Major-Update: 3.0 für E-M1X

Ich hab’s ja schon beim FolyFos vor ein paar Wochen angekündigt: OMDS bringt noch ein paar Major-FW-Updates auf den Markt um die Zeit bis zum „WOW-Produkt“ zu überbrücken. Mir ist nun über meine Kanäle eine Beta-Version des 3.0-Updates für die E-M1X zugespielt worden. Natürlich gibt’s wieder ein paar kleine Änderungen am AF, eine davon verbessert die Genauigkeit mit dem MC-20, aber wirklich krass sind zwei Neuerungen: der „Skyfilter“ und die „Greenscreen“-Erweiterung.

Der „Skyfilter“ hat natürlich nichts mit dem „Skylightfilter“ aus analogen Zeiten zu tun. Kann auch sein, dass die Bezeichnung bei der Eindeutschung der Firmware noch geändert wird. Es geht im Endeffekt drum, einen Effekt bereits in der Kamera zu liefern, der gerade bei der Bildbearbeitungssoftware der letzte heiße Scheiß ist: den Austausch des Himmels. Der Trick dabei ist aber nicht etwa, dass man nun einfach einen vorher aufgenommenen Himmel austauscht. Der Gag ist, dass die Leute bei OMDS hier künstliche Intelligenz einsetzen und den GPS-Standort, die Uhrzeit, und die Ausrichtung der Kamera berücksichtigen. Man bekommt also seinen farbenprächtigen Sonnenuntergang nicht, wenn man nach Norden knipst. Außer am Nordkapp im Sommer. Da ist das richtig cool – denn gerade wenn man als Bustourist oder mit den Hurtigruten zum Nordkapp fährt, hält der Bus meistens nur eine halbe Stunde da oben, dann wird wieder eingebusst und zurückgefahren. Wenn man Pech und Nebel hat, sieht man von der Mitternachtssonne exakt gar nichts.

Durch den Skyfilter verschwindet der Nebel und man hat das gewünschte krasse Foto. Bereits mit der E-PL10 hat ja Olympus schon parametrisierbare ArtFilter eingeführt (PopArt und Weichzeichner) und beim Skyfilter kann man über den Schieberegler die Wolkenbedeckung auswählen. Klar, wenn man nen Tornado im Bild haben will, muss man in die Karibik fahren, die Wolkenformationen sind vom GPS-Standort abhängig.

Mein Ding ist das nicht, auch deshalb, weil die Nebelentfernung in meiner Version Artefakte produziert. Klar, wenn die Kamera vor lauter Nebel den Horizont nur über das GPS erahnen kann, wird die ganze Sache sehr grob, aber es gibt sicher Leute, die das Feature feiern werden. Wenn man es allerdings mit dem „Wetterwechsel“ nicht übertreibt, funktioniert das sehr gut:

Ziemlich cool finde ich, dass die Kamera sogar den LensFlare des alten 7-14 beim Austausch des Hintergrund übernimmt.

Man sieht, die Sonne behält ihre Position, so dass auch die vorhandenen Schatten und Spiegelungen funktionieren – ein klarer Vorteil der KI, die das GPS auswertet. Das funktioniert nicht immer perfekt, vor allem bei langen Brennweiten kann es zu Ungenauigkeiten kommen:

Hier wurde die Sonne durch einen Mond ersetzt – man kann im Menü einen Parameter „Override Time“ setzen und dann kommt man auch an einen Vollmond ran. Allerdings stimmt die Positionierung nicht, aber wie gesagt, das ist der langen Brennweite geschuldet. Sooo genau ist das GPS nun auch wieder nicht.

Aber das coolste Feature ist für mich die Wolkenauswahl je nach Standort. Muss ja nicht immer Sonnuntergang sein, auch die Sturmwolken, die die Kamera auf Lager hat, machen was her.

Was leider nicht geht, ist Dramatic Tone. Das resultierende Bild ist ein JPG, das kann man zwar mit OI Palette noch vergruseligen, aber der Ersatzhintergrund ist eben ein ArtFilter und zwei ArtFilter auf einmal geht halt in der Kamera nicht. Es gibt noch kein Workspace-Update, ich weiß also nicht, wie das Feature dort umgesetzt wird.

Das zweite Goodie finde ich persönlich interessanter. Das ist ein in der Kamera eingebauter „Greenscreen“, der irgendwie vom ArtFilter „Partielle Farbe“ abstammt. Er hat nämlich (fast) den gleichen Farbkreis. Nur dass eben die entsprechend angewählte Farbe nicht hervorgehoben, sondern transparent wird. Und dass das natürlich nicht unter den ArtFiltern zu finden ist, sondern bei der Doppelbelichtung und bei der Überlagerung. Was rauskommt, ist also ein RAW! (Und es gibt auch zwei Greenscreens: I und II – etwa analog den partiellen Farben I und III. Für künstlerische Überlagerungen draußen finde ich I besser, im Studio vor dem echten Greenscreen ist II exakter. Eventuell muss man da den Weißabgleich anpassen, weil der Farbkreis nicht das exakte Grünblau der kommerziellen Greenscreens hat. Aber ein bisschen G+2 beim exakten Weißabgleich und die Sache funzt auch bei Greenscreen II). Beim Titelbild habe ich den Farbkreis auf Rot gedreht und als zweites Bild den Himmel abgelichtet. Leider ist der Fensterrahmen rostig und deshalb hat es auch den Fensterrahmen erwischt.

Der Greenscreen arbeitet auch bei Video und hier wird’s richtig spannend. Und zwar gibt es passend zum Firmwareupdate auch ein Update der WebCam-Software, die jetzt ein Benutzerinterface spendiert bekommen hat, über das man FullHD-Bilder hinter den Livestream schieben kann. Als Greenscreen-Hintergrund. Das geht zwar im Prinzip auch direkt von der Speicherkarte der Kamera, aber dafür muss man – ziemlich bescheuert – erstmal ein 16:9-Bild fotografieren. Und das geht nicht mit nachbearbeiteten Bildern, die man vom Computer auf die Karte schiebt, sondern nur mit nativen Fotos aus einer E-M1X.

Das hier ist ein mix aus einem Studiobild und bayerischem Himmel in blau/weiß.

Der Trick am Farbkreis des Oly-Greenscreens ist, dass es auch weiß und schwarz gibt. Hier ist das eine Bild mit schwarz als transparenter Farbe gebaut worden.

Der erweiterte WebCam-Treiber hat Alpha-Stadium und hat sich bei mir nicht mit Picasa vertragen. Wird viele Leute eher nicht stören, aber mich halt.

Insgesamt: Ich habe meine Anregungen natürlich an OMDS weitergegeben, aber sie haben mir wenig Hoffnung gemacht, dass sie die Sachen vor dem finalen Release noch mal anfassen. Aber im Endeffekt sind das ja auch Peanuts – ich freue mich auf jeden Fall darauf, mit dem „LiveGreenscreen“ eine völlig neue fotografische Spielwiese zu bekommen. Und meine übliche Quelle in Japan hat mir gesteckt, dass sie zumindest den Greenscreen in die E-M1III einbauen wollen. Beim Video wissen sie noch nicht, ob die Rechenleistung ausreicht, aber in Doppelbelichtung und Überlagerung sollte das gehen. Aber auch hier: E-M1II-Besitzer schauen in die Röhre.

20 Replies to “Major-Update: 3.0 für E-M1X”

  1. Cool. Aber ich habe den leisen Verdacht, dass diese tollen Funktionen nur an einem gewissen Kalenderdatum im Frühjahr funktionieren werden …

  2. Im Wonnemonat Mai kommt dann ein wohl neues Feature hinzu: Dann kann man auch Personen austauschen. Endlich kann man dann Urlaubsfotos mit der Begleitung nach freier Wahl versenden. Leider schlägt auch hier die GPS-Position zu: Wenn ich mit einer Chinesin am Strand gesehen werden will, kann ich diese Option nicht anwählen, wenn ich an der Nordsee Urlaub mache. Aber perfekt für Singles, die mit einer Menü-Urlaubsbekanntschaft Punkte sammeln wollen bei ihren verheirateten Arbeitskollegen.

    1. Ich habe eine frühe Beta-Version vom Sport-AI über sehr, sehr dunkle Wege bekommen. Meine Kids verwenden die für den Online-Sportunterricht. Leider unterstützt das Teil nur Sumoringen, Karate, Judo und so zeugs. Sieht halt bischen doof aus, wenn die Jungs im Bett liegen und der Lehrer nur Karate-Katas sieht. Aber solang er sich nicht beschwert, lass ich die Beta-Version auf der Cam.

        1. Nee, meine Quelle darf ich nicht preis geben, sonst bekommt der nur noch eine Schüssel voll Reis am Tag. Vor allem merken die, dass er gar nicht Entwickelt, sondern in der Hängematte liegt, denn der hat ein mod von dem Teil entwickelt das voll krass ist. Damit kannst Du sogar die Waschmittelwerbung so aufpeppen, dass Du meinst, damit würde die Wäsche rein werden.

  3. Gerade mal in den Shop geschaut. Das neue PDF ist dann wohl die erste kostenpflichtige Updateversion der Kamerabücher. Ich habe ja Verständnis, dass das bei so einem Umfang an Ergänzungen, die ja auch viele neue Aufnahmen zur Veranschaulichung erfordern, nicht wie bisher für lau zu haben ist. Aber die Hälfte vom ursprünglichen Preis ist schon eine Ansage und das für eine Funktion, die man wahrscheinlich eh nur 1-2 Mal nutzt und das wegen der hohen Akku-Belastung dann doch wieder abschaltet. Das Abo-Modell für 15% jährlich ist doch auch Abzocke, was soll denn da noch kommen, lediglich die erste 1er hatte bei den Updates den Sprung auf eine 4.0 geschafft. Nee danke, da bin ich raus. Das einzige Positive ist wohl, dass das PDF nun zeitnah zum Update erscheint.

  4. Bei der finalen Version sollen die Großeltern ausgetauscht werden. Das damit entstehende Raum-Zeit-Paradox soll dazu führen, dass sich auch der Fotograf und die Fotografin verändert. Drückt man gleichzeitig die „OK“-Taste, so soll diese Veränderung sogar zum Guten reichen. Ich finde es schon krass, was man mit KI heutzutage alles tun kann!

    1. KI hin oder her, ich verstehe nicht, warum das unbedingt an GPS gekoppelt werden musste. Während des Lockdown kann ich vom Balkon eh nur in eine Richtung knipsen. Soll ich die Kamera jetzt aus dem Klo-Fenster halten, um überhaut einen Nutzen aus der Funktion ziehen zu können?

      1. Daher ja KI. Durch die Backpropagation-Funktionalität des Neuronalen Netzes lernt die KI nun, dass Du eh nur vom Balkon aus knipsen kannst. Das spart dann beim nächsten Service-Release den knappen Speicherplatz auf deiner Cam und es kommen auf dem verbleibenden Speicher jede Menge Katzenbilder mit drauf. Dann kannst Du Deine liebste endlich mal ein Katzengesicht verpassen und sie Dir Hörner 😉

  5. Habe mit dem Himmel eigentlich kaum Probleme, ich würde lieber die Erde darunter austauschbar machen. Hocke hier depressiv in einem postglazialen Gebirgstal mit einem Horizont rundum auf 11:00 und habe habe seit 20 Monaten das Meer nicht mehr gesehen. Hätte gerne ozeanische Weite mit ein paar springenden Fischen, könntest Du das bitte nach Shinjuku/Tokio melden. Aber bitte keine Delphine oder Thuns, die fressen die dort drüben sofort auf.
    Muss auch nicht sofort sein, für den 01.04.22 wäre ich auch schon mit einer Gänseblümchenwiese zufrieden.

    1. Der Idee mit dem Austausch der Erde kann ich nur unterstützen. Noch besser wäre es, den unteren Teil so aussehen zu lassen wie z.B. vor 10 Jahren und in Folge davon den Himmel zu gestalten. Dann hätte ich endlich kein fotografisches Problem mehr mit einem Gewerbebetrieb in der Nähe, da wären dann noch die Felder und Wiesen von früher zu sehen. Und vor allem würde dann das Bürogebäude nicht mehr die ganze Nacht mit oranger Beleuchtung die Umgebung überstrahlen. Der Firmeninhaber hatte die glorreiche Idee, die Fassade komplett mit orangem Plexiglas zu verkleiden und damit das Gebäude die ganze Nacht zum Leuchten zu bringen.

      Mit der KI könnte dann neben dem Gebäude auch gleich die Lichtverschmutzung in einen Sternenhimmel umgewandelt oder besser gleich die Milchstraße dargestellt werden. Das Ganze natürlich Jahreszeiten- und Uhrzeit-gerecht.

      Von der Earth Hour am letzten Samstag hatte bei der Firma leider auch keiner was mitbekommen. Dann wäre es wenigsten mal eine Stunde dunkel gewesen und ich hätte mir davon ein Foto machen können und es dann selbst per KI in einem der neuen tollen Tools für die Bildbearbeitung austauschen können. Obwohl, das funktioniert ja nur mit Fotos von Ende März zwischen 20:30 und 21:30 Uhr. Ich träume dann mal weiter bis zum 01.04.2022.

      1. Jetzt bin ich aber voll reingefallen … ich sollte doch richtig lesen … ich habe doch gar keine E-M1X. Bei meiner E-M10II hätte ich das ja glatt für einen Aprilscherz gehalten

  6. Da sieht man wieder: OM-DS erfüllt Wünsche, bevor sie entstehen. Endlich kann ich mit der Greenscreen-Funktion, falls ich mal Videokonferenzen machen muss, den Spur-1-Zug hinter mir und meine drei Foto-Fachbücher gegen ein gewaltiges Bücherregal mit schweren Bildbänden und Philosophie-Büchern austauschen. Der zweite Prozessor der E-M1X dürfte auch ausreichen, ohne Wärmeprobleme einen bewegten Hintergrund zu simulieren, wenn ich mein Büro am Strand aufgebaut habe. Bei stand-up-full-body-Fotos müssten auch automatische Bauch(-weg-)retuschen möglich sein, wenn man ein grünes Poloshirt trägt.
    Es ist immer sinnvoll, eine Kamera mit Leistungsreserven für neue Funktionen zu haben!

  7. Die Effekte interessieren mich nicht, aber “ verbessert die Genauigkeit mit dem MC-20″ hört sich spannend an.
    Ich habe in den letzten Tagen meinen angestaubten MC-20 mal wieder vorgekramt um der Sache auf den Grund zu gehen, warum ich damit einfach keine verläßlich guten Bilder hinbekomme, nicht mal für quasi-statische Motive (Vogel auf Ast). Nicht mal im Sitzen, bei Sonnenschein und Verschlußzeiten von 1/1000s. Zwischendurch ist mal ein einzelnes scharfes Bild dabei, an meiner Kombi 300/4 + MC-20 alleine kann es also nicht liegen. Wäre wirklich super, wenn sich dieses Verhalten per FW-Update verbessern ließe.

  8. Das hat bei mir länger gedauert als ich zugeben wollen würde 🙂

    Schönes Ding, musste über mich selbst lachen und bin wirklich seit Jahren nicht mehr auf sowas reingefallen. Made my day.

  9. Coole Sache. Denke mit Hilfe der Oly-Community könnte vieles machbar sein. Eine Datenbank mit schwarz belichteten RAW-Foto auf die z.B. mit Doppelbelichtung später ein anderes eigenes Foto drüber gelegt wird und der passende Himmel reingespielt wird? Ist so etwas denkbar? Oder lassen sich über die Exifs und Programmcode-Änderungen die GPS-Daten- und auch Himmelsrichtungsdaten verändern (patchen?) ?
    Sorry, nicht das es eine FingerShow ist, aber besteht die Möglichkeit, das OMDS Luminar als Kooperationspartner zugelassen hat?
    Was ich mir wirklich vorstellen könnte, wäre ein verschiebbarer sensorgesteuerter programmierbarer ND-Verlaufsfilter den man drüber legen kann. Wie steuert die Kamera die optimale Helligkeit des ausgetauschten Himmels?
    Einfach WOW Deine Quellen, Reinhard !

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