Da war ich kürzlich bei einem Fotohändler, einem von denen, die eigentlich immer ne Oly im Schaufenster hatten. Diesmal hatte er: Panasonic, ne Pentax WG-60, Fuji Instax und Kodak Kompaktknipsen. Also bin ich rein und habe, weil ich gerade nix zu tun hatte und der Laden leer war, kurzen Smalltalk geführt.

Nein, er habe keine Oly-Sachen mehr. Um einen Vertrag mit OMDS zu kriegen, müsse er sich das doppelte Olympus-Sortiment auf Lager legen. Und nur wenn er einen Vertrag mit OMDS habe, würde er von Ringfoto mit OMDS-Krempel beliefert. Das sei aber bei den „Großen“ mittlerweile üblich. Von Nikon bekomme er nicht mal mehr nen Originalakku ohne Vertrag. Nicht mal auf Bestellung.

Panasonic liefere noch, Also verkaufe er Panasonic. Olympus sei auch auf die grandiose Idee gekommen, den Händlern Preise vorzugeben, die sie dann in ihrem eigenen Online-Shop unterboten hätten. Deshalb habe niemand mehr Olympus. Das rentiere sich nicht mehr. Fotomax in Nürnberg habe noch – Nein? Der auch nicht mehr? Dann vielleicht in Würzburg?

Wundert irgendwen, dass Panasonics Marktanteil wächst, wenn es die einzige Marke ist, die noch Händler in der Fläche beliefert?

TEVI und Mediamarkt in der Gegend haben die Schnauze voll und Kameras aus dem Programm genommen. Und beim Buchhändler meines geringsten Misstrauens stehen statt zwei Bretter Kamerabücher noch gerade zwei Titel: „Iphone-Fotografie für Dummies“ und ein Fotografie-Buch einer jungen Fotografin, die ihren LeserInnen erklärt, dass Sie zum Einstieg vor allem ein lichtstarkes Objektiv brauchen. Mit einer möglichst kleinen Zahl. Sie habe nichts oberhalb von 2.8 im Schrank. Und Zooms wären total praktisch, weil man damit die Perspektive wechseln könne, ohne sich zu bewegen. Und natürlich DSLR wegen des optischen Suchers. Am besten Nikon. (Ich nenne hier weder Autorin noch Titel, nicht dass Sie das Buch aus Versehen kaufen. Aber wenn ein Kochbuchverlag Fotolehrbücher herausbringt….)

Irgendjemand hat den Fotomarkt an die Wand gefahren. Und so wie ich das sehe, aus Gier und Arroganz.

Nachdem er mir nichts verkaufen konnte, hat mir gute Mensch dann zwei Ringfoto-Magazine in die Hand gedrückt. Über die Fachartikel darin kann man diskutieren – aber nicht, dass OMSystem darin nicht vorkommt. Martin Wagner, der mal für Olympus die Verkäuferschulungen durchgeführt hat und sich wirklich mit dem Kram auskennt, erwähnt in seinen Artikeln OMSystem mit keinem Wort. Schwerpunktthema in der September/Oktober-Ausgabe: Wildlife. Nur Canon und Nikon.

Ach ja: Nicht nur Pentax hat eine „Rugged Camera“ im Angebot: Auch Kodak. Genauer, JK Imaging, eine amerikanische Firma, die in China fertigen lässt und zum Beispiel die WPZ2 für 199,- in die Läden liefert. 16MP, 15m Tauchtiefe, 2m Fallhöhe, Modi: Auto, P, M (!!!). Ok, nur FullHD. Und die Lichtstärke des Objektivs fängt bei 3,0 an. Dafür kostet die Knipse eben auch unter 200 Euro. JK Imaging beliefert in Amerika z.B. die ganzen Walmarts. Die können offensichtlich trotz Handys noch Kompakte verkaufen.

14 Replies to “Hoch die Tassen”

  1. Scheint ja ne niedliche Kamera zu sein, die WPZ2…

    Nur bräuchte auch die Marketing-Abteilung von JK Imaging Ltd. mal ein paar Profis.
    Denn warum hat ein zweiseitiges specsheet 7MB, wenn mein uraltes Acrobat X (!) es ohne sichtbare Einbußen auf 241KB runterrechnen kann?
    Ist ne Kleinigkeit, zeigt aber, dass bei „anderen“ Firmen auch nicht zuende gedacht wird…

    Dein Titelbild stammt aus dem 6mm Laowa?!

    lg, Martin

    1. Nein. Ist aus dem 12-40. Wollte ich mit dem 6mm machen, aber dann wäre ich so nah am Brett gewesen, dass ich den Schatten der Kamera draufgehabt hätte.
      Wegen JK: Mir ging es drum, dass OMDS zuerst verbreitet hat, sie wären die Einzigen, die solche Toughs machen, dann, als ich gezeigt habe „da gibt’s noch Ricoh“, hieß es, „außer Pentax“. Aber da gibt’s halt immer noch mehr. Und wir reden hier noch gar nicht über den Marktführer GoPro….

  2. Der Händler braucht einen Vertrag und dann will die Kamerafirma auch noch
    bestimmen, wieviel bestellt werden soll bzw. wie hoch die Preise sind?

    Ich werde jetzt nicht anfangen darüber zu reden, dass diese Vorgehensweise
    der freien Marktwirtschaft widerspricht, aber ich würde gerne wissen, wo
    das entsprechende Personal dieser Kamera-Firmen BWL und Marketing studiert
    hat. Oder hat man vielleicht eine beliebige Person von der Straße geholt?

    Hoffentlich macht Panasonic bei diesem Unsinn nicht mit.

    Der Vorteil der Kodak WPZ2 gegenüber OMDS TG-Reihe und gegenüber der
    Ricoh WG-Reihe besteht auch darin, dass sie in vier verschiedenen
    Farben (gelb, rot, blau, weiß) angeboten wird. 😉

    Etwas Ähnliches wie eine Outdoor-Kamera (Tauchtiefe: 3 Meter) hat auch AGFA:
    https://www.agfaphoto-gtc.com/de/digitalkameras/64-71-agfaphoto-realishot-wp8000-3760265542192.html

    P.S.:
    Ich kaufe nichts online, d.h. wenn ich die Ware nicht mehr im Laden kaufen
    kann, dann kann ich die Ware überhaupt nicht mehr kaufen.

  3. Das kenne ich gut, dass man in „früher“ bekannte und gut gefüllte Schaufenster schaut und man feststellt, dass nichts mehr ist wie es mal war. In der Regel sieht man in den Schaufenstern dann ganz andere Waren bzw. meist einen 1 Euro Shop. Oder es sieht so aus, wie hier fotografiert. Und das hier fotografierte gefällt mir auch nicht, in solche Fotoläden gehe ich schon gar nicht mehr rein. Ich sehe da nichts, was mich interessiert.
    Ich kann nicht beurteilen, ob das ein OMDS Problem ist. Die Zeiten ändern sich, ob uns das gefällt oder nicht! Mir gefällt es übrigens nicht, hilft mir aber auch nicht Ich stelle fest, dass viele Dinge, die ich gut finde und gerne vor Ort kaufen möchte bzw. gekauft haben, keinen großen Stellenwert mehr in der Gesellschaft haben. Soll heißen: Es werden Nischenprodukte. Dass sehe ich zum Beispiel auch beim Hifi. Wenn diese Produkte noch geführt werden, dann „billigst“ in so einer Art „Gemischtwarenladen“ oder sehr hochwertig und dann eben auch nur in wenigen Städten. Insgesamt muss man sehen, dass einfach vieles über das Internet geht. Dies muss ja auch nicht unbedingt schlecht sein. Ich habe sehr sehr gute Erfahrungen mit einer Fotokette, die ausschließlich lokal in Baden Württemberg verkauft und gleichzeitig einen großen und wettbewerbsfähigen Onlineshop hat. Vor Ort haben die alles da und sind auch kompetent und freundlich. Die sind vor Ort in den letzten Jahren sogar noch eher besser geworden. Hat halt nicht jeder in der Nähe.
    Wir wissen alle, dass Handy das klassische Kamerageschäft massiv beeinträchtigen. Und ja, ich gebe zu, manchmal mache ich mir schon Gedanken, warum ich einer der wenigen in meinem Umfeld bin, der noch mit den „großen“ Kameras rumrennt. Deshalb bin ich auch super froh, dass mein Sohn, jetzt 12, seit fast 3 Jahren begeistert mit einer EM10 MkI unterwegs ist und kein Handy möchte. Das wir, mein Sohn und ich, Exoten sind, sehe ich am Kopfschütteln der Tochter, die das Handy zückt…
    Interessant war ein Urlaub auf den Kanaren. In den 2 Wochen sind mir lediglich 6 Systemkameras begegnet: 4 Olympus, 1 Canon, 1 Nikon. Der Rest hat mit dem Handy geknipst. Deshalb passt es doch eigentlich ins Bild, dass die Kamerageschäfte, wenn es sie überhaupt noch gibt, so aussehen, wie hier von Reinhard fotografiert: Die Produkte werden wenig nachgefragt.
    Was mich echt interessieren würde: Eine Kaufstatistik nach Lebensalter für den Hobbybereich. Wer sind die Leute, die jenseits von Personen, die damit ihre Brötchen verdienen Kameras kaufen? Ich hab so die Vermutung, dass der Schwerpunkt auf männlich und über 50 Jahre liegt.

  4. Im Frühjahr 2017 habe ich, nachdem ich das Objektiv bei einem Stammtisch in Kiel, Nils hatte es mitgebracht, ausprobieren konnte, das 12-100/4 bei einem Fachhändler in einem Ort an der nördlichen schleswig-holsteinischen Ostseeküste nach telefonischer Vorbestellung gegen Kartenzahlung gekauft. Im Rahmen des Verkaufsgesprächs unterhielt ich mich mit einem Mitarbeiter vom Fach über Fotografie im Allgemeinen und über Olympusprodukte. Ich war damals einigermaßen überrascht, als ich erfuhr, dass bei Olympus die Margen und die Kulanz stimmten, während sich die großen C und N sehr „kniepig“ (plattdeutsch für geizig, sparsam) verhielten. Mit denen seien nicht besinders gut Geschäfte zu machen.
    Vor ein paar Jahren hat das Fachgeschäft, eigentlich waren es drei Läden unter einem Dach (Drogerie und Bekleidung plus Foto) geschlossen, weil sich in der Familie keine Nachfolgerin/kein Nachfolger und insgesamt für das Ensemble kein Käufert fand.
    So hat sich die Situation verändert, zum Einen gibt es das Problem der Unternehmensnachfolge, zum Anderen konnte OMDS nicht an das Image und die Händlerverbundenheit von Olympus anknüpfen.
    Schade.

    1. Die Marge dürfte bei Olympus früher gestimmt haben (ich kenne da keine Details), kann man daraus ableiten, dass die Preise bei den Händlern früher praktisch überall identisch waren. Vermutlich wurden Abweichler gleich abgestraft, so kann man auch Preise vorgeben. Wenn dann aber der Hersteller selbst in seinem Shop mit einer Aktion nach der anderen diese Preise torpediert kann man leicht nachvollziehen, wenn kaum ein Händler diese Marke weiter führen will… Jedes im Herstellershop verkaufte Produkt ist verlorene Marge für den Fachhandel.
      Wenn man schon elitär sein will, muss man sich auch so verhalten! Man stelle sich vor, Leica würde jeden Woche ein Dutzend schräge Newsletter mit irgendwelchen Sonderaktionen rausbringen. So kann sich Leica sogar leisten neue Objektive Made in Japan (Sigma???) auf den Markt zu bringen, ohne dass es einen Aufschrei gibt (wobei die Geschwister unter der anderen Flagge wahrlich gut sind).

      1. Die Marge bei Oly war je nach Produkt unterschiedlich, attraktive Neuheiten waren schlechter. Bei Preissenkungen gab es für Händler einen Warenwertausgleich, dh. man bekam eine Rückerstattung, so dass man den gleichen Preis wie die Neubesteller anbieten konnte ohne Margenverlust. Das ging nach Bestelldatum für Lagerware. Später musste man jede einzelne Seriennummer beantragen bis der Händlerdienst ohne Ankündigung eingestellt wurde. Pech für die Händler mit Lagerhaltung.

        Als die Fotobranche mit der Computerbranche zusammen gelegt wurde, wurden die Margen auf die schlechtere der Computer reduziert. Mein Schrecken waren die Zeitungsbeilagen der Grossketten mit den Angeboten weit unter dem üblichen Händlereinstand, weil Kunden mit kürzlich gekauften Produkten einen Betrug vermuteten.

        In der Schweiz wurden früher die Marken von den jeweiligen Importeuren vertrieben mit jeweils unterschiedlichen Bedingungen. Es wurde unterschieden zwischen Fotografen und Händlern, letztere mit mehr Marge. Irgendwann wurde alles zusammen gelegt zu sogenannten Distributoren. Beispielsweise Canon hat strenge Vorgaben für den Händlerstatus gemacht (Flächengrösse des Geschäfts, Vollsortiment usw.), was bewirkt hat, dass viele kleine rausgeflogen sind beim Distributor und auch die andern Marken nicht mehr geliefert bekommen haben. Der Anfang vom Ende des kleinen Händlers. Geschäftsmodelle wie Beratung, direkter Verkauf, Kurse und Support aus einer Hand waren nicht mehr möglich, wenn man kein Ladengeschäft hatte. Olympus hatte an Händler Ware zur Probe geliefert, die man nach der Beratung fakturieren lassen oder zurück senden konnte. Das hat viele Kunden gebracht, denn wer die Kamera erst mal in der Hand hat, will sie nicht mehr hergeben. Mit Distributoren verschwand diese Verkaufsmöglichkeit.

        Die von Reinhard genannte Erpressermethode – Vertrag mit knallharten Bedingungen oder Lieferverweigung – gibt es auch in der Unterhaltungselektronikbranche. Z.B. Bang & Olufson liefert nur noch, wenn man das ganze Sortiment in allen Farben nimmt, was heisst, dass man allein mit ihnen mindestens eine halbe Mio Umsatz machen muss. Wer noch nie einen TV in Rosa verkauft hat, muss einen solchen trotzdem anschaffen, wenn er schwarze verkaufen will. Das schaffen nur wenige Exklusivhändler, der Rest gibt auf.

          1. Ein kleiner Händler muss Lagerware haben. Wenn der Kunde ein zweites Mal kommen muss, bestellt er im Onlineshop und ist weg. Ausser er hat ein Problem – dann erwartet er Gratisservice, obwohl er keinen Umsatz gemacht hat.

            Wenn ein Händler Lagerware hätte, die er zum Preis vor der Aktion eingekauft hat, bleibt er darauf sitzen, weil keiner mehr den regulären Preis bezahlen will. Ohne Verlust müsste er aber zum alten Preis verkaufen. Die Käufer wollen natürlich zum tieferen Preis einkaufen. Einen Warenwertausgleich bekommt er nicht. Folge: Ware in der Demo oder am Lager gibt es kaum mehr.

            Mit den heutigen Verträgen liefert man sich sehr stark dem Hersteller aus, weil man ein so grosses Sortiment führen müsste. Wenn dieser aber seinen Ruf ruiniert oder minderwertige und veraltete Ware produziert, provoziert man seinen Untergang, wenn man sich mit solchen Verträge ausliefert.

            Da es Aktionen so häufig gibt, kauft kaum noch jemand ausserhalb davon zum regulären Preis. Der Fokus liegt auf der Schnäppchenjagd und nicht mehr auf der Produktqualität. Einige Hersteller nutzen das aus und verkaufen Ware, die nicht hält, was versprochen wird. Bis das auffliegt, ist der Umsatz gemacht und der Nachfolger im Anflug.

  5. Foto-Altkofer in Bayreuth hatte vor ein paar Wochen noch das gesamte Portfolio im Schaufenster stehen. Das hat mich sehr gefreut und falls ich mal wieder einem neue OM-Kamera benötige, wüsste ich jetzt sich die erste Anlaufstelle dafür.

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