Kinderbilder im Internet

Ich sehe es immer wieder. In Foren, bei Wettbewerben, in den asozialen Medien. Bilder von Kindern. Seit der DSGVO predige ich: geht gaaar nicht. Und immer wieder erklärt dann der Opa, er dürfe ja wohl seine Enkel knipsen. Oder der Streetfotograf, dass er gefragt hätte. Und im Ausland wird vorsichtshalber gar nicht erst gefragt “Da hat sich noch nie wer beschwert, die sind alle total scharf auf’s geknipstwerden.”

Es gibt jetzt vom Oberlandesgericht Düsseldorf wieder eine Entscheidung dazu:

Es ist die Einwilligung aller (!) Sorgeberechtigten notwendig, damit das Bild eines Kindes veröffentlicht werden darf.

Bis zum Alter von 8 Jahren, müssen alle Sorgeberechtigte zustimmen, dass ein Bild veröffentlicht wird.

Von 8 bis 17 muss zusätzlich auch noch das Kind zustimmen. Und ab 14 dürfen die Eltern ohne Einwilligung des Kindes die Bilder nicht mehr veröffentlichen. Die Grenzen sind fließend und hängen von der Einsichtsfähigkeit des Kindes ab.

Damit man auf der sicheren Seite ist, sollte man also bis zu einem Alter von acht Jahren die schriftliche Einwilligung aller sorgeberechtigten Personen einholen – auch dann, wenn sich zum Beispiel ein geschiedenes Ehepaar das Sorgerecht teilt (!). Ab diesem Alter ist zusätzlich noch die Unterschrift des Kindes notwendig, so dieses unterschreiben kann.

Eine Veröffentlichung ohne diese Einwilligungen ist illegal und kann rechtliche Ansprüche nach sich ziehen.

Dass Kinder, die älter werden, natürlich jederzeit darauf bestehen können, dass von den Eltern veröffentlichte Fotos wieder aus dem Netz verschwinden, kommt dazu. Sollte man also aufpassen. Gerade bei Plattformen, bei denen man die Rechte an seinen Bildern aufgibt: Etwa die Fotoplattform von OMDS, MyOlympus.

Aktenzeichen: OLG Düsseldorf, 1UF 74/21

16 Replies to “Kinderbilder im Internet”

  1. einfacher wäre, die Veröffentlichung von Bildern Minderjähriger gänzlich zu verbieten.
    Damit würde man den Betroffenen im späteren Leben die ganzen Anwaltskosten ersparen, wenn sie das Zeugs gelöscht haben möchten.

  2. Vielen Dank für die sehr interessante Info.
    Ist es rechtlich eigentlich ein Unterschied, ob ich ein Bild beispielsweise in Facebook oder Instagram offen für die ganze Welt veröffentliche oder Bilder vom Ausflug einer kleinen Clique in einem geteilten Album beispielsweise in Google Fotos nur für die Teilnehmer anbiete? Ich weiß, dass die Zugriffsregeln bei Google Fotos löcherig sind.
    Viele Grüße
    Gerhard

    1. Hallo Gerhard,
      bei dem Thema gibt es meiner Ansicht nach zwei unterschiedliche Gründe, die gegen eine Veröffentlichung im Web sprechen.

      – Im Darknet sollen in Foren von Pädophilen auch Bereiche existieren, in denen von Webseiten kopierte Alltagsbilder von Kindern präsentiert und mit übelsten Kommentaren versehen werden. Viele Eltern und Familienangehörige sind sich dessen gar nicht bewusst und relativ unbekümmert, da sie ja darauf achten, dass keine Fotos z.B. vom Strand auf ihrer Familienwebseite zu sehen sind. Tatsächlich stellt aber jedes Foto im Web ein Möglichkeit da, dass Bilder vom eigenen Kind in solchen Kreisen missbraucht werden.

      – Das zweite Problem ist dann eher, dass der junge Erwachsene vielleicht später ein Problem mit den auch so süßen Fotos hat (Nachtopf auf dem Kopf oder die Schokopudding-Schnute). Bilder zeigen auch oft mehr, als die Angehörigen das auf dem ersten Blick erkennen. Also zum Beispiel die Lebensumstände unter denen man aufgewachsen ist. Vermögensverhältnisse, modernes oder konservatives Umfeld. Auch hier fehlt mir die Phantasie alles aufzuzählen was später als Problem angesehen werden kann oder wie in den meisten Fällen gar kein Problem darstellt. Nur man kann es halt zuvor nicht wissen – auch nicht wie sich das Verhältnis zwischen Kindern und Familie entwickelt. Hinzu kommt ja noch, dass auf Geburtstagen oder zu anderen Gelegenheiten auch noch Kinder zugegen sind, die nicht zur Familie gehören. Wer nichts veröffentlicht, kann auch keinen Fehler machen. Zu etwas anderem kann man niemandem raten ohne eine Risiko einzugehen und womöglich sich über die Interessen des Kindes, welche diese ja vielleicht noch gar nicht selbst äußern kann, hinwegzusetzen.

      Wenn Du die Fotos des Kindes in einen Ordner, Beitrag präsentierst, der nur für Deine Familie freigegeben ist, sehe ich kein Problem. Vorsicht aber mit der Teilenfunktion, die auf einigen Plattformen Einschränkungen aushebeln kann.

      Fotos mit fremden Kindern Geburtstagsfeier, Schulausflug würde ich auch keiner geschlossenen Gruppe im Web zur Verfügung stellen. Du kannst nicht für jeden Deine Hand ins Feuer legen und man kann Dir unabhängig von Deiner umsichtigen Reglementierung immer den pauschalen Vorwurf machen, Du hättest die Bilder ins Netz gestellt.

      Das ist hier nur meine persönliche Auffassung und ich habe auch keine Ahnung von juristischen Belangen zu diesem Thema. Ich habe auch in der ARD schon Interviews von Eltern zum ersten Punkt gehört, die der Meinung waren sich von irgendwelchen Kriminellen nicht ihre Freiheit nehmen zu lassen. Man kann dann nur hoffen, dass das Kind dies dann später genauso sieht.

      Viele Grüße
      Frank

  3. Wir (Eltern, Omas, Opas) tauschen in einer geschlossenen Watts-up Gruppe Bilder und Videos von unserem 14 Monate alten Enkel aus.
    Alle amüsieren sich darüber.
    Ist das auch ein Problem?
    Gruß Rainer

    1. Ich weiß, WhatsApp gibt vor die Nachrichten von Ende zu Ende zu verschlüsseln usw.

      ABER: Uns ist es schon mehrfach passiert, dass Werbung zu Dingen angezeigt wurde nachdem wir uns darüber via WhatsApp unterhalten haben. Da schwingt das ungute Gefühl mit, dass man permanent abgehört wird.

      Ich habe einen sieben Monate alten Sohn, Fotos von ihm tausche ich mit den Großeltern und Freunden höchstens per alternativen Messengern wie Signal aus, im Netz landet auf jeden Fall nichts von ihm. Wozu auch?!

      1. Die Lösung heißt “Signal”.
        Wir tauschen auch Familienbilder nur über diesen m.E. einzigen akzeptablen Messenger-Dienst: Werbefrei, Ende-zu-Ende-verschlüsselt, gehört einer Stiftung, ähnlich wie beim Firefox-Browser.
        Die App ist schnell installiert – und in einer Familie kann man sich auch schneller darauf einigen.
        Beste Grüße, Andreas

          1. Danke an alle, die mir hier geantwortet haben,
            ich werde in unserer Familie für eine Umstellung votieren.
            Gruß Rainer

        1. Signal hat auch so seine Probleme. Der Hauptentwickler (Moxie Marlinspike) möchte es z.B. benutzen, um seine Kryptowährung zu pushen. Dabei hat er aber relativ krause Ansichten über Kryptowährungen, soll heißen, Ansichten, die selbst in dem ohnehin schon grundsätzlich von extrem krausen Ansichten geprägten Thema “Kryptowährungen” noch als krause gelten müssen. Angeblich ist Signal “Open-Source”, allerdings sträubt die Betreiberfirma sich gegen kompatible alternative Clients und versucht diese auszusperren, und das grenzt unter anderem Benutzer:innen aus, die Plattformen verwenden, die nicht von Signal selbst unterstützt werden.

          Auf dem Gebiet der Instant Messenger gibt es aktuell eigentlich nur schlechte Lösungen, und Signal ist vielleicht eine von den etwas weniger schlechten, aber noch lange keine gute. Aktuell der Ansatz mit dem meisten Potential ist vermutlich Matrix (komplett Open Source, diverse Clients und Server für verschiedene Plattformen, E2E-verschlüsselt, föderiert, man kann seinen eigenen Server betreiben, …), aber da ist auch noch einiges zu tun.

  4. Ich persönlich veröffentliche Familienfotos ausschließlich auf meinem eigenen Server und so, dass außer der Familie niemand drankommt (Passwortschutz bzw. “verstecktes” Album mit nicht ratbarem URL). Bisher hat sich niemand beklagt.

  5. “Veröffentlichen” bedeutet, etwas der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, also einem Kreis von nicht persönlich bekannten Personen. Eine geschlossene Gruppe oder Passwortgeschützte Bereiche sind im Allgemeinen kein Problem, wenn die Zugänge entsprechend safe sind.
    Unabhängig davon sollte man natürlich auch berücksichtigen, dass alle Nutzer dieses Bereiches sich ebenso an das Veröffentlichungsverbot halten, bzw die Bilder/Daten nicht über den geschlossenen Bereich hinaus verbreiten. (Opa schickt’s der Nichte, die es der Tante schickt, die es mit der alten Freundin teilt, die es in ihrer Abteilung zeigt..)

  6. Hallo Reinhard,
    Danke für die Information!
    Wie ist es beim Sport, Jugendspieltage, Meisterschaften wo man Bilder in Vereinsseiten veröffentlicht (Spiele, Siegerehrung, etc.)
    Danke + VG Willy

    1. Das ist prinzipiell nicht anders. Zustimmung der Eltern. Die Vereine lösen das meistens dadurch, dass sie sich ne generelle Fotoerlaubnis ausstellen lassen. Genauso Schulen.

      1. Naja, bei Schulen sieht es mittlerweile so aus, dass für jeden Zweck einzeln abgefragt wird. Für Klassenfotos, die die Schüler*innen auf Papier mit nach Hause nehmen, ist die Zustimmung einleuchtenderweise deutlich höher, als für Klassenfotos im Internet.
        Die “generelle Fotoerlaubnis” ist in den allermeisten Schulen Geschichte.
        Führt dazu, dass wir teilweise zwei, manchmal drei Klassenfotos machen müssen mit jeweils immer weniger Schülern drauf. Papier (nur für die Klasse), Schul-Drucksachen (z.B. Jahrbuch), Internet (Schul-Homepage).
        *seufz*
        Martin W.

        1. Zu der Zeit als ich an der Jugendmusikschule die Auftritte z.B. des Knabenchors machte (lange vor DSGVO) hab ich mich mit dem von Martin beschriebenen Umstand häufig rumschlagen müssen. Mehrfach pro Auftritt mussten die Jungs neu sortiert werden weil immer irgendein Kind von VIP- Eltern falsch stand. Das ging soweit, dass schriftliche Genehmigungen nachträglich zurückgenommen wurden. Und der Grund war nie, dass die Dargestellten unvorteilhaft getroffen wurden… Bei den Konzerten der über 18jährigen Schülerinnen war das wesentlich unkomplizierter und entspannter.
          Es gibt Dinge, die ich nicht vermisse seit ich im Ruhestand bin 😉
          Gruß aus HH
          Achim

  7. Danke für den Beitrag… Ich wundere mich ja immer wieder, wenn’s auch tendenziell vielleicht eher außerhalb Europas geschieht, wie problembewusstseinsbefreit immer wieder Kinderbilder an die Öffentlichkeit gelangen, mitunter sogar von einem Elternteil veröffentlicht, das die Kinder als Models (oder vielleicht besser gesagt Testmotive) missbraucht. Selbst auf großen, renommierten Plattformen. Als könnte man einfach mal davon ausgehen, dass der kleine Nachwuchs auch noch mit 14, 16, 18, 30 völlig einverstanden damit ist, dass seine Kinderbilder weltweit veröffentlicht sind.

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