Fotografenkerzen – für Candle-Light-Shoots

Bei mir auf den Fotokursen ist meistens Samstag abend „Kerzenlicht-Shoot“ angesagt. Da zeige ich dann, was man mit drei Kerzen so alles anstellen kann – denn eigentlich ist das ein vollwertiges Leuchtenset. Ein Kerzenleuchter mit zwei Kerzen und eine einzelne Kerze – reicht eigentlich, um die meisten Lichteffekte zu zeigen die man auch im Studio mit der Blitzanlage machen kann. Ob Porträt oder Boudoir, Vintage oder Mittelalter – meistens sind meine Kursteilnehmer ziemlich erstaunt, was man mit unseren Knipsen und drei Kerzen anstellen kann.

Das hat nun ein Oberpfälzer Startup mitgekriegt und eine neue Kerze entwickelt. Sie nennen das „PhotoCandle“ und es sieht eigentlich aus wie eine stinknormale Kerze vom Discounter – gibt’s auch nur in weiß.

Die Bauchbinde ist derzeit noch handgefertigt, klar, sind Prototypen. Die Jungs des Startups haben mir wahre Wunderdinge davon erzählt: Sie bekämen eine stabile Farbtemperatur von knapp 2000 Kelvin hin, komplettes Spektrum und sie hätten auch schon mit dem Colorchecker Tests gemacht – alles astrein. „Na und?“ habe ich gesagt – aber sie haben behauptet, die PhotoCandle wäre heller. Und zwar fast eine Blende. Sie hätten eine spezielle Stearin-Charge aus Usbekistan bekommen und hätten Sie mit englischem Paraffin gemischt – das genaue Rezept halten sie natürlich geheim. Durch die Mischung sind die Kerzen vergleichsweise bruchsicher, werden aber auch dann nicht weich, wenn’s beim Shoot mal richtig heiß wird.
Das mit dem eine Blende heller wollte ich natürlich nicht glauben und habe es ausprobiert:

Links die PhotoCandle, rechts meine Standardkerze vom Discounter. In der Flamme selbst konnte ich keine größere Helligkeit feststellen, aber während bei der rechten Kerze das Licht vom Paraffin absorbiert wird, leuchtet bei der PhotoCandle die Kerze selbst mit. Man sieht, dass die Bauchbinde sogar Licht blockiert – beim Betrieb also nicht nur aus optischen Gründen abnehmen.
Der große Vorteil der PhotoCandle liegt also nicht nur in der besseren Lichtausbeute, sondern auch in der größeren Abstrahlfläche.
Was ich nicht feststellen konnte, war die höhere Farbtemperatur, ich hatte beim Test mein Farbtarget vergessen – und ich weiß jetzt auch nicht, wie ich das vernünftig zeigen kann.

Die Jungs des StartUps haben mir auch bereits erzählt, dass sie bis zur Photokina noch ein paar andere Dinger vorhaben. Sie wollen das Paraffin noch ersetzen und sind dafür in Verhandlungen mit einem amerikanischen Unternehmen, das auch Lobbyisten in Washington mit Schmierfett beliefert. Sie versprechen sich davon rückstandsfreie Verbrennung und eine problemlose Zuteilung einer blauen Plakette, so dass die Kerzen auch in Stuttgart verwendet werden dürfen.
Zur Photokina 2019 wollen sie dann rauschreduzierte Kerzen auf den Markt bringen, sie hoffen, einen Gaststand bei Olympus zu bekommen, die haben da ja dann 100-jähriges Jubiläum.

Ich habe sie dann breitgequatscht, mir ein paar 5er-Packungen der Prototypen zur Verfügung zu stellen, die ich über meinen Webshop verkaufen kann. Wer also Interesse hat: es sind nicht viele da, aber es dürfte etwas reichen.

Von Teelichtern in der neuen Technologie waren Sie allerdings nicht begeistert. Sie sagten, sie hätten ihren Tee gern warm – und nicht hell.

 

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