Ich habe ja schon vor nem halben Jahr über meine Erfahrungen mit den BLH-1-Clones berichtet. Jetzt, nach über einem Jahr, in dem die Clones in Betrieb waren, gibt’s endlich das Fazit.
Bevor ich die Akkus geschlachtet habe, durften sie nochmal ihre Kapazität unter Beweis stellen. Ich hatte die Clones ja schon vor einem halben Jahr, im Rahmen des Cube-Tests, gegen den Olympus-Akku antreten lassen, damals waren die Ergebnisse klar:
Nennkapazität: Olympus 1720mAh, Patona 2040mAh, Mondplast 1720mAh.
Dann ließ ich die Kamera jeweils eine Intervallaufnahme unter gleichen Bedingungen machen und habe die Fotos gezählt, die die Kamera schaffte, bevor sie abschaltete.
Olympus 100%, Patona 80%, Mondplast /NoName 50%
Das Gleiche habe ich jetzt nun, ein halbes Jahr später, wieder gemacht:
Olympus 100%, Patona 68%, Mondplast / NoName 26%
Das ist jetzt nicht so berauschend. Also auf zum fröhlichen Schlachten.
Der Mondplast ist als erster „fällig“.
Mit meinem Killerinstrument Uhrmacherschraubenzieher ist der Akku ruckzuck offen, innendrin finden sich nicht die erwarteten Flachzellen, sondern Rundzellen. Type RD18490 HS3 LTF AFK. Hersteller unbekannt, eventuell kann mir ja jemand aus der Community weiterhelfen.
Als Elektronik eine RHWBLH1-V2 – Platine. Vom 30.12.2016. Wie üblich ist die Hälfte nicht bestückt.
Immerhin haben die Zellen einen Mittelabgriff, der auf B1 auf die Platine geführt ist. Nur leider geht der auf einen 470 Ohm-Widerstand und nicht auf eine Ladeelektronik, was die geringe Lebensdauer der Akkus erklärt. Es gibt wieder mal kein Loadbalancing. Dass es keinen Thermowiderstand gibt, war ja schon klar. Der CGKY ist eine Schutzschaltung gegen Überladung, der 8205 rechts ist ein Schutz gegen Tiefentladung.
Der Patona ist als nächster dran. Nachdem ich nun weiß, dass da keine Flachzellen drin sind, ist der noch schneller offen. Verblüffung: Grün statt blau.
Und da drin sind tatsächlich Original Panasonic-Zellen. Also richtig Gute. Die NCR18500A sind auch mit 2040mAh angegeben. Leider ist die angeschlossene Schaltung der gleiche Mist wie beim Mondplast, was die geringe Leistung des Akkus erklärt. Eigentlich ein Jammer. Die Panasonic-Zellen sind alles andere als billig, die werden pro Stück für über 7 Euro gehandelt. Einen Euro mehr in die Schaltung stecken und die Patona wären eine hervorragende Alternative zu den Originalen. So sind das Perlen vor die Säue.
Beim Olympus-Akku gestaltet sich das Öffnen etwas Schwieriger. Simples Aufhebeln an einem Eck geht nicht, und auch diesmal muss ich zum Schnitzmesser greifen um den Akku aus de Plastikverkleidung zu bekommen.
Erste Überraschung: Sony Inside. Zweite Überraschung: Flachzellen. Zwischen den Zellen ist ein Plastikrahmen, der die Zellen und die Platine hält.
Und diesmal handelt es sich nicht, wie bei den anderen Zellen um die üblichen Zellen mit dicker Alu-Wand, sondern um eine sogenannte „Pouch-Zelle“. Das ist ein dünner Alu-Beutel, der den Elektrolyt und die Elektroden enthält. Das kann man so machen, man spart damit ein paar Gramm Gewicht. In diesem Fall etwa 2. Dafür ist die Verarbeitung zu Akkus deutlich aufwendiger und da die Beutel nicht genormt sind, ist die Herstellung teuerer.
Wie man sieht, hatte der Akku ein Problem. Es handelt sich dabei um einen defekten Akku, den ich von Olympus auf Anfrage bekommen habe. Bei dem war der Beutel offensichtlich undicht, so dass Elektrolyt ausgelaufen ist und vorne die Platine ruiniert hat. Der ganze Pack ist auch so gut verklebt und verlötet, dass ich nur mit dezenter Gewalt und einem scharfen Messer an die Hauptplatine rankomme.
An dieser Stelle also nochmal die Warnung: LiIonen-Akkus NIEMALS öffnen. Man weiß nicht, was drin ist und wenn man Pech hat, reißt man einen Alubeutel auf. Und der Elektrolyt ist absolut nicht harmlos, sondern wortwörtlich brandgefährlich. Beim vorliegenden Akku war der Beutel beschädigt. Dass der Akku nicht schon längst hochgegangen ist, liegt vermutlich an beigemischten Flammschutzmitteln. Wenn Elektrolyt mit Luftfeuchtigkeit in Berührung kommt, bildet sich Flussäure – und die ist vermutlich für die Schäden an der Elektronik verantwortlich.
Fazit:
Die besten Zellen hat – Patona verbaut. Eine anständige Elektronik wie bei Olympus und sie wären absolut erste Wahl – selbst zum Preis eines Originalakkus. Die beste Herstellungsqualität hat – trotz des defekten Akkus – Olympus abgeliefert. Da ist alles an seinem Platz, alles ist wie’s sein soll und die ganze Sache ist sicher. Man sieht’s: selbst ausgelaufenes Elektrolyt kann das Akkugehäuse weder aufblähen noch in Brand setzen. Olympus hat nämlich die Verklebung über Moosgummstreifen am Rand realisiert, nicht in der Mitte. Und deshalb können die Beutel sich beidseitig bis zu einem Millimeter aufblähen, ohne dass etwas passiert.
Klar – die Billigheimer vom Mond sind genau das. Billig. Bleibenlassen. Nehmen nur Platz in der Fototasche weg. Die Patona kann man aber als Notfallersatz durchaus erwägen, wenn man sie nicht öfter als einmal im Monat einsetzt. Dann halten Sie auch über die Lebensdauer der Kamera. Denn eigentlich werden die Patonas durch die Ladeelektronik gekillt. Solange man sie nicht lädt, sind sie prima….
Ach ja: Die Kapazitäts“messung“ habe ich natürlich nicht mit dem defekten Akku durchgeführt, sondern mit einem intakten Olympus-Akku. Den habe ich aber nicht geschlachtet. Ich gehe mal davon aus, dass der genauso aufgebaut ist, wie der geschlachtete, defekte Akku.
Akkuchirurgie bis auf’s Blut …äh Elektrolyt!
vielen Dank für den Beitrag
Siegfried
Vielen Dank,
für diese Immer wieder interessanten und erhellenden Eindrücke vom Akkuschlachten.
Ich bleibe bei den Origanal Akkus für meine Olympus sowie die Canon.
Grüße Dirk
Super Reinhard, und danke für die Mühen um uns die Augen zu öffnen. Patona erkennt einfach nicht wie man es richtiger machen könnte. Die Akkubasis wäre geschaffen nur in der konsequenten Durchführung bis zur Elektronik leider nicht! … Danke!
Nachtrag: Den Typ Type RD18490 HS3 LTF AFK kenne ich nicht (gerade die Kennung „RD“), aber es gibt viele Kleinstklitschen in Shenzhen bzw. solche, die vorhandenes einfach umlabeln!
Und wieder mal Danke, Reinhard!
„…Original Panasonic-Zellen. Also richtig Gute. …“ Wobei ich erwähnen möchte, dass man bei Panasonic die Zellen nach der Herstellung kategorisiert. Die „super“guten kosten noch mal Aufpreis gegenüber den „normal“guten.
Ein Grund, warum die Akkus von Lupine bei Dir um die Ecke so teuer sind.
wie hoch sind die realen Bildzahlen zwischen Olympus Winter und Olympus Sommer?
Die Bedingungen sind so unterschiedlich, dass ich da nur die Verhältniszahlen verwendet habe.
Ich habe jetzt wohl all deine Akku Tests gelesen. Meine alte D-LI50(Pentax) haben nur zwei Kontakte und keinen temperaturabhängigen WIderstand. Ob da sonst noch eine Elektronik eingebaut ist weiß ich nicht. Aaaber die habe wunderbar lange gehalten. Meine neueren D-Li90 haben jetzt einen Mittelkontakt und so wie von dir beschrieben haben die Original Pentax einen temperatuabhängigen Widerstand, die Ansmann nicht.
Bewertest du diese Funktion nicht über?
Das ist wie das mit den Sicherheitsgurten. Früher hatten die Autos keine, die neuen haben einen. Wenn Du alle meine Tests gelesen hast, dann lies mal die Zusammenfassung im oly-e-paper http://olye.fotografierer.com/olye/download/olyep/olyep201802.pdf
Da steht genau drin, was die verschiedenen Bauteile machen und was es für Folgen hat, wenn sie eingespart wurden. Bewerten darfst Du dann selber.