Wir hören davon zum ersten Mal…

Langsam kann ich die Mails stapeln, die mit „Wir hören von diesen Dingen zum ersten Mal“ beginnen. Ob das AF-Probleme, Produktionsfehler oder simpel falsche Specs sind – wenn ich irgendwas feststelle, was mir nicht ganz koscher erscheint, schreibe ich als braver Journalist die Hersteller an und frage nach, was da denn los sei.

Meisten kriege ich dann die obige, erstaunte Antwort. Unser Produkt hat ein Problem???? Kann nicht sein. Sie sind da der Erste…..

Mittlerweile frage ich mich ernsthaft, ob ich nur Montagsgeräte auf den Tisch kriege, ob alle mein Leser einfach nur brutales Pech haben, ober ob da in der Branche nicht ein fundamentales Qualitätsproblem am Laufen ist. Nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei den Produkttestern. Wenn ein f/0,95-Objektiv beim Abblenden auf f/1,4 nicht dunkler wird, dann muss das doch irgendwem auffallen. Nö. Tut nicht. Was machen diese Leute, die das Zeug testen? Pressemitteilungen abschreiben und Bakschisch kassieren?

Haben die Hersteller festgestellt, dass es billiger ist, Influencer zu schmieren, als gute Produkte zu bauen? Und der Kunde frisst das? Oder ist das Schrumpfen des Kameramarktes schlicht darauf zurückzuführen, dass immer mehr Leute die Nase davon voll haben, veralbert zu werden? Man kann manche Leute für immer an der Nase rumführen. Und viele Leute eine gewisse Zeit, aber nicht alle Leute für immer…

Es ist ja nicht so, dass die Hersteller dann, wenn ich meine Fakten auf den Tisch lege, schnell reagieren. Die machen das eher so nach der Methode „schau mer mal, dann seh mer schon.“ Panasonic hat auf meinen Hinweis auf die AF-Probleme bei der G9II, die auch Jimmy Chang festgestellt hat, mit der Bitte um Beispielbilder geantwortet. Innerhalb von 24 Stunden geliefert, seitdem nichts mehr gehört. (Aber immerhin bastelt Panasonic dauernd an Updates, gerade eben wieder für ihre Kleinbildkameras mit zusätzlichen Funktionen. Da heißt es nicht „das geeeeeht nicht“ – da wird gemacht.)

Auf meine Nachweise, dass die ganzen 1,2er Objektive bestenfalls f/1,4 sind – keine Reaktion. Nur dass sie keine 1,2er-Optiken mehr gebaut haben und das 20mm 1,4 endlich wieder ein „ehrliches“ ist. Die Bajonettnummer liegt seit weit über einen Monat bei OMDS auf dem Tisch – bislang immer noch keine offizielle Reaktion. Schon gleich gar keine an mich. (Ja, in einem deutschen Forum hat der Mod eine Mitteilung ohne Unterschrift veröffentlicht, man habe von dem Problem gehört, aber das beschränke sich auf Deutschland.)

Und natürlich habe ich auch von Laowa außer „Was? Nie gehört!“ nichts mehr gelesen.

Wir haben unsere ganzen Motoren mit Betrugssoftware ausgestattet? Äääääächt? Wie konnte das nur passieren? War sicher ne Putzfrau, die den falschen Stecker gezogen hat. Kann gar nicht anders sein, wir werden sie sofort feuern.

IT-Urgesteine werden sich an die frühen 90er erinnern, als die Grafikartenhersteller in ihre Grafikkartentreiber Umgehungssoftware für die gängigen Grafikkartentests reingebaut haben. Klar ist das irgendwann aufgefallen. Ääächt? Wir haben euch beschissen? Kann nicht sein….

Mittlerweile wird von den Testern die lausige Abbildungsqualität der Objektive gar nicht mehr thematisiert – wird ja in der Kamera digital korrigiert. Adobe liefert Software, bei der man die Objektivkorrekturen gar nicht mehr bei allen Objektiven abschalten kann. Was ein bisschen lästig ist, wenn man bei den Weitwinkelobjektiven auch alles sehen will, was auf dem Sensor landet.

Dass die allermeisten Druckerhersteller mittlerweile auf einem Level mit Schutzgelderpressern spielen, ist ja bekannt. Eine löbliche Ausnahme scheint nach wie vor Brother zu sein. Timergesteuerte Ausfälle? Haben wir NIIIIE davon gehört, ist ne Verschwörungstheorie.

Wir sollten Hersteller damit nicht durchkommen lassen. Hersteller, die uns als Feind betrachten, den es auszunehmen gilt, sollten von uns nicht mit Geld versorgt werden.

Man kann Fehler machen. Jeder macht Fehler. Aber dann muss man versuchen, sie zu korrigieren und verhindern, dass sie noch mal passieren. Es gibt Vollpfosten in Firmen, die glauben, dass man seine Kunden nach Belieben ausnehmen kann. Die machen dann Dinge wie falsch gelabelte Objektive, Betrugssoftware und dysfunktionalen Autofokus. Und es gibt Angestellte, die da mitspielen. Weil’s ihnen egal ist, der Chef hat ja gesagt…

Ich war mal Vorstand einer Aktiengesellschaft. Leute, die sich solche Dinge geleistet haben, hatten bei mir keine Chance mehr, das nochmal zu machen. Man kann Fehler machen. Solche Leute einstellen zum Beispiel. Aber wer in einer Firma versucht, Kunden zu bescheißen, der gehört gefeuert. Sofort. Denn wer einmal damit durchkommt, der wird es wieder machen.

Und Firmen, denen man Beschiss durchgehen lässt, die werden sich nicht bessern.

Warum gibt es mittlerweile anständige Clone-Akkus von Patona? Weil ich gestänkert habe. Weil meine Artikel von anderen verlinkt wurden. Und irgendwann sich rumgesprochen hat, dass die Clone nix taugen. Jetzt gibt’s gute Akkus. 100 Gummipunkte für Patona.

Lasst die Hersteller wissen, dass sie mit dem Mist nicht durchkommen.

35 Replies to “Wir hören davon zum ersten Mal…”

  1. Wenn Dir alle FolyFos-Teilnehmer ihre „Sie sind der erste, von dem wir das hören“-Fälle zuschicken, musst Du ne Scheune anbauen.

  2. Eigentlich ist es erstaunlich, dass solche Anschreiben an Kunden noch funktionieren, denn den Herstellern ist eigentlich bewusst, dass nicht wenige Kunden ihren Frust in Foren veröffentlichen. Vielleicht liegt es eher daran, dass sie sich sicher sind, dass das in den meisten Foren von einer gewissen Klientel dann erfolgreich zerredet wird. Das ging bereits unserem armen Forenkollegen so, der als Erster seinen sonnenlichtgeschädigten E-M1-Sucher wiederholt reklamierte, bis zur aktuellen Bajonett-Problematik, wo die Reaktionen für den Hersteller so ausfallen, dass man einigen Forengrößen das Ding einfach ersetzen und noch ein Goodie beilegen könnte.

    Wenn man mal schaut, was die Wortführer in den techniklastigen Diskussionen für Forderungen an zukünftige Kameramodelle stellen und dann aber abtauchen, wenn jemand berichtet, dass ihm sein 40-150 mm F2.8 von der Kamera fällt … Spätestens nach diesen Vorfällen sollte es doch beim Hersteller ein Quali-System geben, was die Rückverfolgbarkeit der Bajonette mit einschließt. Wenn mir ein Hersteller nun erklärt, dass man bei den verschlissenen 150-400 mm F4.5 die mangelhaften Teile nicht den Seriennummern der Objektive zuordnen kann, ist das ziemlich bedenklich. Dann muß ich als Kunde halt erstmal davon ausgehen, dass alle betroffen sein könnten. Blöde für den Hersteller nur, wenn es real nur jedes hundertste Teil ist.

    Solche Geschichten wie die F 1.2 sind für den Kunden, wenn er es denn überhaupt merkt,eigentlich nicht zu lösen. Da kommen dann die Aussagen, dass nur die Bezeichnung bei Objektiven zum Filmen darüber Auskunft geben, was an Licht auf dem Sensor ankommt. Bei den drei F 1.2 könnte man als einfacher Kunde höchstens aktiv werden, wenn die Frontlinse schon eine F 1.2 nicht zulassen würde. Aber eine detailliertere Auseinandersetzung zu diesem Thema wird wohl kaum jemand führen können, der nicht das notwendige Fachwissen mitbringt – also wahrscheinlich eher keine Hobbyfotografen.

    Ich habe mal jemanden per PN angeschrieben, der mich immer dann wehement angegangen ist, wenn ich mich lobend zur E-M1X geäußert habe. Seine Antwort war in etwa, dass er bei Olympus bzw. mFT ist, weil er sich nur hier das Spitzenmodell überhaupt leisten kann. Auch gehe es ihm ja gar nicht so sehr um die immer als Argument vorgeschobene Größe oder das Gewicht. Er befürchte halt, dass die X die Preisgrenze nach oben öffne. Ich sehe hier das Nokia-Problem. Eine Vielzahl an Modellen ist überflüssig, weil die Kunden eh das Topmodell haben wollen. Also reduziere die Palette und specke auch das Premiummodell ab – für viele Kunden ist das ok – wenn sie sich das Statussymbol leisten können. Dieses darf dann sogar bei der Nutzung auseinanderfallen. Auch OMDS hat eine Anhängerschaft, die man mit der Aussicht auf eine 2000 Euro Kamera als vermeintliches Topmodel hinter sich versammeln kann und die dann gegen ein doppelt so teures Gehäuse der Konkurrenz ins Feld zieht.

    Qualitätsprobleme durch Kosteneinsparung und den daraus resultierenden fragwürdigen Umgang mit Kunden, wird man bei sehr vielen Herstellern finden. Bei Olympus/ OMDS hat man sich aber eine zum großen Teil nicht förderliche Kundschaft herangezogen. Da sind halt noch einige Leute darunter die 7500 Euro für eine Ausnahmelinse ausgeben, aber für den klassischen Brennweitenbereich muss es mit einem Zoom 12-40mm F2.8 für deutlich unter 1000 Euro gehen. Wer seine FT nicht mehr repariert bekommt, kann eigentlich nur noch die Marke wechseln. Das ist, was mir mein Hersteller gerade vermittelt. Wer nach diversen Problemen mit den Einstellrädern eine ideale Lösung mit der E-M1X präsentiert und dann in der OM-1 augenscheinlich identische Räder verbaut, aber qualitativ wieder bei Null anfängt, der kann mit doch kein Gefühl einer soliden „Outdoorkamera“ vermitteln. Solange Kunden das nicht hinterfragen und wie blöde immer das aktuellste Modell abonnieren, wird sich nichts ändern – außer dass die qualitätsbewußten Leute das Weite suchen und somit der Kundenstamm immer weiter schrumpft.

  3. Also, das Firme so ignorant reagieren hör ich echt hier zum ersten Mal 😉

    Wenn dann ein Manager sagt, dass er absolut keine Ahnung hatte, dass das in seiner Firma passiert, dann ist das eigentlich ein sofortiger Kündigungsgrund. Dann hat der seinen Job nicht gemacht, weil der wird dafür bezahlt zu wissen, was die Firma tut und steuernd eingreift, wenn was nicht passt. Wenn einer also „keine Ahnung davon“ hat, dann kann er seinen Job nicht machen. Schade ums fünfstellige Monatsgehalt.
    Es kann mir doch keiner erklären, dass so viele Firmen von Ignoranten und Vollkoffern geführt werden? Das kann doch nicht sein. Vielleicht bin ich aber auch nur ein hoffnungsloser Optimist.

    1. „Es kann mir doch keiner erklären, dass so viele Firmen von Ignoranten und Vollkoffern geführt werden? Das kann doch nicht sein“

      Doch Helge, es sind noch mehr, als du dir vorstellen kannst.

      1. Das war eigentlich eine rein rhetorische Frage. Ich hab in einer solchen Firma gearbeitet. Da hat der Chef allen Ernstes behauptet, er habe nichts von den massiven Schmiergeldzahlungen gewusst, mit denen der Vertrieb weltweit Aufträge im öffentlichen Dienst an Land gezogen hat. Unter einfachen Mitarbeitern ging der Spruch „wenn das Projekt nicht kommt hat jemand zu wenig oder an den falschen gezahlt“. Ich sag jetzt nicht welche Firma das war, die haben nämlich eine beachtliches Budget für gute Anwälte.

  4. Volle Zustimmung in meiner Eigenschaft als Qualitätsmanager eines großen börsennotierten Unternehmens.
    Lesen OMDS-Tokio und andere Kamerahersteller hier eigentlich mit?

  5. „Wir sollten Hersteller damit nicht durchkommen lassen. Hersteller, die uns als Feind betrachten, den es auszunehmen gilt, sollten von uns nicht mit Geld versorgt werden.“

    Wölfe betrachten Schafe nicht als Feinde, sondern als Futter!

  6. Moin,

    die Erwartungshaltung dahingehend, daß es irgendeine Form von Ethik bei Herstellern x-beliebiger Produkte geben könnte, die diesen verböte ihre Kunden über’s Ohr zu hauen finde ich angesichts des Zustandes dieser Welt naiv.
    Sofern ich denn gerade Kunde bin kann ich wenigstens noch mein zukünftiges Kaufverhalten entsprechend modifizieren.
    Eventuell könnte ich mich auch fragen, ob ich denn wirklich z.B. f1.2er Objektive gebraucht habe, wenn ich erst bemerke daß da was nicht stimmt, wenn ein Herr Wagner einen Artikel darüber schreibt.
    Mich kotzt Beschiss bei Produkten und Herstellereaktionen, die mich für beleidigend dumm verkaufen wollen genauso an wie jeden Anderen auch. Der einzige Weg so etwas langfristig zu unterbinden ist diese Produkte nicht mehr zu kaufen, auch auf die Gefahr hin, daß es dann vielleicht irgendwann kein Mft von OMDS oder kein VW mehr gibt.

    Gruss,
    Dirk

    1. Dirk hat recht. Zu erwarten, dass ein Industriebetrieb eine wie auch immer geartete Partnerschaft oder ehrliche Beziehung zu seinen Kunden haben will, ist naiv. Anders ist das vielleicht nur bei einem örtlichen Händler oder Handwerker, dem man die Meinung sagen oder boykottieren kann. Doch solange die Nachfrage das Angebot übertrifft, braucht auch der kaum Rücksicht zu nehmen, denn der nächste Kunde wartet ja schon und kann übers Ohr gehauen werden.
      Ein Produktmanager sagte mir mal: Ich habe ein Budget, kann eine bestimmte Anzahl Produkte entwickeln und muss einen bestimmten Umsatz und Gewinn machen. So läuft das überall. Es geht doch nicht um langfristige Ziele, wie man sie einst den Japanern nachsagte (und jetzt den undurchsichtig strategisch denkenden Chinesen nachsagt), sondern um die Zahlen der kommenden ein, zwei Geschäftsjahre. Was interessiert es einen Geschäftsführer oder EMEA-Manager, was sich ein paar genervte deutsche Kunden wünschen, die sich ungeliebt oder nicht ernstgenommen fühlen? Eine neue, zu teure Kamera mit Rabatt zu verramschen, gehört zum Umsatzzwang. Dass die early adopters mit Recht sauer sind, interessiert doch nicht. Das zukünftige Geschäft will gemacht werden, solange es noch ein paar willige Kunden gibt.
      Es geht nur um Zahlen, und wenn es die heimatlosen CEOs sind, die heute Textilien, morgen Lebensmittel, Drucker oder Sportgeräte „vertreiben“ und keinerlei Konsequenzen zu tragen haben außer einem Ortswechsel mit nachgeworfenen Millionenabfindungen – was sollen da Ethik oder eine mittelfristige Denke bei der Produktentwicklung? Cash in de Täsch! Wir bewegen uns in einem schrumpfenden Markt. Wenn die Kuh gemolken ist, finden die üblichen Manager und Selbstdarsteller die nächste Herde, die gemolken werden kann. Der kundennahe Produktmanager und die loyalen Kunde zählen nicht, sie sind auf verlorenem Posten.
      Mir gefällt das alles auch nicht. Aber es ist die Realität des Turbokapitalismus, dem nichts heilig ist.

      1. Nihilismus?
        Ich bin Journalist (auch wenn es Leute gibt, die das bezweifeln, weil ich nicht auf einer Journalismusschule war.) und der Job des Journalisten ist, Dinge rauszufinden und zu veröffentlichen um den Leuten zu zeigen, was schief läuft oder auch, was gut läuft. Der Standpunkt „Alles Scheiße, Deine Olga“ ist verständlich, aber darf für einen Journalisten kein Maßstab sein.
        Da ich ja einige Dinge bewegt habe – und wenn es nur war, dass die Chinesen jetzt bessere Clone bauen – bin ich vielleicht doch nicht so unbedarft.
        Ich bin seit mittlerweile 32 Jahren selbstständig und hatte auch ne AG – so ne richtige, mit Aufsichtsrat und Aktionären und so Zeug, keine Ich-AG – Ich war auch im mittleren Management – so Abteilungsleiter und so Kram – und wenn ich eines gelernt habe: Du kannst nicht gegen Deine Kunden arbeiten. Das geht bei Großkonzernen wie VW – die können ziemlich viele Leute verarschen, weil sie ne ziemlich stabile Marke haben. Bei kleinen Firmen ohne Weltmarkenmacht sind Deine Kunden Dein Kapital. Wer dieses Kapital für kurzfristigen Profit über Bord wirft, geht ratzfatz unter. Große Firmen werden manchmal noch „gerettet“ um sie ausplündern zu können, aber kleinere Firmen die nichts strategisch wichtiges produzieren, sind unter Umständen ganz flott weg vom Fenster.
        Deswegen ist es nicht naiv, von seinem Lieblingshersteller eine gute Beziehung zu erwarten. Im Gegenteil. Ein guter Hersteller kümmert sich genau darum.
        Ich habe mal Produktmanagement bei einem PC-Hersteller gemacht und zwei Linien durchgesetzt. ne Standardlinie mit Billig und ne „gute Linie“ mit höheren Preisen und höherer Qualität. War aufwändiger zu produzieren, aber die Dinger sind nie in der Rep gelandet. Die Firma hatte nen verdammt guten Ruf. Was hat der Verkauf gemacht? In die guten Gehäuse den billigen Schrott reinschrauben lassen, die Burn-In-Tests weggelassen und pro PC damit 200 Euro mehr Gewinn gemacht. Als ich das gemerkt habe, war es schon zu spät, die Kunden sind weggeblieben und die Firma hat nach nem halben Jahr dicht gemacht. Ich war der, der das Licht ausgemacht hat, Verkauf und Geschäftsleitung hatten vom Insolvenzverwalter Hausverbot bekommen.

        1. Das mag ja alles sein, aber was kümmert die Manager die Firma? Wie M.Aldinger schon schrieb, die gehen morgen halt eine andere Firma (kaputt)machen.

    2. Alles richtig.
      Aber learning by doing ist beim Produkterwerb halt ziemlich teuer. Habe vor kurzer Zeit ein Produkt Deiner im letzten Satz zweitgenannten Firma erworben (jene mit dem Dieselskandal) im gehobenen Preissegment. Hat systemimmanentes technisches Problem, das inzwischen vielen Konsumenten großes Ärgernis bereitet und offen bekannt ist.
      Reaktion aus Norddeutschland: wir wissen von nichts, das kann es nicht geben, nie davon gehört. Das Steuergerät austauschen?? Wozu, wir spielen neue Software auf, dann passt’s. Nach der mittlerweile 3. Neusoftware passt immer noch gar nichts, weil das Hardwareproblem ohne Austausch nicht zu lösen ist. Wird nicht gemacht, weil flächendeckende Kosten in Millionenhöhe. Stattdessen weiter abwimmeln, vertrösten, aussitzen.
      Wie beim Dieselskandal.
      Wie kann ich mich wehren? Überhaupt nicht.
      Es geht nur eines: Information des gesamten Bekanntenumfeldes, dem Zorn freien Lauf lassen, Satisfaction über Zerstörung des einstigen Firmenmythos.
      Und ja, diese Firma wird es in zwanzig Jahren am Weltmarkt nicht mehr geben, alle Annzeichen deuten bereits jetzt daraufhin.
      Was ich davon habe? Wiederum nichts, aber bei einem Kamerakauf ist halt vieles leichter, vor allem finanziell.
      Hier kann ich tatsächlich so lange die schönen Töchter anderer Mütter deflorieren, bis ich an einer passenden hängenbleibe.
      Traurig, aber nicht aussichtslos.

      1. Werner,
        mit einem guten Rechtsanwalt geht da schon etwas. Notfalls mithilfe des RA den Kauf wandeln.
        In meiner Arbeitsstelle sitzt auch so ein „Vogel“ ganz oben. Detail tue ich hier keinem an!
        Früher hat Mal ein ganz kluger Querkopf gesagt das sich Deutschland abschafft. Heute ist die menschliche Blödheit so weit vergammelt das sich die ganze Welt abschafft. Aber egal, wenn dem Staubkorn Erde das letzte Lichtlein ausgeht spielt das überhaupt keine Rolle…
        LG Panomatic

        1. Hallo Andreas,
          danke für den Rat. Ich habe das schon in Erwägung gezogen und prüfen lassen. Es ist fast aussichtslos und mündet in einen unendlichen Gutachterstreit. Diesmal hat die besagte Firma, der das Problem sehr wohl bekannt ist, im Handbuch zum Produkt völlig weltfremde und undurchführbare Gebrauchsanweisungen ausgegeben, um safe zu sein, aber es steht halt drinnen.
          Der Succus aus diesem Dilemma dürfte wohl der Rat sein, der über das Schwarmwissen hier schon einige Male geäußert wurde: sich das erste begeilende Habenwollen zu verkneifen, seriöse Tests abzuwarten (so wie Reinhard sie macht) und eventeuell erst den Relaunch des Produktes nach Beseitigung der gröbsten Mängel zu genehmigen. Wenn diese Zurückhaltung vielen von uns gelingt, werden das einige Hersteller nicht überleben und sich die Spreu vom Weizen trennen.
          Dann werden Influencer zu Influenza, die ihre eigenen Kinder frisst.

  7. „König Kunde“ ist mittlerweile zum zahlenden Betatester geworden. Überall. Let’s face it. Die Hersteller, die versucht haben, sich diesem Trend zu entziehen, sind entweder pleite oder haben sich in ein fernes Luxus-Märchenland verabschiedet. Die Frage ist also nicht „ob“ sondern nur wo auf der Betatest-Skala von „gutes Produkt bei launch“ bis „Unverschämtheit“ sich ein Hersteller positioniert.

    Ich halte auch nichts davon, den KFZ-Abgasskandal in eine Linie zu setzen mit Marketing-„Tricksereien“ wie die 1.2er Objektive oder mangelnder Qualitätsübersicht (Bajonett). Das sind ganz andere Qualitäten:

    Beim Automotor muss ich darauf vertrauen, daß ein KFZ-Hersteller die Vorgaben einhält. Als Verbraucher kann ich das nicht selbst überprüfen. Beim Objektiv gibt’s meines Wissens nach keine gesetzlichen Kennzeichnungs-Vorgaben – und wo wenn nicht hier kann man sagen: „gekauft wie gesehen“?

    Qualitätsmängel wie das schrabbelnde Bajonett, naja shit happens. Warum dieser (und andere) Herseller in Qualitätsfragen nicht proaktiver unterwegs ist – siehe oben: Das kostet Geld. Und heutzutage sind alle Funktionen, die Geld kosten, statt Geld in die Kassen zu spülen entweder aufgelöst oder bis zur Dysfunktionalität zusammengeschrumpft. Gerade die Foto-Industrie ist ja so ein Beispiel, wo post-Market Kundenbindung sich nicht wirklich ausgezahlt hat, als sie sich der technologischen Disruption stellen musste. Also ist die Ambition hier noch geringer geworden.

    1. jaja, weil’s angeblich alle machen ist das ne Entschuldigung? Wo ist die Grenze der Unverschämtheit? Wenn der Hersteller Dir Müll andreht und dann für die Reparatur noch völlig überhöhte Preise verlangt? Wieviel Geld darf er für die Reparatur verlangen, bevor man an die Decke geht? Wo sind die Grenzen?
      Es gibt Leute, für die war das Bajonett der Tropfen für das Fass – und es gibt Leute, für die war es die OM-1II. Und es gibt Leute, für die gibt es woanders Grenzen. Und Leute, die sagen sich – ich werde überall verarscht, also ist es mir egal. Und genau die sind daran schuld, dass die, die mit Kundenverarsche durchkommen, sich durchsetzen.
      Der Dieselbeschiss ist auf dem gleichen Level wie jeder andere Beschiss auch. Wenn die Dönerbude minderwertiges Fleisch verwendet ist das exakt die gleiche Nummer. Kann der Konsument nicht nachvollziehen. Wie die 1,2er Objektive. Jeder bescheisst halt nach seinen Möglichkeiten.
      Es gibt dafür aber keine Entschuldigung wie „die anderen machen das doch auch.“ Es geht um blanke Geldgier. Denn wehe so ein Betrüger wird selber betrogen – der sagt dann auch nicht „Face it, ist so üblich“. Der wird dann richtig eklig…

      1. Nein, schlimmer – weil es alle machen, wird die Abweichung zur Normalität und die vorgeblich Verantwortlichen begreifen gar nicht mehr, dass da was falsch läuft.

        Das ist doch wirklich branchenübergreifend so: Gibt es ein Problem, so wird es zunächst als Einzelfall verharmlost („hatten wir noch nie“, „Sie sind der erste, dem das passiert ist“, „kann gar nicht sein“, etc. pp.) oder dem Anwender wird ein fehlerhafte Nutzung unterstellt.
        Dabei sucht im Hintergrund schon seit Monaten eine Taskforce nach dem „Root Cause“ und einer Lösung für das Problem. Die gibt es vielleicht auch schon, kommt aber nicht in Frage weil zu teuer.

        Also belässt man es erstmal dabei bis jemanden eine kostengünstige Lösung einfällt und kommuniziert nach außen irgendeinen Stuss um die Leute zu beruhigen – bei großen Konzernen gibt man dann eher noch Millionen für eine PR-Kampagne aus statt das Geld in die Problemlösung zu stecken.

        Was meiner Meinung nach fehlt ist die persönliche Haftung der Entscheider und der Mut zu sagen, „da mache ich nicht mit“. Letzteres kostet evtl. die Karriere.

        1. ..branchenübergreifend.. ja, erlebe das auch ständig im IT-Umfeld. Aktuell habe ich wieder so einen Fall: eine (Server-) Software verhält sich nach einem Update in mehrfacher Hinsicht unsinnig; die Probleme sind ähnlich aber nicht identisch – es ist naheliegend, das irgendwo was vermurkst wurde, denn das hatte alles schon mal funktioniert. Der Support ist unendlich zäh und zeitaufwendig – nach dem Motto „Keep the customer busy“. Natürlich für jede Variante des Problems ein eigenes Ticket. Trotz mehrfacher Nachfrage meinerseits keinerlei Aussage, ob man das Problem reproduzieren konnte. Das ist doch das erste, was ich erwarte: der Hersteller kuckt, ob das ein allgemeines Problem ist, oder was spezielles im Umfeld des Kunden. Irgendwann war wohl der Support-Mensch selbst verzweifelt und hat seinen Chef hinzugezogen. Der hat mir dann gesagt – am Telefon, also nix schriftliches – ja, er sieht das Problem, aber ER braucht MEINE Hilfe: nach offizieller Lesart der Firma sei dieses unsinnige Verhalten kein Fehler, damit auch kein Support-Fall und die Entwickler würden nicht tätig werden; es sei denn, ich stelle einen Feature-Request. Wenn genügend Leute das tun, dann gibt es eine Chance… Es ist frustrierend! Und leider halt ohne einen Reinhard, der journalistischen Druck aufbaut.. man fühlt sich hilflos ausgeliefert. Übrigens vermute ich, dass letztendlich die IT im weitesten Sinn Ursache für diese branchenübergreifende Katastrophe ist: letztlich ist überall Software drin, und ich bin der Meinung, das der Mensch die durch Software erzeugte Komplexität nicht im Griff hat.

  8. Danke für die Infos.
    Obwohl ich regelmäßig mitlese habe ich von den „Problemen“ bei LAOWA mitbekommen.
    Kannst du bitte mal kurz schreiben, was da das Problem ist? Ich liebäugele mit dem 4mm für die PEN-F.
    Danke im Voraus! Herzliche Grüße

        1. An der PenF sollte es kein Problem geben. Ich kann das 4mm nur an meiner alten 5MII einsetzen, an der E-M1II oder der OM1 ist der Handgriff so dick, dass meine Hand auf dem Bild ist… Mit den Kameras also nur vom Stativ…

    1. Das 4mm ist bei mir schon jahrelang auf all meinen Ferien-, Hochzeits-, Fussball- und was weiss ich was für Fotografie im Einsatz. Du kannst es bedenkenlos kaufen.

      Allerdings ist es vom Bildwinkel her schon eine spezielle Linse. Der Bildwinkel ist extrem. Ich setze es nur mit meiner Pen-F ein, da sonst der Handgriff oder Deine Finger mit drauf sind.

      Auf Oly-E habe ich seinerzeit mal ein paar Bilder reingestellt. Ich habe sie heute noch mit drei weiteren ergänzt. Allerdings stimmt im Thread die Sortierung nach Datum nicht. Ist ein wenig kreuz und quer.

      Hier der Link:
      https://oly-e.de/Foren/topic/laowa-4mm-f2-8

      Viel Spass damit.

  9. Also bei den Reaktionen hier muss man sich wirklich fragen, ob manche (viele ?) schon in dem Alter sind, wo sie sich Sorgen machen müssen, vorzeitig zu versterben, bevor sich ihr Lieblingshersteller ihres Problems annimt. Und in einem Alter ist, wo man nicht mehr mitbekommt, daß sich die Welt um einen herum nicht mehr zurückdrehen lässt.

    Mir vermiesen solche Beiträge und das Lamento in den Kommentaren die Lust aufs Hobby mehr als der Bajonett-Fall selbst. Ich finde das war ein schönes Beispiel für saubere Recherche, die Fakten transparent auf den Tisch gelegt. Und wir hören durch Reinhards geheime Kanäle, daß daran gearbeitet wird – auf der Chefetage. Damit ist doch auch erstmal gut. Ich bin selbst Ingenieur in einem globalen Großkonzern. Die Mühlen mahlen langsam. Aber es kommt auch keiner ums Leben, wenn das Bajonett nicht binnen 2 Wochen nach dem Blogbeitrag getauscht ist.

    1. Das Thema, das hier eifrig diskutiert wird, weil es unter den Nägeln brennt, hat nichts mit Lebenserwartung, Griesgrämigkeit oder der Rotationsgeschwindigkeit der Erde zu tun.
      Pfusch bleibt Pfusch.
      Ganz egal, wann und wie und ob überhaupt ein Mangel behoben oder das neuwertig schon unbrauchbare Produkt zurückgezogen wird. Das Thema heißt grundsätzlich Fehlerkultur und erübrigt die Frage, ob ein mangelhaftes Bajonett heute oder in zwei Jahren repariert wird.
      Ich bin nicht Ingenieur in einem Weltkonzern, aber wenn ich mit der Einstellung, die hier durchschimmert, in meinen Beruf gegangen wäre, hätte ich jede Woche einen Toten gehabt.
      Shit happens halt.

    2. Bei solchen Beiträgen, gleichzeitig pauschal und wischiwaschi formuliert, kann man sich wohl aussuchen, ob man gemeint ist oder nicht. Weder im Original-Beitrag noch in den meisten Kommentaren geht es speziell um das Bajonett-Problem. Und in Anbetracht des allgemeineren hier diskutierten Problems: ja, ich bin durchaus in einem Alter, in dem ich mir überlege, ob ich meine Lebenszeit damit verbringen will, redundant mit anderen Kunden, einen Hersteller mit viel Zeitaufwand dazu zu bewegen, sich um ein Problem zu kümmern. Und die Beobachtung, dass dies branchenübergreifend passiert, könnte darauf hin deuten, dass es eine systemisch wirkende Ursache gibt.

  10. Ich habe einfach das System gewechselt. Der AF der OM-1 war so schlecht, dass ich nach EM1II und EM1III alles verkauft habe und nun mit der Sony 7IV schöne Fotos mache.

    1. Da bin ich verblüfft – vor zwei Wochen hast Du Dich hier noch auf das Update des Buches gefreut. (Kann man übrigens mittlerweile längst runterladen…) Und jetzt hast Du gar nix mehr?

      1. Hallo Reinhard,
        na klar, darauf freue ich mich, ich bin gespannt, wie sich der AF entwickelt hat.

        Ich war einer der ersten Käufer der OM-1, zum Glück mit Cashback und CoBe. Anfang 2023 bin ich dann raus, weil der AF einfach nicht funktionierte. Mal ganz zu schweigen von den schwer drehenden Rädchen und dem verhunzten Menü. Ich konnte die Kamera mit wenig Verlust bei einem Aufkäufer einsenden (sozusagen Mietgebühr), Die Pro-Objektive sind ruckzuck verkauft gewesen. Behalten habe ich die EPL7 mit den kleinen 1.8er und die TG4 als Familienspaßkamera und für schöne Makros.

        Natürlich habe ich alle Bücher von dir gehabt, die waren und sind top und haben mir eine ganze Menge geholfen, auch außerhalb der Oly-Welt! Und die kundenfreundliche Downloadpolitik bei Aktualisierungen ist wirklich vorbildlich! Dafür auf diesem Wege nochmals Danke!

        Bin also gespannt, wie das jetzt mit dem AF funktioniert, einen Neueinstieg in das System wird es aber nicht geben.

        Aber wenn ich hier schon mal ausführlich schreibe: Ein Buch über die Alpha 7IV von dir wäre super, würde ich ungesehen kaufen. Damit würdest du auch viel mehr Kunden ansprechen.

        Alles Gute
        Frank

        1. Das Problem sehe ich gerade bei der G9II – bei Olympus-Kameras kenne ich mich aus, die sind wie erweiterte Körperteile. Wenn da was klemmt, merke ich das beim In-die-Hand-nehmen schon. Die G9II erfordert irren Aufwand. Sony ist noch viel schlimmer. Noch dazu müsste ich mir von Sony erstmal eine Ausstattung zulegen, um überhaupt Dinge auszuprobieren. Krasse Nummer.

          1. Ja klar, das wird nicht einfach (Equipment, Zeit, KnowHow) – auf der anderen Seite öffnet sich für dich ein viel größerer Markt, der auch noch zukunftsfähiger als mft ist. Und das System macht richtig Spaß! Und ein „gutes“ deutsche Sony Fotoforum haben wir m.E. auch nicht. Bei meinen Fotokumpels (Oly, Canon, Leica) bist du jedenfalls bekannt! OK, das war es, möchte dich ja nicht überreden, war nur so ein Gedanke

  11. Interessant die ganzen Kommentare zu lesen! Ich habe auch einige Jahrzehnte in der Industrie mit Großserienfertigung gearbeitet. Meine Erkenntnise:
    – Die Qualität, Entwicklung und Fertigung, wird von den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen erzeugt. Die wissen ganz genau, dass der Endkunde ihr Gehalt bezahlt.
    – Die Unternehmenskultur ist immer noch da, auch wenn sich das Management verändert. Wenn in der Kultur Qualität einen hohen Stellenwert hat, tut sich auch der, am kurzfristigen Erfolg orientierte, Vorstand schwer.
    – Wenn ein neues Produkt auf den Markt kommt, weiß man bereits nach wenigen Tagen wo es klemmt. Problemlösung: zuerst kommt die Feuerwehr und löscht das Feuer, dann wird die eigentliche Brandursache ermittelt und für alle betroffenen Fälle eine Feuerwache aufgestellt. Das endgültige Abstellen kann im ungünstigen Fall dauern, hat aber oberste Priorität. Damit kommen dann nicht alle Kunden klar, aber die meisten akzeptieren das.
    Bei einem so wichtigen Teil wie ein Bajonett hätten wir die betroffenen Objektive ziemlich eng eingrenzen können. Ein Lieferant, der die Spezifikationen zu seinen Gunsten interpretiert, wäre in der Produktabsicherung höchstwahrscheinlich aufgefallen.

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