
Pergear ist jetzt nicht so bekannt für besonders hochwertige Objektive. Bisher hatte ich das 10mm Fishcap, das mich nicht begeistert hat. Jetzt hat ein 25mm f/1,7 von Peter den Weg in meine Fototasche gefunden und ich bin damit unterwegs gewesen.
Fangen wir mit den postiven Dingen an: Das Teil kostet 69 Euro. Es ist klein, leicht und ist wirklich gut korrigiert. CAs konnte ich keine feststellen.
Das Scharfstellen klappt schnell und gut – mit der Sucherlupe hat man am Punkt eine Superschärfe, so dass man sich schon anstellen muss, um den Punkt nicht zu finden. Und ja, die Superschärfe am Punkt gibt’s auch schon Offenblende.
Bokeh:
Katzenaugen. Man muss nah ran, die Blende aufmachen und wehe wenn einem eine starke Lichtquelle ins Objektiv kommt. Aber ansonsten ist das Bokeh weich, es löst sich gut auf und diese roten Flecken sind eben die Lens-Flares, da kommen wir später noch dazu.

Und nun zu den Problemen, die der Winzling hat.
Blende.
Das Objektiv liefert im Vergleich zum 25mm f/1,8 bestenfalls f/2. Es ist deutlich lichtschwächer. Dafür stimmt die Blende nicht, wenn man sie schließt. Da liegt sie locker mal eineinhalb Blenden daneben – f/8 beim Pergear entspricht f/5,6 bei einem „richtigen“ Objektiv. Da ist so richtig gespart worden. Und weil die Fertigungsqualität so lausig ist, ist auch der Blendenstern nicht so prickelnd.

Bildfeldwölbung:
Da, wo es scharf ist, ist es brutal scharf, aber wenn man in die Mitte scharf stellt, sind die Ecken selbst bei f/8 indiskutabel. Also nach Möglichkeit keine Bücherregale oder Testcharts fotografieren. Draußen in der Natur kommt man damit halbwegs klar.
Flares:
Unterhalb von f/2,8 sind die Flares abenteuerlich. Der Kontrast geht bei Gegenlicht brutal in die Knie, Ab 2,8 hat man dann nur noch einen fetten roten Fleck entsprechend auf der gespiegelten Seite. Muss man haben wollen.

Leuchtendes Rot:
Da produziert das Objektiv wilde Halos. Das 100mm Orestor bildet das gleiche Motiv extrem sauber ab. Die Mütze produziert beim Pergear einen krassen Heiligenschein.

Farbwiedergabe:
Ich habe immer wieder Probleme mit einem teils heftigen blau/grün-Stich. Vor allem, wenn ich eigentlich eher einen warmen Ton im Bild habe, produziert das Objektiv heftiges Blau. Und nein, natürlich ist mein Weißabgleich fix. So wie das aussieht, passiert das vor allem bei Blenden unterhalb 2,8. Also Offenblende kann man da lustige Überraschungen erleben.

Dieses Haus hat eigentlich einen warmen Sandsteinton und Biberschwanzziegel mit Rotton. Nicht beim Pergear. Das Pentacon bildet das korrekt ab.
Brennweite:
Der Bildwinkel an mFT ist mehr so im Bereich 26 oder 27mm. Das dürfte ein Effekt des Umstandes sein, dass das Objektiv eigentlich auf APS-C gerechnet ist.
Fazit:
Wer das Oly 25mm f/1,8 hat – der braucht das nicht. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe für das Objektiv: Man braucht ein halbwegs lichtstarkes Normalobjektiv, die Portokasse ist aber leer – oder man ist scharf auf vollmanuelles Fotografieren mit gelegentlichen Überraschungen. Und kommt mit der Bildfeldwölbung klar.

Hier eine Modellbahnszene. Am Bahnsteig sieht man, dass das Objektiv auch Offenblende knackscharf kann, aber halt nicht in einer Ebene. Die Schärfeebene liegt zwar zu den Gleisen in einem Winkel, ist aber zusätzlich noch gebogen.
Moin,
wie viele 25mm Objektive für mft braucht die Welt eigentlich noch? Mit fallen 7artisans, ttartisan, Meike für den manuellen Bereich ein. Da gibt es bestimmt noch deutlich mehr. Oly und Pana haben AF Linsen, die man auch manuell nutzen kann im Programm, Gibt es auch gebraucht für “kleines Geld”. Wenn man wirklich knapp bei Kasse ist gingen auch gebrauchte 28mm Analogobjektive mit billigem Adapter. Erhofft sich ernsthaft noch jemand den tollen Deal mit Pro-Performance von solchen Teilen?
Grenzt diese Sorte Geschäft nicht schon an Rohstoffverschwendung?
Ich verfolge ja diese chinesischen Objektivschmieden ne ganze Zeit. Die fangen alle mit irgendwelchen „MeToo“-Objektiven an – billige Kopien von japanischem Kram. Verkaufen das Zeug für’n Appel und ein Ei und es gibt viele Leute, die es cool finden, solches Zeug zu kaufen – man macht ja nicht viel Geld damit kaputt. Und während die Westler noch über die schrottigen Objektive herzlich lachen, entwickeln die Chinesen in affenartigem Tempo weiter. Die Laowa-Linsen sind mittlerweile an der Spitze angelangt. Die Preise sind längst nicht mehr taschengeldtauglich, aber dafür sind die Objektive verdammt gut. Und keine „MeToo“ mehr, sondern „da können die anderen nur davon träumen.“
Niemand braucht das 25mm Pergear. Aber, wie man sieht, es gibt Leute, die dafür Geld ausgeben. Und Pergear wird immer besser.
Es ist die Frage, ob überhaupt jemand noch Objektive „braucht“. Für mich sind die Chinesen – leider – die einzige Hoffnung, dass ich einen modernen Ersatz für das 14-35 und das 35-100 kriege.
Die Deutschen haben seinerzeit die besten Kameras der Welt gebaut. Dann kam Japan und die Treuhand und dann hat Japan die besten Kameras der Welt gebaut. (Wer hat die autodynamische Belichtungsmessung erfunden? Olympus? Nö.) Dann durften die Chinesen für möglichst billiges Geld die japanischen Kameras bauen und als sie gesagt haben „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ haben die Japaner ihre Fabriken nach Vietnam verlagert und die Maschinen in China zerstört, damit die Chinesen ihnen keine Konkurrenz machen konnten. Nun saßen die ganzen Chinesen, die geiles Zeug gebaut hatten, rum und haben Däumchen gedreht. Dann kam einer daher und hat gesagt „Wir können es, also machen wir.“
Es gibt in Japan eine Optikfirma, die ihre Produktion immer in Japan behalten hat. Und die von den Chinesen respektiert wird und mit denen Chinesen gerne zusammenarbeiten. Sigma. Hat die ein Problem? Ja, sie können sich ihre Kunden raussuchen und eine Kamera auf den Markt bringen, von der nur sieben Stück pro Tag produziert werden können.
Ich meine Viltrox kann man in diesem Zusammenhang auch nennen. Die Qualität ist mittlerweile sehr gut. Und preislich wird Sony und Fuji völlig unterboten.
Das Irrste ist: Bei den ganzen Chinesen kriegt man Adressen und Telefonnummern im Impressum. Man weiß, mit wem man es zu tun hat. Das ist so ein heftiger Kontrast zu den ganzen Foto-Startups, die ihre Adressen geflissentlich geheim halten.