Tomaten auf die Augen

Natürlich war das mit den Hausaufgaben ein Joke – ich hatte nicht gedacht, dass sich wirklich Leute hinsetzen und anfangen Tomaten und Bananen zu fotografieren. Aber hier hat mir Armin Reimold zwei Tomaten geschickt – weil seine Unterhosen eine andere Farbe als seine Handtücher haben. Das ist mit dem 45mm bei Blende 1,2 gemacht.

Ich finde das Bild ganz prima um zu zeigen, was das Problem mit der Freistellung per Offenblende ist. Klar, in dem Abbildungsmaßstab, mit 45mm und f/1,2 haben wir zwei Millimeter Schärfentiefe – und demzufolge ist in dem Bild so gut wie nichts scharf – inklusive der Tomate vorne dran.

Bei ner Tomate ist das ziemlich Banane – aber wenn ich da ein Produkt habe oder einen Menschen – und von dem ist nichts scharf, dann könnte es sein, dass der Kunde leicht beleidigt ist.

Das ist eben genau das Problem. Freistellung per Offenblende ist eine Sackgasse.

Wenn ich Brautpaare am Altar knipse, dann stehe ich an der Seite, habe das 35-100 drauf und kriege mit f/2 wunderbare Porträts – von einem der beiden. Der Andere ist unscharf. Ich muss auf f/4 runtergehen und mit dem Schärfepunkt die Schulter zwischen den beiden erwischen, damit das funktioniert. Eine Freistellung zum Hintergrund versuche ich über Licht aus dem Altarraum zu realisieren. Glücklicherweise klappt das meistens, gerade in kleinen Kirchen. (Blitzen geht gaaaar nicht.)

Übrigens: Natürlich zeige ich hier keine Fotos von Hochzeiten, die ich mache. Das sind Kundenfotos. Die zahlen mich nicht dafür, dass ich dann mit ihren Fotos hausieren gehe.

3 Replies to “Tomaten auf die Augen”

  1. Reinhard, Du schreibst über ein Feature, was ich mir wirklich sehr in die Kamera wünsche:
    Visualisierung der aktuellen Schärfentiefe.

    Ich kann mit Augmented Reality auf dem Handy (virtuell):
    – Schränke in meine Wohnung stellen,
    – verschiede Wandfarben ausprobieren und
    – Dinosaurier in’s Kinderzimmer projizieren.

    In der App Photopills kann ich mir den DoF via Augmented Reality im Livebild auf dem Handy anschauen. Bitte baut das in die Oly’s!

    Grüße,
    Andreas

    1. Nunja ich nutze ja gerne das Dunkelblitzen des Huntergrundes um ein Model Freizustellen. Das geht in meinen speziellen Anwendugsfall besonders gut.
      Anderseits frage ich mich auch öffter wozu Fotografen Models zu einer besonders tollen Lokation schleppen um dann mit 135mm F1.2 zu fotografieren und von der Loca eigentlich nicht mehr viel übrigbleibt.

  2. Hallo Reinhard,

    danke, daß du mir eine andere Sichtweise ermöglichst. Ich fotografiere nie Hochzeiten, ganz selten Menschen und wenn dann immer nur eine Person als Porträt. Da klappt das mit der f 1.2 auf’s Auge.
    Bei meine Pflanzenbildern setze ich die f 1.2 nur sehr gezielt ein. Von daher finde ich es gut, darüber nachzudenken was sonst noch für Freistellung taugt. Heller oder dunkler Hintergrund nehme ich auch häufig für Orchideenbilder bei f 2.8 🙂
    Gruß
    Armin

Schreibe einen Kommentar zu eik Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert