Ein bisschen Rolling Shutter

Die E-M1II hat eine Synchronzeit von 1/50s beim elektronischen Verschluss. Das merkt man normalerweise nicht. Bei schnellen Ballsportarten sieht man was davon und bei kleinen Vögeln, die sehr schnell mit den Flügeln schlagen. Oder eben, wenn man auf Propellermaschinen losgeht, die nah dran sind und gerade Vollgas geben:

Im Leerlauf sieht man da nichts, wenn der Kollege aber Gas gibt, biegen sich die Bretter. So sieht es mit mechanischem Verschluss aus:

Wenn man genau hinsieht, ist es auch da nicht mehr gerade, denn auch mit 1/320s Sync-Zeit gibt es einen Rolling Shutter. Aber halt lange nicht so schräg. Wenn man jetzt allerdings aus den beiden Fotos schließt, der elektronische Verschluss ist eher was für Notfälle – Nö. Einfach mal die beiden Bilder ankucken. Eines mit elektronischem Verschluss, eines mit mechanischem Verschluss:

Bei einem Bild sind die Sonnenreflexe punktförmig, beim anderen ziehen Sie oben und unten Streifen. Beides mal 1/8000s Belichtungszeit. Die Streifen oben und unten sind sowas Ähnliches wie Blendensterne. Nur dass sich das Licht nicht an der Blendenlamelle beugt, sondern an der Verschlusslamelle. Bei 1/8000s Verschlusszeit sind die beiden Lamellen nicht mal mehr einen Millimeter auseinander. Entsprechend ist der Anteil des gebeugten Lichts im Verhältnis zum Licht, das zwischen den beiden Lamellen durchpasst, größer. Folge: man sieht die Beugung. Denn das Licht wird ja immer an der Lamelle gebeugt, nur normalerweise ist der Anteil des „Nutz“lichts so groß, dass das nicht auffällt. Entsprechend ist es bei kurzen Belichtungszeiten tatsächlich sinnvoll, den elektronischen Verschluss einzuschalten – die Beugung am Verschluss entfällt, die Bilder werden schärfer. Nicht, weil man verwackeln könnte, oder weil ein „Shuttershock“ zuschlägt. Nein, simpel weil der Beugungsfehler entfällt. Allerdings eben aufpassen, dass man nicht in den Rolling Shutter reinläuft. Wie immer: One-for-all gibt’s nicht.

Nachdem ich vor kurzem noch einen Video zum Thema Luftunruhe eingestellt habe, hier zum Schluss noch ein Foto zum Thema Männer ohne Nerven:

Kennt jemand noch den Film „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ mit Gert Fröbe? Landung eines Doppeldeckers am Flughafen in Neumarkt. Das Bild ist ein 100% Crop. Und natürlich ist nicht das Objektiv so lausig, hier haben wir es mal wieder mit ziemlich viel heißer Luft und etwa 500 Metern Abstand zu tun. Und natürlich wächst auf der Piste in Neumarkt kein Gras – Luftspiegelung. Der Typ ist allerdings keine Luftspiegelung. Der quert hinten die Landebahn mit dem Fahrrad…..

 

6 Replies to “Ein bisschen Rolling Shutter”

  1. Hallo Reinhard, ja die Rolling-Shutter-Effekte treten auch mit der E-M1 II auf. Das sehe ich auch bei den Ballsportarten in der Halle. Gerade in der Halle wenn man den Ball führenden Sportler mit der Kamera mitzieht, sehen die Hallenwände mit senkrechten Lattenprofilen schräg aus.

    „Kennt jemand noch den Film „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ mit Gert Fröbe?“
    Oh ja, sehr gut erinnere ich mich an den listigen Film.

    Gruß Pit

  2. Hallo Reinhard! Ist die Synchronzeit bei der Mark II nicht wieder 1/250? Nur bei der ersten E-M1 waren es doch 1/320 oder täusche ich mich?

  3. Ein weiteres Motiv, wo sich die „langen“ 1/50s bemerkbar machen, sind die Stöcke von Schlagzeugern, wenn der Drummer richtig loslegt. Global Shutter sind was feines, ich freue mich schon wieder auf die Live-Demos auf der Vision in Stuttgart vom 6. – 8. November.

  4. “ Bei 1/8000s Verschlusszeit sind die beiden Lamellen nicht mal mehr einen Millimeter auseinander. Entsprechend ist der Anteil des gebeugten Lichts im Verhältnis zum Licht, das zwischen den beiden Lamellen durchpasst, größer. Folge: man sieht die Beugung. “

    Heute mal eben noch mal genau gelesen. Ich hatte vor Tagen eine Aufnahme mit meinem 17/1,2 bei einem schönen Oktobertag gemacht, Blende war f/2,8 und Bel.-Zeit 1/4000 Sek.:
    http://www.pit-photography.de/public/CA130028.jpg
    Erst dachte ich, naja die Eigenschaft des Objektivs. Bis ich den Abschnitt in deinem Text lese, ach ja das war mit mechanischem Verschluss und das war die Beugung 😉
    Danke, man hätte drauf kommen können.

    Nur dumm ist, dass ich eine automatische Belichtungsreihe machte und die will nur mit mechanischen Verschluss. Verstehe nur nicht warum man bei dieser HDR-Belichtungsreihe nicht die Möglichkeit hat, elektronischen Verschluss anzuwenden. Vorteil wäre ja, dass die Reihe mit 60 Bilder/sek. durchführen könnte (was bei bewegten Motiven nicht schlecht wäre).

    Hat das Gründe warum die automatische HDR-Belichtungsreihe nur mit mechanischen Verschluss möglich ist?

    Gruß Pit

    1. Ich kann auch nur spekulieren. Vielleicht kommt das ja in zukünftigen FW-Updates. Vielleicht ist es dafür, damit man hört, wenn die letzte Belichtung rum ist. Das kann ja manchmal etwas dauern….

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