Willy hat mir ein Bild aus Straßburg geschickt . Willy hat eine Militärdiktatur erlebt und dieses Bild ausgewählt- „weil es auch diese Freiheit zeigt, die wir hier erleben dürfen.“ Auch dieses Bild ist also aktuell, auch wenn es vom Februar ist. Vielleicht sind ja gute Bilder zeitlos?
Es ist für mich der Aufhänger, ein paar Bilder aus Städten zu zeigen.
Das hier ist aus Venedig, vom 6. März. Wenige Tage später wurde die Stadt unter Quarantäne gestellt. Das Wasser der Kanäle ist mittlerweile kristallklar – auch weil der Schlamm nicht mehr durch die zahllosen Boote aufgewirbelt wird.
Aber Venedig stöhnt zwar unter dem Massentourismus – aber die meisten Jobs in der Stadt hängen an seinem Tropf und Venedigs OB bettelt mittlerweile um Gäste. Es wird spannend sein, ob es Venedig – wie alle Touristenregionen – schaffen wird, vom Massentouristmus und den Kurztrips wegzukommen, hin zu nachhaltigem Tourismus. Ob wir es schaffen, uns zu entschleunigen. Dass wir Orte nicht besuchen, um sie abzuhaken und abzuknipsen, sondern dass wir sie fühlen, in uns aufnehmen und eine persönliche Beziehung dazu entwickeln.
Ich brauche allein meistens eine Woche um nur einen einzigen Ort halbwegs zu verstehen. Viel sitzen, beobachten, unterhalten. Spüren.
Hamburg ist auch so eine Stadt. Achim hat mir ein Bild von dort geschickt:
Das ist die alte Synagoge in der Poolstraße. Im Gängeviertel. Da habe ich mich mal vor Jahren mit der Kamera rumgetrieben. Dieses Foto ist vom Juli letzten Jahres. Auch das Gängeviertel leidet unter Corona – die Einnahmequellen der Initiativen, die sich über Veranstaltungen finanziert haben, sind von heute auf morgen weggebrochen. Trotzdem müssen die laufenden Kosten getragen werden. Als Freiwilligenaktion hat das Gängeviertel natürlich keinerlei Rücklagen.