GfO: Blitzen und elektronischer Verschluss

Den elektronischen Verschluss gibt es bei den mFT-Kameras schon eine halbe Ewigkeit. Selbst die E-M1 hat ihn irgendwann mal per Firmware-Update bekommen. Aber es sind immer noch Legenden zum elektronischen Verschluss unterwegs.

Man könne mit dem elektronischen Verschluss nicht blitzen. Oder nur FP was ganz viel mehr Blitzleistung benötigen würde. Oder, wegen der zeilenweise Auslesung gehe das sowieso nicht.

Aaaalso. Was ist der prinzipielle Unterschied zwischen einem mechanischen Verschluss und einem elektronischen Verschluss? Die Synchronzeit. Die E-M1 hat beim elektronischen Verschluss eine Synchronzeit von 1/15s, die E-M5II von 1/20s, die E-M1II von 1/50s und die OM-1 von 1/100s. Was bedeutet „Synchronzeit“, oder auch „X-Synchronzeit“? Das ist die kürzeste Zeit in der der Verschluss komplett offen ist. Da kann man blitzen. Und zwar völlig egal mit welcher Leuchtdauer. Weil der Blitz eben den gesamten Sensor beleuchtet und alle Pixel „Aufnahmebereit“ sind.

Beim mechanischen Verschluss ist es prinzipiell genauso. Nur ist der mechanische Verschluss schneller – der läuft in 1/250s durch, die Synchronzeit ist also 1/250s. Man kann also bei hellerer Umgebungsbeleuchtung noch blitzen.

Was hat das jetzt mit dem FP-Blitz auf sich? Es gibt zwei Arten FP-Blitzen. Beim einen wird der Blitz VOR Beginn des Verschlusslaufes mit voller Leistung gezündet. Der Blitz leuchtet 1/250s lang und damit während des kompletten Verschlusslaufes. Das ist total supi, weil dann der Blitz für den Verschluss Dauerlicht bedeutet. Damit kann mit der kürzesten Zeit des Verschlusses blitzen, also mit 1/8000s. Da geht zwar die meiste Leistung auf den Verschluss, statt auf den Sensor, aber es klappt.

Der zweite FP-Blitz, ist ein Blitz, der mit dem Verschlussablauf synchronisiert wird. Je nachdem wie breit der Schlitz zwischen den beiden Vorhängen ist, der über den Sensor läuft, wird mehrmals der Blitze gezündet, so dass der ganze Sensor streifenweise belichtet wird. Dazu braucht’s natürlich einen Blitz, der so schnell hintereinander blitzen kann.

FP1 funktioniert auch mit Studioblitzen, FP2 nur mit Systemblitzen (weil die entsprechend regelbar sind.) (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

Und wie ist es jetzt mit elektronischem Verschluss und FP?

Wenn man einen Funkauslöser (zum Beispiel den Elinchrom) auf HSS stellt, kann man zwar die Belichtungszeit frei wählen, das Bild wird aber trotzdem, je kürzer die Belichtungszeit ist, desto mehr abgeschattet. Warum? Weil eben der Sensor einen Blitz braucht, der die volle Synchronzeit leuchtet, egal wie kurz die Belichtungszeit ist. Das trifft für den mechanischen Verschluss und den elektronischen Verschluss gleichermaßen zu. Leider liefert OMDS noch keine Kameras mit 1/250s elektronischer Sync-Zeit. Der Effekt ist, wie wenn man mit einem Systemblitz HSS über Funk mit 1/2 Leistung oder weniger blitzt. Der Blitz blitzt dann zu kurz für den Verschlusslauf.

Und FP TTL mit einem aufgesteckten Systemblitz? Sobald man die Kamera auf elektronischen Verschluss gestellt hat, weigert sich der Blitz auf FP TTL zu gehen. Warum? Weil die Synchronisation der Auslesegeschwindigkeit der Zeilen mit dem Blitz nicht zu machen ist. Beim mechanischen Verschluss funktioniert das ganz brauchbar, da man selbst bei 1/8000s und geringster Blitzleistung gleichzeitig etwa 1/25 aller Pixellinien belichten kann (kommt auf die genaue Geschwindigkeit des Verschlusses an.) Beim elektronischen Verschluss und kurzen Belichtungszeiten müsste jede Pixellinie einen eigenen Blitz erhalten. Das ist schon rein technisch im Blitz nicht mehr machbar, über eventuell dadurch entstehende Rolling-Shutter-Effekte brauchen wir gar nicht erst reden.

Viel technisches BlaBla. Kann man nun mit elektronischem Verschluss blitzen oder nicht? Man kann. Bis zur Synchronzeit. Je nach Sensor 1/15s, 1/20s, 1/50s oder 1/100s. Man sollte noch den Blitz für den „Lautlosen Verschluss“ freigeben. Geht auch FP? Nein.