Produkt: Fernglas mit Vogelerkennung

Dies ist kein verfrühter Aprilscherz, auch wenn es sich so liest. Swarowski hat ein Fernglas auf den Markt gebracht, das eine Vogelerkennung drin hat. Nicht so, wie wir das aus den Kameras kennen – macht nen Rahmen um den Piepmatz und stellt drauf scharf.

Nö – das Fernglas teilt mir mit, wie der Vogel heißt. Erkennt auch „andere Tierarten“ = Säugetiere. Es hat auf Knopfdruck eine „Identifikationsfunktion“.

Ein KI-unterstütztes Fernglas mit „digitaler Intelligenz“.

Gibt’s in jeder Farbe, Hauptsache, sie ist grün.

Kostet 4600 Euro. Und kann auch Fotos machen. Der Akku mit 3000mAh dafür kostet 63 Euro. Eine Ladeschale ist dabei, ein Netzteil nicht. (OMDS ist also in bester Gesellschaft.)

Und ja, natürlich hat das Fernglas einen Autofokus. Auf Knopfdruck. Und wenn man einen Vogel identifiziert, wird auch immer gleich ein Foto gemacht.

Will man keine Vögel identifizieren, sondern Säugetiere, einfach das Wahlrad auf das Eichhörnchen stellen und schon …. Gleiches Vorgehen: Fernglas im Ziel halten, Auslöser drücken, AF, das Fernglas zeigt an, ob die Erkennung bereits erfolgreich war und dann Foto machen.

Und man kann natürlich auch einfach so Fotos oder Videos machen.

Und noch eines: Wenn man zu zweit unterwegs ist, kennt man das ja – „kuckst Du, ein Murmeltier“ „Wooo?“ „Na daaaaa!“ „Ich seh nix!“. Beim AX-Visio visiert man das Murmeltier an, drückt aufs Knöpfchen, dann gibt man das Fernglas an die Person neben einem und siehe da – das Fernglas blendet ein, wo die Person hinschwenken muss, um das Murmeltier zu sehen.

Das Teil ist 154mm lang, 137mm breit und wiegt ohne Akku 1090 Gramm. Der Sensor hat 13MP und das Fernglas kann FHD filmen. WiFi und Bluetooth sind natürlich an Bord, eine App dafür gibt’s auch. Und das Fernglas hat 28GB Speicher. Sollte man halt hin und wieder aufs Smartphone schaufeln.

Also? Wo bleibt Sony? Wo bleibt Canon? Warum kann man bei den 6000 Euro-Boliden noch nicht eingeben „Heute will ich nur junge Nachtreiher knipsen“ und die Kamera stellt dann gar nicht auf was anderes scharf? Das AX-Visio kann übrigens die Tiernamen auf Wunsch in zwei Sprachen gleichzeitig.

Vor etwa einem Jahr haben wir mal in einem FolyFos drüber gesprochen, dass so eine „Weitergabefunktion“ in Entwicklung sei, und man überlege, dass man das mit einer Kamera synchronisiert, so dass einer mit dem Fernglas das Viech findet und der andere mit der Kamera weiß, wo er hinschwenken muss. Fanden wir damals ziemlich abgefahren. Und leider militärisch nutzbar.

Swarowski stellt Zielfernrohre her.

Ach ja: Natürlich funktioniert das nicht. Das mit der Viecherkennung. Frau Bechtold ist da mit mir einer Meinung: Solange KI schon bei den Dingen versagt, bei denen ich Bescheid weiß, woher soll ich dann wissen, was die Ergebnisse wert sind, wenn ich von der Sache keine Ahnung habe?

10 Replies to “Produkt: Fernglas mit Vogelerkennung”

  1. Wahrscheinlich funktioniert das Teil bei der Erkennung militärischer Fahrzeugtypen recht zuverlässig. Die Weiterentwicklung für die zivile Nutzung hinkt wohl noch etwas hinterher. Das wird aber noch kommen, um das Teil durch Massenfertigung auch für kleinere Militärhaushalte bezahlbar zu machen. 😉

  2. Wir hatten das Teil zum testen. Die Trefferquote der Tiererkennung war erschreckend gering, überwiegend wurden die Vögel falsch bezeichnet. Meines Erachtens ist das eine Beta-Version, wenn überhaupt …

  3. Also ich bleibe dann bei meiner bisherigen Methode: mit der Olympus fotografieren, das Bild ans Smartphone senden und mit Google Lens auswerten. Dauert zwar länger, aber ich kriege ja Bilder zum Vergleichen angezeigt und kann das Ergebnis überprüfen.

  4. So ganz neu ist das jetzt nicht. Swarovski dG 8×25 (gibt es seid Frühjahr 2020) konnte auch schon die Vogelerkennung. Auch 13MP. Damals noch mit App, die nicht von Swarovski ist. Die App heißt jetzt Merlin Bird ID. Diese App funktioniert erstaunlich gut für Vogelidentifizierung. Kann auch noch mehr als von Fotos bestimmen. Vogelgezwitschern oder per Multiple-Choice-Auswahlmenü geht auch. Gerade die Audiooption per Vogelgezwitscher nutze ich gerne.

    Die App ist ne Entwicklung von der Cornell und Caltech Unis und TU Chemnitz hat auch irgendwie mal mitgewirkt.
    Lohnt sich auszuprobieren. Allerdings muss man vorher die Datenbank für die entsprechende Region(en) runterladen. Sonst steht man ohne Funktion dar wenn gerade mal kein Mobilfunkempfang ist.
    Keine Ahnung ob man mit dem neuen Fernglas nun auch noch die App braucht.

    Was die optische Leistung von Swarovski Ferngläsern und Teleskopen angeht. Die Dinger sind hervorragend. Meiner Meinung besser als Zeiss und Leica. Das ist aber subjektiv und ich war erstaunt, das Ferngläser doch auch individuell anders als besser oder schlechter empfunden werden. Muss man also ausprobieren. Glücklicherweise gibt es da noch echte Geschäfte mit fachkundiger Beratung (meist Jagdbedarf).

    1. Nachtrag… Der Aufpreis gegenüber einem NL Pure 10×32 (2820EUR), welches eine deutlich bessere Optik bietet und die hälfte wiegt lohnt sich wahrscheinlich nicht.

      Sarkasmus=an;
      Wer mit Familie im neuen 4×4 SUV und der gerade frisch gekauften Outdoorausrüstung für den subtropischen Regenwald in den (Schwarz-, Bayerischen, was weiß ich) Wald prescht, der kann sich so ein vollautomatisches Ding wahrscheinlich auch noch leisten und damit angeben bis der Akku leer ist.
      Sarkasmus=aus;

  5. Ich hab auf dem Smartphone ne App, die zeichnet Vogelgezwitscher auf und sagt mir dann, welcher Vogel das war. Für mich erleichtert das den Einstieg in die Bestimmung der Arten ungemein. Das ist doch hier ganz ähnlich und Swarovski geht mit dem AX-Visio einen Schritt in die richtige Richtung. Das Produkt ist noch nicht gleich perfekt? Tja … Luft nach oben wird es immer geben. Aber die Richtung stimmt aus meiner Sicht.
    Viele Grüße,
    Daniel

  6. Wie bei den Montagsmalern: Hund, Katze, Maus …. 😉
    Aber ehrlich, so eine Masse Holz muss man dafür blechen, und dann ist da kein Stabi drin? Das wäre wesentlich sinnvoller, und würde vielleicht der KI helfen, das Tierchen besser zu erkennen.

    1. Stabi im Fernglas ist tatsächlich ein wesentlicher Sprung nach vorne. Solche Features sind zwar deutlich schwerer, erlauben aber ein entspanntes Sehen auch über 10x Vergrößerung hinaus. Ohne Firmennennung haben hier die großen Fotohersteller einen Vorsprung aufgrund ihrer technischen Kompetenz; ich war verblüfft, als ich das erste Mal durch ein solches Glas geblickt habe.
      Allerdings erspart das niemand den beschwerlichen Weg über die klassische detektive Ornithologie; nichts ist spannender (wenn man ein bißchen aus dieser Ecke kommt), als sich über ein unklar bestimmtes Vögelchen zu unterhalten ( vielleicht sogar mit diesbezüglicher britischer Kauzigkeit) und das geht halt bis jetzt nur über analoge oder digitale Kataloge.
      Natürlich ist über KI in Zukunft vieles möglich, aber um z.B. juvenile Möwen sicher nach Art zu distinguieren, fließt noch einiges Wasser in die Ozeane dieser Welt.
      P.S.: Wer den jungen Nachtreiher als solchen identifiziert hat, war kein Studiofotograf; oder sollte ich mal wieder täuschen?

      1. Genau!
        Mein ideales Fernglas hat eine gute Optik, einen Stabi (beides schon heute – mit Namensnennung – von Canon), und dann möchte ich auch noch einen Autofocus wie bei meiner E-M1, und warum nicht auch noch eine automatische Dioptrien-Korrektur, getrennt für beide Augen?
        Zum KI-Gedöns sage ich nur: Spielt mal schön weiter…

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