier nicht drum, dass an dieser Stelle keine Gefahr drohte, sondern dass hier eine Ästhetik als Vorbild präsentiert wird, die lebensgefährlich ist. In jedem blöden Youtube-Video gibt’s vorne dran nen Warnhinweis „Probiert das nicht zu Hause aus!“ Hier gab es das nicht.

  6. Test Objektiv Oly 1.4 / 20 mm (mit Oly M1 Mk III). Zuerst alles unscharf, unabhängig von Blende und Beleuchtungen. Teils stark überbelichtet. A4-Blatt mit Arial Schriften ab Arial 11, Distanz 2.5 m: Auch mit dem Pana Leica 20 – 60 mm, eingestellt auf 20 mm und Blenden ab 3.5: Zeichen teils ausgefressen. Kamerafehler ? Gibt es manchmal! Später aber Arial 11 sogar mit Blende 1.4 lesbar, wobei man etwas nachschärfen musste. Ab Blende 3.5 ohnehin kein Problem, auch mit dem Leica nicht. Also doch gute Schärfe. Nutzen von Blende 1.4: Reduktion der ISO-Werte. Z.B. Blende 1.4 statt 1.8: ISO 3000 statt 5000 möglich. (1.8/1.4)^2 = 1.65. 5000/1.65 = 3000.
    Chromatische Abberation: Auch an Metallkanten bei kontrastreicher Abendsonne nicht sichtbar. Randabdunkelung: Bei realen Motiven unauffällig. Einziger Mangel: Sonnenblende fällt gelegentlich ab, da sie nicht einrasten kann.
    Hans Rudolf Wernli, CH-Suberg

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