Variograufilter – was ist davon zu halten?

Sie sind mittlerweile ziemlich verbreitet: Variograufilter. Variogaufilter versprechen durch simples Drehen des Ringes eine Abdunklung zwischen eineinhalb und bis zu acht Lichtwerten. Realisiert wird das dadurch, dass zwei Polfilter hintereinandergeschaltet werden, eines Zirkular, das andere Linear und man dadurch die Lichtmenge erheblich reduzieren kann.

Das ist ein Rodenstock Vario-Graufilter, zur Verfügung gestellt von Kaiser Fototechnik. Das ist eine 77mm-Version, die ist nicht ganz billig, so um die 200 Euro. Ich habe den Filter vor ein 14-35 gesetzt und bin damit auf ein Bauernhaus in der Oberpfalz los:

So kuckt das ohne Variofilter aus. Belichtungsmessung ESP und AF auf das linke Fenster im 1. Stock. Kamera E-M10II, Stativ Berlebach. Fixer Weißabgleich auf Sonne.
Und hier die Crops, zuerst eines ohne Filter:

Das ist mit einem „normalen“ Rodenstock Polfilter:

Hier haben wir das Variofilter mit +1,2 Blenden:

Variofilter mit + 4 Blenden:

Variofilter mit +6 Blenden:

Variofilter mit +6 Blenden. Wie man sieht, wird der Crop immer heller. Verblüffender Effekt – die Farbverschiebung war zu erwarten, aber woher kommt die hellere Belichtung? Wird das ESP der Kamera irritiert? Die Auflösung kommt, wenn man den Filter auf „max dreht:

Je stärker der Effekt wird, desto ungleichmäßiger wird das Bild ausgeleuchtet. Das ESP versucht natürlich einen Mittelwert zu bilden – und damit sind die Ecken überbelichtet. Hier sind wir bei einer Lichtreduzierung von etwa 9 EV.
Als Vergleich hätte ich hier noch einen Crop zu bieten:

Das hier ist mit einem Heliopan ND3,0-Graufilter gemacht. Das sieht so aus:

Das Filter ist ein Monster mit 84mm, das verwende ich für die Sonnenfotografie am Bigma. Unten drunter der Step-Up-Ring für das 77mm-Filtergewinde des 14-35. Das ND3,0-Glas verursacht natürlich den Braunton, der aber aus dem RAW recht simpel wieder entfernt werden kann.

Mein Fazit: Die Farbverschiebungen des Vario-Filters sind kein Problem – das bekommt man in den Griff. Ein Problem kann sein, dass das Vario-Filter eben ein Polfilter ist. Und damit ändert sich die ausgefilterte Polarisationsebene mit der Einstellung des Polfilters. Sobald man Wasser oder Fensterscheiben oder Dunst im Bild hat, sind die Auswirkungen erheblich – und man kann sie nur in Grenzen dadurch beherrschen, dass man den Filter nicht ganz aufschraubt und erst die gewünschte Lichtreduktion wählt und dann das ganze Filter in der Fassung dreht um die Polarisationsebene zu wählen.
Dass die Schärfe leidet – klar, das Variofilter besteht aus vier Scheiben und zwei Folien. Es gibt keine Wunder, das Rodenstock schlägt sich da ganz anständig.
Für mich ein NoGo ist allerdings der stark ungleichmässige Lichtverlust, was die Einsetzbarkeit des Filters im Endeffekt bei +3EV beendet. Und ein ND0,9-Graufilter mit weit besserer optischer Qualität bekommt man für einen Bruchteil des Preises.

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