Showreel kommt aus der Filmbranche. Früher hat man ein paar Filmstreifen aus Originalproduktionen zusammengeschnitten, um einem Caster zu zeigen, was man drauf hat. Eine „Zeigefilmrolle“. Das hatten Schauspieler, Kameraleute, Bühnenbildner, halt alle, deren Ergebnisse man im Film sehen konnte. Darum geht es aber diesmal nicht. Für Schauspieler sind Showreels tägliches Brot. Teilweise wird in Verträgen gleich festgelegt, dass Kreative Teile des Films in einem Showreel zur Eigenwerbung verwenden dürfen. Da ist ja schließlich Copyright drauf – und zwar von allen, die am Film beteiligt sind. (In USA ist das wieder anders, aber das ist eine andere Baustelle.)
Hier soll es aber vor allem um die Showreels für Fotografen und Models gehen. Früher war das unüblich. Man hatte ein „Book“ mit großformatigen Arbeitsproben. Eventuell auch ein paar Veröffentlichungen drunter. Egal ob Fotograf oder Model. Dann kam Photoshop und das, was da im Book war hatte mit dem, was da vor oder hinter der Kamera rumturnte nichts mehr zu tun.
Der Auftraggeber bezahlt aber keinen Photoshop-Artisten, sondern einen Fotografen und ein Model. Und die sollen a) schnell und b)kostengünstig liefern. Beides ist dann gegeben, wenn die Fotos direkt aus der Knipse druckfähig sind. Alles was nachbearbeitet werden muss, kostet Zeit und Geld.
Wenn ein Hobbyfotograf ein Model engagiert, deren Wespentaille nur dem Verflüssigentool zu verdanken ist oder eine ältere Dame zwei Monate auf ihre nachbearbeiteten Porträts warten muss, weil der Fotograf Licht halt nur aus dem Computer kann, dann wird klar, warum mittlerweile auch in diesem Bereich Showreels wichtiger werden.
Nun gibt es Showreels, die lediglich aus einer animierten Bildershow bestehen – mit dollen Swirl-Effekten beim Überblenden und 3:2-Hochkantbildern im 16:9-Video. Und vielleicht noch einen Sprecher aus dem Off, der was von „Shootings in angenehmer Atmosphäre“ blubbert. Welchen Mehrwert hat das gegenüber einem Book? Keinen. Man kann sich die Fotos nicht vernünftig ankucken, sie sind immer noch bearbeitet und noch dazu in lächerlicher Auflösung. Fail.
Also macht man heutzutage Showreels, die Model oder Fotograf in Bewegung zeigen, mit den unbearbeiteten Fotos. Dann weiß man, was einen erwartet, wenn man bucht. Kann sich das Model bewegen? Wie kommuniziert der Fotograf?
Ich habe vor ein paar Tagen wieder mal ein Showreel gedreht. Ist ne Minute lang, so dass man es sich auch als vielbeschäftigter Caster reinziehen kann.
Dann wird vielleicht auch klar, warum die Boxhandschuhe nicht zugebunden sind – und die Deckung echt nicht professionell ist. Darum geht es ja auch gar nicht. Es geht darum: Kann sich die Frau bewegen, beherrscht sie ihre Mimik.
Ja, es fehlen natürlich die Beispiele aus dem „Book“. Aber wer die sehen will, der kann sich ja das OM-5-Buch kaufen….
Im Übrigen haben wir hier wieder genau das Problem, das wir im Anfang besprochen haben: Arbeitsproben können nicht so ohne weiteres veröffentlicht werden. Ich kann hier keine Firmenprospekte zeigen (Ich kann sie bestenfalls verlinken…) für die ich fotografiert habe. In einem Book ist das kein Problem. In einem Showreel müsste ich mir die Rechte erst holen. Das gleiche trifft für professionelle Models zu – die kriegen normalerweise keine Rechte an den Fotos auf denen sie drauf sind. Schon gleich gar nicht, wenn der Shoot sehr ordentlich bezahlt wurde. Und wenn die Fotos mit richtig viel Aufwand sind, schon zweimal nicht.
Also zeigt man, wie die Arbeit mit der Person abläuft. What you see is what you get.
Wenn ihr also ein Model buchen wollt: Showreel. (Über die Polaroids reden wir ein andermal…)
Bezüglich der Musik des Showreels – ist nicht mein Ding, aber die Kundin ist Königin….. 😉