Dichtung und Wahrheit Teil I

Ich bin ja gerade dabei, das Buch zur OM-1II zu schreiben. Und vergleiche dabei die beiden Kameras sowohl mit meinem Buch als auch miteinander.

Und natürlich stimmt das offizielle Handbuch wieder mal nicht mit der Kamera überein – aber dafür mein Buch über die Vorgängerkamera.

Wie üblich teste ich jede Funktion, überprüfe alle Parameter und versuche rauszukriegen, wie die Kiste funktioniert und was sich wie geändert hat.

Der erste Test der Performance betraf den Serienbildblackout. Der ja jetzt weg sein soll. Schon bei der OM-1 waren alle SH-Modi ohne Blackout, weil die Oly kurzerhand das zuletzt gemachte Bild eingeblendet hat. Alle Modi ohne SH waren MIT Blackout – weil eben während das Bild belichtet wird, kein Livebild angezeigt werden kann. Gerade bei längeren Belichtungszeiten und geringen Frameraten ist das Einblenden des zuletzt gemachten Bildes auch irritierend. Und siehe da: Auch die OM-1II hat diesen Blackout noch. Änderung? Nope. Was haben da die Influencer erzählt? Naja, sie haben ja nur gesagt, dass sie bei hohen Frameraten keinen Blackout mehr haben. Das ist ja auch korrekt. Hatten sie ja auch schon bei der alten OM-1 nicht mehr….

Ihr glaubt es nicht? Hier: OMsystem-Ambassador Andreas Geh.

Meine Frage: Hat der Herr Influencer nie mit der OM-1 fotografiert und plappert nur das Fact-Sheet von OMDS nach? Oder will er den Kunden bewusst einen Bären aufbinden?

Oder ist das nur Satire, die bekanntlich alles darf?

Der Trick ist, SH2 gibt es jetzt auch mit geringeren Bildraten als 25fps: 12,5 und 16,7. Man kann jetzt also auch langsam ohne Blackout fotografieren. Nur eben nicht mit längeren Belichtungszeiten. Also Mitzieher mit 1/30s ohne Blackout geht nicht. Die maximale Belichtungszeit ist 1/160s, weil sonst der LiveView nicht geht. Denn bei den langsamen Frameraten wird nicht das letzte Bild eingeblendet, sondern tatsächlich auf den LiveView umgeschaltet. Der eine Frame wird eben gedroppt. Das Bild, das er als Beispiel zeigt mit 1/25s geht nicht mit SH2.

Mir wird klar, warum mir OMDS keine Kamera zur Verfügung stellen will. Ich bedanke mich bereits jetzt bei dem User, der richtig Geld in die Hand genommen und mir die Kamera auf den Tisch gestellt hat, damit ich das Buch schreiben kann.

Das Bild? Piepmätze am Altmühlsee mit E-M1X und 100-400. Vor drei Jahren fotografiert. Damals haben die ganzen Influencer noch erzählt, dass man mit der E-M1X phantastisch Vögel fotografieren könne, die AI-Funktionen – ein Träumchen. Der Wagner hat’s getestet und geschrieben „viel zu langsam.“ (Das Foto hier ist einfach mit C-AF gemacht.) Mann, was hat der einen Shitstorm gekriegt. Und jetzt wird einem erzählt, dass die OM-1 schon viel zu langsam ist und man die OM-1II braucht. Unbedingt. Sonst kriegt man keine guten Wildlife-Fotos. (BTW: Ich behaupte nicht, dass das Foto oben der Burner ist. Aber wenigstens ist es OoC. Und passt zum Thema.)

9 Replies to “Dichtung und Wahrheit Teil I”

  1. Hallo Reinhard,

    der verlinkte Text von Andreas Geh bezieht sich aber auf die OM-1 (die Erste), wohl im Vergleich zur M1x.
    Ich kenne die M1x nicht, aber der Unterschied in den SH-Modi zwischen dieser und der OM-1 ist wohl gegeben. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

    Viele Grüße
    Frank

  2. Hallo Reinhard,
    eigentlich sollte OMDS jemanden wie Dich(Tüftler und prof. Fotograf) schon bei der Entwicklung bei der Alpha-Testung mit einbeziehen, bevor sie die zur Betatestung zu den Ambassadoren raus geben. Würden sich viel Ärger ersparen.
    Natürlich unter vollster Verschwiegenheit 😉 .

    Ich frage mich, wie das ohne Blackout gehen soll:
    Man müsste vermutlich bei längerer Belichtungszeit wie 1/30+ quasi ca. 1/120 s auslesen und die Helligkeit für das Sucherbild hoch skalieren. Sonst hast du nur dunkle Bilder im E-Sucher. Je länger die Belichtungszeit, umso höher der Faktor. Würde dann vermutlich zwar grieselig, aber man könnte das Element der Begierde weiter verfolgen ohne Blackout.
    Die Frage ist dabei: Kann man unterm Befüllen mit Licht die elektronischen Zustände auslesen oder kommt es dadurch zu Fehlern, weil durch das Auslesen Werte zurück gesetzt werden bzw. während des Lesevorgangs der A/D-Wandler nicht in den Sensorcache schreiben kann? Theorie ist immer einfacher, als dann die Umsetzung in die Praxis.

    Schönen Gruß
    Werner

  3. „Mindestbelichtungszeit ist 1/160s, weil sonst der LiveView nicht geht.“

    Ich denke, da hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wenn die Mindestbelichtungszeit 1/160s wäre, dann müssten alle längeren Zeiten (wie 1/30s) ja funktionieren. Stattdessen ist wahrscheinlich eine maximale Belichtungszeit von 1/160s gemeint.

    Das ist übrigens im Vergleich zur OM-1.1 schon doppelt so lang. Bei der ist in SH2 bei 1/320 Schluss. Aber auch da schon „blackoutfrei“.

    1. Danke Reinhard,
      habe den Aufruf unterzeichnet, ohne zu forschen, wer dahintersteckt und wohin die Reise geht.
      Aber manchmal ist es befreiend, auch unwissend zu schreien. Hier findet der Unmut von vielen, der Mut von einigen und mein eigener Zorn einen Hafen und ein legitimes Ziel.
      Bon Voyage Petition.

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