Immer wenn es wieder Firmwareupdates gibt, gibt es Probleme damit und die üblichen Ratschläge, sich auf diversen Seiten die Datei runterzuladen und per SD-Karte das Update zu machen. Sei viel einfacher und alles prima. Und immer wieder schrotten sich Leute ihre Kamera beim Update.
Mal ein paar Hintergründe.
Beim Firmwareupdate wird die interne Software des Computers in der Kamera ausgetauscht. Mal in Teilen, mal ganz. Da gibt es drei Verfahren dafür: Entweder über den Anschluss an einen Computer, auf dem Workspace läuft, über ein Handy, auf dem OIShare läuft, oder über eine SD-Karte.
Bei den ersten beiden Verfahren wird eine Direktverbindung zu OMDS aufgebaut, die neue Software heruntergeladen und auf der Kamera installiert. Dabei passieren ein paar interessante Dinge:
- Die Seriennummer, die Firmwarestände, Fehlermeldungen und die Nutzungsstatistik der Kamera wird zu OMDS übertragen.
- Es werden Sicherheitschecks gemacht und die Firmware wird auf Konsistenz überprüft.
- Es wird geklärt, ob der Akku genug Saft hat, wenn nicht, bricht das Firmwareupdate ab.
- Es werden (bei den neueren Kameras) die Einstellungen der Kamera gesichert und wieder zurückgespielt.
Kleines Problem dabei: Wenn man zwischendrin den Stecker zieht, oder die Verbindung zum Handy abbricht – aus welchen Gründen auch immer, ist es vorbei mit der Kamera. Sie ist „gebrickt“. Da aber bei der Datenübertragung als allererstes die Seriennummer der Kamera zu OMDS gemeldet wird, weiß OMDS, dass da ein Updateversuch gemacht wurde. Wird die Kamera nun zur Rep eingeschickt, gibt das normalerweise keine Probleme, außer dass die Kamera halt ne Woche unterwegs ist.
Es gibt ein drittes Verfahren, und zwar mittels SD-Karte. Da wird eine SD-Karte mit der Firmwaresoftware bespielt, in die Kamera gesteckt, eingeschaltet und los geht’s. Das wäre doch viel einfacher?
Im Prinzip ja. Andere Hersteller machen das ja auch so, und zwar seit vielen Jahren problemlos. Die haben da Konsistenzchecks drin, so dass das auch ziemlich sicher funktioniert. Nachteil: Hacker können die Firmware verändern – und zwar natürlich nicht nur verbessern, sondern auch verbösern. (Da die neuen Kameras direkt in lokale Netzwerke eingebunden werden können, kann man im Extremfall sogar über eine Kamera dann ein ganzes Netzwerk hacken.)
Da die Oly-Software und die Oly-Kameras aber eben keine dieser Prüfungsmechanismen drinhaben, könnte man per SD-Karte allerhand Unfug anstellen. So gibt es einen Hack, der Stacking mit allen Objektiven erlaubt – nicht nur mit den von Olympus/OMDS freigegebenen Objektiven. (Das funktioniert auch, nur dass die Ergebnisse gelegentlich nicht so ganz hundertprozentig sind.)
Nun gibt es ja eine Quelle, die die originalen Firmwarestände zum Download bereitstellen. Das ist doch dann safe? Im Prinzip ja. Aber eben nur im Prinzip.
Das SD-Verfahren wird von OMDS selbst verwendet, sowohl im Service als auch bei Produktvorstellungen. Dabei fallen regelmäßig etwa 5% der Kameras entweder komplett aus, oder, was schlimmer ist, zeigen seltsame Effekte, Funktionen klappen nicht mehr, die Kamera friert gelegentlich ein. Bei Journalistenevents war deshalb bei jeder Gruppe immer einer mit Ersatzkameras, der beim geringsten Problem immer sofort die Kamera ausgetauscht hat.
Wird nun eine solche Kamera von einem Kunden zur Garantierep eingeschickt, kann der Service nachsehen – aha, der Firmwarestand stimmt nicht mit unseren Unterlagen überein – keine Garantie mehr.
Der Grund sind Übertragungsprobleme und SD-Karten-Probleme. Je nach Hersteller der SD-Karte kann die Fehlerquote zwischen 5 und 18% schwanken.
Was auch schon passiert ist: es wurde die falsche Firmware aufgespielt. Nicht etwa die falsche Firmwareversion, nein, die Firmware für eine komplett falsche Kamera. Das war noch zu DSLR-Zeiten und die Kamera hat sich dann so verhalten wie die andere Kamera (die deutlich weniger Feature hatte.) Heute dürfte die falsche Firmware die Kamera schlicht erledigen. (Da ich immer wieder Leute haben, die bei mir das falsche Buch kaufen, weil sie die Titel verwechseln, halte ich das Szenario für gar nicht so unwahrscheinlich.)
Warum hört man in den Foren nichts davon, dass sich die Leute die Kameras mit SD-Karten-Updates zerschossen haben? Weil die Leute ja nicht doof sind. „Hallo, ich habe gerade meine Kamera gebrickt und meine Garantie verloren. Wie kann ich jetzt trotzdem meine Kamera zu OMDS schicken und die dazu bringen, das Ding zu reparieren?“ Ich habe das genau einmal in einem Forum gelesen. Die Reaktion war gründlich….
Ich bin absolut kein Fan davon, meine Nutzungsdaten nach Japan zu schicken. Und ich habe einmal auch schon eine SD-Karte genommen, weil ich einen früheren Firmwarestand wieder einspielen musste – und das geht eben Online nicht.
Aber ich verwende grundsätzlich das Kabel zum Upgraden. Mit dem Win10-PC. Ich weiß, dass manche andere Windows-Versionen haben, dass sich Workspace auf dem Mac Rechte anmaßen will, die ihm nicht zustehen und all das. Ist mir bekannt. Aber wenn man ein Firmwareupdate will, muss man eben in die Zitrone beißen. Wenn ihr, aus irgendwelchen Gründen – Datenschutz, technische Probleme, keine passenden Kabel – das Update nicht selbst machen wollt oder könnt, sucht euch jemanden, der das kann und auch öfter mal macht. Habt ihr öfter mal Verbindungsabbrüche auf dem Handy? Macht die Verbindung von OiShare zur Kamera gelegentlich Probleme? Habt ihr ein Dutzend sehr starke WLANs in der Liste stehen? Dann vielleicht besser kein Update übers Handy.
Das prinzipielle Vorgehen beim Update per Kabel: Frischen Akku reinlegen, SD-Karte rausnehmen, USB-Kabel anschließen, Kamera einschalten an der Kamera auf „Speicher“ stellen, OK drücken. Workspace starten, Kamera -> Update anklicken und dann machen, was auf dem Bildschirm steht. Das USB-Kabel übrigens nicht über irgendwelche Hubs laufen lassen, sondern direkt in den Computer stöpseln. Ach ja, Workspace sollte aktuell sein. Wenn es dann immer noch Probleme gibt, zu jemandem gehen, der das schon öfter gemacht hat und bei dem es problemlos geht. Das ist auf jeden Fall weniger Aufwand, als die gebrickte Kamera nach Portugal zu schicken.
Vielen Dank für die Hintergründe über das Updateverlauf und welche Gründe das sind, warum man weiter auf Workspace oder OI.Share setzt statt auf Speicherkarte.
„Habt ihr öfter mal Verbindungsabbrüche auf dem Handy? Macht die Verbindung von OiShare zur Kamera gelegentlich Probleme?“
Ich habe vor kurzem die OM-1 und OM-1 Mark II die Firmware über das Smartphone geupdatet. Das hat gut funktioniert. Was nicht funktioniert ist das Zurückspielen der Einstellungen. Das hat zu Folge, dass die Kamera auf Grundkonfiguration mit Auswahl der Sprache, Einstellen des Datums und der Uhrzeit zurück gesetzt wurde.
Alle meine Einstellungen in den Custom-Modes sind leer. Zum Glück hatte ich die Einstellung auf mein Smartphone gesichert und konnte alles wieder zurückspielen.
Allerdings habe ich auch gelesen, dass man hätte danach die Verbindung manuell wiederherstellen sollte und dann werden die Einstellungen zurückgespielt. Vorausgesetzt ist aber, die App im Smartphone muss am Laufen sein. Das wurde aber nicht so kommuniziert.
Danke, einige Hintergründe waren mir nicht bekannt.
Das Update via Win11 PC und direkter USB-Verbindung mit Workspace läuft.
Aber die Customer Parameter (C1-C4) werden zum Teil verändert in der Kamera gespeichert.
Klar, dass jedesmal nach dem Update Sprache, Datum und Uhrzeit neu eingestellt werden müssen.
Danke für die detaillierte Darstellung und die Hintergrundinfos!
Wenn ich es aus meinem FW-Update der OM1 1.6 über die App richtig in Erinnerung habe, sind
1. das Herunterladen der SW aus vom Server
2. der Transfer der SW von Smartphone zur Kamera und
3. der eigentlich Updateprozess innerhalb der Kamera
voneinander getrennte Schritte. Damit sehe ich einen Abbruch der Verbindung zwischen App und Kamera als nicht kritisch; falls während 3. die Verbindung zwischen App und Kamera abbricht, muss ich mich um meine überschriebenen Einstellungen selbst kümmern, die Kamera bleibt aber betriebsbereit. Oder habe ich da einen Denkfehler?
Heute ist auf 43rumors eine ameldung von OMDS veröffentlicht worden, das zukünftig keine Updates auf MacOS mehr möglich sein sollen, das aber durch MacOS getriggert ist.
Hast Du dazu Infos bekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine simple USB Verbindung solche Probleme macht. Order liegt das an den Rechten die WS haben will und nun nicht mehr bekommt?
Das ist ja das Problem, das ich anspreche: OMSystem greift da Daten ab, die sie nichts angehen und die für das Update überhaupt nicht notwendig sind. MacOS unterbindet das. Man muss das erst aufmachen, damit das dann geht. Aber anstatt dass OMSystem endlich reagiert und einen vernünftigen Updatepfad anbietet, verschieben sie den schwarzen Peter an Apple. Ich bin kein Apple-Fan – gar nicht, aber hier machen sie alles richtig.
Das wäre ein massiver Affront gegen Apple-Nutzer, die gerade im Medienbereich und unter Fotografen sicher häufiger vertreten sind als in anderen Branchen! Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Macs und es war nicht möglich, die umständliche Prozedur durchzuführen. (Ich habe 2 Stunden alles Denkbare probiert.) Mit IO Share funktionierte es passabel mit den genannten kleinen Problemen. Auch der LS-P5 lässt sich nicht mit dem Mac updaten.
Ich arbeite mit vier Olympus- und Om-System-Kameras und einigen Objektiven. Wenn OM System korrekte Updates mit MacOS nicht unterstützt, muss ich die Marke wechseln und die OM-Ausrüstung verkaufen.
I work with four Olympus and OM System cameras and a couple of lenses. If OM System does not support correct and working updates with MacOS, I will have to change brands and sell the OM equipment.
Kann man OMDS nicht allein für verantwortlich machen. Ob bei Messsystemen im Labor oder im Hobbybereich (Modellbahn) da geht nicht viel und die Tendenz ist stark abnehmend. Sicher ist so ein Updateprozess überschaubar und wäre durch genug Initiative durch OMDS realisierbar. Nur würde ich nicht davon ausgehen, dass solche Probleme Dir mit anderen Kameraherstellern künftig erspart bleiben. Linux für die Finanzbranche und Apple für die Kreativen? Zumindest für Apple gilt das längst nicht mehr. In den Werbeagenturen ist der Zweit PC mit Windows Pflicht und das obwohl immer weniger physische Verbindungen zu Fremdhardware notwendig ist. Da findet man die reine Apple-Umgebung allenfalls nur noch im Büro vom Chef. Auch Apple muss nun lernen, dass Entwickler in immer mehr Bereichen es sich anscheinend leisten können diese Plattform (Mac) zu ignorieren und sich nicht gängeln lassen zu müssen.
Ich mache seit meiner E-510 alle Updates per Kabel am PC, bzw. Notebook. Hat immer tadellos geklappt, auch die für die Objektive, warum in aller Welt sollte ich auf eine andere Methode umsteigen. Für mich ist dieser Weg einfach genug.
Viele Grüße in die Runde und besten Dank an unseren unermüdlichen Reinhard
Tja, ich sag nur Linux (und Uralt-Handy)… Was bin ich bei dem ganzen Theater froh, KEINE OM1 zu haben. Sonst müsste ich jetzt wohl die SD-Karten-Sache ausprobieren… nochmal Glück gehabt.
Für zwei, drei Anwendungen, für die ich bis auf weiteres keinen nativen Linux-Ersatz sehe und die auch mit Wine nicht laufen, darunter Olympus/OM Workspace, gibt’s auf meinen einschlägigen Linux-Rechnern noch eine Windows-VM. Damit waren meine Firmware-Updates bisher kein Problem. (Zu beachten bei Virtual Box: die USB-Verbindung der Kamera in der VM vor dem Zurückspielen der Kamera-Einstellungen wiederherstellen.) Ich hätte im Ernstfall aber auch keine Angst vor der SD-Karten-Methode. Zumal man damit prinzipiell eine Downgrade-Option hat.
In dem Zusammenhang würde mich so ein bisschen auch die Frage interessieren, ob die OM-1-II-Firmware grundsätzlich auf der OM-1 läuft 😉