Immer wieder erreichen mich Anrufe und Mails von Leuten, die von mir wissen wollen, was sie sich kaufen sollen. Meistens sitzt das Geld dann nicht so locker und wenn ich da mit fünfstelligen Zahlen hantiere, die man für so eine vollständige Ausrüstung beim Fotohändler des geringsten Misstrauens abladen muss, dann ist das eher „am Kunden vorbei“.
Also gebraucht kaufen. Nein. Keine analogen Superzoom-Knipsen. Dass der Film von der Technik überholt ist, ist völlig OK. Wir reden über Digitalkameras und digitale Objektive. Analoge Objektive an mFT funktioniert zwar und kann auch Spaß machen. Aber das ist ein Add-On. Ich selbst habe meine analogen Objektive ausgemustert, als entsprechende Brennweiten für FT/mFT erschwinglich wurden. Denn so cool es ist, mit einem Noflexar Leute zu erschrecken, aber selbst das alte 50-500 Bigma ist bequemer und kann locker mithalten.
Also fangen wir mit den Kameras an. Was kann man gebraucht kaufen?
Die alten DSLRs. E-1, die ich letzthin hier besungen habe – kriegt man mittlerweile fast nachgeworfen, aber die Akkus für den Batteriegriff haben Seltenheitswert, man bekommt kaum noch CF-Karten dafür und die Kamera ist langsam, das Display gruselig. Nope.
Was danach kommt, ist zwar schneller, entbehrt aber den Charme des Dinosauriers. Die E-520 hatte immerhin schon LiveView und Kontrast-AF. Aber wenn, dann gleich die E-620, die letzte kleine DSLR, auch die gibt’s für kleines Geld und die Akkus stecken heute noch in der E-M5III. Den Batteriegriff dafür kriegt man nachgeworfen. Ausklappdisplay. Und beleuchtete (!) Tasten. Artfilter und aufwendigerer AF ist an Bord.
Wenn’s eine große DSLR sein soll, dann die E-5. Batteriegriff gibt’s preiswert, die Akkus allerdings nur noch als Clone. Die E-5 ist schärfer als die E-3 und E-30, ist rauschärmer und hat mehr Dynamik. Alle DSLRs haben das Problem, dass die lichtstarken TopPro-Optiken auf die Hilfsspiegel eingemessen werden müssen. Bei der E-5 und der E-620 kann man das selber machen.
Die Preise ändern sich so schnell, dass man da kaum ein Empfehlung geben kann. Die Beste ist: jemanden draufschauen lassen, der ne Ahnung hat. Sprich, der die Kamera kennt, am besten selber eine hat. Wenn der Verschluss schon scheppert, Stativgewindeschrauben fehlen oder die Objektiventriegelung klemmt, dann ist die Kamera am Ende. Die kleinen Schrauben sind gesucht und selten. Bei allen DSLRs drauf achten, dass alle Gehäusekappen dabei sind. Reparaturen sind – noch – kein Problem, ViaDaVinci hat noch Ersatzteile.
Die PENs.
So schön die E-P1 in weiß war und ist – die sollte man sich nur aus historischen Gründen zulegen. Die alten 12MP-PENs mit Panasonic.Sensor waren langsam, die Stabis mäßig, der AF gemütlich. Das hat sich mit den 16MP-PENs geändert. Also E-PL5 zum Beispiel. Top-Tipp ist die E-PL7, alles was danach kam, war eher abgespeckt. Die PM-Serie hat Liebhaber, aber man spart kaum Geld, hat weniger Knöpfe und einen schlechteren Stabi. Sie ist halt winzig.
Die E-P5 – die letzte „große“ PEN vor der PEN-F. Wird immer noch vergleichsweise hoch gehandelt, dafür, dass sie schon vor acht Jahren rausgekommen ist. Aber für unter 300 Euro kann man da zuschlagen.
PEN-F. Keine Einsteigerkamera. Absurde Gebrauchtpreise von fast 800 Euro. Keine Empfehlung. Die P5 sieht auch gut aus. Wer weiß, was die PEN-F kann, der kauft sie – egal was sie kostet. Aber wer nur eine günstige Kamera will, greift nicht zur PEN-F.
OM-Ds. Finger von der E-M5 lassen. Die E-M5 hatte ein noch recht grobes AF-System, einen Displayrahmen, der gerne riss und unpraktische Knöpfe. Die E-M5II kriegt man gebraucht unter 300 Euros. Sie kann fast alles außer 4K. Sogar Clean HDMI, Stacking in der Kamera und Capture, was die E-M5III nicht mehr kann. Was sie nicht kann, ist Sport und die alten FT-Optiken. Da muss es dann die E-M1 sein. Der zweiteilige Batteriegriff der E-M5II ist selten und vergleichsweise teuer. Oft wird sie gebraucht mit einem Meike-Griff verkauft, das ist nur ein Stück Blech, das einen größeren Griff liefert.
E-M1 noch gebraucht kaufen? Auch die E-M1 kriegt man für unter 300 Euro nachgeworfen, der Batteriegriff ist auch billig. Die E-M1 sollte auf jeden Fall schon die Wahlräder ausgetauscht haben. Testen, ob die Gurtösen locker sind. Und die Belederung checken. Die tendiert dazu, sich abzulösen.
Die E-M1 ist Preis/Leistungsmäßig ein Schnäppchen. Wer mehr will, kann versuchen, eine E-M1II zu bekommen. Die mittlerweile in allen Bereichen deutlich besser ist. Aber da muss man dann um die 500 Euro einplanen. Da aufpassen, dass man eine bekommt, die eine höhere Seriennummer hat. Da die Batteriegriffe auch für die E-M1III passen, sind die richtig, richtig teuer.
Die aktuellen Kameras E-M1X und E-M1III rentieren sich nicht, gebraucht zu kaufen. Da bringt ein Cashback unter Umständen genau so viel.
Oft werden Kameras mit gebrauchten Akkus angeboten. Die oft mit angebotenen Clone sind als Dreingabe nett, wert sind sie nichts. Gebrauchte, zwei Jahre alte Originale kann man kaufen, wenn sie nicht in Clone-Ladegeräten ruiniert worden sind. Akkus ohne Baujahr oder mit Baujahr vor 2018 sollte man nur dann kaufen, wenn man mit Sicherheit weiß, dass sie nur im Originallader geladen wurden und höchstens 50 Ladungen hinter sich haben. In so einem Fall kann man bedenkenlos zuschlagen, die Akkus gibt’s zum Preis eines Clones – nur halten sie noch fünfmal so lang…..
In der nächsten Folge geht es dann um Objektive.
Eine gebrauchte FT DSLR würde ich heute niemandem mehr empfehlen. Nicht wenn wie du schreibst „das Geld nicht so locker sitzt“. Gerade dann kann ich es mir nicht leisten in eine Einbahnstraße zu rennen.. Ich will nicht sagen, dass die Sachen schlecht oder unbrauchbar sind. Aber ich würde da nicht mehr einsteigen. Sollte da doch mal der Wunsch nach Mehr und Besser kommen, wird es schwierig.
Ich würde da jederzeit meine PM2 vorziehen..
Nur meine Meinung!
Auf den Objektiv-Artikel bin ich gespannt.
Das ist eine absolut legitime Meinung. Wir stehen aber gerade vor einem technologischen Umbruch im Kameramarkt. Die einen gehen von DSLRs auf Systemkameras und mFT tritt in die zweite Generation der Systemkameras ein. FT-DSLRs sind also nicht Technik von Gestern, sondern von Vorgestern. Niemand will den Kram noch haben. Man kriegt das Zeug nachgeworfen, Hauptsache in gute Hände. Und wenn jemand kein Geld hat, dann ist eine FT-DSLR zusammen mit FT-Glas eine prima Option. Denn das fotografische Handwerk kann man damit lernen – und man macht kein Geld kaputt, wenn man es langsam angehen lässt. Gerade für Einsteiger im jugendlichen Alter – viel Bang for the buck. Klar, 10 oder 12MP sind auf dem Papier nicht soooo der Brüller – aber ich habe damit jahrelang Zeitungen und Industriekunden beliefert. Die verwenden die Bilder heute noch. Da sollte es doch kein Problem sein, als Jugendlicher damit zu knipsen….
Da bin ich völlig bei dir. Das ist für fast alle Anwendungsfälle „gut genug“, wenn man es ernst nimmt eigentlich mehr als ausreichend. Zum Lernen ideal. Und ie 10 oder 12 MPixel reichen auch.
Aber es ist ein totes System. Da würde ich niemanden reinschicken, schon gar nicht, wenn man aufs Geld schauen will, oder muss. Und zwar, weil der nächste Sprung, die nächste Weiterentwicklung dann teurer wird.
Dann lieber eine 10 Jahre alte Canikon, da kann ich dann auf eine 5 Jahre alte Canikon „upgraden“, bzw. auf eine aktuelle (noch!).
Bitte nicht falsch verstehen, ich meine nicht, dass man Olympus FT nicht mehr verwenden soll. Ich würde da nur nicht mehr neu einsteigen.
Nein, ich verstehe Dich völlig. Ich habe nur genau dieses Problem vor kurzem gehabt. Tochter hat sich Kamera gewünscht, Familie hatte keine Kohle. Im Endeffekt ist es dann eine gebrauchte E-510 geworden mit 14-45. 70 Euro. Tochter glücklich. Für 70 Euro kriegst Du nicht mal ne PM2. Geschweige denn ein Objektiv dazu. Ein FT 40-150 dazu gibt’s für nen Fuffi. Wenn man sich überlegt, dass an die durchschnittliche SLR 1,4 Objektive geschraubt werden… In vier Jahren, wenn die Kamera ausgereizt ist, dann reden wir noch mal drüber.
Diese Passage macht neugierig „mFT tritt in die zweite Generation der Systemkameras“.
Was willst Du damit sagen?
Seltsam, ist mir auch aufgefallen. Also ich hätte Olympus mft bereits in der 4. Generation gesehen:
1) 12 Mpix
2) 16 Mpix mit AA
3) 16 Mpix ohne AA
4) 20 Mpix
… oder werden all diese Sprünge marginalisiert?
Ich hab für einen Fotografieanfänger, 10 Jahre, eine wenig gebrauchte M10 mit 14-42 im Sommer 2020 gekauft. Das mit Selbstabholung und Testen vor Ort über ein Kleinanzeigenportal.
Und der junge Mann ist absolut begeistert.
Neulich gab es dann noch ein gebrauchtes 40-150 für 95.- € dazu.
Da kann man nicht soviel falsch machen.
Ich habe bisher fast alle meine digitalen Olys gebraucht gekauft. Dabei kommen für mich nur Geräte in Frage, die max 2 Jahre jung sind und weniger als 10.000 Auslösungen runter haben. Da viele Leute heute unter GAS leiden, bekommt man solches Gerät oft für 40-60% unter dem aktuellen Neupreis. Und kaum benutzt wurde es obendrein.
Thema Wahlräder bei der M1: Ich habe noch eine M1 mit Garantieverlängerung bis Oktober 2021, ca 50.000 Auslösungen. Was kann mit den Wahlrädern schief gehen und sollte ich sie vorsichtshalber einsenden?
Die Wahlräder, vor allem das Daumenrad der E-M1 waren zu schwach ausgelegt. Du kannst ganz simpel testen, ob Deine Wahlräder ein Problem haben: Dreh dran. Mit jeder Raste sollte der entsprechende Wert eine Stufe weitergehen. Tut er das nicht, ist das Wahlrad erledigt und gehört ausgetauscht. Tut er das doch – und zwar auch heute noch, dann hast Du entweder schon eines aus der neuen Produktion oder Du drehst generell so vorsichtig, dass das Rad nicht ausleiert. Dann brauchst Du es auch nicht austauschen lassen.
ich hatte meine vor längerem wg. der sich lösenden Belederung, damals noch in Tschechien,
zum Service, da wurden dann die Räder gleich mit getauscht.
Das Gleiche trifft (traf) für die E-P5 zu. Das Problem trat bei meiner Kamera erst später auf , habe Dank Garantie Verlängerung gerade noch die Kurve gekriegt. Wenn ich mich nicht irre war es das vordere, dem Objektiv zugewandte Rad.
Die E-M10 nicht vergessen. Das ist ja eigentlich eine E-PL7 mit Sucher. Hat auch Live-Time und Live-Composit. Und ich finde die Räder angenehmer als bei einer E-M1.1
Die E-M10.1 gibt es teils für ca. 100,- .
Peinlich. Ja. Die E-M10 und die E-M10II – sind klasse Kameras.
Ja, genau das wäre auch meine Empfehlung. Und manchmal tauchen neue M10 Mk2 für um die Euro 300,- in der Bucht von Restpostenhändlern auf. Und wenn es nicht ganz eng ist, wäre das meine erste Wahl für den Einstieg.
Beste Grüße, Andreas
Sehr gute Tipps, die ich berücksichtigen werde, wenn mal wieder ein Freund danach fragt, aber ich sehe es ein wenig wie Markus. Das FT-System scheint mir auch ein wenig eine Einbahnstraße zu sein, aber ich verstehe warum du die Kameras empfiehlst. „Knappes Budget“ ist halt auch relativ, wie dein Beispiel mit der Mutter und Tochter zeigt. Ich hatte hier auch eher an 150-400€ gedacht. Da sehe ich auch die EM10ii einfach unschlagbar. Die gab es bis vor kurzem immer wieder neu im Kit mit 14-42 + 40-150 sehr günstig, liegt super in der Hand und kann fast alles, was auch die 5er und 1er können. War mein Einstieg in MFT vor zwei Jahren und hat bei dem beringten Planeten seinerzeit durch MwSt-Aktion „nur“ knapp 360€ gekostet (knappes Budget ist halt relativ…). Neu und man hat direkt so ziemlich alle Brennweiten abgedeckt. Dazu kamen dann das 25/1.7 von Pana und das 30/3.5 Macro (das gebraucht aus der Bucht) für je unter 140€ sowie das 45/1.8 irgendwann in der Cashback-Aktion und ich war bis vor kurzem mehr als glücklich damit (dann kam die EM1ii und die ersten Pro-Gläser… ;). Aber es ging dir ja auch gezielt um gebrauchte Geräte, da könnte man sicher sogar mit weit weniger Budget mit dieser Kamera in ein sehr modernes und zukunftssicheres (obwohl Olympus ja scheintot ist 😉 ) System investieren.
Kleine Anmerkung: Zur EM5ii schreibst du: „Sogar Clean HDMI, Stacking in der Kamera und Capture, was die E-M5III nicht mehr kann.“
Den Satz musste ich dreimal lesen, bis ich verstanden habe, dass du „Olympus Image Capture kann die mark 3 nicht.“ meintest. So liest es sich irgendwie, dass die mark 3 kein Focus-Stacking oder gar ProCap könnte, vielleicht liegt es aber auch an meiner Lesekompetenz….
Eh cool, so ne Olympus µ-Zoom. “Weather Proof” Vollformat-Kamera habe ich auch noch in der Schublade.
Und noch 3-4Stück ISO200-Kodak-Sensoren dafür im Kühlschrank 🙂
Ich habe ja auch das meiste bei Oly-e gebraucht gekauft und war bisher immer zufrieden.
Die E-1 und die E-5 plus ne Schublade voll mit FT-Objektiven bleibt auch weiterhin im Bestand,
und sind m.M.n. bei den gegenwärtigen Gebrauchtpreisen durchaus als Einstieg einen Blick drauf wert.
Abgesehen von der leidigen MMF-Adapter- Geschichte (nicht mehr lieferbar/reparierbar) sind mir persönlich die ollen Objektive auch an der EM1.2 gut genug. Einzig das 12-100er hängt dort öfters dran, das 25/1.8 ist nur als Notgroschen in der Tasche, die anderen mFT-Kitobjektive habe ich zwecks Einsteiger-Förderung verschenkt.
Selbst an der IR-PEN EP2 hängt ein FT9-18er dran.
Gruß Uwe
Ich wollte meinem Sohn eine gebrauchte E-4XX kaufen und war überrascht, wie teuer die angeboten werden. Vor ein paar Jahren waren die noch viel günstiger. Die Pen E-PM1, mit der er jetzt fotografiert, habe ich als „Rückdeckel“ zu einem Objektiv geschenkt bekommen.
Ich habe nun den Artikel und die Kommentare durchgelesen, aber mir fehlt eine Olympus bei der Aufzählung.
Vor ein paar Wochen hab ich eine Olympus Stylus 1s gekauft und bin zufrieden damit.
Da passen auch die Akkus der PL 7 rein und funktionieren auch. Mache ich da etwas fasch?
Wie sind die Erfahrungen mit dieser kleinen Kamera?
Die 1S ist ne prima Kamera – aber die Gebrauchtpreise sind ziemlich heftig. Auch Toughs sind eigentlich gebraucht zu teuer. Vor allem, weil man nicht weiß, ob die Dichtungen der Toughs noch OK sind. Ab TG-3 wird aber noch repariert, die Stylus aber eben nicht mehr. Und für ne Kompaktkamera, die nicht mehr repariert werden kann, sind die Stylus 1 und 1S zu teuer.
Danke schön für diese Infos.
Gruß aus Wendelstein 🙂
Horst
Dann fehlt aber der „Taschendrachen“ auch! Den habe ich mir am 17.02.2011 (gerade nachgeschaut ), dank Deines tollen Berichtes von damals Reinhard, gekauft!
Aber es sind Kameras ohne Wechselobjektiv. Und Olympus hat viele, tolle Kameras gebaut. Die alle zu erwähnen, würde hier, glaube ich, den Rahmen sprengen…
Übrigens: Wer die tollen Blogs von Reinhard mal nachlesen will, einfach oben rechts Die SuFu benutzen.
Zitat: „Eine OM-2. DSLR“. Wo gibt’s die? (Ich habe leider nur eine ASLR und würde gern upgraden )
Ja, einfach eine Digitalrückwand, passend zu meinen OM’s, das war lange Zeit, das einzige, was ich mir gewünscht habe. War im CCD-Zeitalter wahrscheinlich schwierig, und später waren wohl alle eh auf Neu-umgepolt.