Joinville, Haute Marne

Kennt das wer? Joinville? Ich muss gestehen, ich hatte bis vor ein paar Tagen nicht davon gehört. Ich habe gekuckt, wo es nicht ganz so heiß ist, und irgendwo südlich von Verdun gab’s einen Campingplatz. Und dort hänge ich seit Tagen fest. Wer auch hin will: La forge de Sainte-Marie.  Und gestern eben nach Joinville gefahren, weil es im Prospekt heißt, „Joinville ist ein schöner Ort mit Supermärkten Geschäften und Sehenswürdigkeiten“. Und ich brauchte Bremsflüssigkeit. Also hin. Bremsflüssigkeit kriegt man, kein Problem. Und dann stand da ein Schloss…

Das haben sie jahrzehntelang renoviert und sind erst vor kurzem „fertig“ geworden. Das heißt „Schloss des großen Gartens.“ 7-14 mit Keystone. Muss sein. Man zahlt vier Euro Eintritt und darf sich dann in Schloss und Garten frei bewegen. Und fotografieren.

Das mit dem Bewegen kann man auch einstellen und sich einfach in eine der vielen Liegestühle niederlassen. Und wenn man Durst hat, der Kakao, den man am Eingang kriegt, ist Supi. Allein, was man hier im Garten fotografieren kann, sprengt jeden Blogbeitrag. Für das E-PL9-Buch sind Garten und Schloss wunderbares Futter.

Aber eigentlich ging’s ja um Joinville. Hier ein bisschen Vintage.  Postkarte as Postkarte can….

Aber eigentlich ist Joinville ein Fall für Schwarz/Weiß und harte Kontraste. Denn es stirbt. Das hier ist wohl das treffendste Foto zur Situation:

Die Läden stehen leer, die Häuser verfallen, 40.000 Euro für ein Haus mit kleinem Garten, mehr muss man nicht anlegen. Dabei ist eigentlich alles da – ein riesiges Krankenhaus, sämtliche Geschäfte in Laufweite. Schnuckelige Innenstadt und nette Nachbarn. Und oft steckt hinter der Fassade weit mehr, als man denkt.

Das hier ist zwar das alte Krankenhaus aus dem 17. Jhd und man denkt, das hätte auch schon mal bessere Tage gesehen. Aber wenn man dahinter kuckt, ist das alles topmodern.  Und der Herr mit dem Rollator kuckt so richtig einsam und verlassen aus – Nope, der macht hier seine Tour, auf der er seine Kumpels trifft.

Die Kirche ist gigantisch – und man hat sie als Fotograf für sich. Da kann man dann sowas machen:

Oder auch mal den Keystone auf eine Rosette loslassen:

Wie gesagt, Joinville sollte man mit leeren Speicherkarten, vollen Akkus und gutem Schuhwerk besuchen.  Wer noch ein bisschen echtes Depri haben will, der besuche den Friedhof. Schon das Eingangstor ist wirklich aufmunternd:

Partielle Farben. Klar.  Der Friedhof selbst ist flächendeckend geschottert, es gibt mehr rot (von den Blumen) als grün. Also Dramatic Tone II. Oder Monochrome.

Viele der Grabmale und Gräber sind aufgelassen und verfallen. Wer französische Friedhöfe kennt, das sind keine kleinen Schrebergärten wie in Deutschland, sondern oft Grabplatten, auf die man Erinnerungstäfelchen stellt. Muss man nicht gießen, sondern nur abstauben.  Oder auch nicht:

„A mon fils“. Roger Thiriet, 1960-2009. Womit der Bogen wieder geschlagen ist zum vorletzten Blogbeitrag aus Basel. Denn dort hatte, vor dem „Totentanz“ , Gauri Gill eine Ausstellung mit „Traces“. Sie hat dort Gräber von indischer Landbevölkerung dokumentiert, die langsam verfallen und oft nur noch durch ein paar Steine, ein paar Scherben und einen Tontopf erkennbar sind. Das hat uns dann doch heftig erinnert. Man muss nicht weit fahren…

Zum Schluss noch was friedlicheres: Da denkt man, man ist allein und kann endlich mal den fotografierenden Touri raushängen lassen…

Denkste…..

 

 

 

One Reply to “Joinville, Haute Marne”

Schreibe einen Kommentar zu Markus Ostermeier Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert