Das Li(k)e-Business

Da ist doch gerade was neu auf YouTube….

Das stammt von den Öffentlich-Rechtlichen, da hat sich mal eine Journalistin ganz naiv auf die Suche gemacht, wo die ganzen Likes her kommen. Was dabei rausgekommen ist nett, aber natürlich nur die halbe Wahrheit, weil sich niemand traut, wirklich zu sagen, wer durch die ganze Nummer „betrogen“ wird. Schlicht, weil dann der Anwalt droht.

Die ganz banale Wahrheit hinter den ganzen Likes ist: Aufträge von der Industrie werden nach „Reichweite“ vergeben. Wer ne Million Follower auf Insta hat, kann andere Preise aufrufen als jemand mit 3000 Followern. Und das geht gleich um einen Faktor zehn oder hundert. Es gibt Blogger, die verlangen für nen simplen Werbeartikel fünfstellige Summen – und bekommen sie auch.

Für „Influencer“ ist das ein Geschäftsmodell. Man investiert in Reichweite und greift dann die Werbegelder von der Industrie ab. Den Influencern sind die Produkte völlig Banane. Das betrifft auch „Influencer“ in der Fotobranche.

Wer wird nun damit geschädigt? Erstmal der Kunde – ihm wird von Influencern Dünnpfiff erzählt und nicht jeder kann das durchblicken, viele nehmen das für bare Münze (Ich seh’s ja auf Oly-e „Ich habe im Internet gesehen, dass…..“ ) Und dann wird die Kamerabranche insgesamt geschädigt. Die dringend benötigten Werbegelder werden Leuten hinterhergeworfen, die die Leistung nicht bringen. (Ich kann die Jumpcuts und C-AF-Pumperei bei den Kamerainfluencern nicht mehr sehen. Leute, wenn ihr keinen geraden Satz rausbringt, dann lasst die Filmerei bleiben oder bezahlt jemand, der das kann. OK?) Und natürlich zahlen auch die Hersteller drauf.

Wer profitiert? Firmen, die dummen Traffic, Likes und Follower gegen Cash generieren. Und die Typen, die den Marketingmenschen der Firmen erfolgreich weismachen können, sie wären die Helden.

Ich hatte einen Facebook-Account – ich glaube, mit etwa 50 Followern – und habe den abgemeldet, weil er zu viel Zeit gefressen hat. Ich hatte einen Insta-Account, auch mit etwa 50 Followern – wech damit. Hier bei Pen-and-tell gibt es weder Likes noch Follower. So gehört das.

Und nein, ich bin nicht neidisch oder so. Ich kann auch googlen und weiß, wo ich mal schnell für lau 10k Insta-Follower in drei Tagen herkriege oder wie ich den Traffic auf pen-and-tell oder auf oly-e.de pushen kann, damit mein Alexa-Rank durch die Decke geht. Nur -wozu? Ich muss ja niemandem Geld aus der Tasche ziehen, und wenn ein Hersteller der Meinung ist, dass er mir keine Testgeräte zur Verfügung stellen will – so what?

Und wenn’s mir hier keinen Spaß mehr macht, dann ziehe ich den Stecker – ich verdiene hier kein Geld, also bin ich nicht davon abhängig. Aber Influencer hängen längst an der Nadel – wenn die ehrlich werden, sind sie arbeitslos. Die Hersteller wollen wohl betrogen werden.

7 Replies to “Das Li(k)e-Business”

  1. Influencer, das Wort erinnert mich irgendwie immer an eine Grippe, wenn auch hier keine Erkrankung der Atemwege vorliegt, sondern wahrscheinlich eher eine Erkrankung der Hirnwindungen, zumindest was die ganzen Follower betrifft.
    Wie kann es in unser heutigen, aufgeklärten Zeit überhaupt noch angehen, dass potentielle Kunden in nicht überschaubaren Zahlen überhaupt noch auf Werbung im Fernsehen oder gar im Internet, ich möchte sagen, reinfällt?
    Sicherlich, Werbung muss sein, schon um Produkte zu platzieren oder im Markt bekannt zu machen, aber nicht in dem Ausmaß welches zur Zeit förmlich ausufert. Und wenn diese riesigen Werbeetats nicht wären, würde die jeweilige Marke dann deutlich weniger absetzten? Könnten die Produkte durch radikale Einsparungen im Marketing nicht theoretisch günstiger angeboten werden?
    Persönlich habe ich mir mal vor Jahren auf Youtube Videos zur Bedienung der M10II gesucht, sinnigerweise habe ich diese dann auch zwischen hunderten von Unboxing-, First-Power-On- und sonstigen gefunden. Wenn jetzt jeder versucht damit Kohle zu scheffeln, gerät die wichtige Information, welche theoretisch auch per Video erbracht werden kann (bin eher der Leser denn der Viewer) völlig in den Hintergrund.
    Von daher verzichte ich mittlerweile völlig auf Youtube, Instagramm, Facebook usw. Mein Leben ist deutlich ruhiger geworden und wenn Infos, dann über den Fachhandel oder in Foren. Selbst Publikationen in Form von Fachzeitschriften meide ich, da die sogenannten Fachartikel meistens auch von Herstellern „gesponsert“ werden.
    Obiges stellt nur meine Meinung und Erfahrung dar, möglich das andere anderes erfahren.

  2. Man müsste vielleicht mal wirklich untersuchen, welchen Einfluss Influencer tatsächlich auf den Umsatz haben. Ich kann mir vorstellen, dass das bei einem no-name Schminkset tatsächlich funktioniert, aber bringt das auch was bei echten Marken?

    Der Hype im IT-Segment um die Apfelmarke ist älter als die Influencer-Geschichte. Bei den Smartphones ist das gefühlt ein Riese. Der Marktanteil an Apfel-Telefonen lag 2019 angeblich bei 13%. Betrachtet man das aus der Sicht eines Smartphone-Herstellers klingt das ja nicht übel. Bezieht man das auf das Betriebssystem schaut das schon weniger gut aus. Rein an den Prozenten gemessen macht das ja für einen Entwickler schon fast gar keinen Sinn dafür eine App zu schreiben. Funktioniert also wahrscheinlich nur deshalb, weil der Apfel über eine überdurchschnittlich zahlungskräftige Kundschaft verfügt. Erstaunlich, ein VHS-Video oder die Blu-Ray haben recht schnell ihre Konkurrenz vom Markt gefegt und Standards geschaffen.

    Im Oly-Forum läuft ja gerade eine Diskussion was Olympus ausmacht bzw. was einen bei der Marke hält. Ich habe noch immer etliche Kilo-Papier in den Regalen (OM-Magazin, Vision Age, Pursuit) alles Veröffentlichungen für die D-A-CH Region und wahrscheinlich auch der Grundstein für meine Markentreue. Heute ist das gedruckt nicht mehr finanzierbar – vielleicht auch deshalb, wie Reinhard anmerkt, weil Werbeetat schlecht eingesetzt wird. Klar hat das Internet solche gedruckten Medien überflüssig gemacht. Aber nicht deren Inhalte – denn dafür finde ich – zumindest deutschsprachig – keinen Ersatz, wohlgemerkt von Herstellerseite. Als Kunde muss ich nun erstmal sondieren, wo ich mir Infos suche die über reine Datenblätter des Herstellers hinausgehen, muss abwägen was seriöse Quellen sind. Der Hersteller liefert sich da ohne Not teils ziemlich zweifelhaften Typen aus und macht sich von deren „Launen“ abhängig.

    Ich denke nicht, dass Influencer dir eine Kamera oder ein Objektiv verkaufen. Die können dich aber verunsichern und Dir einreden, dass dein Sensorformat der letzte Mist ist oder die Marke auf die du setzt und deine Kohle langfristig investierst, den Bach runtergeht. Ich denke die Macht der Influencer ist eher destruktiv. Die reden/schreiben dich kaputt oder sie ignorieren dich -was für ihre Follower auf das Gleiche herauskommt. Gerade von den Markenherstellern erwarte ich, dass sie diese Fakes und das Rumgekasper durchschauen und wieder selbst die Kontrolle über ihre Außenwirkung übernehmen. Wo sich die wirklich interessierten Kunden im Web herumtreiben und wie man sie abholt dürfte ja bekannt sein 😉

    Viele Grüße
    Frank

  3. Marketing: „Der Begriff Marketing … zum Verkauf anbieten in einer Weise, dass Käufer dieses Angebot als wünschenswert wahrnehmen“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Marketing)
    Ich lese da nichts von einer richtigen und korrekten Information.

    a) Marke -> Information -> Kunde
    b) Marke <- Feedback <- Kunde

    a) Früher stand die Information über ein Produkt beispielsweise in einem Prospekt. Heute gibt es PDF's zum runter laden, Youtube Videos zum Anschauen, Influencer zum weg klicken (kleiner Scherz!) etc..
    b) Kundenfeedback wurde früher über Fachhändler und andere Marken Repräsentanten eingesammelt, Kunden-Zufriedenheitsanalysen durchgeführt (was für ein Wort!) usw. …

    Was hat sich eigentlich geändert?
    1) Die Medien für "Information" aus a) und "Feedback" aus b),
    2) deren Laufzeit,
    3) deren Reichweite.

    Vom Erstellen bis zum Ausliefern eines gedruckten Prospekts vergeht deutlich mehr Zeit verglichen mit dem Erstellen und Absenden einer Twitter Nachricht. Ein Youtube Produktvideo kann mir eine ganze Menge nützliche Informationen liefern und Fragen beantworten. Hier haben sich nur die Medien geändert – ich kann mir das Medium heraussuchen, was am Besten zu mir passt. Schwierig für Marken, die verschiedenen Segmente zu bedienen.

    Warum soll man das verteufeln? Das ist (menschlich erzeugter) Stand der Technik. Und hat wie alles im Leben zwei Seiten. Wenn irgendwo Geld zu verdienen ist, dann finden sich immer ein paar geschäftstüchtige Menschen, die dieses Business betreiben. Gaunereien werden früher oder später immer entdeckt. Oder geleakt 🙂 Positive Dingen auch. Das nicht oder zu langsam reagieren (=vorbereiten) der Schulen auf diese Entwicklungen macht mir mehr Bauchschmerzen.

    Die Informations-Skalierbarkeit überfordert letztlich alle miteinander – die Marken und die Kunden. Und sie macht eine Information nicht richtig oder falsch – auch wenn wir als Mensch oft genug glauben, dass die Masse recht hat. Der Mensch wird seinen Weg finden – wir sind ja nicht alle doof. Aber es dauert – Umgang mit Komplexität ist nicht unsere Stärke.

    @Frank: Ich dachte immer, Entwickler schreiben Programme nicht um Reichweite sondern um Geld zu verdienen?
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/180896/umfrage/apple-app-store-vs-google-playstore-umsatz/

    Grüße,
    Andreas

  4. Es kann jeder mitmachen…
    https://shop.olympus.eu/de_DE/promo.html?id=12650
    https://shop.olympus.eu/de_DE/promo.html?id=12149
    Die Seriosität dieser Art von Werbung steht und fällt für mich mit der Transparenz. Wird erwähnt, dass jemand ein Markenbotschafter ist, ist es für mich ok.
    Über Affiliate-Links habe ich allerdings noch nie etwas gekauft. In der Regel landet man da bei amazon und dort habe ich gar keinen Account.
    Als ich den Text oben gelesen hatte war mein spontaner Gedanke: „Reinhard, der Fels in der Brandung“ -> *Daumen hoch* 🙂

    1. Tja – da bin ich nicht dabei. Allerdings hatte ich tatsächlich mal für meine Kurse 10% Rabattcodes von Olympus bekommen. Die wollte nur niemand haben. Also sind sie verfallen und ich habe keine nachgeordert. Und im Affiliate-Programm bin ich auch nicht. Irgendwas mache ich falsch….. grübel….

      1. „Irgendwas mache ich falsch….. grübel….“
        Aus meiner Sicht nicht falsch, aber eben anders….und das finde ich gut.
        Mir gefällt es so, wie du es machst, auch wenn das nicht Mainstream ist.
        Gruß Rainer

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