Sportfotografie – Vier Tage Fahrsport

Seit Mittwoch abend war ich in Bregenz auf der Bodensee Classic  die überhaupt nichts mit dem Autobild-Event von letzter Woche zu tun hat, außer dass man beide mit C-AF fotografiert. Diesmal ging’s um „Pony-Kutschen“. Der Unterschied zwischen „Ponies“ und „Großpferden“ liegt darin, dass die Schulterhöhe eines Ponys unter 1,60 liegt.  Diese Pferde haben trotzdem ausreichend Kraft um jeden, der sich über sie lustig macht, mit einem Tritt aus den Stiefeln zu heben – und eine Kutsche hintendran mit einem Affenzahn durchs Gelände zu ziehen.
Ich war mit Kollege Pierre aus Kandel  als offizieller Fotograf dort und bin nun mit guten 250GB Daten wieder zurück. Klar – 100 Teilnehmer in drei Disziplinen aus sieben Ländern und dazu noch Abendveranstaltungen und Siegerehrung. So ziemlich alles, was es so gibt. Dazu noch die „kalte Sophie“  am Freitag mit Dauerregen nachdem wir am Tag vorher bei fast 30 Grad gebraten worden sind. Na, wozu hat man spritzwassergeschütztes Equipment.

Was habe ich mitgenommen?Auch ein Rohr wie die Sonnenblende des 90-250 ist kein Regenschutz für die Frontlinse. Bei Dauerregen bildet das Rohr im Inneren eine kleine Pfütze und selbst die Beflockung kann nicht verhindern, dass weiterer Regen dann Spritzer verursacht, die bis zur Frontlinse gehen. Abhilfe: alle zehn Minuten die Innenseite der Sonnenblende trocknen. Tempotaschentuch reicht.

Stativ: Sagte ich schon, dass ich Berlebach-Fan bin? Die einstellbare Friktion der Berlebach-Köpfe ist einfach Gold wert. Dazu noch eine lange Schiene, womit das Objektiv auf dem Kopf fast schwerelos geschwenkt werden kann. IS-2 und glücklich sein.

Fernsteuerung per App: Da das Event eine Ausscheidung zur Weltmeisterschaft war, sind die Fahrer ziemlich knackig an die Sache rangegangen. In Seebach konnte ich direkt an die Kurven ran und mit Fisheye wilde Fotos schießen, in Bregenz ging das gar nicht. Also habe ich die E-M5II auf elektronischen Verschluss gestellt und per Gorillapod an die Bahnbegrenzung gesetzt. OIS angeworfen und gehofft, dann spektakuläre WW-Fotos zu bekommen. Leider verloren. Für Handy und Tablet waren die geschätzten 8 Meter zu weit, als dass ich zuverlässige Verbindung bekommen hätte. Zudem hat man am Display des Handys kaum was gesehen – die Sonne hat runtergeknallt. Das sind so die Grenzen der App. Also doch besser einen Funkauslöser für solche Ideen.

Ich habe dann einfach auf 999 Bilder gestellt und eine Timelaps mit 15 Sekunden gestartet. Die Kamera hat dann vor sich hinfotografiert. Das war ein Foto davon. Blanker Zufall.

Ich habe, da ich nur eine E-M1 habe, als Backup die E-5 dabei gehabt, weil ich bei schlechtem Wetter auf die Lichtstärke der TopPros angewiesen war, und nur mit E-M1 und E-5 der Phasen-AF schnell genug war. Objektiv wechseln geht natürlich nicht. Darüber muss man nicht reden.  Also lag am Samstag und Sonntag die E-5 mit Batteriegriff neben mir – ein unglaublicher Klopper mit der Anmutung eines Panzers. Nicht zu fassen, dass die E-5 zierlicher als eine D700 ist.

Meine Erfahrungen, zurück in der Welt des Spiegels: Wie kann man mit sowas ernsthaft arbeiten?
Ich habe 80% der Aufnahmen vom Stativ gemacht, aus einem Meter Höhe. Ohne Klappdisplay hätte ich vier Tage in der Hocke hinter dem Sucher verbringen müssen, Die Kamera auf einem Einbeinstativ. No Thanks. Und ja, einen Stuhl hatte ich selbstverständlich dabei. Es ist aber was anderes, ob man ein 90-250 auf einem Berlebach mit Panoplatte dreht oder auf einem Einbeinstativ. Meine Trefferquote bei den Mitziehern war 85%. Dafür, dass ich bei jedem Gespann nur eine Chance von etwa einer Sekunde hatte, finde ich die Quote ziemlich gut.

Richtig nervig wurde es dann erst, als ich versuchte, Sponsorenfotos mit der E-5 zu machen. Man fotografiert und dann darf man in praller Sonne versuchen, anhand des Bildes auf dem Display zu beurteilen, ob die Farben stimmen. Glücklicherweise gibt’s eine Überbelichtungswarnung. Aber man kommt sich vor wie der letzte Anfänger: Knipsen, schauen, ob’s was geworden ist, nochmal knipsen. Glücklicherweise ging’s nur um aufblasbare Bierflaschen im Großformat – die laufen nicht weg. Mit der E-M1: Durch den Sucher kucken, kurz anpassen, knips. Fertig. Ein Bild. Das Richtige.
Ähnlich auch mit den Gespannen. Die Belichtungsmessung bei Fahrsport ist ein bisschen tricky. So ein Vierergespann hat die Ausmaße eines Reisebusses. Nur fahren Reisebusse nur selten um Ecken mit einem Radius von zwei Metern. Und das auch noch mit Vollgas. Außenrum stehen Bäume, die Schatten werfen und die Pferde gibt’s in allen Farben, Hauptsache glänzendes Fell. Dann will man natürlich das Gespann bildfüllend, was bedeutet, dass es überall ist – außer in Bildmitte. Auf der einen Seite ist Pferd, auf der anderen Kutsche, am Ort der Spotmessung ist Hintergrund. Also: ESP. Und die muss natürlich bei jedem Gespann und jedem Hintergrund korrigiert werden. Schwarze Pferde, schwarze Kutsche? -0,7. Weiße Pferde, helle Kutsche? 0, Braune Pferde? -0,3. Und dann je nach Hintergrund nochmal korrigieren. Glücklicherweise sieht man das sofort im Sucher und kann im Notfall während des Parcours dreimal korrigieren.

Fazit: Bregenz war der letzte Einsatz für meine E-5. Sie wird heute ein letztes Mal geputzt und dann endgültig in die Vitrine wandern. Zu E-3, E-1, C3040, PEN EE und meiner ganzen Exakta-Sammlung.

Ja. Man kann mit DSLRs fotografieren – ich habe das jahrelang gemacht und ich habe auch am Wochenende gute, verkaufbare Fotos damit produziert. Aber die Produktivität und Kreativität ist mit der E-M1 deutlich höher.  Ich habe so gut wie keinen Ausschuss produziert.
Wenn ich dem C-AF am Beginn der Serie kurz Zeit gegeben habe, sein Ziel zu finden, waren so gut wie alle Bilder scharf, die Belichtung hat gepasst, den meisten Ausschuss hatte ich, weil die Fußstellung der Pferde nicht stimmte, oder ich beim 90-250 nicht weit genug auszoomen konnte – sprich, die Gespanne einfach zu nah waren, als dass ich sie noch aufs Bild bekommen  hätte.

Ach ja: Zwei Dinge sind noch wichtig: Nerven behalten, auch wenn die Gäule schon ziemlich nah sind und der Fahrer eine andere Meinung bezüglich der einzuschlagenden Richtung vertritt wie die Vierbeiner – und nicht aus Begeisterung über die eigenen Fotos das Weiterknipsen vergessen. Es ist mir ein paarmal passiert, dass ich nach den Mitziehern die Blende nicht mehr geöffnet habe. Gut. Schwamm drüber…..

Hier hatten Gaul und Kutscher gerade mal differierende Ansichten über den besten Weg. Brennweite 68mm, Abstand etwa fünf Meter. Cool bleiben und weiterfotografieren…. Sie haben die Kurve ja noch gekriegt…

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