Lets your heart beat faster…

Die Nummer ist jetzt nicht ultrabrandneu, der Twitterpost von Audi ist vom 2.8. 2020 – vorgestern.

https://twitter.com/AudiOfficial/status/1289848460368257033/photo/1

Audi hat – zu Recht – einen fetten Shitstorm dafür geerntet. Und man fragt sich ernsthaft, was mit dem VW-Konzern los ist. Ich mein, klar, eine Familienlimousine mit 450 PS ist sowieso pervers. Aber das färbt offenbar auf die Marketingabteilung ab. Dort ist man so daran gewöhnt, krass üble Produkte zu verscheuern, dass Sicherungen dort gar nicht mehr vorhanden sind – also können die auch nicht durchbrennen.

Vor ein paar Wochen hat Mama VW sich schon ultrasensibel mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt. Und vorher ein paar Jahre lang auch mit dem Thema systematische Kundenverarsche und Rechtsbruch.

RS-4-Käufer haben eh nen eher zweifelhaften Ruf – und jetzt kann man auch davon ausgehen, dass sie auf kleine Mädchen in Sommerkleidchen mit Bananen stehen.

Jepp. Genau so geht Markenaufbau.

Was kommt als Nächstes? Aber es ist müßig, sich da was auszudenken, die Kreativen bei VW werden uns zu überraschen wissen.

Und ja, ich konnte natürlich nicht widerstehen. Ein rotes Auto mit fettem Kühlergrill habe ich auch. Also habe ich die Story weiterfotografiert.

Mann kann sich jetzt raussuchen, welches Ende der Geschichte passender ist.

Und ja, ich habe die Banane aufgegessen. Mache ich mit essbaren Fotorequisiten immer.

14 Replies to “Lets your heart beat faster…”

  1. … Und wer hat angefangen? GLE AMG, M5 oder Porsche Cayan? Wer wirft den ersten Stein?
    Solange es dafür eine Käuferschicht gibt diese Prollkarren oder auf Neudeutsch: Prestige Autos zu kaufen, warum nicht?
    Braucht einer eine Familienlimusine mit 1500PS?… äh Bugatti…

  2. Ich habe mit beiden genannten Werbungen ein ganz triviales Problem: Ich verstehe sie nicht. Also gar nicht.

    Wenn ich über einen Witz nicht lachen kann, lass ich ihn mir erklären. Also: Weiss jemand, was diese beiden Werbungen aussagen sollten?

    1. Witze soll man ja nie erklären…. Die „Kreativen“ hatten sich beim VW-Spot gedacht, sie kombinieren einen Instagram-Trend, nämlich große Hände, die irgendwas mit kleinen Menschen machen (große Handy-Schärfentiefe – Haha) mit ihrem neuen Golf und damit ist der neue Golf automatisch jung und hip.
      Und Audi wollte zeigen, dass man sich als Familie auf ihren Großraumrennwagen verlassen kann. „Lean on me“. Also haben sich alle Familienmitglieder einzeln (!) an das Auto gelehnt. Den Claim mit dem erhöhten Pulsschlag hat dann wohl eine andere Abteilung gemacht, die mehr an das Auto dachte.
      Warum mein Puls in die Höhe gehen soll, wenn ich mit meiner Familienkutsche fahre ist sowieso ein Geheimnis der Marketingfuzzis. Wahrscheinlich sind die noch nie mit Kindern in Urlaub gefahren. Da braucht es keine Protzkisten um den Puls in die Höhe zu treiben. Im Gegenteil, ich hätte gerne ein Auto mit eingebauter Kinder-Schlafautomatik.

      1. Danke für die Erklärung Reinhard. Also ich find es nicht mal mit Erklärung witzig oder originell. Warum man das jetzt in die Ecke rassistisch (VW) oder kinderfeindlich (AUDI) drücken muss… reicht doch, das die Werbung schlecht ist. Mehr Watschen kann’s für die Marke nicht geben.

        Thema PS und Familie: Bei meinen Kindern reicht die Bandbreite von Desinteresse bis Begeisterung. Leben und leben lassen. Die ganzen hochgelegten Golfs für unsere alternde Gesellschaft machen bestimmt den schlechteren CO2 Abdruck als die paar PS Giganten.

        1. Nein.
          „In die Ecke rassistisch/kinderfeindlich drücken“.
          Diese Argumentation missachtet aufs Gröbste die Wirklichkeit von missbrauchten Kindern und Menschen, die alltäglichen Rassismus selbst erfahren. Diese Spots sind nicht „in diese Ecke gedrückt“ worden, sondern sind von Anfang an in dieser Ecke produziert worden. Die Diskussion um Kinder in der Werbung sollte längst jeder Depp mitgekriegt haben. Und in der Branche gleich dreimal. Das Bild fanden offensichtlich Leute geil. Sonst hätten sie’s nicht gemacht. An so einem Foto bastelt ein Dutzend Leute rum, bis das rausgeht – und jeder macht seinen Servus drunter. Und jeder fand das gut. Da hat vom Fotografen über die Maskenbildnerin bis zum Artdirektor die komplette Kette vollständig versagt – oder sie haben sich nicht getraut, ihre Bedenken zu äußern, weil sie Angst um den Job hatten. Die Leute wollen also lieber Pädo-Bilder machen als ihren Job wechseln. Da ist im System etwas so gewaltig falsch, dass man nur noch sagen kann „Laden zumachen. Neu anfangen.“ Die Nummer von Audi/VW „wir untersuchen, wie es dazu kommen konnte“ ist albern. Das dauert fünf Minuten. Wer ist die Agentur? Vertrag kündigen. Denn natürlich werden die SM-Kanäle längst von Agenturen bespielt, da schaut nur noch in Ausnahmefällen noch wer drauf. Geht gar nicht mehr anders. Und klar wehrt sich so eine Agentur mit Händen und Füßen, wenn sie auf einmal das Budget entzogen kriegt. Aber wozu haben die Hersteller Rechtsabteilungen? Die werden doch noch Verträge zusammenbasteln können, die sowas abdecken.

          1. „…sondern sind von Anfang an in dieser Ecke produziert worden“. Puh – starker Tobak. Ich bin branchenfremd (bei Werbung) und vielleicht zu naiv. Aber ich tue mich schwer mit solchen Vorwürfen. Auf alle Fälle kann es nicht das Interesse irgendeiner Marke sein, mit Werbung einen Compliance Fall zu erzeugen. Bei der Freigabe der Werbung haben VW & AUDI offensichtlich weggeschaut, eine neue Vergabe haben die involvierten Agenturen aber sicher nicht zu erwarten.

            Für Technik schicken ebendiese Firmen dicke Dokumente mit Anforderungen. Passiert sowas nicht im Marketing? Eine Blacklist sollte doch schnell erstellt sein?!

          2. Als ich das erste mal einen Agenturvertrag in die Finger bekommen habe, war ich auch verblüfft, was da drin steht. Wer das noch nie gesehen hat, glaubt das nicht.

          3. Ich habe mir das ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen und versucht es zu verstehen. Vorweg: Ich bin weder von Mißbrauch noch von Rassismus betroffen.

            Ein paar Fragen, rein zum Verständnis:

            Wäre das Audi-Foto anders zu bewerten, wenn es ein Schnappschuß wäre, also nicht inszeniert?

            Von welcher Diskussion um Kinder in der Werbung ist die Rede? (Und warum ist man ein Depp, wenn man davon nichts mitbekommt? Ist das überall in den Medien?)

            Bedeutet von Anfang an in dieser Ecke produziert in etwa: Mit Absicht ein pädophiles Foto gemacht? Oder eher: Ein Foto gemacht, ohne zu merken, daß es pädophil ist? Oder ganz anders?

            Was soll das mit den Agenturverträgen nun heißen? Steht so wenig drin? Oder so viel?

            1. 1. Es ist für die Bewertung des Inhaltes eines Fotos irrelevant, mit welchem Aufwand es gemacht wurde. Das betrifft ausschließlich technische Parameter. (korrekte Schärfe, korrekte Belichtung, korrekt ausgerichtetes Bild.) Das Motiv hat mit dem Aufwand nichts zu tun.
              2. Ja. Man sollte – vor allem als Fotograf – durchaus von den Diskussionen um pädophile Knipserkreise was mitbekommen haben. Sollte man. Wenn nicht – nachholen.
              3. Wenn die ganze Wertschöpfungskette dieses Fotos nicht gemerkt hat, was da produziert wurde, gibt’s zwei Möglichkeiten. Entweder niemand von denen denkt beim Arbeiten – oder es war Absicht. Warum auch immer. Im ersteren Fall ist es erstaunlich, dass eine Agentur so groß werden konnte, dass sie für Audi die Social Media-Sachen macht.

  3. 1. Finde ich nicht. Wäre das Bild ein zufälliger Schnappschuß, könnte es genauso gut unter Street oder Candid laufen. Wenn man sich aber überlegt, daß jemand das Bild genau so haben wollte, das Kind so angezogen und dort hingestellt hat, mit der Banane in der Hand und der Anweisung so zu posieren, dann mutet es gleich viel merkwürdiger an. Und seit wann betrifft der Aufwand nur die technischen Parameter? Da gibt es ja wohl deutlich mehr (Bürokratie, Requisiten, Logistik, …, mal ganz allgemein).
    2. Ich bin Olympusnutzer, kein Fotograf (und ich weiß trotzdem, welchen Aufwand ein Foto mit sich bringen kann). Pädophile Knipserkreise waren in den Nachrichten. Eine Diskussion um Kinder in der Werbung nicht. Ich halte mich daher nicht für einen Deppen, der nichts mitbekommt.
    3. Kurz: Kann beides sein, von dem, was ich gesagt habe.

    Das mit den Agenturverträgen verstehe ich noch immer nicht.

    1. Ein solches Bild darfst Du als „Street“ nicht machen. Beschäftige Dich mit den rechtlichen Grundlagen Deines Hobbies. Ich weiß, dass das ziemlich verpönt ist – rentiert sich aber. Ich weiß auch, dass Leute Auto fahren und keine Ahnung haben, dass Verkehrsregeln auch für sie gelten. Und ja, Diskussion um Kinder in der Werbung war und ist in den Medien. https://www.werberat.de/werbekodex/kinder-jugendliche Wenn Du nichts davon mitbekommen hast, dann ist das nicht die Schuld der Medien. Abgesehen davon ist Kindsmisshandlung seit vielen Jahrzehnten ein Thema, genauso wie Rassismus und Sexismus. Es soll aber Leute geben, die das immer noch nicht mitbekommen haben.

      Und wegen den Agenturverträgen – ich glaube, da bin ich nicht verpflichtet, Nachhilfe zu erteilen. Wende Dich an die Werbeagentur Deines geringsten Misstrauens und lass Dir von denen erklären, wie und warum sie ihre Verträge so abfassen. Kann sein, dass Du da ein paar große Scheine loswirst, aber ist sehr lehrreich.

  4. Im ZEITmagazin Nr.34 vom 13.08. wird zufällig dieses Thema in einem längeren Artikel besprochen („Kamera aus“). Lesenswert.
    Vielleicht haben wir das bisher unterschätzt.

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