Noch mal Pitt Cuerlis

Ich habe ja hier ganz nebenbei über Pitt Cuerlis berichtet. Maler, Grafiker, Künstler. Und ein paar Jahre Mieter meine Eltern. Das Foto oben ist vom gleichen Termin 1973, ich habe einen Ausschnitt gemacht, damit man genauer kucken kann, was da so rumsteht. Und ja, das ist ne Dose “VIM” und ne Packung “dor” – damals gab’s das noch als Pulver. (Man glaubt es nicht, man kriegt in der Bucht ne volle Packung dor-Pulver aus den 60ern für acht Euronen.)

Es ist mir ja schon mal bei Volker Magdalinski so gegangen, bei dem sich einer bei mir gemeldet hat, der ihn in London gekannt hatte (und von mir wissen wollte, was aus ihm geworden ist.)

Nun hat der eventuell letzte lebende Verwandte von Pitt Cuerlis unter dem Artikel kommentiert, ich habe ihn angeschrieben und hier ist das Bild, das er geerbt hat:

Wer ein bisschen zu Pitt Cuerlis googelt, findet einige Bilder im gleichen Stil – auch Segelboote. Er hat also nicht nur schwarz/weiße Apokalypsen gemalt, sondern auch solche Dinge.

Zu seiner Biographie ist offiziell so gut wie nichts bekannt: Verheiratet mit der Schauspielerin Hildegard Krost. Geboren 1919, gestorben 2008. Kubismus, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, 1952-1954 Schüler von Georges Braque und Marc Chagall. War tätig u.a. in Frankreich, Spanien und Nürnberg. Letzte Ausstellung im Stadtmuseum Kalkar. Signiert hat er seine Bilder mal unten rechts, mal unten links. Er hat aquarelliert, Öl, Drucke, Linolschnitte. Und hieß eigentlich Peter. Mehr gibt es nicht.

Leider gibt es kein Foto von Pitt Cuerlis. Skotty, der Kommentator unter dem Artikel, hatte welche, die ihm aber mitsamt einigen Bildern und Drucken aus dem Dachboden seiner Wohnung in Düsseldorf geklaut wurden. Also falls jemand irgendwo 30 Fotoalben hat, die nicht zur eigenen Familie gehören, ich könnte unter Zusicherung der Anonymität den Kontakt herstellen.

Peter hatte zwei Schwestern, eine hieß Christel, die etwa 1993 gestorben ist. Angeblich ist er mal zur See gefahren, hatte in Kalkar ein Studio in einem Restbauernhof. In einem Museum in Kalkar fand eben auch nach seinem Tode die letzte Ausstellung statt. Ein “Pierrot” von ihm hing lange Zeit in der Eingangshalle der Stadtsparkasse in Düsseldorf an der Berliner Allee. Wo allerdings die Bilder nach seinem Tod und der Ausstellung abgeblieben sind, weiß niemand.

Skotty hält den eigentlich ausgestorbenen Namen Cuerlis seines Onkels in Ehren, indem er sich als Autor nun ConCuerlis nennt.

Die Familie hatte nichts mit deutschen Cürlis zu tun (da gibt’s ein paar fragwürdige Gestalten) , sie stammte aus Ungarn und der Großvater hat sich das Geld mit selbergedrehten Zigarren verdient, die er als fahrender Händler unter die Leute gebracht hat. (So richtig mit bunt angestrichenem Wohnwagen mit Pferden vorne dran.) Wie man sich den Großvater vorstellen kann? So:

Das ist Skotty, sein Enkel. Seines Zeichens Rockmusiker ca 1970. Nie gehört? Hat mit RTL sehr viel gemacht und hatte meistens Supportbands mit wechselnden Namen um sich rum. Skotty Hoffman and his Show Band, and the Privatiers, and his Undertakers (da haben sie im StarClub in Hamburg gespielt, ja, genau in dem.) and the Special Electrik, Bands namens “Sound Stream” und “Medusa”. Die meisten Sachen sind im Label “Voice Records” erschienen.

Skotty hat von Rock’n’Roll über Psychedelic bis zu Schlagern so ziemlich alles gemacht. Bringt der Job als Berufsmusiker so mit sich. Verblüffend ist, dass das allwissende Internet davon nichts weiß. Kunst, Kultur die nicht von Majors promotet wird? Nicht existent. Es gibt von Martin Philippi, einer Blueslegende der 70er Jahre, noch eine CD, die 2019 veröffentlicht wurde und ein Schild am Norissteig in Franken “Blues zum Gruß, Martin Philippi”. Die LP gibt es gelegentlich noch gebraucht. Hier ein Lied davon. Wir verlieren gerade ein halbes Jahrzehnt unserer Kultur.

Vielleicht kann ja jemand mit diesen Eckdaten was anfangen, irgendwo tauchen die Bilder oder Fotos wieder auf oder jemand weiß, wo Peter Cuerlis begraben wurde,

Der Schwarm…..

Und das ist die Rückseite des Bildes von oben…

Lasst uns die Kultur des Abendlandes retten.

5 Replies to “Noch mal Pitt Cuerlis”

  1. Klasse, daß Du das machst, Reinhard. Hoffe, es finden sich noch irgendo bei irgendwem ein paar seiner Sachen…..

  2. Kein Foto? Bei einem Europäer, der im 20. und 21. Jahrhundert lebte?
    Schade, dass es über diesen Künstler nur sehr wenige Informationen
    gibt. Seine Arbeit sieht interessant aus, aber die Anzahl seiner
    Bilder, die man im Internet findet, ist leider sehr übersichtlich.

    P.S.:
    Bist du das auf dem Titelbild?

  3. ich bin der einzige noch lebende sohn des peter curlis, geb. 1947.
    seine frau war anni sieberling aus lorch/rhein. zu ende des krieges
    arbeitete er als reporter fuer den wiesbadener kurier.
    er besuchte in duesseldorf die art gallerie, kurz darauf wurden meine eltern geschieden.
    habe peter erst 1971 zum ersten male gesehen.
    ich besuchte iohn in nuernberg wo er im stadtrat war und lebte mit seiner gefaehrtin
    (ingrid thum, nach seiner scheidung von hildegard krost) in der breite strasse. einige jahre vor seinem tod besuchte ich ihn in gengenbach.

    regards

    Alex cuerlis, aberdeen/schottland

    1. Hallo, wir wohnen in der Nähe von Kalkar und Peet hatte Kontakt zu meinem Nachbarn. Er hat ihm die Apokalypse geschenkt und er hat auch ein großes Bild von ihm gekauft sowie ein Heft mit einer kleinen Übersicht seiner Werke. Falls Interesse besteht, vermittel ich gerne den Kontakt. Mein Nachbar ist mittlerweile 85 Jahre und könnte zumindest etwas über die Zeit in Kalkar erzählen.
      Viele Grüße von der deutsch/ niederländischen Grenze
      Sabine

  4. Mein Vater hatte in den letzten Jahren intensiven Kontakt zu Peet hier in Gengenbach und war ein direkter Freund zu ihm.
    Wenn sich jemand bei mir melden könnte, der Alex Cuerlis oder direkte Verwandte kennt, wäre das echt super nett!

    Man kann sich gerne unter info@berger-gengenbach.de melden

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