Die Pro-Diskussion.

Jared Polin „hit a nerve“. Nicht nur bei den Verantwortlichen von Olympus, sondern auch bei einigen Visionaries.

Sein Rant zur E-M1X hat weitere Rants hervorgerufen. Und was passiert mal wieder? Es wird über die mangelnde Freistellung gelabert. Dass es nicht Profi sei, sowas als Profi-Feature zu klassifizieren. Oder umgekehrt.

oly-e.de Urgesteine werden sich noch an „HP“ erinnern können, der immer wieder das Mantra predigte, dass der Kunde die Kamera bestimmt. Bei Profis.

Und Einsteigerprofis sei gesagt, dass der Sohn des Auftraggebers das Maß ist. Wenn der ne teurere Kamera hat als Du, hast Du ein Problem.

Also klotz lieber gleich mit einer Phase One, Kleinbild ist längst Kinderkacke, viele Auftraggeber geben sich mit dem Spielzeug gar nicht mehr ab, letzthin habe ich in Landshut den offiziellen Eventfotografen mit ner Pentax 645Z rumstapfen sehen.

Oder Du machst einfach Bilder, die den Kunden dazu bewegen, Dir den Auftrag zu geben und nicht nach Deiner Kamera zu fragen.

Genug der Binsen. Warum hat Polin so gestänkert? Weil sie ihm ein 300 f/4 in die Hand gedrückt haben. Das ist ein dolles Objektiv – aber nicht für Menschensport. Bei kleinen Viechern ist die Schärfentiefe knapp, da ist das 300 f/4 ein Geschenk des Himmels. Beim Sport ist die Tüte zu lang und zu lichtschwach. Klein, leicht, wunderbar. Aber was hilft mir eine Optik, die zwar klein und leicht, aber nicht verwendbar ist? Hätten sie ihm ein 90-250 f/2,8 in die Hand gedrückt, dann wäre das Urteil anders ausgefallen.

Oh, ich vergaß, das wird ja nicht mehr verkauft… Und die dollen neuen Trackingfunktionen gibt’s ja nicht für FT-Objektive. Und das 40-150? Sorry – das 40-150 f/2,8 ist im Sport der Kleinbildfraktion unterlegen. Da kann nur das 35-100 mitstinken. Aber auch für das gehen die neuen Funktionen nicht.

Olympus, ihr habt endgeile Objektive gebaut. Und tut alles, um die Besitzer dieser schweineteueren Optiken zu verärgern. Warum werden solche Features wie ProCapture erst auf Protest nachgeliefert und warum werden die Besitzer des auch nicht billigen 3,5er FT-Fishs vom Defishing ausgeschlossen? Haben wir Profis euch was getan? Das Stacking in der Kamera geht nur bei einer Handvoll Objektiven. Angeblich, weil sonst die Motoren und die Blenden überhitzen. Quatsch mit Sauce. Dann baut eine Verzögerung zum Abkühlen ein. Ihr könnt das. Oder ihr fahrt das Stacking bei diesen Objektiven nur in eine Richtung, wie das Bracketing.

Also, macht mal. Wir warten.

Noch.

Denn eines sind Profis nicht: Doof. Wir kaufen den Krempel nicht, weil uns irgendwelche bezahlten Nasen erklären, dass das ganz dolle ist – wir kaufen das, weil wir unsere Brötchen damit verdienen müssen. Und die Wurst oben drauf auch. Ihr kauft ja eure Linsenpoliermaschinen auch nicht, weil wer auf Instagram ein Foto davon postet. Oder?

Wenn ihr Profis überzeugen wollt, dann müsst ihr denen auf ihrem ureigenen Gebiet zeigen, dass sie mit eurem Equipment mehr Umsatz machen können. Ansonsten hauen euch die Leute das Zeug um die Ohren. Mit Recht. Niemand lässt sich gerne die Zeit stehlen und hinterher auch noch anmaulen.

Und wenn ihr einen Profi nicht überzeugen könnt, dann habt ihr entweder das falsche Equipment oder die falschen Schulungsmethoden. Denn ich garantiere euch eines: Kein echter Profi ist mit seiner Kamera verheiratet. Wenn sich der Umstieg rentiert, dann wird das gemacht. Und zwar in jede Richtung.

Also hört auf, auf Polin einzuprügeln und fasst euch an die eigene Nase.

Und ja, natürlich geht Freistellung von Personen mit FT. Klar. Peace of cake. Mit dem 35-100 f/2. Und dem 150 f/2. Und dem 90-250 f/2,8. Und dem 300er 2,8.

Oops.

28 Replies to “Die Pro-Diskussion.”

  1. Mich verwundert dein (oft nachvollziehbarer) rant gegen Oly der letzten Zeit. War da was? Noch ne Rechnung offen, könnte man denken….
    Mach mal ne Pause… Zum durchatmen.

    1. Irgendwie kann’s man auch keinem recht machen. Als ich alles toll fand, was Olympus gemacht hat, war ich der blöde Fanboy. Und jetzt kritisiere ich halt ein paar Dinge, von denen jeder sieht, dass sie schief laufen. Und das ist auch wieder falsch.
      Ich kritisiere diese Dinge aber nicht um irgendwem einen Gefallen zu tun und Klickzahlen zu kriegen. Ich verdiene mit diesem Blog kein Geld. Ich kritisiere diese Dinge, weil ich es intern ohne Ergebnis seit langer Zeit mache. Und jetzt wird es Zeit, dass was passiert. Denn ich verdiene mein Geld mit Fotografie mit Olympus-Equipment. Und das möchte ich auch noch in den nächsten Jahren machen. Weil ich auf dem Markt kein System sehe, das für mich besser ist.

  2. Ach ja, zur Sache: Das Format macht keinen Profi, die Kreativität macht den Profi und den Umsatz. Polin versteht das nicht, der will nur stänkern und Klickzahlen…

    1. Natürlich will der Klickzahlen. Davon lebt er – auch. Und genau deswegen hat er von Olympus die Kamera gekriegt. Mit voraussehbarem Ergebnis. Das Problem ist nicht, dass Polin die Kamera für seine Zwecke Kacke findet. Ich finde seine für meine Zwecke auch nicht prickelnd. Das Problem ist, dass das jemand wundert und einen Rant verfasst. Wenn mir jemand ne Canon in die Hand drückt, nichts erklärt, eine für meine Art Fotografie ungeeignete Brennweite und dann erwartet, dass ich Jubelposts verfasse – nicht wirklich, oder? Polin lebt von seiner Knipserei und Stänkerei, also hat er wohl irgendwas verstanden. Und genau das hat der, der ihm die Kamera in die Hand gedrückt hat, nicht verstanden. Und der, der sich darüber beschwert, hat das auch nicht verstanden. Polin hat die Kamera nicht kapiert. Klar. Woher auch. Wenn’s ihm niemand sagt?

  3. Hallo Reinhard,
    starker Tobak – aber Du hast ja so recht!
    Kennen wir doch aus der Geschichte:
    – Zeiss-Ikon (Contarex) wusste in den 60ern, was für die Profis „gut war“ und verschwand vom Markt
    – Nikon überzeugte die Profis nicht mit der F4, sehr viele wechselten zu Canon
    – Canon wieder verschlief die Spiegellosen, viele Kollegen wechselten….
    Nur ein paar Beispiele – ist jetzt Olympus mit dabei?
    Mal sehen, was die Zukunft bringt 😉
    LG

  4. Reinhard – es wird Zeit, dass Du sowas in’s Englische übersetzt. Oder meinst Du, Dein deutscher Olympus SW-Bug-Kontakt transkribiert?
    Und danke – jetzt denke ich wieder über FT Linsen nach…

    1. mich würde viel mehr interessieren, wann Olympus sich um die Interessen seiner zahlenden Kunden kümmert, anstatt den Profis hinterher zu rennen, die sie dann aber doch nicht erreichen.

  5. und ich dachte, man dühat dem Polin die Kamera gegeben, um so eine Art Seitenbacher Müsli Werbe-Effekt zu erzielen. Es kann doch keiner erwartet haben, dass der was Positives über eine Kamera mit Zwergsensor sagen würde, außer vielleicht „Ach wie jiedlich“. Dafür war dann wirklich das falsche Obi dran.

  6. Reinhard, es tut Dir gut, nicht mehr im Olympus-Forum Cheffe zu sein und Abstand von Olympus zu bekommen.
    Plötzlich liest man von Dir Kritik, die früher unmöglich gewesen wäre (alleine der Woodford-Satz). Sprich: Du bist nun frei!

    Dazu gratuliere ich Dir, es ist wunderbar frei zu sein. 🙂

  7. N‘ Abend Reinhard,
    ich möchte nur kurz und höflich nachfragen, ob Du die Kamera bereits in der Hand hattest und vielleicht auch über einen längeren Zeitraum?
    Danke Dir.

    MfG
    Uwe

    1. Welche Kamera meinst Du? Den Protoypen? Wenn ja, welchen? Oder das Vorserienmodell? Oder vielleicht meinst Du was ganz anderes? Schließlich geht’s in dem Artikel gar nicht um eine Kamera. Sondern eigentlich um Objektive. Und den Umgang miteinander. Und mit Kunden.

      1. >>Sondern eigentlich um Objektive. Und den Umgang miteinander. Und mit Kunden.<<<
        Wie jetzt? Wie die Objektiv miteinander umgehen? Oder die Objektive mit den Kunden, oder die Kunden mit den Objektiven ??? 🙂

  8. Hallo Reinhard,

    der ganze Rummel um die geringere Freistellung von mFT gegenüber größeren Sensoren ist ja nicht neu. Olympus-Fotografen müssen eben wenn Freistellung erforderlich ist damit leben/umgehen oder können auf der anderen Seite wenn Tiefenschärfe gewünscht ist davon profitieren.

    Der relativ kleine mFT-Sensor konnte sich einerseits in den letzten Jahren durch die auch von mir gewünschten angebotenen lichtstarken Festbrennweiten u.a. den Freistellungsmöglichkeiten von Kleinbild schon gut annähern andererseits wurden die Zooms diesbezüglich vernachlässigt. Ich besitze ja auch u.a. das 2.8/40-150er und stimme Dir absolut zu, dass es beim Sport, wenn die Distanzen Motiv und Hintergrund nicht passen nicht das Optimum an mFT darstellt. Ein guter Fotograf kann das in gewissen Grenzen optimieren, aber das kostet Zeit und Flexibilität. Das können die lichtstarken TopPros-Zooms (leider haben sie die bekannten Nachteile) besser und sind daneben vom Unschärfeverlauf und dem Bokeh eine ganz andere Hausnummer! Hier hat Olympus ganz eindeutig leider (mit dem Fokus auf klein und leicht) nachgelassen.

    Warum also die erneute Diskussion? Ich denke, dass liegt an der E-M1 X. Sie ist hier der nicht nur meiner Meinung nach überteuerte Brandbeschleuniger. Olympus fehlt es vielleicht an Selbstvertrauen oder dem Mut lichtstarke mFT-TopPro Zooms auf den Markt zu bringen die dem kleinen Sensor nochmals in Verbindung mit den ganzen neuen Features der Kameras einen bedeutenden Schub verleihen würden. Entweder ich glaube als Unternehmen in letzter Konsequenz daran, dass der Sensor sich auch für Sport eignet und auch dafür gekauft wird oder eben nicht!

    Die E-M1 X ist in meinen Augen der Versuch zu eruieren, ob der Markt bei einer relativ überschaubaren Mehrungen der Herstellungskosten gegenüber einer E-M1 MKII mit Griff dazu bereit ist für mFT einen solchen Preis zu bezahlen. Bei genauerer Analyse der X (Ich bin gerade bei Seite 547 der BA) erkenne ich einige gut durchdachte Verbesserungen. Einige sind evtl. auch durch ein FW bei der E-M1 MKII möglich.
    Was bleibt an Hardwareänderungen? Ein zweiter Prozessor, optische Vergrößerung des Suchers, die längst überfällige Mulifunktion-Auswahltaste, Theathering, Bluetooth, GPS, verbesserte Sensorstabilisierung (inkl. High-Res aus der Hand), Feldsensoren, der unverständlicherweise in der E-M1 MKII fehlende zweite SD UHS II Kartenslot und 400.000 Auslösungen. Ich zähle dichter als dicht mal nicht auf. In Summe ist das in den Augen eines technisch versierten Fotografen nicht umwerfend!

    Den hohen Preis für das Delta in der Hardware kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Der ist m.E. Mut an der falschen Stelle. Auch dem 150-400er sage ich persönlich leider keine gute Zukunft voraus. Ich hoffe aber ich irre mich in meiner Prognose.

    Ich bin immer noch ein Olympus Fan erwarte aber von dem Unternehmen ein Angebot von 2-3 lichtstarken mFT TopPro Zooms, eine verständliche Übersetzung und überarbeitete Version des Kamera Menues ins deutsche, einen neuen Sensor und etwas mehr Engagement bei durchdachten FW-updates. Auch Amatuere schauen sich obwohl es weh tut bei anderen Firmen um.

    Viele Grüße
    Andreas

    P.S. Ich würde mich auf einen tieferen Austausch mit Dir in Rocksdorf mal wieder freuen, denn es gibt neben Deiner Persönlichkeit weniger als wenige Fotografen die sich technisch auf Deinem Niveau bewegen!

    1. Applaus erfreut das Kinderherz.. 😉
      Du weißt wo Rocksdorf liegt, hast meine Mailadresse, also Mail schreiben, Termin vorschlagen. Vorbeikommen. Am besten noch ein Fotoprojekt mitbringen, das man gleich umsetzen kann. Dafür ist Rocksdorf da.

    2. »Ich bin immer noch ein Olympus Fan erwarte aber von dem Unternehmen ein Angebot von 2-3 lichtstarken mFT TopPro Zooms«

      … und zwar im Bereich bis 100mm!

      Und unter „lichtstark“ verstehe ich, daß Olympus mindestens das erreicht was sie schon mal erreicht haben (durchgehend F2), wobei ich eigentlich meine daß das auch besser gehen muß. Sigma baut ein 1.8er Zoom, Canon einen 2.0er für KB, also bitte was ist so schwer daran?

      1. Naja – wenn man zu Fuji guckt, dann kostet das für APS-C gerechnete 2,0/200 6000€ und wiegt 2,2kg. Und wenn man das Fuji 50-140 mit dem m.zuiko 40-150 vergleicht, dann liegen die Unterschiede in Preis und Gewicht nur so um die 10%. Das FT 2,0/150 wiegt auch 1,6kg – also vielleicht ist es einfach (zu) schwer die Linsen mit einem akzeptablen Gewicht zu konstruieren.

        1. Glaube ich nicht; das FT 35-100 ist ja auch nicht zu schwer, im Gegenteil. Das 150 F2 im übrigen auch nicht, der Grund warum ich es trotzdem selten einsetze ist: es ist für meine Zwecke schlicht meist schon zu lang.

          Ein 35-100 1.6 wäre ein Traum … vielleicht erbarmt sich (ausgerechnet!) Panasonic noch mal, wo sie ja letztens ein 1.7er Zoom angekündigt haben.

          1. Ich war unpräzise: …mit einem Gewicht zu konstruieren, von dem Olympus glaubt, das es seine Kunden als akzeptabel erachten… Oder vielleicht auch zu einem Preis, der als akzeptabel erachtet wird. Ich glaube Reinhard hat doch in einem seiner Posts mal erzählt, wie viele Objektive abgesetzt werden müssten, damit sich das für den Hersteller rechnet – vielleicht fehlt Olympus die Phantasie, dass es ausreichend Kunden für teure, schwere Optiken (nach mft-Maßstäben) gibt.

        2. Zwischen dem Fuji 50-140 und dem Pro 40-150 liegen im Gewicht ca 20% und eine größerer Zoombereich. Man könnte in Sachen Brennweite eher einen Vergleich zum 35-100X von Pana ziehen, da sieht der Größenvergleich dann ganz anders aus…

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