Der HighResShot der E-M1X

Den HighRes-Modus der E-M1II, der E-M5Ii und der PEN-F habe ich so gut wie nie verwendet. Ein paarmal für die Bücher, um rauszukriegen, was er kann, und was er nicht kann. Ich bin kein Freund von irrsinnigen Auflösungen, ich bin kein Pixelpeeper und ich muss keine Plakate für Buswartehäuschen fotografieren.

Aber es gibt Leute, die brauchen die Auflösungen, also habe ich mich drangemacht, ernsthafte Anwendungen dafür zu finden.

Eines ist schonmal klar: Der HighResShot aus der Hand funktioniert. Er funktioniert bei statischen Objekten hervorragend. Die Ergebnisse bei der Landschaftsfotografie sind erstaunlich – nur leider ist das eben genau die Anwendung, die man halt nur dann braucht, wenn man riesige Drucke macht – oder am Bildschirm zoomt.

Die Eidechse des Titelbildes ist ein Ausschnitt aus einem HighResShot. Das hier ist das ganze Bild:

Ich denke, das sollte als Demo genügen, was man mit HighRes anstellen kann. Kleines Problem. Bewegen sollte sich die Eidechse nicht. Sonst sieht das so aus:

Auch Gemüse im Vordergrund – kann Probleme machen, selbst wenn es nur ein bisschen Wind gibt.

Auch eine Fähre kann ein Problem sein:

Den Gardasee bekommt der Modus gut hin, das mit der Fähre – ist es eher nicht. Und genau das ist eben das Problem.

Und was ist nun mit der Auflösung? Bringt der HighRes-Shot wirklich was? Dazu habe ich mich mit einem 40-150 an ein Gemälde hier in Tignale gemacht. Einmal einen Shot mit HighRes, einmal einen ohne. Und dann mal einen Ausschnitt ohne.

Eigentlich wollte ich das ganze Bild der Madonna bildfüllend ablichten, aber erstens ist da dieser Querträger und dann ist die Darstellung dann nicht sooo detailreich…. Also ist das hier das „Masterfoto“. Und das hier ist ein Ausschnitt aus dem 80Mp Bild:

Das ist der Ausschnitt aus dem 50MP-Bild:

Und hier der Ausschnitt aus dem 20MP-Bild:

Soweit alles klar, solche Vergleichsbilder gibt’s zu Hunderten im Netz. Jetzt habe ich aber mal mein 40-150 von 40mm auf 67mm bewegt. Das ist grob die Vergrößerung, die ich mit 50MP erreiche:

Und hier haben wir 82mm, das ist grob die Vergrößerung von 80MP:

Das Ergebnis spricht für sich. Der HighResShot definiert die Details des normalen Bildes besser, liefert aber keine neuen Details. Woher auch, die Zerstreuungsscheibchen sind in allen Fällen gleich groß. (Deshalb spielt es auch keine Rolle, wenn das Objektiv keine 50 oder 80MP auflöst – das ist überhaupt nicht gefragt) Durch eine verbesserte Abtastung kann man feststellen, ob das Scheibchen eher quadratisch oder eher rund ist und das war’s. Genau das zeigen die Bilder. Die Ausschnitte mit mehr Brennweite zeigen, wie die HighRes-Bilder aussehen müssten, wenn sie wirklich eine verbesserte Auflösung bringen würden.

Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn man mit langen Brennweiten Landschaft fotografiert, bringt der HighRes-Shot tatsächlich was. Warum dieses? Die durch die Luft verursachten Unschärfen (Luftlinsen) ändern sich während der Mehrfachbelichtung und damit kann der HighResShot aus der Hand eine deutlich bessere Qualität liefern als der SingleShot. Er rechnet quasi die Luftunruhe raus und kann damit dann tatsächlich Brennweite ersetzen, weil jeder Single-Shot eben das Luftblasenproblem hat. Hier ein Foto von Piovere von Oldesio aus.

Und hier der Ausschnitt aus dem 50MP-Handheld-Shot:

Und hier der Ausschnitt aus dem optisch gezoomten Bild:

Da schlägt sich der HighRes-Shot ganz tapfer.

In Summe: ein 50MP HighRes-Shot kann mit einem echten 50MP Sensor mit entsprechendem Objektiv, das echte 50MP auflöst, nicht mithalten. „Glücklicherweise“ gibt es kaum Objektive, die echte 50MP liefern. Und wenn, dann will man sie weder zahlen noch schleppen. Er ist aber nützlich, wenn man schon weiß, dass man croppen muss – oder eben bei langen Brennweiten in der Landschaft, wenn einem sonst die Luftunruhe einen Streich spielt.

16 Replies to “Der HighResShot der E-M1X”

  1. Wenn sich der Sensor für den Hires Shot bewegt, dann tut er das ja recht gezielt, um die gewünschte Auflösung zu erreichen. Ist mal eine Annahme.
    Wenn er stabilisieren soll, dann tut er das abhängig von der Wackelbewegung der Kamera.
    Diese beiden Ziele können aber massiv Widerspruch erzeugen. Das Wackeln geht ja nicht unbedingt dort hin wo der Hires Shot gerade eine Aufnahme braucht.
    Wie also wirkt sich der Hires Shot auf die allgemeine Stabilisierung des Bildes aus? Hat man dann immer noch die gleiche Wirkung?

    1. Beim Gemälde stammen die 50MP vom Stativ. Das ist kein Hand-Held. Beim HighRes aus der Hand nutzt die Kamera die Wackelei des Fotografen. Dadurch bleibt der Stabi erhalten. Ich habe aber natürlich auch Testreihen aus der Hand auf nahe Motive gemacht – gleiches Ergebnis. Der HighRes-Shot definiert vorhandene Details, steigert aber die Auflösung nicht.

  2. Danke für den aufschlussreichen Artikel!
    Kannst du das mit den Zerstreuungsscheibchen nochmal etwas klarstellen? Wenn ich das richtig verstehe, beziehst du dich darauf, dass ein punktförmiges Objekt (also quasi das kleinstmögliche Detail) nicht als Punkt, sondern als kleine Fläche auf dem Sensor abgebildet wird sobald es nicht EXAKT in der Fokusebene liegt. Dieser Effekt begrenzt die maximal erreichbare Auflösung (außerhalb der Schärfeebene), das ist einleuchtend. Was mich interessiert ist, in welchen Situationen das tatsächlich der limitierende Faktor der erreichbaren Details ist? Das Auflösungsvermögen des Objektivs oder die Beugung spielen ja z.B. auch eine Rolle. Kann man das irgendwie abschätzen? Denn sobald dieser Effekt dominiert bringt mir doch weder ein ‚besseres‘ Objektiv, noch ein echter 50Mp Sensor einen Vorteil.

      1. Ja ich merke selbst, dass das sehr schnell kompliziert wird. Aber um das vielleicht nochmal anders zu formulieren: Wenn ich in einem Bild mehr Details haben will, ist die einzige Lösung eine höhere Brennweite? Ein besseres Objektiv oder mehr MPix in der Kamera helfen tatsächlich nicht?

        Vielleicht kann ich den HiRes Modus irgendwann einfach mal selbst ausprobieren (hab bisher nur die alte E-M1) und dann abschätzen wann er mir was bringt und wann nicht. Also kein Stress, ich mag den Stil deiner Bücher und Blogeinträge und wie ausführlich du auf welche Fragen antwortest ist selbstverständlich dir überlassen 😉

        1. Damit Du mehr Details bei gleicher Brennweite in einem Bild bekommst, brauchst Du ein besseres Objektiv UND einen besseren Sensor. Wenn Du ein extrem schlechtes Objektiv hast, z.B. eines, das nur 5MP auflöst, aber einen 20MP Sensor dahinter hast, dann reicht auch ein besseres Objektiv. Ein höher auflösender Sensor hinter einem schlechten Objektiv hilft gar nichts. Der liefert lediglich mehr „Luft“ um hinterher per Software zu schärfen. (Jede Schärfung bedeutet Detailverlust. Wenn man um ein Detail fünf Pixel Matsch außenrum hat, dann kann man das Detail wunderbar schärfen. Wenn an einem Detail gleich das nächste Detail dran ist, dann kann man da nicht mehr schärfen, ohne das nächste Detail zu zerstören. Schärfe=Kantenkontrast ist das genaue Gegenteil von Detailreichtum.)

  3. Auch mit der alten E-M1 kann man Hires-Shot machen. Schau mal unter folgendem LinK: https://www.youtube.com/watch?v=Ur2JsXBVBgc
    Meine Erfahrung damit: frei aus der Hand habe ich zu viel gewackelt, aber das ist mein Problem. Andere haben eine wesentlich ruhigere Hand. Ich habe deshalb ein Einbeinstativ genommen und dann Ergebnisse erzielt, die dem entsprechen, was Reinhard oben beschrieben hat. 6 Bilder habe ich jeweils gemacht und verrechnet.

  4. Für mich hat der HR Mode auch einen weiteren Nebeneffekt der nicht oft genannt wird: mehr Dynamikumfang! Speziell bei Cityscapes in der blauen Stunde (die mache ich sowieso vom Stativ) habe ich in der Nachbearbeitung wesentlich mehr Spielraum, als bei Einzelbildern. Man kann solche Bilder natürlich als HDR mit noch viel mehr Spielraum aufnehmen, dann habe ich am Rechner aber auch viel mehr Aufwand. Die HR Raws haben schon im RAW Konverter viel mehr Reserven.

  5. Es müßte noch etwas geben, wofür HiRes gut ist (habe das noch nicht ausgiebig untersucht): Weniger Farbaliasing. Anwendungsfall wäre ein Foto von eine Szene, in der sich etwas feinmaschiges wie ein feines Metallgitter befindet. Je nach Abbildungsgröße auf dem Sensor gibt das lustige rote und grüne Streifen im Bild. Seltsam daran ist, daß es nicht rote und blaue Streifen sind. Aber mit HiRes müßten es weniger Streifen sein. Und vielleicht auch nicht mehr rot und grün.

      1. Das Farbaliasing wird praktisch ausgelöscht!
        Ist vielleicht ein extremes Beispiel, aber sehr deutlich: ich habe Repros von alten SW Stichen gemacht, die bei normalen Fotos in fein schraffierten Flächen an der Auflösungsgrenze gerne in Regenbogenfarben glitzern, bei HR Bildern aber absolut sauber abgebildet werden. Keinerlei Farbsäume mehr. Auch die Detailauflösung ist sichtbar höher, da feine Strukturen im HR deutlich getrennt werden, die im Normalfoto verwaschen und auch durch nachträgliches Schärfen nicht aufgelöst werden können.

        Wie gesagt sicherlich ein extremes Beispiel, mit dem HR meiner 1M2 und dem 30er Makro aber mehr als deutlich sichtbar.

      2. Ich habe es endlich mal ausprobiert. Ich habe Bilder von Lochblechen in größerer Entfernung gemacht. Jeweils eines normal und eines in HiRes mit E-M5II und E-M1II. Man sieht mit HiRes viel mehr Details. Und es ist weniger Farbaliasing im Bild, allerdings hauptsächlich aufgrund der höheren Auflösung. Ich kann mal eine Collage machen, auf der man das sieht. Ich weiß aber nicht, wie ich die hier zeigen soll.

  6. Eine möglicher Nutzen von Mehrfachaufnahmen mit Sensorbewegungen auf Pixelniveau wäre die Elimination der Farbinterpolation (demosaicing) beim Bayer Sensor, der damit in die Nähe der Foveon Technik käme. Ob’s was bringt weiss ich nicht, die aktuellen Bildprozessoren erlauben mittlerweile recht raffinierte Algorithmen.
    Eine (virtuelle) Sensorauflösung im 1 mu Bereich (2 grüne Wellenlängen!) erfordert jedenfalls, selbst bei beugungsbegrenzter Optik riesige Öffnungen.

  7. Pingback: Der Fluch der Drei – pen-and-tell
  8. Hallo,
    hat jemand eine Ahnung wie lange die effektive Belichtungszeit einer HiRes Handheldaufnahme ist, wenn zum Beispiel 1/160 Sekunde voreingestellt ist. Ich gehe hier vor allem bei meiner theoretischen Frage von langen Brennweiten wie dem 300mm aus. Normalerweise reicht 1/160sec mit Stabi für ein scharfes Bild aber wenn ich rechne, dass hier 16 Aufnahmen gemacht werden, ergibt das mindestens 16/160 Sekunden Belichtungszeit was einer effektiven Belichtungszeit von 1/10 entspricht, was nach meiner Erfahrung keine scharfen Aufnahmen ergibt. Bei 1/1600 Sekunden ergibt das effektiv 16/1600 also 1/100 Sekunde Belichtungszeit, was beim diesem Stabi noch reichen müsste. Kommen zu dieser Rechnung noch Faktoren hinzu oder kann ich faktisch mit dem 300mm bei 1/1600 Belichtungszeit Freihand High Res Shots machen oder liege ich da falsch?

    1. Du liegst…. 😉 jede einzelne Aufnahme ist scharf. Der Handheld-HighResShot bekommt seine Verschiebung ja durch Dein höchstpersönliches Gewackel. Wenn Du Unschärfe kriegst, dann durch Bewegung des Motivs.

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