Die beiden Kameras oben sind die XZ-1 und die E-P2. Die E-P2 von 2009, die XZ-1 von 2011. Warum in diesem Beitrag, wo es um 2014-2108 geht? Weil in diesem Jahr einige Dinge, die mit der XZ-1 und der E-P2 angestoßen wurden, wieder eingestellt wurden.
Die XZ-1 war eine lichtstarke Edelkompakte, die bis ISO 400 exzellente Bilder lieferte, ihr Nachfolgerin XZ-2 von 2012 konnte das nochmal besser. Aber die XZ-2 war die letzte ihrer Art. 2013 kam noch ein halbherziger Nachzügler in Form der XZ-10, dann war Schluss damit.
2014 kam mit der SH2 die letzte Kompakte von Olympus heraus
Und 2015 kam mit der Stylus 1S die letzte Bridge von Olympus mit leistungsfähigem Zoom und OMD-Design.
2016 dann hauchte mit der E-PL8 der Accessory-Port der E-P2 sein Leben aus, die sündteueren, elektronischen Aufstecksucher VF-2, VF-3 und VF-4 sind nun nur noch Elektronikschrott – oder eben auf den alten Kameras zu verwenden.
Warum? Der Kunde hätte die Sachen nicht angenommen. Es gab einen Nachfolger für die Stylus1, fertig entwickelt, aber die Produktplanung sah keinen Markt für die Kamera, also bleibt sie im Prototypenstatus. Für den Accessory-Port gab es die Sucher, den PenPAL, ein Bluetooth-Modul mit eingebautem Speicher und das MAL-1, einen Aufsatz mit zwei LEDs am Schwanenhals
Olympus-typisch sind die LEDs von höchster Qualität und man kann die Lampen sowohl zum Beleuchten von Makros als auch zum Beleuchten der Kamerartasten verwenden. Aber das Gadget wurde eben nicht gekauft – und damit verschwand der Accessory-Port, als die OM-Ds mit eingebautem Sucher immer größeren Anteil am Umsatz bekamen.
Es ist müßig, zu spekulieren, ob ein von vielen gewünschter GPS-Logger, ein TTL-Funkauslöser, eine Lichtschranke oder eine Ansteuerung für einen Makroschlitten oder einen Pano-Motor die entsprechenden Stückzahlen gebracht hätte – oder eventuell eine Freigabe des Protokolls mit Leergehäusen, bei denen der proprietäre Stecker schon montiert war. Das wurde nicht realisiert – und jetzt ist der Accessory Port tot.
Dafür gab es 2014 mit der E-M10 wieder einen Knaller: Die erste Kamera mit LiveComposite. Bei der Vorstellung des neuen Features auf der Pressekonferenz gewann der Olympus-Produktmanager eine Wette – ich war der einzige, der zu dem neuen Feature nachfragte. Das Feature wurde als vereinfachte Methode für Sternenspuren beworben, was man damit aber wirklich machen konnte, davon hatten die meisten Anwesenden kaum eine Vorstellung. Ich war im Folgenden ziemlich damit beschäftigt, den Händlern und Fotografen zu erklären, was das für eine komische Funktion ist. In der Folge legten sich einen ganzen Haufen Leute die Kamera zu – und zwar ausschließlich wegen dieser Funktion. Für den Rest verwendeten sie die E-M1.
Auf der Photokina 2014 wurde in einem kleinen Eck ein Prototyp einer Kamera gezeigt, die einfach nur ein Bajonett, einen Sensor und eine WiFi-Schnittstelle zur Verfügung stellte:
Der Prototyp der Olympus Air. Das Serienmodell war dann kaum größer als das Bajonett und nicht eckig, sondern rund. Die Schnittstellen wurden offen gelegt und in Japan entwickelte sich eine lebhafte Entwicklergemeinde rund um die Kamera. Leider wurde die Kamera nie außerhalb von Japan verkauft und auch die Software war „japanese only“.
2015 dann reagierte Olympus auf die Nachfragen nach erweiterten Videofähigkeiten. Mit der E-M5II gab es endlich Frameraten von 24 bis 60fps, Timecode und einen nochmals verbesserten Stabi. Auch die E-M5II profitierte von Firmwareupdates, so dass sie mittlerweile bei 4.0 angekommen ist, vom PC fernsteuerbar ist und sogar Focus Stacking in der Kamera beherrscht.
Mit der E-M10 II kam 2015 auch der Nachfolger der E-M10 heraus, mit Focus Bracketing als neuem Feature. Die Kamera war rundum gelungen, preiswert und für die allermeisten Hobbyisten der beste „Bang for the buck“.
2016 dann kam mit der TG870 die letzte billige Tough heraus. Der Metallschieber vor dem Objektiv, den frühere TGs noch hatten, war entfallen, weil sich die Mechanik als nicht Sand-resistent herausgestellt hatte. Nach der TG870 kamen nur noch Nachfolger der einstelligen TGs.
Dafür kam der Nachfolger der E-M1 – die MarkII. Neuer Akku, 60 Bilder pro Sekunde, praxistauglicher elektronischer Verschluss, stark erweiterter Autofokus, ProCapture, Fokus-Stacking, Cinema-4K-Video. Eine Feature-Packed-Kamera, für die man ein mehrwöchiges Studium und dauerndes Training benötigt, um sie in allen Einzelheiten zu beherrschen.
Und noch eine Kamera kam 2016: Die PEN-F. Eine Kamera, wie eine Kamera aussehen soll – mit unglaublichem, kreativem Potenzial. Aber alles andere als „Einfach“. Während die PEN in den 50ern vor allem einfach sein sollte, simpel, wie ein Bleistift, ist die PEN-F von 2016 eher ein ganzer Reisekoffer voller Malutensilien. Viele kaufen sie, weil sie einfach toll aussieht, und manche kaufen sie, weil sie eine Kamera ist, wie keine Kamera zuvor.
2017 dann kam ein Einbruch. Es wurde die TG5 vorgestellt, die bislang letzte aus der Reihe der Tough-Kompakten, der TG-Tracker, eine Action-Cam, bei der relativ schnell klar war, dass sie ein Einzelstück bleiben würde, auch weil nicht kommuniziert wurde, dass sie unglaubliche Unterwasserfähigkeiten hatte. Im Tracker werkelte Technologie aus der Medizintechnik, so dass selbst in Tiefen, in denen normalerweise nur noch Blautöne zu sehen sind, noch lebhafte, natürliche Farben aufgezeichnet werden können. Und zum Schluss kam die E-M10 Mark III, die nicht etwa ein Update der E-M10II war, sondern im Gegenteil im Funktionsumfang eingeschränkt, aber dafür mit einer neuen Bedienoberfläche ausgestattet war, die sich an Smartphone-User mit Wischgewohnheiten richtete. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Man konnte die Kamera zwar sehr schnell bedienen, aber genauso schnell stieß man an ärgerliche Eigenheiten, so dass man zwar sehr bequem und schnell von lautlosem Verschluss auf Normalbetrieb umstellen konnte, aber wenn man wieder zurückstellen wollte, musste man die Kamera wieder neu einstellen, weil der Lautlos-Modus eigene Automatik-Einstellungen mitbrachte, die man jedesmal erst wieder abstellen musste.
2018 schließlich kam lediglich eine Kamera auf den Markt, die E-PL9, eine E-M10III im PEN-Gehäuse ohne Sucher.
99 Jahre Olympus. Tolle Produkte, Flops, MeToos, Innovationen, Weltmarktführer bei Endoskopen, Nischenanbieter bei Kameras, zeitweise Marktführer bei Spiegellosen.
Eine spannende Geschichte. Vieles, was ich während der Recherche für diese Serie erfahren habe, wusste ich nicht, anderes habe ich nicht geschrieben, weil schlicht der Platz nicht da war. Allein die HighSpeed-Kameras mit bis zu 1 Mio Bilder pro Sekunde, die von einer Tochterfirma von Olympus entwickelt wurden, wären einen eigenen, langen Beitrag wert. Andere Dinge, die mich brennend interessiert hätten, waren nicht zu erfahren oder die Recherche hätte einen Japanologen erfordert.
Ich hoffe, die Serie hat die Leser interessiert. Ich wünsche allen ein tolles Jubiläumsjahr mit interessanten Produkten.
Vielen Dank Reinhard,
ich habe die ganzen Folgen mit großem Interesse gelesen! Für mich war es sehr aufschlussreich da ich vieles nicht wusste! Mich wundert, dass die Entwicklungen von Objektiven nicht zu Wort kamen? Ist der Grund damit der Umfang nicht gesprengt wird oder hat Olympus gar keine „eigenen“ Objektive entwickelt -> „OLYMPUS M. ZUIKO“ steht ja darauf!
… und dann noch:
Dir wünsche ich eine gesegnete, nicht all zu Magen füllende und stressfreie Weihnacht!
Pflege Deine Vitalität und Gesundheit, hau zum Jahresende nicht zu sehr über die Stränge und rutsche glatt ins neue Jahr. 😉 🙂
LG Gerd
Hallo Gerd,
Ich habe sehr viel nicht erwähnt. HighSpeed-Kameras, die ganzen Objektive, die ersten MP3-Player mit Touchscreen, die Kamera mit eingebautem Drucker…. Das ist eine eigene Doktorarbeit. Ich habe halt ein paar Meilensteine und ein paar Kuriositäten rausgegriffen. Mehr geht nicht….
Den Worten von Gerd gibt es nichts hinzuzufügen.
Herzlichen Dank für diese Rück- und Einblicke.
Schöne und ruhige Weihnachten und einen guten Reinrutsch ins neue (und bestimmt spannende) Jahr 2019.
MfG
Uwe
Herzlichen Dank Reinhard für die 99 Jahre Olympus, die du für uns Revue passieren ließt! Gut 39 Jahre davon hab ich selbst aktiv miterlebt über OM1&2 meines Bruders, dann selbst von OM 40 über 4Ti und 3Ti dann digital erst C2100 ultrazoom dann über E300, E510 zu EM5 und EM1geblieben über all die Jahre sind die Zuikos vom 16er Fish bis zum 350er Supertele die immer noch brav ihren Dienst tun.
Danke nochmal
AndyT
Vielen Dank Reinhard für die spannenden Folgen, für einen der erst 10 Jahre dabei ist. So bin ich Teil einer langen Geschichte und hoffe Olympus wird noch einige Jahre innovativ bleiben! FROHE FEIERTAGE
Vielen Dank für die spannende Beitragsserie!
Wenn man sich das alles so vor Augen führt bin ich umso mehr gespannt, wie sich nächsten Jahre (und nicht nur für Olympus) entwickeln werden.
Schöne Feiertage und alles Gute für 2019!
Bernd
Sehr schöne, informative Serie – vielen Dank!
OM-1, OM-4, E-1, E-330, E-P3 und E-M1 tummeln sich noch in meinem Besitz. OM-2, E-300, E-400, E-500, E-3, E-P1 und E-P2 habe ich leider aus Platz- und Geldgründen irgendwann hergegeben. Es juckt mich immer noch in den Fingern, wenn ich eines der alten Schätzchen zu einem lächerlichen Preis bei eBay sehe. Wobei ich wahrscheinlich dem letzten Kodak-Sensor irgendwann noch einmal ein Plätzchen im Schrank einräumen muss.
Schöne Feiertage und einen guten Rutsch! Und für Olympus ein erfolgreiches 2019 – ich fürchte ja, dass Verluste in Milliarden (yen) Höhe nicht beliebig lange toleriert werden.
Joachim
Hallo Reinhard,
auch von mir herzlichen Dank für die tolle Zusammenstellung der Olympus Geschichte sowie für die Pflege Deiner pen-and-tell Seiten.
Ruhige und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2019.
Viele Grüße
Thomas
Danke Reinhard,
echt interessant zu lesen, mit deinem typisch eigenem Stil. 😀
Schön zu lesen was meine favourisierte Kameramarke so für eine Geschichte hat.
Dir und deiner Familie erstmal ein frohes Fest und einen guten Start ins neue Jahr.
grüßle
Wolle
Auch ich möchte Dir, Reinhard, für Deine sehr informativen und lesenswerten Beiträge zur Kamerageschichte von Olympus herzlich danken! Auf jede neue Folge habe ich gespannt gewartet 😉
Ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2019!
Viele Grüße
Wolfgang
Vielen Dank für die interessante Serie! Ich bin Gelegenheitsknipser und Olympus-Fanboy – jetzt weiß ich warum… 😉
Danke für diese schöne Serie!
Falls Du mal ein Buch über Olympus schreiben willst ….
Ich wäre ein Käufer.
Danke, Reinhard, für diese sehr schöne und informative Serie! Habe ich mit Spannung gelesen.
Viele Grüße
Martin
Hallo Reinhard
Wurde die Olympus Air A01 nicht auch noch in Amerika verkauft? Zumindest meine kaufte ich dort. Und die iOS App OA.Central von Olympus konnte ich auch im amerikanischen iTunes App Store herunterladen und installieren.
Deine Artikel sind sehr interessant und lesen sich immer sehr spannend. Vielen Dank.
Helmi
Eine sehr informative Reihe der Olympus Geschichte die ich mit Interesse gelesen habe, eine Vortsetzung ab 2019 wäre eine schöne Sache.
Die Fortsetzung wäre 2019-2023. Und bislang wäre die Bilanz frustrierend…
Ein toller historischer Überblick über unsere Marke und die schönen Produkte! Und mit den von Dir hier auch gut beschriebenen E-M 10 Mark II und der E-M1 Mark II habe ich ja offenbar wirklich noch mal richtige kameratechnische Höhepunkte dieses traditionsreichen Kamera- und Optik-Premiumherstellers erwischt für mein Portfolio. Hoffentlich halten sie mir lange die Treue…