Olympus und CO2

Olympus stellt ja nicht nur Kameras her, sondern vor allem Medizintechnik. und insofern ist der Schutz des Menschen ja eigentlich „in den Genen der Company“ verankert.

Ich habe hier ja schon thematisiert, dass das Marketing von Olympus seine Kamera-Werbeträger mit irrem Aufwand um die halbe Welt schickt, was ich angesichts der sich anbahnenden Katastrophe nich dolle finde. In Japan ist es mittlerweile so weit, dass der Starkregen die Häuser gefährdet – die sind nicht dafür gebaut – und deshalb den Leuten empfohlen wird, bei Starkregen die Häuser zu verlassen. (Da könnte man jetzt ein paar billige Witze über wetterfeste Kameras machen, lassen wir aber bleiben.)

Auch Olympus habe ich angefragt, in ihrer Antwort haben sie auf den CSR-Bericht verwiesen (CSR-Corporate Social Responsibility) und auf konkrete Maßnahmen am Standort Hamburg :

So ist der Standort Hamburg von Olympus Deutschland und Olympus Europa zertifiziert klimaneutral. Die 11.060 Tonnen CO2 des Standortes wurden durch zwei Projekte in Uganda kompensiert. Der Energiebedarf in Hamburg wird seit zehn Jahren aus Fernwärme und erneuerbaren Energien gedeckt. Bei seinen Mitarbeitern wird die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gefördert.

Letzteres kann ich bestätigen. Allerdings zählt auch das Flugzeug zu öffentlichen Verkehrsmitteln und oft – für meinen Geschmack zu oft – wird dem Flugzeug bei Olympus der Vorzug vor der Bahn gegeben. Atmosfair, der beste Anbieter für CO2-Kompensation, verlangt derzeit 23 Euro pro Tonne CO2. Die Kompensation des Neubaus hat also etwa 250.000 Euro gekostet. Angesichts einer Bausumme von 100 Millionen Euro ist das fast nicht messbar.

Olympus reduziert den Energieverbrauch bei der Rohstoffherstellung durch Reduzierung von Größe und Gewicht der Produkte und der Verpackungen für alle Produkte. Außerdem werden die CO2-Emissionen während des Transports durch Verringerung der Transportwege und den Wechsel der Transportmittel reduziert.

Dass Olympus seit Jahren nur noch Kartonverpackungen verwendet, ist wahrscheinlich allen Kunden aufgefallen. Dass der Stabi in den neueren Kameras so optimiert wurde, dass der Bedarf an seltenen Erden dafür minimiert wurde, wahrscheinlich weniger. Und dass man seine Kamera nach Rücksprache mit der Hotline im Reparaturfalle auch direkt nach Prag senden kann – und nicht erst auf die Reise nach Hamburg schicken muss – ist wohl auch nur wenigen bekannt.

Olympus hat ein globales System für Produktreparaturen eingerichtet, um sicherzustellen, dass Kunden Olympus-Produkte lange Zeit nutzen können. Der Produktlebenszyklus für medizinische Geräte und Industrieprodukte beispielsweise beträgt in der Regel ca. 6-7 Jahre, und Olympus bietet auch nachdem das Produkt nicht mehr angeboten wird den Reparaturservice für jedes Produkt für weitere 8 Jahre an. Durch die langfristige Verwendung unserer Produkte durch Reparaturen reduzieren wir den Ressourcen- und Energieverbrauch.

Das klingt prima. Aber acht Jahre sind schnell rum. Für viele Objektive des FT-Systems gibt es keine Ersatzteile mehr und auch die ersten MFT-Gerätschaften fallen aus dieser Frist heraus.

Unter https://www.olympus.de/company/de/ueber-olympus/soziale-verantwortung/umwelt/ zeigt Olympus, wie sie ihre Mitarbeiter für die Umwelt sensiblisieren. Im Internet ist leider nur die Aktion vom Juni 2017 abzurufen und demzufolge könnte man den Eindruck bekommen, das sei eine einmalige Alibi-Aktion gewesen. Aber laut Olympus findet das jedes Jahr statt. Kleiner Tipp: Tue Gutes und rede darüber. Sonst fällt es keinem auf.

Ein Ausriss des CSR-Berichts. Im Fiskaljahr 2017 – stiegen(!) die Emissionen auf 164.870 Tonnen CO2. Und zwar trotz geringerem Umsatz. Der Gewinn belief sich im gleichen Jahr auf 639 Mio Euro. Für 3 Mio Euro wäre Olympus Klimaneutral.

Der CSR-Berichts von 2018 ist verheerend. Die CO2-Emissionen von Olympus sind nicht gefallen, obwohl in der Fabrik in Nagano LEDs installiert wurden. Damit das überhaupt einen Erfolg gibt, vergleicht man mit dem Rekordjahr von 2012 – und vorsichtshalber nicht mit 2013, als man schon deutlich niedriger lag. Vergleicht man mit 2013 sind die Emissionen sogar um etwa 1000 Tonnen gestiegen. (Seite 56)

Positiv sei angemerkt, dass es einen solchen Bericht überhaupt gibt. Aber auf dem Weg zur Rettung des Planeten reicht es nicht, einen Neubau über ein Klimaprojekt in Uganda zu kompensieren und ansonsten die Statistik umzudeuten.

Liebes Olympus-Management: Ihr habt Wissenschaftler in der Firma. Fragt die mal. Die werden euch erzählen, dass sich die Klimaleute dramatisch geirrt haben. Die Permafrostböden sind so weit aufgetaut, wie die Klimamodelle erst für 2090 vorausgesagt haben. Ihr müsst mehr machen. Viiiiel mehr. Jetzt. Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen bis 2025 weltweit auf Netto Null sein. Sonst steht euer Neubau in Hamburg noch vor Ende der Abschreibung unter Wasser.

Update: Dieser Artikel wird von einem Historiker namens Schuhmacher verlinkt, der behauptet, ich wäre nach Erstellung des Artikels mal schnell ans Nordkap gefahren. Dies ist eine Lüge. Ich war 2015 am Nordkap. Kann man alles hier im Blog lesen. (Im Übrigen bin ich kein „angeblicher Fotograf“ sondern ein tatsächlicher. Ich hab’s schriftlich….)

12 Replies to “Olympus und CO2”

  1. Hmmm, Reinhard, ich finde gut, dass du da nachforschst und auch veröffentlichst, was du heraus findest.
    Und, ja, ich finde dein Alarm-Schlagen gut und richtig!

    Allerdings sind in meinen Augen nicht die Firmen das Problem, die die Produkte herstellen, sondern die Konsumenten, die die Produkte kaufen!

    „Mann der Arbeit, aufgewacht!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.“

    Das gilt, direkt und übersetzt in „Konsument“, auch nach über 150 Jahren noch!
    Sogar mehr denn je…

    Solange wir alle die chinesischen (indischen, …) Billig-Massenwaren kaufen und wegschmeißen wird in den Herstellerländern die Umwelt mit Füßen getreten (die Menschen, die die Produkte bauen, oft auch), fahren Schiffe Container voll Müll her (und wieder hin), fliegen Frachtmaschinen um die Welt, werden Rohstoffe und Energie „verbraucht“ und als Müll wieder in die Umwelt gekippt, etc…

    Firmen, die mit Billig- oder Wegwerfprodukten ihr Geld verdienen, werden überall auf der Welt, also auch in ihren Niederlassungen in Europa, nur den absoluten Minimalstandard erfüllen (oder sich sogar darum drücken).

    WIR entscheiden, wie tief unser Fußabdruck ist!

    Olympus ist da, meiner Meinung nach, schon auf einem guten Weg!
    Du hast lange genug gepredigt, dass wir nicht immer mehr Megapixel brauchen. Dass in unseren Olys viel mehr Potential steckt, als in vielen Konkurenzmodellen, bei denen jedes Jahr ein Nachfolgemodel auf den Markt kommt.
    Ich habe kürzlich, fast auf den Tag genau nach 5,5 Jahren, meine erste E-M1 auf Garantie (!) überholen lassen. Wie viele Updates mit reichlich neuen Features habe ich in dieser Zeit bekommen? Sind meine Bilder schlechter, weil ich nicht mit der MKII oder X fotografiere? „Brauche“ ich die MKIII? Selbst den Stabi-Vorteil des neuen 12-100 kann „die alte“ noch bedingt nutzen…
    So lange Olympus mir die Möglichkeit gibt, Produkte, relativ lange zu nutzen, sind sie auf dem richtigen Weg, weg vom Konsum. Und das, obwohl auch Olympus davon lebt, dass wir neu kaufen.
    Aber wenn wir Firmen „belohnen“, indem wir kaufen, was lange hält, und Firmen ignorieren, die auf Verbrauch setzen, steuern WIR, wo es mit dieser Erde hingeht.
    Mehr geht natürlich immer – oder in diesem Fall: „weniger ist mehr“!

    „Mensch des Konsums, aufgewacht!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.“

    jm2c,
    Martin W.

    1. Ich habe noch andere Hersteller angeschrieben, wie die’s mit dem CO2 halten. Was ich da teilweise bekommen habe, war haarsträubend. Das kommt noch. Wie Du auch schreibst: Olympus ist da schon auf einem guten Weg. Bei Olympus fehlt nur noch ein vergleichsweise winziger Schritt, den sie mit lächerlich geringem Aufwand gehen können. Andere sind noch meilenweit entfernt.

      Und ja, natürlich liegt es an uns Konsumenten, für welches Produkt wir uns entscheiden. Aber dafür brauchen wir Informationen. Und, um es nochmal klar zu machen: Niemand von uns kann allein ernsthaft was bewirken. Egal, was er tut. Ein internationaler Konzern kann. Wenn halb Nürnberg von heute auf morgen vegan wird, dann hat das den gleichen Effekt, als wenn der Olympus-Vorstand beschließt, seinen CO2-Abdruck zu kompensieren, bis sie es schaffen technologisch bei Netto Null zu sein. Konzerne und Politik können schnell reagieren – und das ist so dringend notwendig. Die Lebensgewohnheiten der Menschheit umzustellen – Boah ey – dat geht nicht bis nächsten Montag.

      1. Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen, dass „wir kleinen Lichter“ eh nichts ändern können, sondern „die da oben“ etwas tun müssen!

        „Die da oben“ aka „die Konzerne“ werden nur etwas tun, wenn sie merken, dass ihnen die Kunden weglaufen, wenn sie nichts tun (oder die Konkurenz mehr tut).

        Also müssen wir Kunden sie auf diesem Weg „überzeugen“, mehr zu tun. Und dafür braucht es wieder jeden Einzelnen!

        Es gibt keine Ausreden mehr – für niemanden!

        1. Im Ersten gab es neulich einen fürchterlich dämlich Kommentar (in den Tagesthemen, anscheinend gab es sogar zwei dämliche Kommentare): Schon wieder so ein lästig Umweltthema, wir seien alle süchtig nach Konsum, der einzige Ausweg seien Verbote durch die Politik. Die solle endlich etwas unternehmen.

          Man kann schon wollen und dann auch tun. Allein schon dadurch, daß einem das bisherige Tun keinen Spaß mehr macht, wenn man weiß, was es bewirkt. Es ist ja auch nicht gerade das Wichtigste im Leben, auf ein Süßwarenangebot von 2000 Sorten zurückgreifen zu können, daß wesentlich davon abhängt, daß Unmengen an Palmöl/-fett verarbeitet werden (nur als Beispiel). Ich habe auch Streaming noch nie besonders gemocht, aber die Erderwärmung dürfte ein sehr guter Grund sein, möglichst sparsam damit zu sein. Der Energieverbrauch des Internets ließe sich sicher deutlich senken, wenn man den Medienkonsum einfach nur davon unabhängiger machen würde (lokal von Scheibe/Festplatte abspielen statt jedes Mal über das Internet laden). Man muß nicht immer und überall auf jedes Video zugreifen können. Zumindest nicht, solange die Stromerzeugung ein Umweltproblem darstellt. Außerdem war der Alltag früher viel entspannter, als unnütze Information nicht derart omnipräsent war.

  2. Kein Frage, der „Schmutz“ beginnt an der eigenen Haustür und ein Umdenken MUSS stattfinden!!!
    Aber in Anbetracht der Machtlosigkeit kann gezweifelt werden, welchen Einfluss wir GLOBAL haben, wenn das kleine Deutschland – nur mal sehr gepokert – es schaffen täte, „nur“ seinen CO2 Ausstoß um 20% zu verringern (was ein Traum wäre!). Die Ernüchterung erfolgt nach dieser Statistik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/179260/umfrage/die-zehn-groessten-c02-emittenten-weltweit/

    1. Goly,
      mal abgesehen davon, dass ich auf deine Statistik nicht zugreifen kann, vermute ich trotzdem, dass da China, Indien & Co relativ weit oben stehen…
      U.a., weil wir einen nicht unerheblichen Teil unseres Resourcen- und Energie-„Verbrauchs“ sowie der Umweltverschmutzung auslagern in die Produktionsländer unser (Wegwerf-) Produkte.

      Natürlich retten meine Frau und ich nicht die Welt, wenn ich eine Kamera und sie ein paar Schuhe weniger kaufen, wir auf eine Urlaubsreise verzichten und öfter vegan essen.

      Genauso geht der Hamburger VerkehrsVerbund nicht pleite, wenn ich meine Fahrkarte nicht bezahle oder Deutschland nicht pleite, wenn ich meine Steuern „optimiere“.

      Auch fällt es nicht auf, wenn ich meine Plastikflasche zu den anderen in die Elbe schmeiße oder meinen Müll nicht trenne.

      Trotzdem bezahle ich meine HVV-Tickets, meine Steuern, trenne Müll und werfe keine Flaschen in die Elbe.

      Denn obwohl mein Beitrag verschwindend winzig ist gilt das Prinzip „wenn das alle machen würden…?!“
      Im Positiven wie im Negativen!

      Ich habe keine Kinder und somit auch keine Enkel. Aber vielleicht fragen mich dereinst meine Patenkinder oder deren Kinder, warum wir nichts oder so wenig unternommen haben. Und dann möchte ich wenigstens nur halb vor Scham im Boden versinken und als Antwort stammeln können: wir haben es zumindest versucht…

      1. De hatte 2,3% und China über 28% Anteil und es geht bei Indien und USA (fast) so hoch weiter! Klar mag lächerlich seien aber unsereiner versucht Palmölfrei und Kunstofffrei einzukaufen. Glaube mir, es funktioniert zur Zeit noch nicht – einfach unmöglich! … und DAS ist für mich hochgradig frustrierend weil ich denke, die Menschheit ist so weit aber die Industrie bzw. der Handel noch lange nicht!

        1. Bei XR nennt man dieses System „toxisch“. Wir sind alle Teil dieses Systems. Wir versuchen, unseren Fußabdruck zu minimieren. Aber wir stoßen an Grenzen, die wir nicht überspringen können. Weil wir eben aufgrund der Arbeitsteilung unserer Gesellschaft Dinge in Anspruch nehmen müssen, deren CO2-Abdruck wir nicht steuern können. Und wenn es Straßenbeleuchtung oder das Pflaster am Bürgersteig ist. Wir müssen irgendwie Geld verdienen und Barfuß laufen ist halt auch nicht jedermanns Ding. Entweder wir haben Plastik an den Füßen oder Leder. Und deshalb sollten wir alle unsere Lieferanten damit nerven, dass wir wissen wollen, wie sie’s mit dem CO2 halten. Denn wir sind auf sie angewiesen. Und sie auf uns. Fragt euere Lieferanten. Das macht kaum einer. Ich habe eine Aussage von einem Lieferanten, dass er nur deshalb nichts macht, weil keiner fragt. Also fragt. Jeden, der Geld von euch will. CO2-Neutralität ist kein Hexenwerk. Die Industrie kann – wenn sie nur will.

        2. Alles richtig. Aber wenn ich ein Drittel meiner verbrauchten Energie, meines Mülls, meines Plastiks reduziere, dann sind das im Gegensatz zu De und China für mich persönlich schon 33%. Und das ist mehr als gar nichts.

  3. Reinhard bitte löschen, falls es hier bei Dir nicht erlaubt ist.

    Am 20. September ist globaler Streik angesagt: https://fridaysforfuture.de/aktionen/action~oneday/exact_date~20-9-2019/

    Das heißt, überall werden an diesem Freitag Demos stattfinden. Ich werde da wieder als Ordner mit machen, nicht als Entrepreneur For Future, denn Ordner, also Menschen über 18, die aufpassen, dass nichts passiert, werden überall gebraucht (ohne darf eine Demo nicht statt finden). Ich werde da mein Büro ab 10 früh zumachen (bin selbständig) also quasi Urlaub nehmen (muss ich ja auch wieder rein arbeiten).

    Je mehr – auch und gerade Erwachsene -an diesem Tag auf den Straßen sind, desto eher wird sich was tun!
    Also tragt Urlaub ein, oder macht einen Betriebsausflug! Geht mit Kindern, Enkeln, Nachbarn, Freunden, etc.

    20. September, überall auf der Welt, überall in Deutschland. Jetzt vormerken!

  4. Martins Beitrag stimmt schon nachdenklich.

    Zumindest für mich selbst gilt, dass ich auch sehr viel „greenwashing“ betreibe.

    Die ausgedienten Kameras z. B. landen ja nicht im Müll, sondern werden als Sammlerstücke (auch wenn sie nicht danach aussehen) gehegt und gepflegt, mal ein Alibi-Film eingelegt. Für andere Bereiche der „Männerspielzeuge“ ist das vergleichbar. Also Kamera einfach durch Modellbahn oder HiFi ersetzen.
    Da ist also der „Müllberg“ den man selbst gar nicht wahrnimmt. Auch das Smartphone fällt darunter. Wird zwar nicht aufbewahrt aber von einer Firma eingesammelt, die das dann Leuten in Entwicklungsländern zur Verfügung stellt. Praktisch – damit fällt es dann auch erst dort als Müll an.

    Ja, ist verdammt schwierig mal eine ehrliche Bestandsaufnahme für sich selbst zu machen.

    Viele Grüße
    Frank

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