Shootout: Voigtländer 10,5 f/0,95 gegen die Kristallkugel Zuiko 7-14 f/4

Eine 10,5er manuelle Festbrennweite mit f/0,95 für 1200 Euro vergleichen. Tolle Idee. Mit was? Es gibt nichts Vergleichbares. Punkt. Bei f/0,95 steckt die Optik alles in die Tasche, was es so gibt. Weiter unten mehr dazu.
Aber da Äpfel/Birnen-Vergleiche nunmal in der Fotoszene absolut “in” sind, hier ein Vergleich mit dem besten UWW-Zoom, das es auf dieser Erde gibt. Und zwar schon seit ziemlicher Zeit. Das Zuiko FT 7-14 f/4. Als Motiv habe ich mir mal wieder die Seligenportener Klosterkirche rausgesucht und als Kamera die E-M5II – damit der HighRes-Modus mal zeigen kann, was er bei Objektivtests kann.
Ich habe also eine Reihe gemacht von 0,95 bis f/16 – hier spielen aber nur zwei Fotos eine Rolle: Mit f/4.
Hier die beiden Bilder.

Gleiche Blende 4 – oben das Voigtländer, unten das Zuiko. Weißabgleich bewölkter Himmel. Das Voigtländer zeigt sogar bei f/4 noch einen ausgeprägten Farblängsfehler an den rechten Fenstern und links ist die Wand grünlich. Das Zuiko hat rechts einen Lensflare. Scharf gestellt wurde auf den Erzengel Michael am Durchgang zum Chor, rechts. Auf den hier:

f/4,0

Oben wieder Voigtländer, unten Zuiko. 100%-Crops aus dem High-Res-Bild. An der Seelenwaage sieht man – da gibt’s einen Unterschied… Nochmal. Wir reden hier über f/4 – das Voigtländer ist vier Blendenstufen abgeblendet, das Zuiko ist Offenblende.

Und dann gehen wir mal ins Eck links unten:

Ich denke, da muss ich nicht sagen, welches Bild aus dem Zuiko ist.  Also, wenn es um Auflösung geht, ist das Voigtländer dem Zuiko-Zoom schlicht und ergreifend unterlegen. Die Kristallkugel bleibt auf dem Thron…
Beide Bilder sind OoC – und damit nicht “korrigiert”, die Geometrie des FT 7-14 wird vom Bildprozessor genausowenig angefasst, wie die des Voigtländer.
Ist also das Voigtländer eine Fehlinvestition? Für Architekturfotografen: Ja. Wer aber dahin will, wo es fotografisch etwas anders abgeht, der wird die Optik lieben. Ich war letzte Woche in einem Übungsraum zu Gast und die Band war ziemlich stolz auf ihre dort montierten, bunten LED-Funzeln. Sie hätten gerne Fotos bei dem Licht: Sie wünschen, wir spielen:

f/0,95, 1/60s, ISO 1600. 2EV. Das ist keine Bühnenbeleuchtung, das ist Kerzenlicht. Mit dem 42er Voigtländer keine Chance – der Raum ist zu klein, die Schärfentiefe zu kurz. Hier eine andere Perspektive:

Es gibt eben Bilder, die gehen nur mit einer solchen Optik. Und da sind mir Farblängsfehler sowas von völlig egal. Das Voigtländer ist keine Optik für jeden – aber wer es einsetzen kann – der gibt es nicht mehr her.

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