GfO: Erst rechnen, dann filmen

In einem Forum habe ich eine Frage gelesen: „Ich will eine Hochzeit mit Fixkamera auf Stativ filmen. Es stehen OM-1, 60mm, 7-14 und 40-150 zur Verfügung. Was soll ich nehmen?“

Die Antworten sind, wie üblich in Foren, von „Lass es bleiben“ über „14mm“ bis „40-150“ breit gefächert.

Was empfiehlt der „Profi“?

Aus den zur Verfügung stehenden Infos ist eine Empfehlung nicht ableitbar. Die Fragen sind:

  • Wie groß ist der Raum?
  • Wie hell ist der Raum und wie konsistent ist die Beleuchtung?
  • Sollen die Gäste mit drauf?
  • Soll das Brautpaar komplett drauf sein oder nur die Oberkörper?

Wir wissen nicht, wie die Situation bei der freundlichen Fragestellerin ist, weil sie niemand gefragt hat.

Zur Demonstration gehen wir jetzt mal von einer kleinen Standardkirche aus. Die Kamera soll im Chor rechts stehen – also Stage left – Abstand zum Altar 3 Meter. Die Trauung findet nachmittags um 14 Uhr statt, Angesagt ist bewölktes Wetter, also diffuses Licht mit 5 bis 6 EV. (gehen wir mal nicht von einer romanischen Kapelle aus.)

Es soll die gesamte Trauung gefilmt werden, also FullHD mit 30fps (Außer die Kirche ist noch mit „Energiesparlampen“ beleuchtet, dann mit 25fps)

Wir haben also 1/30s, maximal ISO 1600, ich darf also maximal auf 5,6 abblenden.

Abstand 3m und es sollten beim Brautpaar bei FHD beide Personen in der Schärfe sein, ich brauche also eine Schärfentiefe von etwa 2 Meter. Das bedeutet bei einem angenommenen zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser von 0,014 eine maximale Brennweite von 28mm.

Jetzt ist die Frage der Bildwinkel. 28mm reicht bei 3m Abstand gerade eben so bei 4:3. Wir haben aber 16:9, das beschneidet oben und unten erheblich. Wir brauchen also maximal 17mm, damit wir das Brautpaar auch stehend draufhaben und oben und unten noch ein bisschen Luft ist.

Kleines Problem: wir haben kein 17mm-Objektiv.

Lösung: wir nehmen das 7-14 und schalten den in der Kamera vorhandenen 1,4-fach Telekonverter ein. Dann stellen wir das Objektiv auf etwa 12mm ein. Ach ja, Stabi am Stativ abschalten und natürlich den AF abschalten und Videomodus M. Sonst fährt der AF öfter mal in den Wald und bei automatischer Belichtung wird es in der Kirche dunkel wenn die Braut aufsteht.

Ein paar Innenfotos der Kirche mit EXIFs und ein grober Grundriss für die Abstände und dann kann man die benötigten Optiken simpel berechnen.

Das Titelbild? Eine Hochzeit mit der E-500. Der Dynamikumfang der Kameras hat sich seit 2006 doch etwas verbessert. Das war damals übrigens ein Foto bei einem Pressetermin. Da wurde hinterher das Brautpaar ganz selbstverständlich nach Beruf, Kennenlernen und Kinderwunsch gefragt – und dann in der Zeitung breitgetreten. (Und nein, es ist nicht dieses Foto in der Zeitung gelandet, sondern das Foto nach der Hochzeit und von vorne.)

4 Replies to “GfO: Erst rechnen, dann filmen”

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