Systemrelevanz

Krankenschwestern, Krankenhausärzte, Allgemeinärzte, Müllwerker, Feuerwehren, Polizei, Regaleinräumer, Bauern, Kassenkräfte, Paketboten, Schutzkleidungsnäher, Busfahrer, Lokführer, Netzwerktechniker, Putzkräfte. Ganz viele Frauen dabei. Fast alle lausig bezahlt.

Wir merken auf einmal, auf wen es wirklich ankommt.

Noch eine Gruppe ist auf einmal „Systemrelevant“. Journalisten. Auch die müssen raus. Schon allein um im Zeitalter der FakeNews gegenzuhalten. Gerade die Freien – auch deren Bezahlung ist nicht der Rede wert – gerade jetzt, wo es keine Kaninchenzüchterhauptversammlungen mehr gibt, keine Besuche des Bürgermeisters bei der 95-jährigen Oma und keine Vorführungen der Laienspielgruppe.

Wenn das rum ist, ist – hoffentlich – nichts mehr, wie es war.

11 Replies to “Systemrelevanz”

  1. Pingback: Pustekuchen! - DREIKLANG
  2. >Wenn das rum ist, ist – hoffentlich – nichts mehr, wie es war.

    Heute bei uns zufällig die Pressekonferenz unsere Regierung gehört: Nachdem vor 2-3 Tagen die Hilfe von 4 Mrd auf 48 Mrd erhöhrt wurde, wurde verkündet: Wir stellen für die Forschung über die Abwicklungsgesellschaft (bei uns der FWF) 23 Mio Euro zur Verfügung, für die schnelle Forschung an Medikamenten / Impfstoff, klinische Studie für Vorhandenes … etc. Hauptsache schnell.

    Nun muß man wissen dass klinische Studien nur eines Medikaments mit den herkömmlichen Regularien wohl kaum unter 60 Mio möglich sind ……. Und in der Biotechnologie man doch einiges an Zeit braucht….. Das ändert auch nichts daran dass plötzlich Geld da wäre.

    Vor einigen Jahren hatten wir bei uns im Auftrag einer Firma einen Rezeptor entwickelt, der war sogar in der Klinik..mittlerweile wurde diese Firma verkauft und das ist einer der hoffnungsvollsten kurzfristig verfügbaren Möglichkeiten. Das wird jetzt ausgeschlachtet …aber kein Wort von „….wer hat’s erfunden ?“
    Aber man ist das ja gewohnt….

    Um aus den Augen eines Schreiners/Tischlers zu reden, der nicht mal das Holz hat, einen Schemel zu fabrizieren und immer nur auf Almosen der Forschungsförderung angewiesen ist.
    Der vom Kunden auf Beratung des Ideengebers in Auftrag gegebene Schemel gehört natürlich dem Auftraggeber…. Man ist nicht mal in der Lage einen fix fertigen Schemel zu verkaufen.
    So sieht es leider aus!

    Ein Umdenken braucht man, in allen Lebenslagen. Hoffe dass ein kleiner Benefit bleibt wie z.b. dass man gewisse Sachen wirklich in Heimarbeit machen kann und man nicht immer in der Weltgeschichte herumdüsen muß.
    Eine Schlüsselproduktion wichtiger Arzneimittel in Europa und eine stärkere Wertschätzung der lokalen Produzenten, die für 1 Liter Milch gerade mal 1/4 des Preises eines namhaftem Getränks aus „dunklen Zuckerwasser mit Phospohorsäure und etwas Pflanzenextrakt“ bei einem Aktionspreis bekommen…..

    Auch die Bürokratie ist bei Dingen wo es um nichts Wichtiges geht kaum mehr steigerbar und bindet Zeit, die man für sinnvolles produktiv einsetzen könnte.

    Ja, es muss sich was ändern!
    Überall !!

    Siegfried

  3. Jeder kann einen riesengroßen Beitrag zur Eindämmung der Infektionsgefahr leisten. Es ist ganz einfach. Hört endlich auf zu hamstern! Ich selbst arbeite in einem Betrieb in Berlin – Neukölln, der zu den Herstellern von PSA (Persönlicher Schutzausrüstung) zählt. Es hilft rein gar nicht, wenn man innerbetrieblich versucht die Ansteckungsgefahr zu minimieren und die Produktion am Laufen zu halten, wenn die Kolleginnen und Kollegen dann nach Feierabend in den umliegenden Supermärkten vor leeren Regalen stehen. Ich habe hier in meinem Umfeld seit nun mehr als 2 Wochen keine Hygieneartikel, Toilettenpapier, Seife, Babynahrung mehr in den Regalen gesehen. Einige Irre hamstern sogar Gemüse/Obst und Brot.

    Es kann doch nicht sein, dass die Leute, welche jetzt für uns alle da sind – egal in welchem Bereich – einem unnötig erhöhten Risiko ausgesetzt werden, weil sie nach Feierabend die Läden abklappern müssen. Ja es stimmt, dass alle Waren verfügbar sind, aber eben nicht in jeder Region. Für bestimmte Artikel musst du quer durch die Stadt. Das wird zunehmend ein Problem, weil bei vielen die üblichen Vorräte zur Neige gehen. Der ÖPNV ausgedünnt wird und sich die Menschen in Bussen und Bahnen wieder dichter drängen. Es geht einfach nicht, dass sich die Leute, die wir jetzt brauchen um so einen Quatsch auch noch einen Kopf machen müssen.

    Ich habe in den Nachrichten erfahren, dass man sich nicht traut von einer Ausgangssperre zu sprechen, weil das angeblich bei Menschen im Osten von Deutschland negative Erinnerungen weckt. Ich glaube die Politik unterschätzt hier ihre eigenen Mitbürger denn die große Mehrheit – auf die es ja jetzt ankommt – kann differenzieren. Ja, es braucht auch ein Verbot von Hamsterkäufen – ich habe auch kein Problem mit dem Wort Rationierung. Es ist genug für alle da, aber es muss auch über kurze Wege verfügbar gemacht werden.

  4. Unser EDEKA Markt am Ort hat jetzt von 7 – 8 Uhr nur für alte, Behinderte und Rollator Fahrer geöffnet.
    Ich könnte mir vorstellen für „Systemrelevante“ Einkaufswagen zu füllen. Diese mit Kassenbon in den Kühlraum stellen und zu passenden Zeiten abholen lassen. Dazu müßten nur die Ladenöffnungszeiten geändert werden. Die Leute überweisen dann ihr Geld unbürokratisch. Die Waren könnte man auch im Ort ausliefern. Ein paar Freiwillige sind schnell gefunden…

    Wie Reinhard schon geschrieben hat. die Welt wird eine andere werden.
    Ich glaube an die Vernunft und bin überzeugt das es eine lebenswertere Welt werden wird.

    Vergessen darf man auch nicht, wer uns das eingebrockt hat und jetzt zusätzlich durch Aufkauf der Industrie Profit daraus machen will.
    Der Grundbedarf muß wieder lokal hergestellt werden…

    LG Andreas

  5. In meinen Augen wird sich nichts ändern.
    Der Tanz um den Shareholder Value wird weiter gehen.
    Viele Menschen zeigen genau jetzt in der Krise ihren Egoismus.
    Die EU legt ein Totalversagen hin und es herrscht keine Solidarität zwischen den Ländern.

    Wenn das wieder überstanden ist werden wieder alle in die Flugzeuge hüpfen durch die Welt jetten und die Party geht wieder weiter.
    Der einzige Trost den ich habe, ist, dass die Nazi Partei hoffentlich marginalisiert wird. (Das darf man ja wohl noch sagen)

    Es wird in D kein Grundbedarf hergestellt werden.
    Die Menschen werden toben wenn ein großer Chemiestandort, neue Stahlwerke, Koksereien und weitere Schwerindustrien angesiedelt werden. Da dies die Komfortzone stört, so wie Windkrafträder, Hochspannungsleitungen, Sendemasten und all die anderen Dinge welche stören könnten.

    1. Ob sich etwas ändert, liegt in unserer eigenen Hand. Wir sind das Volk. Wir sind die Menschen. Die Theorie der totalen Globalisierung ist gescheitert. Diese Erzählung kann niemand mehr vorbringen ohne sich lächerlich zu machen. Partypeople sind keine coolen Socken mehr, sondern dummgesoffene Soziopathen. Kassenkräfte und Regaleinräumer sind auf einmal Wichtig. Bauern nicht mehr die Vergifter der Umwelt, sondern die, die dafür sorgen, dass wir nicht verhungern. Es sind Perspektiven zurechtgerückt und Erzählungen geändert worden. Wir haben festgestellt, dass man auch mit 150cm Abstand Schlange stehen kann. Wir müssen das nur bewahren. Es liegt an uns.

      1. Komme aus dem Nachtdienst auf ICU. 9 Patienten, alle intubiert, 2 Ärzte pro Turnus; Pat. alle 2x drehen pro Turnus (einer 140 Kilo, einer 130 Kilo). Dazu Doku, Angehörigenkommunikation (jeweils 20 Minuten nur Weinen am Ende der Leitung), Therapie, Abhörung der alle 1 Std. wechselnden Direktiven), Selbstschutz ?
        Hallo, ihr da draußen, wir haben keine Chance, weil wir alles zu Tode gefahren haben, was vorausschauende Sanität oder nationale/europäische autonome Selbstversorgung bedeutet hätte.
        Hallo Reinhard, wir sind das Volk, schreibst du. Ja genau das ist das Problem. Demokratie: Versammlung der Ratlosen; direkte Demokratie: Herrschaft der Idioten. Ich bin weder Monarchist noc h Kommunist, vielleicht ein Träumer zwischen Platons idealem Staat (leider praktisch noch nie experimentiert) oder repräsentativer Demokratie bestehend aus technokratischer Führung.
        Nein, es wird sich nichts ändern, zwar mit ächzendem Hochfahren der alten Systeme, und mit der üblichen Religiosität versus Konsum und Neoliberalismus.
        10.000 Tote sind ein athmosphärisches Mißgeschick mit ein bißchen Pech, es wird alles gleich weitergehen.
        .

        1. Hallo Werner, Du bist aus der Branche. Du weißt selbst, dass jeder, der im Klinikbetrieb ist, schon seit Jahren weiß, dass dieses System keine echte Belastung aushalten kann. Es war den Politikern wurscht. Vor ein paar Jahren sind alle deutschen Pfleger und Ärze nach Berlin und haben dort demonstriert – es hat sich nichts getan. Wenn diese Krise rum ist, und das Klinikpersonal sagt „Ähm – vielleicht könnten wir ja jetzt…. wir haben doch gesehen, dass…“ wird es wieder Lobbyisten geben, die davor warnen, die Coronakrise zu „instrumentalisieren“. Und es liegt an uns – auch an den Journalisten – dass wir sie mit dieser uralten Taktik nicht durchkommen lassen. Es liegt an uns, dass wir die Landesfürsten in Deutschland nicht mit ihrer halbgaren Salamitaktik davonkommen lassen.
          Deswegen thematisiere ich das hier. Weil wir eine breite Öffentlichkeit brauchen. Eine breite Solidarität für die notwendigen Umbauten nach der „Krise“ – und ein Bewusstsein dafür, dass wir uns nicht wieder für dumm verkaufen lassen dürfen.

          1. Danke ja, genau darum geht´s.
            Bitte weiter so, freie Berichterstattung, freier Fotojournalismus, freie Schreibe (meine Schwester ist freie Journalistin), freie Sage. Macht weiter, schreit, wenn es notwendig ist. Bitte out of cam, aus der Kamera wie aus der Tastatur, macht weiter.

            1. Das ist schon richtig, aber optimistisch bin ich nicht. Ich habe auch über Jahre hinweg immer wieder gesagt, daß man diese und jene Dinge anders machen sollte. Da kam dann sogar von Klinikärzten Widerspruch, man wisse, worauf man sich bei dieser Brufswahl einlasse, meine Ansichten seien ja lobenswert, aber ebenzu idealistisch und nicht umsetzbar. Das ist ist das uralte Lied vom abstrakten Denken. Die meisten Leute, auch hochqualifizierte Akademiker und andere Leute, die eigentlich nicht als bildungsfern gelten, bekommen das nicht in die Birne. Da fehlt das, was ich eine Weile für das Weltrettergen gehalten habe. Ich halte es inzwischen doch wieder nur für gesunde Vernunft. Den meisten Menschen ist an Verbesserungen erst dann etwas gelegen, wenn sie direkt und ganz unmittelbar betroffen sind, selbst wenn man mit einer ganzen Breitseite von guten Argumenten kommt. Das sehen die dann manchmal sogar ein, ändern aber ihre Einstellung zur Sache trotzdem nicht. Ist den Leuten einfach wurscht, aber nicht, weil es ihnen wirklich egal ist, sondern weil sie kein ernstes Problempotential sehen und sich fragen, was der Aufruhr soll. Man könnte viele Probleme ja relativ einfach und billig entschärften, wenn sie noch nicht eingetreten sind. Wenn so ein Virus dann mal da ist, oder eine andere Ausnahmesituation, dann will man auf einmal, aber dann geht es nicht mehr so ohne weiteres. Das führt mich immer wieder zum selben Fazit: Man muß halt Prioritäten setzen. Ich kann das sicher auch nicht perfekt und fehlerfrei, aber ich zähle mich jetzt mal zu denen, die eher den Willen oder die Bereitschaft dazu haben und rechtzeitige Änderungen für weniger realitätsfremd halten als die meisten. Das heißt wiederum, ich denke, daß wir eine Minderheit sind. »Der schlimmste Zeitverlust ist euer Pessimismus.«

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